Schon als ich ganz klein war, bekam ich Angst, wenn in den Nachrichten sowas wie 36 Grad in Aussicht gestellt wurde. Keine Ahnung weshalb, wetterfühlig war ich damals noch nicht. Kreislauf hatte ich auch noch nicht. Bis heute kann man mich mit kaum etwas mehr erschrecken, als mit der Ankündigung einer Hitzewelle. Und nun ist es wieder soweit, für Samstag sind 34 Grad versprochen, am Sonntag werden es 37 Grad.
Das hat gravierende Auswirkungen auf mein Privatleben. Hab ich doch gleich mal die Wochenendreise nach Münster abgesagt. Im ICE ohne funktionierende Klimaanlage - no way. Am Bahnhof überlegen, wie ich ins Hotel komme - never ever. Später auf dem Fest kollabieren - ohne mich.
Schön, sagten meine Freunde, da kannst du ja am Freitag doch mit in die Hafenbar kommen. Bei 32 Grad? Nicht mit mir.
Schwimmen gehen? Nur noch morgens vor dem Büro. Abends zwecklos, wegen Überfüllung.
Mit dem Rad ins Büro? Nur mit dem E-Bike, das kongeniale Fortbewegungsmittel bei Gluthitze. Gut, dass ich es nicht verkauft habe. Fahrtwind ohne Anstrengung. Stau - mir doch egal.
Morgen früh muss ich in den Keller, den Standventilator nach oben holen. Unverzichtbar. Angeblich sollen es schon Mittwoch 35 Grad werden.
Wie schön, dass ich Außenjalousien habe. Ich werde Fort Knox aus der Wohnung machen.
Wie blöd, dass ich eine Wand aus Glasbausteinen habe. Die war mal ein Argument, die Wohnung zu mieten. Bei Hitze die Hölle, heizt sich derart auf, dass es in dem Zimmer überhaupt nicht auszuhalten ist.
Mir ist jetzt schon blümerant. Es wird schlimm. Schlafzimmer zur Ostseite. Da habe ich gleich von der ersten Sekunde was von. 40 Grad Fieber morgens um 5 Uhr. So fühlt es sich an, falls ich um 4 Uhr nicht aufwache, um die Rolladen herunterzuziehen. Falls ich überhaupt schlafe. Wohl eher nicht.
So, das war jetzt eine schöne Einstimmung. So ein richtig schöner vorweggenommener Katastrophenbericht eines Sonntagskindes, das im eisigen Winter geboren und auf die Terasse geschoben wurde, damit es genug frische Luft bekommt. Das ist meine Prägung. Gelbe Wände und Angst vor Hitze. Meine Eltern sind schuld.
Dienstag, 30. Juni 2015
Freitag, 26. Juni 2015
Ungeschminkt ganz oben
Morgens ist gleich was schief gelaufen. Bei all dem Gesuche nach Klamotten, in denen ich mich am Abend nicht underdressed fühlen sollte, lief mir das Zeitmanagement aus dem Ruder. Gesicht malen ging nicht mehr, macht nix, dachte ich, hab ja auch alles in der Tasche. Hatte ich aber nicht. Anfängerfehler. Wechselt man die Taschen, muss auch der Inhalt mit.
Da stand ich nun im Büro und überlegte, den Abendtermin abzusagen. Aber geziemt sich das für eine erwachsene Frau? Eine Verabredung abzusagen, weil keine Schminke da ist? Ein berühmter Modeschöpfer hat den Heroin-Look erfunden, als er mich ungeschminkt an der Mülltonne gesehen hat. Kommt es nicht viel mehr auf innere Werte an? Und wird meine Begleitung, eine Frau von Format und Grandezza, nicht genügend von mir ablenken, bzw. eine ausreichend narzisstische Verlängerung sein?
Meine Freundin ist in gewisser Hinsicht ein Problembär. Egal, wo sie hingeht, sie ist immer sie selbst. Ich hingegen bin ein Chamäleon, kann mich meiner Umgebung bis zur Unkenntlichkeit anpassen. Fehlende Ich-Identifikation. Das kommt von meiner schweren Kindheit in Niedersachsen. Ich wäre ja manchmal lieber wie sie. Wir waren zwar nicht direkt bei der Queen eingeladen, aber so ähnlich. Sommerfest in einer Kanzlei, da laufen im Prinzip 200 ausgesucht gewandete Könige herum. Männer, denen ich höchstens freundlich zunicke, aber die ich niemals ansprechen würde, außer "Pardon, darf ich mal an Ihnen vorbei?".
Sie ist da ganz anders. Als wir auf der Terasse ankommen, geht sie stracks auf zwei Herren zu, die lässig am Geländer lehnen "Darf ich da mal hin?", quetscht sich zwischen sie und schaut mich auffordernd an. "Na, komm doch her." - "Aber da stehen doch..." - "Ach, die sind doch viel größer als wir, die können doch über uns hinweg die schöne Aussicht genießen." Sie zieht mich zu sich heran und ich denke, dass es immer wieder eine Mutprobe ist, sie mitzunehmen.
Sie mischt auch sonst gleich den Laden auf, denn das Flying Buffet fliegt in erster Linie an uns vorbei; die Kellner balancieren das Tablett mit ausgestrecktem Arm hoch über ihre Köpfe an uns vorbei - man muss ihnen schon ein Bein stellen, um nicht zu verhungern. Nur der Champagner wird in Strömen nachgegossen, was mir persönlich nichts nutzt, ich trinke nur Wasser, wegen meines japanischen Gens.
Meine Freundin schließt Freundschaft mit den Champagnermädchen und animiert sie, die Kellner mit den Häppchen direkt zu uns zu schicken. Nachdem sie cirka fünf Mädchen eindringlich über unsere Hungersnot in Kenntnis gesetzt hat, läuft es ein bißchen besser und ich halte mein ungeschminktes Gesicht in Richtung Französischer Dom. Ich denke, sie lenkt genügend von mir ab. Außerdem bin ich ihr sehr dankbar, denn sie organisiert zwei Barhocker für uns. Der Abend läuft wie geschmiert, die Luft ist lau, die Aussicht herrlich.
Am Ende coacht sie den Koch, der an einer festen Station irgendwelche Knödel serviert und ihr anvertraut, wie sehr er unter seinem Job leidet. Kein Wunder, sagt sie mir, Köche koksen den ganzen Tag und in der Küche hat man immer nasse Füße und wird stets angebrüllt. Nachdem der junge Mann ausreichend therapiert ist, gehen wir und ich bin wieder erstaunt, wieviel Leben auf der Straße ist und fahre ein bißchen wehmütig zurück in mein 'Grab im Grünen'.Schon sehr still hier.
Da stand ich nun im Büro und überlegte, den Abendtermin abzusagen. Aber geziemt sich das für eine erwachsene Frau? Eine Verabredung abzusagen, weil keine Schminke da ist? Ein berühmter Modeschöpfer hat den Heroin-Look erfunden, als er mich ungeschminkt an der Mülltonne gesehen hat. Kommt es nicht viel mehr auf innere Werte an? Und wird meine Begleitung, eine Frau von Format und Grandezza, nicht genügend von mir ablenken, bzw. eine ausreichend narzisstische Verlängerung sein?
Meine Freundin ist in gewisser Hinsicht ein Problembär. Egal, wo sie hingeht, sie ist immer sie selbst. Ich hingegen bin ein Chamäleon, kann mich meiner Umgebung bis zur Unkenntlichkeit anpassen. Fehlende Ich-Identifikation. Das kommt von meiner schweren Kindheit in Niedersachsen. Ich wäre ja manchmal lieber wie sie. Wir waren zwar nicht direkt bei der Queen eingeladen, aber so ähnlich. Sommerfest in einer Kanzlei, da laufen im Prinzip 200 ausgesucht gewandete Könige herum. Männer, denen ich höchstens freundlich zunicke, aber die ich niemals ansprechen würde, außer "Pardon, darf ich mal an Ihnen vorbei?".
Sie ist da ganz anders. Als wir auf der Terasse ankommen, geht sie stracks auf zwei Herren zu, die lässig am Geländer lehnen "Darf ich da mal hin?", quetscht sich zwischen sie und schaut mich auffordernd an. "Na, komm doch her." - "Aber da stehen doch..." - "Ach, die sind doch viel größer als wir, die können doch über uns hinweg die schöne Aussicht genießen." Sie zieht mich zu sich heran und ich denke, dass es immer wieder eine Mutprobe ist, sie mitzunehmen.
Sie mischt auch sonst gleich den Laden auf, denn das Flying Buffet fliegt in erster Linie an uns vorbei; die Kellner balancieren das Tablett mit ausgestrecktem Arm hoch über ihre Köpfe an uns vorbei - man muss ihnen schon ein Bein stellen, um nicht zu verhungern. Nur der Champagner wird in Strömen nachgegossen, was mir persönlich nichts nutzt, ich trinke nur Wasser, wegen meines japanischen Gens.
Meine Freundin schließt Freundschaft mit den Champagnermädchen und animiert sie, die Kellner mit den Häppchen direkt zu uns zu schicken. Nachdem sie cirka fünf Mädchen eindringlich über unsere Hungersnot in Kenntnis gesetzt hat, läuft es ein bißchen besser und ich halte mein ungeschminktes Gesicht in Richtung Französischer Dom. Ich denke, sie lenkt genügend von mir ab. Außerdem bin ich ihr sehr dankbar, denn sie organisiert zwei Barhocker für uns. Der Abend läuft wie geschmiert, die Luft ist lau, die Aussicht herrlich.
Am Ende coacht sie den Koch, der an einer festen Station irgendwelche Knödel serviert und ihr anvertraut, wie sehr er unter seinem Job leidet. Kein Wunder, sagt sie mir, Köche koksen den ganzen Tag und in der Küche hat man immer nasse Füße und wird stets angebrüllt. Nachdem der junge Mann ausreichend therapiert ist, gehen wir und ich bin wieder erstaunt, wieviel Leben auf der Straße ist und fahre ein bißchen wehmütig zurück in mein 'Grab im Grünen'.Schon sehr still hier.
Mittwoch, 24. Juni 2015
Hypochonder im Ersthelferkurs
Ich bin so'ne Art Sonderbeauftragte. Alles Unangenehme ist kraft natürlicher Auslese mein Job. Unter anderem bin ich die Ersthelferin unserer Abteilung. Ich hatte mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, denn einem gemütsarmen Sanitäter einen ganzen Tag zuhören zu müssen, was er an Splattermovies zu Gehör bringen möchte, ist für eine Hypochonderin kein Spaß.
Ich sitz dann da, die Hände in die Stuhllehne verkrampft, Adrenalin schießt durch meine Adern (oder Venen, was weiß denn ich), mein Ruhepuls pendelt sich bei 110 ein und mein ganzes Sinnen ist darauf ausgerichtet, alles sofort wieder zu verdrängen, was ich eben gehört habe. Und das gelingt auch. Ich lerne immer wieder auf's Neue, wie die stabile Seitenlage geht und ab wann ich reanimieren muss.
Manches bleibt hängen, die ganz dramatischen Sachen, wie zum Beispiel, dass man, wenn man im Eis einbricht und das Glück hat, aus dem Wasser gefischt zu werden, die Sache damit noch längst nicht ausgestanden ist. Man darf dann nämlich nicht in warme Decken gehüllt vor dem Kamin abgelegt werden, weil das Herz dann sofort versteinert; das sogeannte Stone Heart Syndrom. Als ich Freunden davon berichtete, fingen die furchtbar an zu lachen "Wenn sie jetzt im Winter nach Hause kommt, bleibt sie zur Sicherheit noch eine Weile im Mantel im Flur stehen, zur langsamen Erwärmung." Ha ha.
Heute zur Auffrischung. Der Sanitäter hat eine Präsentation mitgebracht, die mich traumatisiert. Bilder. Schreckliche Bilder. Schlüssel im Auge. Ein aufgeschlitztes Pferd in der Windschutzscheibe. Ein aufgespießter Torero. Ein Parcour-Jugendlicher, der sich entmannt und den Kiefer gebrochen hat. Der unvermeidliche Ewald Lienen. Ich könnte noch stundenlang weiter erzählen. Mach ich aber nicht. Ich will ja vergessen.
Ich stopfte mir die Finger in die Ohren und wimmerte "Katzenbabies, Katzenbabies". Ich setzte meine Brille ab, denn obwohl ich die meiste Zeit die Augen geschlossen hielt, überraschte er listig mit einem kleinen Klick mit immer neuen Gräuslichkeiten auf dem Smartboard. Er hatte viel Spaß dabei, unser Aufstöhnen und Gequieke war sein Applaus. Oder Lebenselixier. Oder eine Form von Müll abladen. Solche Erinnerungen sind ja quasi Sondermüll. Ich krieg ja sowas tagelang nicht raus. Und dann gibt es andere, die schauen sich Enthauptungsvideos freiwillig an. Die suchen extra danach. Mir un-be-greif-lich.
Um mein entzündetes Hirn zu beruhigen, bin ich mit der halben Firma zum Team Staffel Lauf gelatscht, die brauchten noch Jubel-Perser-Berliner. Außerdem schrieb mir ein geschätzter Kollege:
"Da ich zur Jugendweihe schwören musste, alles, also wirklich alles, zu tun, um den Frieden und den Sozialismus ( das war früher natürlich das selbe ) zu schützen und voranzubringen, habe ich sozusagen um des lieben Friedens Willen zugestimmt, ganz hinten auf der Ersatzläuferliste zu stehen.
Im Ergebnis halte ich fest, dass die Ausbildung an "imperialistischen Westschulen" die Themen Zuverlässigkeit, Einsatzbereitschaft und Kollektivgeist (Team Sprit / Esprit de Corps) nach wie vor nicht zu vermitteln vermag.
Das geht soweit, dass hochgebildete (naja, wie gesagt am imperialistischen Maßstab gemessen hoch) Kollegen tatsächlich wegen eines zwickenden Knies oder Schluckauf o.ä. Ihre vier Staffelkameraden an der Startlinie verrecken lassen würden, wäre nicht in der Hinterhand die "Rettende Rennschnecke" (neuer Kampfname zur Motivation im sozialistischen Wettbewerb)!
So siehts doch aus. Natürlich gibt es rühmliche Ausnahmen, die früher sicher zu viel Osten geguckt haben. Genug gejammert! Ich sehe Dich auf der Stecke."
Ich weiß, wann ich gebraucht werde.
Gottseidank kam Maskottchen Fridolin vorbei, ein armer Student, der in einem albernen Fellkostüm steckte, zwecks Fotos mit Passanten. Ich schmiegte mich entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten in seine Arme und wollte, dass er mir bis auf weiteres nicht von der Seite weicht. Mir war entschieden nach was Putzigem.
Ich sitz dann da, die Hände in die Stuhllehne verkrampft, Adrenalin schießt durch meine Adern (oder Venen, was weiß denn ich), mein Ruhepuls pendelt sich bei 110 ein und mein ganzes Sinnen ist darauf ausgerichtet, alles sofort wieder zu verdrängen, was ich eben gehört habe. Und das gelingt auch. Ich lerne immer wieder auf's Neue, wie die stabile Seitenlage geht und ab wann ich reanimieren muss.
Manches bleibt hängen, die ganz dramatischen Sachen, wie zum Beispiel, dass man, wenn man im Eis einbricht und das Glück hat, aus dem Wasser gefischt zu werden, die Sache damit noch längst nicht ausgestanden ist. Man darf dann nämlich nicht in warme Decken gehüllt vor dem Kamin abgelegt werden, weil das Herz dann sofort versteinert; das sogeannte Stone Heart Syndrom. Als ich Freunden davon berichtete, fingen die furchtbar an zu lachen "Wenn sie jetzt im Winter nach Hause kommt, bleibt sie zur Sicherheit noch eine Weile im Mantel im Flur stehen, zur langsamen Erwärmung." Ha ha.
Heute zur Auffrischung. Der Sanitäter hat eine Präsentation mitgebracht, die mich traumatisiert. Bilder. Schreckliche Bilder. Schlüssel im Auge. Ein aufgeschlitztes Pferd in der Windschutzscheibe. Ein aufgespießter Torero. Ein Parcour-Jugendlicher, der sich entmannt und den Kiefer gebrochen hat. Der unvermeidliche Ewald Lienen. Ich könnte noch stundenlang weiter erzählen. Mach ich aber nicht. Ich will ja vergessen.
Ich stopfte mir die Finger in die Ohren und wimmerte "Katzenbabies, Katzenbabies". Ich setzte meine Brille ab, denn obwohl ich die meiste Zeit die Augen geschlossen hielt, überraschte er listig mit einem kleinen Klick mit immer neuen Gräuslichkeiten auf dem Smartboard. Er hatte viel Spaß dabei, unser Aufstöhnen und Gequieke war sein Applaus. Oder Lebenselixier. Oder eine Form von Müll abladen. Solche Erinnerungen sind ja quasi Sondermüll. Ich krieg ja sowas tagelang nicht raus. Und dann gibt es andere, die schauen sich Enthauptungsvideos freiwillig an. Die suchen extra danach. Mir un-be-greif-lich.
Um mein entzündetes Hirn zu beruhigen, bin ich mit der halben Firma zum Team Staffel Lauf gelatscht, die brauchten noch Jubel-
"Da ich zur Jugendweihe schwören musste, alles, also wirklich alles, zu tun, um den Frieden und den Sozialismus ( das war früher natürlich das selbe ) zu schützen und voranzubringen, habe ich sozusagen um des lieben Friedens Willen zugestimmt, ganz hinten auf der Ersatzläuferliste zu stehen.
Im Ergebnis halte ich fest, dass die Ausbildung an "imperialistischen Westschulen" die Themen Zuverlässigkeit, Einsatzbereitschaft und Kollektivgeist (Team Sprit / Esprit de Corps) nach wie vor nicht zu vermitteln vermag.
Das geht soweit, dass hochgebildete (naja, wie gesagt am imperialistischen Maßstab gemessen hoch) Kollegen tatsächlich wegen eines zwickenden Knies oder Schluckauf o.ä. Ihre vier Staffelkameraden an der Startlinie verrecken lassen würden, wäre nicht in der Hinterhand die "Rettende Rennschnecke" (neuer Kampfname zur Motivation im sozialistischen Wettbewerb)!
So siehts doch aus. Natürlich gibt es rühmliche Ausnahmen, die früher sicher zu viel Osten geguckt haben. Genug gejammert! Ich sehe Dich auf der Stecke."
Ich weiß, wann ich gebraucht werde.
Montag, 22. Juni 2015
Liebhaber
"Und, was läuft bei dir so?" fragt er.
"Nichts."
"Ha! Bei mir auch nicht. Hatte das letzte Mal Sex vor einem Jahr."
"Ich erinnere mich, ich war dabei."
Er lacht.
"Wenn wir so weitermachen, warst du meine letzte Frau und ich dein letzter Mann."
"Ist der letzte Mann eigentlich genauso wichtig wie der erste Mann?"
"Na klar. Im Prinzip ist das wie gemeinsam in den Tod gehen."
"Da ist was Wahres dran."
"Dass wir am Ende doch noch so bedeutend füreinander werden."
"Hätt' ich nicht zu träumen gewagt."
"Nichts."
"Ha! Bei mir auch nicht. Hatte das letzte Mal Sex vor einem Jahr."
"Ich erinnere mich, ich war dabei."
Er lacht.
"Wenn wir so weitermachen, warst du meine letzte Frau und ich dein letzter Mann."
"Ist der letzte Mann eigentlich genauso wichtig wie der erste Mann?"
"Na klar. Im Prinzip ist das wie gemeinsam in den Tod gehen."
"Da ist was Wahres dran."
"Dass wir am Ende doch noch so bedeutend füreinander werden."
"Hätt' ich nicht zu träumen gewagt."
Samstag, 20. Juni 2015
Wichtig kommt von Wicht
Einladungen zu Veranstaltungen sind begehrt. Wenn wichtig-wichtig eine Rede hält und's was zu essen gibt, sagt Hiltrud zu Kurt sagt: "Geh da mal hin.", damit sie eine Weile Ruhe vor ihm hat. Kurt ist auch wichtig oder war es zumindest mal. Ehemals Wichtige kommen immer. Wegen Hiltrud und weil sie noch mal sehen und gesehen werden wollen.
Ich will nicht alterdiskriminierend sein, erstens werde ich selber mal alt und zweitens, weil ich verstehe, dass Hiltrud ihren Pflegeverpflichtungen temporär entkommen will. Nur wenn die Kurtchens der Nation unübersehbar dement sind, sich offenkundig 40 Jahre jünger wähnen und die Azubinen mit brüchig hohen Stimmchen anbaggern, mir absurde Gespräche aufdrängen und den ganzen Betrieb aufhalten, dann streiche ich sie von der Gästeliste.
Aber das alles ist nichts gegen die Leute, die nicht eingeladen sind. An jeder Ecke der Einladung steht in rot und fett, dass sie nicht übertragbar ist. Es werden aber bestenfalls rein kosmetische Gründe hineingelesen, womöglich denken die, ich wolle dem Layout einen farblich ansprechenden Kniff geben. Schlimmstenfalls weckt dieser Hinweis den Kampfgeist einer Sekretärin, die von ihrem Chef beauftragt wurde, ihn mit Hauen und Stechen reinzuschmuggeln, nachdem er die Einladung von irgendeinem Buddy weitergeleitet bekam.
Ich erhalte Mails in Befehlston, Herr Meier bedanke sich für die Einladung und sagt gerne zu, ich möge geschwind eine Bestätigung senden. Ich bedanke mich meinerseits für das Interesse, könne aber leider nicht helfen, da Herr Maier gar nicht eingeladen und eine Übertragung bedauerlicherweise nicht möglich sei, worauf ja bereits im Anschreiben hingewiesen wurde.
Ein paar Tage vergehen. Eine neue Mail kommt, was denn nun sei, Herr Meier will kommen, wann denn die Bestätigung komme. Seufzend greife ich zum Telefon, was jetzt kommt wird aus reinem Selbstschutz nicht verschriftlicht. Das alte Sprichwort "Wer schreibt, der bleibt" verkehrt sich hier ins Gegenteil. Besser keine Beweise hinterlassen.
"Guten Tag, hier ist blabla, ich erhalte eben Ihre Mail. Leider kann ich Ihnen nichts Positives sagen, wie schon geschrieben, ohne Einladung kann ich niemanden auf die Gästeliste setzen."
Man würde doch annehmen, dass der Adressat meines Vortrags spätestens jetzt - zwar frustriert, aber würdevoll - den Rückzug antritt. Welcher gesunde, vernunftbegabte Mensch bricht einen Streit vom Zaun, um sich mit Gewalt Einlass zu verschaffen? Tja, mehr als man denkt. Der Ton wird schärfer.
"Aber Herr Müller (der eigentlich geladene Gast) kann nicht."
Ja und? denke ich.
"Ja?" sage ich.
"Und ihm ist sehr wichtig, dass unser Unternehmen auf der Veranstaltung vertreten ist."
Mir persönlich scheißegal.
"Es tut mit leid, es handelt sich um persönliche Einladungen an einen ausgesuchten Personenkreis. Ich kann da leider gar nichts für Sie tun."
"Sagen Sie mal, ist Ihnen das nicht begreiflich zu machen? Herr Müller kann nicht und deshalb kommt Herr Meier."
Wohl kaum. Und so schon gar nicht.
Das Ganze ist nicht ungefährlich für mich. Hier ist emotionale Intelligenz gefordert. Gerne schreiben die unwichtigen Wichtigtuer ellenlange Beschwerdebriefe direkt an den Obermufti und je länger der Brief, desto alarmierter der Obermufti. Eine Gesetzmäßigkeit, die ich nie begreifen werde. Vielleicht liegt das an ihrem heimlichen Wunsch, dominiert zu werden, was sie sonst nur gegen Kohle von Fachkräften geboten bekommen.
Ich wende die Verbrüderungstaktik an.
"Schaun Sie, Sie sind Assistentin, ich bin Assistentin. Ich weiß, dass Sie auf Anordnung Ihres Chefs handeln und ich handel auf Anordnung meines Chefs. Ich bin hier nicht die Bestimmerin, die Ihnen Böses will, aber ich komme in Teufels Küche, wenn ich meine eigenen Gesetz aufstelle, wer wüsste das besser als Sie?"
Damit kriege ich sie immer.
Jedenfalls, wenn ich die Sekretärin am Hörer habe. Ist es Herr Meier himself, sieht die Sache schon wieder anders aus. Es bleibt immer ein Restrisiko, dass Meier der Nachbar eines Cousins eines alten Studienfreunds von Obermufti ist. Ich versuche, hellsichtig herauszuhören, ob Meier in die Riege der potentiellen Briefeschreiber gehört.
Falls ja, kommt er rein, da verkämpfe ich mich nicht. Falls nein, darf er gerne kommen, als Begleitperson von Herrn Müller. Das ist perfide, erzielt aber die gewünschte Wirkung, erstaunlicherweise. Es ist ein Nein, das sich wie ein Ja anhört. Denn Müller kann ja nicht, aber das vergisst Meier in dem Moment, er ist besänftigt und diese milde Sekunde muss ich umgehend nutzen, um das Gespräch zu beenden. Damit er mich in guter Erinnerung behält und nicht doch noch anfängt, lästige Briefe zu schreiben.
Hört sich anstrengend an? Ist es auch. Was von Sekretärinnen verlangt wird, wissen nur Sekretärinnen.
Ich will nicht alterdiskriminierend sein, erstens werde ich selber mal alt und zweitens, weil ich verstehe, dass Hiltrud ihren Pflegeverpflichtungen temporär entkommen will. Nur wenn die Kurtchens der Nation unübersehbar dement sind, sich offenkundig 40 Jahre jünger wähnen und die Azubinen mit brüchig hohen Stimmchen anbaggern, mir absurde Gespräche aufdrängen und den ganzen Betrieb aufhalten, dann streiche ich sie von der Gästeliste.
Aber das alles ist nichts gegen die Leute, die nicht eingeladen sind. An jeder Ecke der Einladung steht in rot und fett, dass sie nicht übertragbar ist. Es werden aber bestenfalls rein kosmetische Gründe hineingelesen, womöglich denken die, ich wolle dem Layout einen farblich ansprechenden Kniff geben. Schlimmstenfalls weckt dieser Hinweis den Kampfgeist einer Sekretärin, die von ihrem Chef beauftragt wurde, ihn mit Hauen und Stechen reinzuschmuggeln, nachdem er die Einladung von irgendeinem Buddy weitergeleitet bekam.
Ich erhalte Mails in Befehlston, Herr Meier bedanke sich für die Einladung und sagt gerne zu, ich möge geschwind eine Bestätigung senden. Ich bedanke mich meinerseits für das Interesse, könne aber leider nicht helfen, da Herr Maier gar nicht eingeladen und eine Übertragung bedauerlicherweise nicht möglich sei, worauf ja bereits im Anschreiben hingewiesen wurde.
Ein paar Tage vergehen. Eine neue Mail kommt, was denn nun sei, Herr Meier will kommen, wann denn die Bestätigung komme. Seufzend greife ich zum Telefon, was jetzt kommt wird aus reinem Selbstschutz nicht verschriftlicht. Das alte Sprichwort "Wer schreibt, der bleibt" verkehrt sich hier ins Gegenteil. Besser keine Beweise hinterlassen.
"Guten Tag, hier ist blabla, ich erhalte eben Ihre Mail. Leider kann ich Ihnen nichts Positives sagen, wie schon geschrieben, ohne Einladung kann ich niemanden auf die Gästeliste setzen."
Man würde doch annehmen, dass der Adressat meines Vortrags spätestens jetzt - zwar frustriert, aber würdevoll - den Rückzug antritt. Welcher gesunde, vernunftbegabte Mensch bricht einen Streit vom Zaun, um sich mit Gewalt Einlass zu verschaffen? Tja, mehr als man denkt. Der Ton wird schärfer.
"Aber Herr Müller (der eigentlich geladene Gast) kann nicht."
Ja und? denke ich.
"Ja?" sage ich.
"Und ihm ist sehr wichtig, dass unser Unternehmen auf der Veranstaltung vertreten ist."
Mir persönlich scheißegal.
"Es tut mit leid, es handelt sich um persönliche Einladungen an einen ausgesuchten Personenkreis. Ich kann da leider gar nichts für Sie tun."
"Sagen Sie mal, ist Ihnen das nicht begreiflich zu machen? Herr Müller kann nicht und deshalb kommt Herr Meier."
Wohl kaum. Und so schon gar nicht.
Das Ganze ist nicht ungefährlich für mich. Hier ist emotionale Intelligenz gefordert. Gerne schreiben die unwichtigen Wichtigtuer ellenlange Beschwerdebriefe direkt an den Obermufti und je länger der Brief, desto alarmierter der Obermufti. Eine Gesetzmäßigkeit, die ich nie begreifen werde. Vielleicht liegt das an ihrem heimlichen Wunsch, dominiert zu werden, was sie sonst nur gegen Kohle von Fachkräften geboten bekommen.
Ich wende die Verbrüderungstaktik an.
"Schaun Sie, Sie sind Assistentin, ich bin Assistentin. Ich weiß, dass Sie auf Anordnung Ihres Chefs handeln und ich handel auf Anordnung meines Chefs. Ich bin hier nicht die Bestimmerin, die Ihnen Böses will, aber ich komme in Teufels Küche, wenn ich meine eigenen Gesetz aufstelle, wer wüsste das besser als Sie?"
Damit kriege ich sie immer.
Jedenfalls, wenn ich die Sekretärin am Hörer habe. Ist es Herr Meier himself, sieht die Sache schon wieder anders aus. Es bleibt immer ein Restrisiko, dass Meier der Nachbar eines Cousins eines alten Studienfreunds von Obermufti ist. Ich versuche, hellsichtig herauszuhören, ob Meier in die Riege der potentiellen Briefeschreiber gehört.
Falls ja, kommt er rein, da verkämpfe ich mich nicht. Falls nein, darf er gerne kommen, als Begleitperson von Herrn Müller. Das ist perfide, erzielt aber die gewünschte Wirkung, erstaunlicherweise. Es ist ein Nein, das sich wie ein Ja anhört. Denn Müller kann ja nicht, aber das vergisst Meier in dem Moment, er ist besänftigt und diese milde Sekunde muss ich umgehend nutzen, um das Gespräch zu beenden. Damit er mich in guter Erinnerung behält und nicht doch noch anfängt, lästige Briefe zu schreiben.
Hört sich anstrengend an? Ist es auch. Was von Sekretärinnen verlangt wird, wissen nur Sekretärinnen.
Mittwoch, 17. Juni 2015
Ein Brief (Gastbeitrag)
"Liebe Annika,
in dieser Woche steckt der Wurm.
Am Montag mit dem Rad zur Arbeit. Nach 3 km bricht mir ein Stück der Gangschaltung ab. 32 Jahre alt. Ersatzteile gibt es nicht mal mehr auf dem Flohmarkt. Der Fahrradhändler meines Vertrauens hat mich immer vor diesem Tag gewarnt!
2 km weiter - komische Geräusche am Hinterrad. Mein treuer Gefährte war erst vor 2 Wochen in der Werkstatt. Neuer Ständer, neue Schutzbleche. Super Rad, sagte der Händler. 500 m weiter ein metallisches Scheppern. Ich halte. Speiche gebrochen. Ich wusste nicht mal, dass das geht!
Mit dem Augenaufschlag einer 50jährigen brachte ich den Typen an der Tanke dazu, mir die Speiche mit dem Seitenschneider raus zu knipsen. Fahre weiter, um dann kurz drauf in den Gebläsestaub der BSR zu geraten, die gerade alte Bäume hexelte.
Ich beschloss, das mit dem Rad zukünftig zu lassen.
Von meinem angespannten Chef zu schreiben, würde Seiten füllen. Das lass ich mal. Nur so viel, er füllte meinen Dienstag, da war der Tag gelaufen.
Heute nun, es ging voran. Sogar die Azubine hatte mal eine Drei. Ich war froh!
Um 18 Uhr schob ich den Bleistift in die Schublade und fuhr – mit dem Auto - zum Sport.
Nun stand mir nach diesem entspannten Tag nicht gleich der Sinn nach dem schweißigen quälen der eigenen Muskulatur. Es sollte vorher noch ein Erfolgserlebnis her. Hätte ich es mal gelassen.
Da meine Muckibude ja mitten in der Schlossstraße liegt, meinen Einkaufsparadies schlechthin, war der Weg zu Karstadt nicht weit. Aufgrund des anstehenden Urlaubs und der Weitsicht bzgl. meines Kontostands, sollte es diszipliniertes shoppen sein. Etwas, was ich brauche.
Die Strumpfhose, die ich heute trug, war kaum zu spüren, man sah sie auch kaum. Und sie hielt schon so lange. Da sollte noch eine zweite her.
Ich also in die Feinstrumpfabteilung. Mein Blick schweifte durch die Gassen. Niemand zu sehen. Dann, der Personalgang öffnete sich. 3 Frauen in Freizeitklamotte und Tasche unterm Arm stürmten an mir vorbei. Sichtlich bemüht, mir nicht in die Augen zu blicken. Das roch nach Feierabend.
Wo war Nr. 4? So ein Riesenladen würde doch nicht so eine beratungsintensive Abteilung um 18:30 Uhr verweist zurück lassen.
Ich um die Ecke gekuckt. Düfte und Diverses. Ein gutaussehender, netter Mann blickt mich von unten an. 1 Kopf kleiner. Er schaute verstört mit mir in der Abteilung herum. Wir blickten auf das einzige weibliche Wesen - hinter der Kasse stehend. Ein kurzer Schlagabtausch zwischen ihm und ihr und es war klar, da kommt nichts mehr.
Sie, hinter der Kasse gefangen, konnte mir nicht helfen. Und das, obwohl ich mitten im Laden den Reißverschluss vom Rock aufriss um ihr das Bündchen meiner Strumpfhose zu zeigen.
- Da muss ich die Firma kennen, meinte sie.
Na, wenn ich die Firma kennen würde, bräuchte ich ja keine Verkäuferin, dachte ich im Stillen.
Die kompetenten Damen kämen erst am nächsten Tag um 10 oder 11 Uhr. So genau wisse man das nicht. Die Beschwerdeabteilung lag im dritten Stock und da war sicher auch kein Mensch mehr da. Ich verließ den Laden mit geschontem Geldbeutel, jedoch leicht frustriert. Mein Hunger nach Abwechslung war also noch nicht gestillt.
Nach kurzem überlegen fiel die Wahl auf Augencreme. Meine war fast alle und die Reservetube im Schrank war im Oktober 2013 abgelaufen, wie ich heute Morgen feststellen durfte. Passt ja zur Woche!
Ich also auf zu DM, der Drogerie meines Vertrauens.
Da stand ich nun vor 1.000 Tuben, wieder allein gelassen und ohne Beratung. Hier mit Soja (bin Birkenallergiker), da mit Farbe, mal zum abschwellen, mal zum entpigmentieren. Ich war überfordert und wollte nicht schon wieder die Hausmarke kaufen. Wenn schon nur was vernünftiges, dann was Gutes.
Ich schwankte zwischen einem Notkauf von Nivea für reife Haut (7,95 €) und Balea mit Farbe (3,95 €). Hatte kurz den Gedanken, beide zu kaufen. Fand das zu teuer und ging.
Mein Weg sollte mich zu Douglas führen.
Ich also rein und schau mich um. Blondie hinter der Kasse lächelt mich an.
- Kann ich helfen?
- Haben Sie Gesichtspflege?
- Selbstverständlich.
- Augencreme?
- Was benötigen Sie?
Ich, ratlos wie bei DM, zeige ihr meine Augenfältchen und meine:
- Was für meine Augenpartie?
Sie schaut verwirrt an und mir dämmert: „Die kennt sich nicht aus.“
Sie lächelt wieder und ich weiß, sie blickt es: „Die kennt sich nicht aus!“
Sie parkt mich freundlich vor einem Regal mit hübschen, grünen Päckchen und kassiert schnell noch eine Kundin ab. Bei Douglas kann man also auch bedienen und kassieren.
Die Päckchen haben keine Preise. Ich überlege, ob ich mich davon schleiche, da steht sie schon neben mir.
Sie preist die Augencreme an. Das Zeug hat viele tolle Inhaltstoffe, voll vegan, was mir als Fleischfresser voll am Ärmel vorbei geht, und sieht komisch aus. Kostet 23,90 €. Es arbeitet fieberhaft in mir, wie ich aus der Nummer wieder raus komme. Da, ein Gedanke!
- Können Sie mir noch eine andere Alternative zeigen?
- Selbstverständlich, z. B. von Clinique
Das Regal liegt weiter hinten im Laden, was mich zu der Hoffnung bewegt, es könnten Ladenhüter sein. Du siehst, ich kaufe nie bei Douglas.
Wir stehen also traut beisammen und sie reicht mir Verpackung über Verpackung. Die mit Kamille wiegle ich ab => Allergie.
Dann gehen mir die Argumente aus. Ich sehe bei vollem Bewusstsein zu, wie es mir nicht gelingt, dieser kleinen blonden Frau, die nicht mal meinen Hauttyp bestimmen kann, eine Augencreme auszuschlagen. Ich, die je nach Notwendigkeit grimmig, streng und milde auf Mitmenschen jedweder Couleur blickt und souverän, offen, verschlagen oder salomonisch argumentieren kann. Ich scheitere bei Douglas.
Sie begleitet das Schaf zur Kasse, kassiert 39,95 € und gibt mir noch eine Probe Augencreme mit, die es mit DM aufnehmen kann. Ich habe bei Nichteintreffen des Erfolgs 30 Tage Rückgabegarantie. Ein schwacher Trost.
Ich schleiche geduckt durch die Passage, geißele mich ordentlich beim Sport und weiß:
Das darf ich keinem erzählen!
Ich hoffe deine Woche hat es nicht auch so in sich wie meine. Ich genehmige mir jetzt noch ein Gläschen Rotwein und schaue mir eine Schnulze an. Wahrscheinlich ist nichts auf der Festplatte.
Ganz liebe Grüße von
K."
Zur Veröffentlichung freigegeben.
Sonntag, 14. Juni 2015
Was ich dir immer schon mal sagen wollte
"Darf ich dir einen Rat geben?"
"Na klar."
"Also, wenn du einen Mann das erste Mal triffst, geh lieber nicht mit ihm essen."
Um Himmels Willen. Sabber ich?
"Nee, es geht nicht um Tischmanieren. Aber dir ist entweder zu kalt oder zu warm, zu hell, zu dunkel, der Stuhl ist unbequem oder es zieht zu doll. Und ich könnte mir vorstellen, dass ein Mann denkt, die ist mir zu anstrengend. Bist du ja außerhalb von Restaurants gar nicht, aber das weiß er nicht."
"Aha, also Kino geht? Oder bin ich da auch verhaltensauffällig?"
"Naja, seitdem die Plätze nummeriert sind, ist alles gut. Du setzt dich ja gerne um."
Stimmt, ich setze mich gerne um. Sitzen ist eine Wissenschaft für sich. Ich bin nicht zu gebrauchen, wenn ich nicht gut sitzen kann. Eine lässliche Schwäche, fast liebenswert in Relation zu dem, was eine andere Freundin nicht länger zu verschweigen in der Lage war. Was einfach mal gesagt werden musste.
Wogegen ich prinzipiell nichts habe. Ist kein Mann im Hause, der ab und an mal meckert, verschrullt man womöglich.
Zurück zurHinrichtung Charakteranalyse: ich sei oberflächlich, politisch sowieso rechts (weil ich dort arbeite, wo ich arbeite), würde mich kleiden wie eine 'Sexbombe' (ich hab nicht mal Schuhe mit hohen Absätzen), deshalb sei ich auch Single, denn ein Mann auf der Suche nach einer 'Beziehung auf Augenhöhe', stünde nun mal nicht auf 'Porno' und wahrscheinlich habe ich schon viele Freundinnen verloren, wegen meiner 'Tussi-Art'.
Das brach so alles aus ihr raus, während ich sie stumm ansah, mein Croissant in der Hand, kauen konnte ich nicht mehr, eigentlich nicht mal mehr atmen. Ich sah mich um. Mit wem redet sie nur? Und über wen?
Whow, ich hab eine Freundin, die mich überhaupt nicht leiden kann. Und ich hab's nicht mal gemerkt.
Natürlich den anderen Freundinnen berichtet. Von haltlosem Gelächter bis hin zu entgleisten Gesichtszügen alles dabei.
"Ey, wenn da irgendwo ein Fünkchen Wahrheit drin steckt, dann sag es mir jetzt, die Gelegenheit ist günstig."
"Nein, aber darf ich dir einen Rat geben?"
Siehe oben.
Ansonsten wähle ich ab morgen CDU oder Schlimmeres, abonniere Closer und Inside, geh ins Nagelstudio und kauf mir ne pinke Glitzerhülle für's Smartphone - fertig ist die Tussi. Und ich halte Diät und mach ganz viel Sport. Bei all dem Gelächter zum Thema Sexbombe... Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Wenn schon ein Mensch schon jetzt derlei in mir sieht, werde ich den Rest auch noch rumkriegen.
"Na klar."
"Also, wenn du einen Mann das erste Mal triffst, geh lieber nicht mit ihm essen."
Um Himmels Willen. Sabber ich?
"Nee, es geht nicht um Tischmanieren. Aber dir ist entweder zu kalt oder zu warm, zu hell, zu dunkel, der Stuhl ist unbequem oder es zieht zu doll. Und ich könnte mir vorstellen, dass ein Mann denkt, die ist mir zu anstrengend. Bist du ja außerhalb von Restaurants gar nicht, aber das weiß er nicht."
"Aha, also Kino geht? Oder bin ich da auch verhaltensauffällig?"
"Naja, seitdem die Plätze nummeriert sind, ist alles gut. Du setzt dich ja gerne um."
Stimmt, ich setze mich gerne um. Sitzen ist eine Wissenschaft für sich. Ich bin nicht zu gebrauchen, wenn ich nicht gut sitzen kann. Eine lässliche Schwäche, fast liebenswert in Relation zu dem, was eine andere Freundin nicht länger zu verschweigen in der Lage war. Was einfach mal gesagt werden musste.
Wogegen ich prinzipiell nichts habe. Ist kein Mann im Hause, der ab und an mal meckert, verschrullt man womöglich.
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Das brach so alles aus ihr raus, während ich sie stumm ansah, mein Croissant in der Hand, kauen konnte ich nicht mehr, eigentlich nicht mal mehr atmen. Ich sah mich um. Mit wem redet sie nur? Und über wen?
Whow, ich hab eine Freundin, die mich überhaupt nicht leiden kann. Und ich hab's nicht mal gemerkt.
Natürlich den anderen Freundinnen berichtet. Von haltlosem Gelächter bis hin zu entgleisten Gesichtszügen alles dabei.
"Ey, wenn da irgendwo ein Fünkchen Wahrheit drin steckt, dann sag es mir jetzt, die Gelegenheit ist günstig."
"Nein, aber darf ich dir einen Rat geben?"
Siehe oben.
Ansonsten wähle ich ab morgen CDU oder Schlimmeres, abonniere Closer und Inside, geh ins Nagelstudio und kauf mir ne pinke Glitzerhülle für's Smartphone - fertig ist die Tussi. Und ich halte Diät und mach ganz viel Sport. Bei all dem Gelächter zum Thema Sexbombe... Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Wenn schon ein Mensch schon jetzt derlei in mir sieht, werde ich den Rest auch noch rumkriegen.
Mittwoch, 10. Juni 2015
Inner Filmbrangsche
Die Auftragsmörderin und ich befüllen unsere Teller mit Häppchen und gehen damit in den Garten. Sofort bittet uns ein Ehepaar an seinen Stehtisch, als wir uns suchend umsehen.
Er hat sich als Intellektueller verkleidet, aber vergessen, seine Nasenhaare zu entfernen, was verrät, dass er kein junger Wilder ist, denn die halten auf sich heutzutage, schätze ich. Er teilt uns mit, dass er extra aus Bremen angereist ist, und annimmt, dass er eingeladen wurde, weil er aus der Wind-Branche kommt. Extra aus Bremen, obwohl er ihn schon am Sonntag auf der heimischen Couch sehen könnte. Erlebnishungrig ist er schon mal. Und weshalb denn wir eingeladen sind.
Die Auftragsmörderin erzählt, dass sie aus der Filmbrangsche kommt und ich, dass ich aus der Assistentinnenbrangsche komme. Gleich kommen lauter Kumpel der Auftragsmörderin um die Ecke, was ich nicht anders erwartet habe. Das nutzt der Hamburger Freund des Bremer Ehepaares, der mir in epischer Breite vom Schlaganfall seiner Frau erzählt, die nie geraucht oder getrunken hat, ganz dünn und unheimlich sportlich sei.
Ein dritter Bekannter des Ehepaares gesellt sich dazu. "Ahh, hier wird geraucht, da stell ich mich zu. Also, nicht nur, weil Sie rauchen, sondern auch, weil Sie hübsch anzusehen sind beim rauchen." Was verrät, dass er ein hornalter Mann ist, mit gefärbten Haaren zwar, und Nichtraucher seit kurzem, aber eben doch irgendwie sehbehindert, bzw. ich für ihn in die Kategorie 'junges Dingelchen' falle, in der mich im Normalfall aber niemand mehr verortet. Aber ich will nicht schon wieder jammern, der Abend war angenehm.
Über den Film darf ich nichts sagen, aber Fans werden auf ihre Kosten kommen, nehme ich an, schöne Musik ist auch dabei.
Als der Film zuende ist, wird eine Diskussion in Aussicht gestellt, mit den Schauspielern und was weiß ich, wem noch alles, da empfehle ich mich rasch und weiß die Auftragsmörderin in guten Händen von Kollegen.
Der Praktikant (3)
Muss noch mal auf unseren Praktikanten zurückkommen.
Er durchbricht eine meiner ehernen Lebensregeln: wann immer ich jemanden kennenlerne (egal ob Frau oder Mann) und schon in den ersten fünf Minuten eine starke Abneigung spüre, werden das später meine besten Freunde. Umgekehrt gilt das ebenso: Herzergreifende Sympathie auf den ersten Blick: das wird nix.
Der Praktikant hat es in Monaten nicht geschafft, auch nur einen Funken Zuneigung in mir zu wecken. Und das ist eigentlich eine Kunst, denn ich bin willens und in der Lage, etwas Gutes in fast jedem Menschen zu sehen und wenn das nicht, genug Mitgefühl zu entwickeln für eine offenbar so verkorkste Kindheit, dass nichts anderes bei rumkommen konnte. Das besänftigt mich und stimmt mich milde.
Jener hier ist absolut unfähig, irgendwas zu merken. Nein, er ist kein Autist. Außer, es gibt Autisten, die sich wie Klassenclowns aufführen. Mir war nicht bekannt, dass man so wenig merken kann, außer man ist bei Mama und Papa Rindenmulch aufgewachsen. Ein gütiger Blick auf ihn ist mir nicht möglich, denn er setzt täglich einen oben drauf.
"Kannst du mir helfen?"
Er, mit fester Stimme: "Nein."
"Warum nicht, was machst du gerade?"
Er: "Das tut doch wohl nichts zur Sache."
Leider darf ich Praktikanten nicht schlagen.
Letzte Woche hat er den Vogel abgeschossen. Ganz wichtige Veranstaltung, mit Senatoren, etc. blabla, die gesamte Berliner Lokalpolitik auf'm Hof. Die stehen dann immer so in Grüppchen, warten auf den Obermufti, lassen sich fotografieren - und wer steht mittenmang dabei? Genau. Wer steht solange im Grüppchen und starrt die an, bis sich einer erbarmt und fragt, wer er eigentlich ist? Genau. Und wer steht 10 Meter entfernt, zischend "Schaff mir den da einer weg, sonst vergesse ich mich"? Genau.
Er durchbricht eine meiner ehernen Lebensregeln: wann immer ich jemanden kennenlerne (egal ob Frau oder Mann) und schon in den ersten fünf Minuten eine starke Abneigung spüre, werden das später meine besten Freunde. Umgekehrt gilt das ebenso: Herzergreifende Sympathie auf den ersten Blick: das wird nix.
Der Praktikant hat es in Monaten nicht geschafft, auch nur einen Funken Zuneigung in mir zu wecken. Und das ist eigentlich eine Kunst, denn ich bin willens und in der Lage, etwas Gutes in fast jedem Menschen zu sehen und wenn das nicht, genug Mitgefühl zu entwickeln für eine offenbar so verkorkste Kindheit, dass nichts anderes bei rumkommen konnte. Das besänftigt mich und stimmt mich milde.
Jener hier ist absolut unfähig, irgendwas zu merken. Nein, er ist kein Autist. Außer, es gibt Autisten, die sich wie Klassenclowns aufführen. Mir war nicht bekannt, dass man so wenig merken kann, außer man ist bei Mama und Papa Rindenmulch aufgewachsen. Ein gütiger Blick auf ihn ist mir nicht möglich, denn er setzt täglich einen oben drauf.
"Kannst du mir helfen?"
Er, mit fester Stimme: "Nein."
"Warum nicht, was machst du gerade?"
Er: "Das tut doch wohl nichts zur Sache."
Leider darf ich Praktikanten nicht schlagen.
Letzte Woche hat er den Vogel abgeschossen. Ganz wichtige Veranstaltung, mit Senatoren, etc. blabla, die gesamte Berliner Lokalpolitik auf'm Hof. Die stehen dann immer so in Grüppchen, warten auf den Obermufti, lassen sich fotografieren - und wer steht mittenmang dabei? Genau. Wer steht solange im Grüppchen und starrt die an, bis sich einer erbarmt und fragt, wer er eigentlich ist? Genau. Und wer steht 10 Meter entfernt, zischend "Schaff mir den da einer weg, sonst vergesse ich mich"? Genau.
Montag, 8. Juni 2015
Geld gibt es in allen guten Banken. Nicht.
Meine Bank ist geschlossen, obwohl noch nicht 18 Uhr ist. Durch die Glastür sehe ich Mitarbeiter ratlos an der Kasse stehen. Ich steh im Vorraum und der Automat spuckt kein Geld raus. Mir wird durch die Glastür bedeutet, es sei alles kaputt, ich solle mal zur Dingsbank gehen, vielleicht klappt es dort.
Draußen vor der Tür steht ein hundertjähriges Mütterlein, sie schließt ihr Rad an, ich sage ihr, hat keinen Zweck, drinnen gibt es kein Geld, aber bei der Dingsbank soll es noch was geben.
Ich geh 100 Meter weiter, in die andere Bank, da gibt es auch kein Geld. Alles weg von Fremdkunden wie mir. Geh zurück zum Auto, kommt mir das Mütterlein entgegen.
"Tut mir leid, da gibt es auch kein Geld mehr."
"Das ist ja alles sehr undurchsichtig. Da stimmt doch was nicht. Ich habe ja keine Ahnung von Banken, aber ich habe Banker in der Familie, und die erzählen so einiges, ich sage Ihnen, da gehen undurchsichtige Sachen vor."
Ich betrachte sie, sie ist sicher über neunzig, gebeugt, mit einem fusseligen Oberlippenbart, Sie hat ihre Haare zu einem Dutt gezwirbelt und entspricht damit praktisch dem Hipster Look. Sie hat eine karierte, hochgeschlossene Bluse an, die in einem langen Rock steckt, wiegt höchstens 48 Kilo, wirkt insgesamt schon reichlich fahl. Aus sehr alten Menschen weicht alle Farbe. Ich frage mich, wie sie noch unfallfrei aufs Rad kommt, ein altes 26er Mädchenrad schiebt sie, sie ist eine Greisin, wie sie im Buche steht. Eine sehr freundliche, sehr sanfte Oma. Deshalb nehme ich mir ein bisschen Zeit.
"Meines Wissens streiken die Sicherheitsfirmen, die das Geld abholen, jetzt ist keins mehr da."
"Ach, das ist doch alles eine sehr undurchsichtige Sache. Naja, ich habe noch 20 Mark, da kann ich mir.. wissen Sie, ich esse so gerne... Pellkartoffeln."
"Esse ich auch gerne."
"Wirklich? Sie auch? Manchmal mache ich mir noch abends um halb zehn welche, aber dann ärgere ich mich."
"Warum das denn?"
"Ja, weil das doch nicht die rechte Beschäftigung ist für die Nacht. Da kann man seine Zeit ja auch sinnvoller nutzen."
Ich frage mich, was mit über neunzig noch sinnvoller sein könnte, als sich zu später Stunde sein Lieblingsessen zu kochen.
"Aber essen ist doch toll und wenn Sie Hunger haben, ist doch okay."
"Die Nächte sind dann aber nicht mehr so gut, wenn man so spät noch in der Küche steht, aber man muss sich auch mal was gönnen, nicht?"
"Unbedingt."
Herrje, was für eine Generation. Ich bin gerührt über soviel Bescheidenheit. So ein langes Leben und am Ende steht man in der Küche, kocht sich Pellkartoffeln und hält das für eine Orgie.
Alles hat seine Zeit.
Draußen vor der Tür steht ein hundertjähriges Mütterlein, sie schließt ihr Rad an, ich sage ihr, hat keinen Zweck, drinnen gibt es kein Geld, aber bei der Dingsbank soll es noch was geben.
Ich geh 100 Meter weiter, in die andere Bank, da gibt es auch kein Geld. Alles weg von Fremdkunden wie mir. Geh zurück zum Auto, kommt mir das Mütterlein entgegen.
"Tut mir leid, da gibt es auch kein Geld mehr."
"Das ist ja alles sehr undurchsichtig. Da stimmt doch was nicht. Ich habe ja keine Ahnung von Banken, aber ich habe Banker in der Familie, und die erzählen so einiges, ich sage Ihnen, da gehen undurchsichtige Sachen vor."
Ich betrachte sie, sie ist sicher über neunzig, gebeugt, mit einem fusseligen Oberlippenbart, Sie hat ihre Haare zu einem Dutt gezwirbelt und entspricht damit praktisch dem Hipster Look. Sie hat eine karierte, hochgeschlossene Bluse an, die in einem langen Rock steckt, wiegt höchstens 48 Kilo, wirkt insgesamt schon reichlich fahl. Aus sehr alten Menschen weicht alle Farbe. Ich frage mich, wie sie noch unfallfrei aufs Rad kommt, ein altes 26er Mädchenrad schiebt sie, sie ist eine Greisin, wie sie im Buche steht. Eine sehr freundliche, sehr sanfte Oma. Deshalb nehme ich mir ein bisschen Zeit.
"Meines Wissens streiken die Sicherheitsfirmen, die das Geld abholen, jetzt ist keins mehr da."
"Ach, das ist doch alles eine sehr undurchsichtige Sache. Naja, ich habe noch 20 Mark, da kann ich mir.. wissen Sie, ich esse so gerne... Pellkartoffeln."
"Esse ich auch gerne."
"Wirklich? Sie auch? Manchmal mache ich mir noch abends um halb zehn welche, aber dann ärgere ich mich."
"Warum das denn?"
"Ja, weil das doch nicht die rechte Beschäftigung ist für die Nacht. Da kann man seine Zeit ja auch sinnvoller nutzen."
Ich frage mich, was mit über neunzig noch sinnvoller sein könnte, als sich zu später Stunde sein Lieblingsessen zu kochen.
"Aber essen ist doch toll und wenn Sie Hunger haben, ist doch okay."
"Die Nächte sind dann aber nicht mehr so gut, wenn man so spät noch in der Küche steht, aber man muss sich auch mal was gönnen, nicht?"
"Unbedingt."
Herrje, was für eine Generation. Ich bin gerührt über soviel Bescheidenheit. So ein langes Leben und am Ende steht man in der Küche, kocht sich Pellkartoffeln und hält das für eine Orgie.
Alles hat seine Zeit.
Sonntag, 7. Juni 2015
Schwiegermonster
Kürzlich war Bling Bling bei mir zu Gast, meine Kollegin und ihr Gatte.
Ein Paar, das in schrecklicher Symbiose mit der Schwiegermutter lebt. Sie ist immer und überall dabei. Auch auf der Hochzeitsreise vor 8 Jahren, nachdem sie diese nach 20 Jahren Beziehung nicht länger verhindern konnte, schenkte sie den beiden eine Kreuzfahrt, mit ihr in der daneben liegenden Suite.
Er ist ein Kümmerer. Bling Bling ist deshalb so gut wie bewegungsunfähig geworden, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Zweimal täglich ruft er seine Mutter an, macht alle Einkäufe für sie und seitdem sie nicht mehr auf Kreuzfahrt gehen möchte, werden sehr zu Bling Blings Leidwesen keine Kreuzfahrten mehr gemacht, weil er in case of nicht schnell genug zu Hause wäre. Also wird gemeinsam an der Ostsee geurlaubt. Seit fast 30 Jahren Beziehung fahren sie pro Jahr nur 10 hart erkämpfte Tage ohne sie weg (dann ruft er seine Mutter fünf mal täglich an. Sie ist morgens sein erster und abends sein letzter Gedanke), alles andere immer mit Mutti. Jeder Opernbesuch, jeder Wochenendausflug, Mutti ist allgegenwärtig.
Bling Bling hat längst aufgegeben und zur Strafe muss er sich auch um sie kümmern. Sie bekommt alle Wochen Kompensationsschmuckstücke, eins schlimmer als das Nächste, aber ihr gefallen sie und das ist ja die Hauptsache. Sie könnten die gesamten Kinder von Uganda Bugundi ernähren von den schauerlichen Pretiosen, mit denen sie sich behängen lässt. Sie geht keinen Schritt selbst, und nicht nur das sorgt für eine reichlich üppige Figur, die drei gehen alleweil in luxuriösen Restaurants speisen. Während ihr Mann und die Schwiegermutter dabei spindeldürr geblieben sind, ist Bling Bling ausgeufert.
Ich führe sie in den Garten, damit sie den Nachmittag ohne Mutti restlos genießen. Nicht ohne Eigennutz: Nirgendwo sind Treffen enstpannter als in irgendeinem Garten, Gespräche plätschern dahin, was sie nie tun, wenn man sich am Tisch gegenüber sitzt, man schließt auch mal die Augen und bestenfalls schlafen alle ein.
Obwohl sich die beiden mit Katzi und Bärchen ansprechen (was an sich schon eine Form der passiven Aggressivität darstellt), ist der Hass zwischen ihnen überdeutlich. Sie redet pausenlos und fällt ihm stets ins Wort und beide verbergen unentwegt, wahrscheinlich auch vor sich selbst, dass sie dem anderen am liebsten einen Knüppel über die Rübe ziehen würden.
Ich seh mir das Schauspiel an und werde mich nicht wundern, wenn er sie eines Tages abmurkst; was nichts anderes als eine weitere Kompensation ist, denn seiner Mutter würde er sich nicht trauen auch nur ein Haar zu krümmen.
Sie ist im Übrigen der beste Beweis, dass man hornalt wird, wenn man nur ausgiebig bepuschelt wird. Bald wird sie hundert. Ich nehme an, sie will das Ende der Ehe durch Tod oder Scheidung noch selbst erleben.
Ein Paar, das in schrecklicher Symbiose mit der Schwiegermutter lebt. Sie ist immer und überall dabei. Auch auf der Hochzeitsreise vor 8 Jahren, nachdem sie diese nach 20 Jahren Beziehung nicht länger verhindern konnte, schenkte sie den beiden eine Kreuzfahrt, mit ihr in der daneben liegenden Suite.
Er ist ein Kümmerer. Bling Bling ist deshalb so gut wie bewegungsunfähig geworden, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Zweimal täglich ruft er seine Mutter an, macht alle Einkäufe für sie und seitdem sie nicht mehr auf Kreuzfahrt gehen möchte, werden sehr zu Bling Blings Leidwesen keine Kreuzfahrten mehr gemacht, weil er in case of nicht schnell genug zu Hause wäre. Also wird gemeinsam an der Ostsee geurlaubt. Seit fast 30 Jahren Beziehung fahren sie pro Jahr nur 10 hart erkämpfte Tage ohne sie weg (dann ruft er seine Mutter fünf mal täglich an. Sie ist morgens sein erster und abends sein letzter Gedanke), alles andere immer mit Mutti. Jeder Opernbesuch, jeder Wochenendausflug, Mutti ist allgegenwärtig.
Bling Bling hat längst aufgegeben und zur Strafe muss er sich auch um sie kümmern. Sie bekommt alle Wochen Kompensationsschmuckstücke, eins schlimmer als das Nächste, aber ihr gefallen sie und das ist ja die Hauptsache. Sie könnten die gesamten Kinder von Uganda Bugundi ernähren von den schauerlichen Pretiosen, mit denen sie sich behängen lässt. Sie geht keinen Schritt selbst, und nicht nur das sorgt für eine reichlich üppige Figur, die drei gehen alleweil in luxuriösen Restaurants speisen. Während ihr Mann und die Schwiegermutter dabei spindeldürr geblieben sind, ist Bling Bling ausgeufert.
Ich führe sie in den Garten, damit sie den Nachmittag ohne Mutti restlos genießen. Nicht ohne Eigennutz: Nirgendwo sind Treffen enstpannter als in irgendeinem Garten, Gespräche plätschern dahin, was sie nie tun, wenn man sich am Tisch gegenüber sitzt, man schließt auch mal die Augen und bestenfalls schlafen alle ein.
Obwohl sich die beiden mit Katzi und Bärchen ansprechen (was an sich schon eine Form der passiven Aggressivität darstellt), ist der Hass zwischen ihnen überdeutlich. Sie redet pausenlos und fällt ihm stets ins Wort und beide verbergen unentwegt, wahrscheinlich auch vor sich selbst, dass sie dem anderen am liebsten einen Knüppel über die Rübe ziehen würden.
Ich seh mir das Schauspiel an und werde mich nicht wundern, wenn er sie eines Tages abmurkst; was nichts anderes als eine weitere Kompensation ist, denn seiner Mutter würde er sich nicht trauen auch nur ein Haar zu krümmen.
Sie ist im Übrigen der beste Beweis, dass man hornalt wird, wenn man nur ausgiebig bepuschelt wird. Bald wird sie hundert. Ich nehme an, sie will das Ende der Ehe durch Tod oder Scheidung noch selbst erleben.
Bissel still hier
Da komme ich nach Hause, gegen Mitternacht und lese bei Frau Lavendel, sie hat es ein paar Minuten vorher gepostet und ich denke, wie schön, da brauche ich gar nichts mehr zu schreiben, denn sie hat exzakt beschrieben, wie es mir geht.
Ich stell mir vor, wie sie auf dem Sofa sitzt und mit dem Leben hadert, dem schnarchen ihres Mannes zuhört. Irgendwo ganz anders im Land. Auf'm Dorf, schätze ich. Und ich sitz hier und hadere auch.
Denke an den Abend, den ich verbracht habe. Mit guten Freunden, wie man so schön sagt. Eine seidige Sommernacht, nicht eine Mücke, so schnell können die auch wieder nicht schlüpfen, noch bis tief in die Nacht so warm wie im Hochsommer. Alles da, was es zum Glücklichsein braucht.
Ich bin es aber nicht.
Mein innerer Zensor hat das Kommando übernommen. Feindliche Übernahme. Dünnhäutigkeit durch Scheiß Hormone. Durch Umkleidekabinen. Wegen idiotischer Chefs. Weil bald schon wieder Weihnachten ist. Was weiß denn ich.
Wie Frau Lavendel schon sagte, man schreibt besser nicht Nachts, wenn man nicht gut drauf ist. Weil "Sowieso ist das abendliche Schreiben immer ein Wagnis. Wo doch abends die Gefühle immer direkt in den Fingerkuppen sitzen und sich direkt ins Geschriebene stehlen."
Recht hat sie. Ich schweige jetzt still. Oder mach ein Geheimblog auf, das ich nur zum greinen nutze. Ein Knaller wird das.
Ich stell mir vor, wie sie auf dem Sofa sitzt und mit dem Leben hadert, dem schnarchen ihres Mannes zuhört. Irgendwo ganz anders im Land. Auf'm Dorf, schätze ich. Und ich sitz hier und hadere auch.
Denke an den Abend, den ich verbracht habe. Mit guten Freunden, wie man so schön sagt. Eine seidige Sommernacht, nicht eine Mücke, so schnell können die auch wieder nicht schlüpfen, noch bis tief in die Nacht so warm wie im Hochsommer. Alles da, was es zum Glücklichsein braucht.
Ich bin es aber nicht.
Mein innerer Zensor hat das Kommando übernommen. Feindliche Übernahme. Dünnhäutigkeit durch Scheiß Hormone. Durch Umkleidekabinen. Wegen idiotischer Chefs. Weil bald schon wieder Weihnachten ist. Was weiß denn ich.
Wie Frau Lavendel schon sagte, man schreibt besser nicht Nachts, wenn man nicht gut drauf ist. Weil "Sowieso ist das abendliche Schreiben immer ein Wagnis. Wo doch abends die Gefühle immer direkt in den Fingerkuppen sitzen und sich direkt ins Geschriebene stehlen."
Recht hat sie. Ich schweige jetzt still. Oder mach ein Geheimblog auf, das ich nur zum greinen nutze. Ein Knaller wird das.
Dienstag, 2. Juni 2015
Ein Mann - kein Wort
Neulich, dieser Typ - hach, wie gut hätte mir gefallen, wenn ich ihm gefallen hätte. Aber nein. Beim zweiten Treffen war die Abschiedsformulierung noch entmutigender als "Bestimmt"; nämlich "Bis dann". Auch die lebensbejahendste, positivste Grundstimmung verschleiert kaum, dass hier ein Mann spricht, dessen Interesse nicht geringer sein könnte. Und es scheißegal ist, wie nett es mit ihm ist oder wie zuvorkommend er agiert. Auf den Abschied kommt es an. Das habe ich auch gleich begriffen und es sofort abgehakt. Vorbildlich. So bin ich. Immer realistisch. Schwamm drüber. Ist ja nichts passiert.
Ja, wenn's mal dabei bliebe. Ein paar Tage vergehen. Ich stelle fest: ich habe Recht. Der meldet sich nicht. Ein Kamel kommt und frisst das Gras wieder weg. Das Kamel bin ich. So bescheuert ist man eben, wenn jemand en passant daher kommt, mit dem... aber zumindest doch... und dann... abserviert, bevor überhaupt.... irritierend, es war doch so... ups.
Wann immer ich jemanden getroffen habe, bei dem es nicht gefunkt hat, bekam der ein paar freundliche Zeilen, ich möchte es dabei belassen, blabla. So eine kurze Mail tut nicht weh und erlöst den anderen aus dem Wartemodus. Aber ein erfahrener Mann weiß natürlich, dass die Frau es auch so "schon merkt".
Natürlich merkt sie es, sie ist ja nicht blöd, aber dann hat sie schon eine Woche das Telefon zum Tamagotchi befördert und hütet es Tag und Nacht, weil 'Bis dann' eventuell... in diesem Fall... entgegen aller Prognosen... vielleicht ja doch ein Synonym ist für 'Bis übermorgen' oder 'Bis nächste Woche'.
Jetzt dachte ich mir zum Trost Sachen aus, obwohl das streng verboten ist. Ich hör auch schon auf damit. Er ist weder ins Koma gefallen, noch hat er sich beide Hände gebrochen, nicht mal verheiratet ist er oder depressiv, er hat keine Amnesie und Angst vor Nähe hat er schon gar nicht, nein, es ist ganz einfach, ganz banal, wir alle wissen es. Hach...
Montag, 1. Juni 2015
Ich liebe mich, ich liebe mich nicht
Dieser Frühling ist ja nur eine Verlängerung des Winters. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Letztes Jahr um diese Zeit bin ich schon zwei Monate nur mit dem Rad ins Büro, dieses Jahr sind meine Einkaufshilfe und ich unzertrennlich. Ich war noch nicht einmal im Freibad. Das gibt mir ein Scheiß-Gefühl. Ich versage auf ganzer Linie im Bereich Selbstfürsorge. Gestern beschloss ich, dass es damit ein Ende haben muss. Dass ich nur noch Dinge tun will, die beweisen, dass ich mich selbst liebe.
Wettertest auf dem Balkon: bewölkt, schwül, warm. Ab aufs Rad. Das wird schön, wenn ich an den Staus vorbeiradel. Das ist das Schönste am Radfahren, die kilometerlangen Staus, die mich nicht betreffen.
Nach zwei Kilometern fängt es an zu regnen. Ich überlege, umzukehren, aber ich fang mit der Selbstliebe gleich mal an, unter erschwerten Bedingungen.
Wind kommt auf. Ein Stürmchen. Vielleicht doch ein Fehler, die Ballerinas, der schwingende Rock, die keine Strümpfe. Ich halte an und hole mein Regencape raus. Ich krieg es kaum über mich gewurschtelt, der Wind liebt mich schon mal nicht.
Fahre weiter, es regnet jetzt in Strippen, der Wind fährt unter das Regencape, bläst den Rock bis unters Kinn, wer will das sehen? Obenrum ein aufgeblähtes Ein-Mann-Zelt, untenrum nüscht. Ein Alptraum. Wie soll ich mich so noch lieben? Die Böen werden so stark, dass ich mich in einer Blutlache am nächsten Laternenmast sehe. Keinen Helm dabei, bloß damit die Haare sitzen, sauber, ich seh jetzt schon aus wie eine Vogelscheuche und habe noch 9 Kilometer vor mir.
Aus den Strippen wird ein Wolkenbruch, ich verfluche mich und diese verfickte Selbstliebe. Ich bin klatschnass, das Regencape schlottert um mich rum und bleibt nicht da, wo es sein soll, hätte ich bloß einen Tacker dabei, ich würde es mir an die Knie heften.
Ich komm an einem endlosen Stau vorbei. Wie ich die beneide! Wie gerne möchte ich mit denen tauschen. Im Stau, im Auto - was gibt's da bitte zu meckern?
Komm auf die schlaue Idee, das Cape am Lenker zu befestigen, das hält schon mal die Nässe von schräg oben ab. Allerdings... mein Rock beständig unterm Kinn, vielleicht ist es doch ein Traum und gleich wache ich auf. Ich fang an, mich zu hassen, weil ich den Wetterbericht ignoriert habe, nur weil er die letzten Wochen auch nie gestimmt hat, aber heute natürlich, na klar, was sonst.
Mittlerweile fahre ich im Blindflug, meine Brille ist voller Tropfen, so sehen wahrscheinlich Fliegen, in Prismen oder wie das heißt. Ich seh gar nichts, aber ich kenn die Strecke. Will nur noch, dass ich endlich ankomme, dass das hinter mir ist, och ja, dieser Weg wird kein leichter sein.
Nehme jede rote Ampel mit, der Himmel weint so vor sich hin, ich wie immer nicht, aber beim nächsten Stau, der, auf den ich mich schon so gefreut hatte, weil er wirklich tödlich nervend ist, bin ich soweit, einen Autofahrer aus seiner Kiste zu prügeln "Ein Notfall, ich brauche Ihr Auto, raus hier, aber zackig!". Ich bewahre Contenance, fahre fluchend weiter, nur noch drei Kilometer, das Regencape ist so nass, dass die Klamotten darunter auch schon feucht sind, ich liebe mich kein bisschen mehr.
Finally: komme an und nehme das Cape vom Lenker, das gesammelte Wasser klatscht mir auf die Schuhe, wie ein begossener Pudel schau ich an mir runter und denke,womit habe ich das verdient das werden hinterher die schönsten Erinnerungen.
Wettertest auf dem Balkon: bewölkt, schwül, warm. Ab aufs Rad. Das wird schön, wenn ich an den Staus vorbeiradel. Das ist das Schönste am Radfahren, die kilometerlangen Staus, die mich nicht betreffen.
Nach zwei Kilometern fängt es an zu regnen. Ich überlege, umzukehren, aber ich fang mit der Selbstliebe gleich mal an, unter erschwerten Bedingungen.
Wind kommt auf. Ein Stürmchen. Vielleicht doch ein Fehler, die Ballerinas, der schwingende Rock, die keine Strümpfe. Ich halte an und hole mein Regencape raus. Ich krieg es kaum über mich gewurschtelt, der Wind liebt mich schon mal nicht.
Fahre weiter, es regnet jetzt in Strippen, der Wind fährt unter das Regencape, bläst den Rock bis unters Kinn, wer will das sehen? Obenrum ein aufgeblähtes Ein-Mann-Zelt, untenrum nüscht. Ein Alptraum. Wie soll ich mich so noch lieben? Die Böen werden so stark, dass ich mich in einer Blutlache am nächsten Laternenmast sehe. Keinen Helm dabei, bloß damit die Haare sitzen, sauber, ich seh jetzt schon aus wie eine Vogelscheuche und habe noch 9 Kilometer vor mir.
Aus den Strippen wird ein Wolkenbruch, ich verfluche mich und diese verfickte Selbstliebe. Ich bin klatschnass, das Regencape schlottert um mich rum und bleibt nicht da, wo es sein soll, hätte ich bloß einen Tacker dabei, ich würde es mir an die Knie heften.
Ich komm an einem endlosen Stau vorbei. Wie ich die beneide! Wie gerne möchte ich mit denen tauschen. Im Stau, im Auto - was gibt's da bitte zu meckern?
Komm auf die schlaue Idee, das Cape am Lenker zu befestigen, das hält schon mal die Nässe von schräg oben ab. Allerdings... mein Rock beständig unterm Kinn, vielleicht ist es doch ein Traum und gleich wache ich auf. Ich fang an, mich zu hassen, weil ich den Wetterbericht ignoriert habe, nur weil er die letzten Wochen auch nie gestimmt hat, aber heute natürlich, na klar, was sonst.
Mittlerweile fahre ich im Blindflug, meine Brille ist voller Tropfen, so sehen wahrscheinlich Fliegen, in Prismen oder wie das heißt. Ich seh gar nichts, aber ich kenn die Strecke. Will nur noch, dass ich endlich ankomme, dass das hinter mir ist, och ja, dieser Weg wird kein leichter sein.
Nehme jede rote Ampel mit, der Himmel weint so vor sich hin, ich wie immer nicht, aber beim nächsten Stau, der, auf den ich mich schon so gefreut hatte, weil er wirklich tödlich nervend ist, bin ich soweit, einen Autofahrer aus seiner Kiste zu prügeln "Ein Notfall, ich brauche Ihr Auto, raus hier, aber zackig!". Ich bewahre Contenance, fahre fluchend weiter, nur noch drei Kilometer, das Regencape ist so nass, dass die Klamotten darunter auch schon feucht sind, ich liebe mich kein bisschen mehr.
Finally: komme an und nehme das Cape vom Lenker, das gesammelte Wasser klatscht mir auf die Schuhe, wie ein begossener Pudel schau ich an mir runter und denke,