Da ich ja nun im Sommermodus bin und keinen Garten mehr habe, bin ich über Gebühr viel unterwegs. Deshalb habe ich mir am Wochenende zur Entspannung mal wieder den Hund geliehen. Mit so einem Tier ist man praktisch ans Haus gebunden, außer, dass man das Haus am Ende noch viel öfter verlässt als ohnehin. Nur der Radius ist eingeschränkt.
Aber man hat so ein Gesundheitsgefühl, wenn man schon morgens um 8.20 Uhr im Wald verschwindet und erst anderthalb Stunden später wieder zurückkommt. Und zwar ziemlich entzückt. Das liegt an den anderen Hundebesitzern. Die sind - wie ich - krampfhaft auf der Suche nach ihresgleichen, in der Hoffnung, dass der Hund einen anderen Hund findet, mit dem er affenartig schnell durchs Unterholz jagen kann - was den eigenen Einsatz erheblich minimiert.
Hundebesitzer sind kommunikativ und immer freundlich. Ich lerne jedes Mal ganz viele Menschen kennen, die sich anerkennend nach dem Alter meines Leihhundes erkundigen, seine Schönheit preisen und dann gleich anschließend berichten, was in ihrem eigenem Leben so los ist.
Heute lernte ich eine Frau kennen, die auf den ersten Blick völlig unscheinbar wirkte (obgleich ich weitaus graumäusiger daherkam, ungeduscht und ungeschminkt ist mit mir nicht groß Staat zu machen), sich aber als eine Journalistin entpuppte, genauer gesagt als Nonresident Senior Fellow and Editor in Chief für eine namhafte amerikanische Zeitung (ich habe das zuhause gleich gegoogelt, bei youtube waren zig Interviews mit ihr zu finden). Ein äußerst interessanter Lebenslauf, den ich mir ein ganzes Stück Weg erzählen ließ, während ihr und mein Hund sich gegenseitig zu Tode hetzten. Wir schlenderten so hinterher und besprachen den Unsinn, den Trump verzapft. Der eignet sich inzwischen schon als Ersatz für Smalltalk über's Wetter.
Als unsere Wege sich trennten (we'll stay in touch), setzte ich mich auf eine Bank zu einem Mann, der schwer vom Leben gezeichnet war und zwei kleine wuschelige Hunde sein Eigen nannte, die nicht mehr viel Action wollten. Mein Hund musste sich allein beschäftigen, während dieser Mann mir erzählte, dass er immer zwei Hunde auf einmal hatte, dass er wegen ihnen nur im Park raucht und dass sie nicht Stöckchen spielen dürfen, weil er mal einen Hund verloren hat, weil dieser sich damit die Kehle durchstoßen hat.
Ich glaube, er muss sehr oft im Park sein, denn er sah aus, als wenn er durchgängig seit dem dritten Lebensjahr raucht, grudegrau von oben bis unten. Aber das macht ja alles gar nix, denn auch grudegraue Menschen können vollendet höflich sein; man erfährt es nur nicht, wenn man keinen Hund hat.
Später dann noch einen Plausch mit einem ganzen Grüppchen, auf das ich zuspazierte und die mich so herzlich begrüßten, als ständen wir jeden Morgen zusammen im Wald. Es ist fast wie eine Sekte. Hundebesitzer trauen anderen Hundebeitzern offenbar nur Gutes zu, sind entspannt miteinander und allzeit bereit, vollkommen Fremde wie alte Freunde zu behandeln. Man hat eine Gemeinsamkeit, die alle Schranken fallen lässt. Es gibt keine gläsernen Decken, keinen Dünkel.
Man sollte also alle Menschen zwingen, Tango zu tanzen und sich einen Hund zu kaufen. Und schon herrscht Friede auf Erden.
Es gibt aber noch andere Dinge, die hilfreich sein könnten. 1997 hat man angeblich festgestellt (mit Menschen unter Laborbedingungen), dass die sich automatisch ineinander verliebt haben, weil sie sich diese Fragen gestellt haben:
1. Wenn du zwischen allen Menschen auf der Welt wählen könntest, wen würdest du gerne zum Essen einladen?
2. Wärst du gerne berühmt? In welchem Bereich?
3. Legst du dir manchmal die Worte zurecht, bevor du jemanden anrufst? Warum?
4. Was macht für dich ein "perfekter" Tag aus?
5. Wann hast du zuletzt für dich selbst gesungen? Und wann für jemand anderen?
6. Wenn du 90 Jahre alt werden könntest, was würdest du während der
letzten 60 Jahre lieber haben: Der Körper oder der Geist eines
30-Jährigen?
7. Hast du eine Vermutung, wie du sterben wirst?
8. Nenne drei Dinge, von denen du glaubst, dass sie dein Gegenüber und du gemeinsam haben.
9. Wofür bist du in deinem Leben am meisten dankbar?
10. Wenn du irgendetwas daran ändern könntest, wie du erzogen wurdest, was wäre das?
11. Erzähle deinem Gegenüber deine Lebensgeschichte in vier Minuten – aber mit möglichst vielen Details.
12. Wenn du morgen mit einer zusätzlichen Eigenschaft oder Fähigkeit aufwachen könntest, welche wäre das?
13. Wenn dir eine Zauberkugel die Wahrheit über dich, dein Leben, die
Zukunft oder irgendetwas anderes offenbaren könnte, was würdest du
wissen wollen?
14. Gibt es etwas, von dem du schon lange träumst, es zu tun? Warum hast du es noch nicht getan?
15. Was war bisher der größte Erfolg in deinem Leben?
16. Was ist dir bei einer Freundschaft am wichtigsten?
17. Was ist deine liebste Erinnerung?
18. Was ist deine schrecklichste Erinnerung?
19. Wenn du wüsstest, dass du in einem Jahr sterben wirst, würdest du irgendetwas an deinem jetzigen Leben ändern? Warum?
20. Was bedeutet Freundschaft für dich?
21. Welche Rolle spielen Liebe und Zuneigung in deinem Leben?
22. Nennt abwechselnd eine positive Charaktereigenschaft, von der ihr
glaubt, dass sie euer Gegenüber besitzt. Macht dies fünf Mal.
23. Wie eng und herzlich sind die Beziehungen in
deiner Familie? Denkst du, dass deine Kindheit glücklicher war, als die
anderer Menschen?
24. Wie beurteilst du die Beziehung zu deiner Mutter?
25. Denkt euch beide drei wahre "Wir"-Aussagen aus. Zum Beispiel: "Wir sind beide in diesem Raum und fühlen uns..."
26. Beende diesen Satz: "Ich wünschte, ich hätte jemanden, dem ich erzählen könnte..."
27. Wenn du mit deinem Gegenüber eine enge Freundschaft schließen würdest, was müsste er oder sie dann unbedingt von dir wissen?
28. Sage deinem Gegenüber, was du an ihm oder ihr magst; sei dabei
ehrlich und sage Dinge, die du normalerweise einer Person, die du gerade
erst kennengelernt hast, nicht sagen würdest.
29. Teile mit einem Gegenüber einen peinlichen Moment in deinem Leben.
30. Wann hast du zum letzten Mal in Gegenwart einer anderen Person geweint? Und wann für dich alleine?
31. Nenne eine Sache, die du bereits jetzt an deinem Gegenüber magst.
32. Worüber macht man keine Witze, sofern es so etwas gibt?
33. Wenn du heute Abend sterben würdest, ohne die Möglichkeit mit
jemandem zu sprechen, was würdest du bereuen, jemandem nicht gesagt zu
haben? Warum hast du es noch nicht gesagt?
34. Dein Haus mit all deinem Besitz fängt an zu brennen. Nachdem du
deine Liebsten und deine Haustiere gerettet hast, kannst du ein letztes
Mal ins Feuer laufen und einen Gegenstand retten. Welcher wäre das?
Warum?
35. Der Tod welches Familienmitglieds würde dich am meisten mitnehmen? Warum?
36. Berichte von einem persönlichen Problem und frage dein Gegenüber
nach Rat, wie er oder sie die Sache handhaben würde. Bitte dein
Gegenüber außerdem, zu beurteilen, wie du selbst vermutlich über das
ausgewählte Problem denkst.
Am Ende mussten sie sich dann noch vier Minuten in die Augen sehen und dann haben sie drei Monate später geheiratet. Wenn das so einfach ist, kann ich das hier nicht vorenthalten. Viel Glück all denen, die es versuchen.
Jetzt bin ich ganz schön vom Thema abgewichen. So gefühlig werde ich nach einem Wochenende mit Hund. Faszinierend.