Dienstag, 15. Oktober 2019

Hügelige Landschaften


Wann immer meine beste Freundin aus den USA nach Berlin kommt, verschwindet sie ein paar Tage auf dem Bauernhof eines Verwandten. Diesmal nahm sie mich mit, was mich sehr freute, denn ich bin ja gerade auf so einem zurück-zur-Natur-Trip. Wobei man in meinem Fall erwähnen muss, dass von "zurück" keine Rede sein kann, denn ich war noch nie dort, wenn man von in diversen Gärten rumliegen absieht.

Der Verwandte züchtet Galloway Rinder in der Holsteinischen Schweiz. Wenn man in dieser Art von Schweiz aus dem Badezimmer guckt, schaut man auf diese Ländereien. 



Insgesamt ein diesiges Bild und ich bin mir nicht sicher, ob das Hügelige und Weitläufige zur Geltung kommt, aber bei den Wetterverhältnissen (dreitägiger pommerscher Landregen) sieht eben alles irgendwie matschig aus. Selbst diese an sich auch im verblühen stolze Blume sah mitgenommen aus.

unpässlich

Jedenfalls rief ich ein ums andere Mal aus "Wie schön muss das erst sein, wenn die Sonne scheint!" und "Die Natur braucht's ja!". Damit wollte ich aber nur übertünchen, wie grässlich mir das Wetter die Stimmung ruinierte, denn meanwhile herrschten in Berlin Temperaturen um 23 Grad bei strahlendem Sonnenschein. Mir hingegen wurden von der Bauersfrau Gummistiefel überlassen, mit denen ich immerhin folgenlos knietief im Matsch stehen konnte, denn die Galloways stehen ja nun auch nicht in der warmen Garderobe, um sich streicheln zu lassen.

Genauer gesagt lassen die sich überhaupt nicht streicheln außer vom beherzten Verwandten und meiner besten Freundin, die sich tollkühn über den Zaun schwang und ihm über die Weide folgte, er voran, laut "Schnuckiputzi, koooomm, komm, komm" rufend, mit einem Eimer voll altem Brot als Lockmittel. Das sind nämlich glückliche Tiere, die sich  ganzjährig selbst überlassen auf abgelegenen Weiden verlustieren, Kälbchen auf die Welt bringen und großziehen und nur ab und an wird eine Kuh zur Schlachtung abgeholt. 

Die Hoffnung stirbt zuletzt...
...wirklich kein Brot mehr?

Während ich diesen Text schreibe, riecht es um mich herum stark nach Galloway-Salami, die ich natürlich erworben habe und nebenher schnabuliere im Gedenken ans letzte Wochenende und ich kann nur sagen, man wird halb ohnmächtig von diesem Duft. Das ist ja kein Mensch mehr gewohnt, dass Wurst nach Wurst riecht. 

Auf dem Rückweg gerieten wir in die Vollsperrung der A 24, die uns die Routenführung von Google Maps verheimlicht hatte und die wir natürlich ab Fehrbellin zu umfahren versuchten, aber da das auch alle anderen machten, brauchten wir für die letzten 90 Kilometer drei Stunden. Der Vollmond erhellte die Einöde, durch die wir fuhren und immer noch war es unverhältnismäßig warm. 

Wir trösteten uns mit der Aussicht auf's Vabali am nächsten Tag und was soll ich sagen? Ich habe noch nie nackich auf der Wiese inmitten von massig viel Herbstlaub gelegen - das Klima macht's möglich. Wir holten uns alle einen Sonnenbrand.