Was soll ich sagen? Seitdem ich dieses runtergekühlte Hotelzimmer betreten habe und die Klimaanlage erstmal runter drehen musste, weil es so kalt war, dass ich sofort eine kleine Kreislaufschwäche bekommen habe, seitdem bin ich wieder ein normaler Mensch.
Es war, als sei eine unglaubliche Anstrengung vom Körper weggenommen. Ich wurde todmüde, legte mich ins Bett, musste mir gar eine Bettdecke nehmen, und dann schlief ich 3 Stunden so tief und fest, wie ich seit Monaten nicht mehr geschlafen habe.
Gegen 21:00 Uhr verließ ich noch mal kurz das Hotel, um mir etwas zu Essen zu kaufen. Ich prallte auf eine Wand aus Hitze und wusste, ich kann nie wieder hier ausziehen. Ich werde mich jetzt finanziell ruinieren, aber ich kann unmöglich wieder da raus, denn die Wettervorhersage sagt, bis auf weiteres bleibt es wie es ist.
Ich sitze hier und nichts ist anstrengend, einfach wunderbar. Das tolle ist, ich muss morgen erst um 12:00 Uhr auschecken. Das werde ich bis zur letzten Sekunde auskosten.
Dienstag, 31. Juli 2018
Männer, die bei Hitze Sport machen
"Ich bin jetzt mit allen Wassern gewaschen. Die Hitze...so what?"
Naja. War ein bisschen voreilig. Seit heute kackt die AC im Büro ab. Und morgen soll es noch schlimmer werden. Ich hab die Schnauze voll. Ich werde in's Hotel gehen. Zum frühestmöglichen Zeitpunkt, damit ich auch was von habe. Eine Nacht der Glückseligkeit.
Dummerweise habe ich meinen Büroventilator verliehen, an unser hochschwangeres Küken, die im vierten Stock ohne Fahrstuhl wohnt. Ihr Kind wird schon mit Sonnenbrand auf die Welt kommen.
Das Ende einer Schwangerschaft sollte im Frühling, Herbst oder Winter sein. Ist für alle Beteiligten besser. Ich selbst bin in einem eisigen Winter geboren und man hat mich als Säugling draußen auf der Terasse geparkt, damit ich genug frische Luft bekomme. Das hat mich geprägt für ein Leben. Ich habe nur eine Toleranz bis 25 Grad.
Am Wochenende muss ich auf eine Hochzeit. Das wird hart für Mensch und Tier. Und ich kann mich auch nicht schick machen, beim besten Willen nicht.
In diesen Tagen tun mir Männer echt leid. Die müssen im Büro Hosen tragen, festes Schuhwerk und langarmige Hemden, wahrscheinlich noch mit Unterhemd drunter. Ich weiß nicht, wie die das machen. Unsereiner kann im luftigen Kleidchen und offenen Glitzersandalen performen. Für Männer gibt es ja nicht mal attraktive Schuhbekleidung für den Sommer, außer Flip Fops.
Den Fischen geht es auch schon ganz schlecht. Der Rhein hat sich auf 27 Grad erhitzt. Da nützt auch nix, dass die die ganze Zeit nackich schwimmen.
Tja, und mit meiner Gentrifizierung geht es auch mit großen Schritten voran. Das Haus wird ausgeschachtet und morgen klatschen die dann unter meinen Fenstern die frische Teerfarbe dran. Die Braut wird für die Hochzeit hübsch gemacht. Und bis zum 19.9. darf ich keinen verdächtigen Brief vom Verwalter bekommen, sonst bringt die frisch abgeschlossene Mietrechtsschutzversicherung nichts. Aber ich will mal nicht von mir sprechen. Die Handwerker, die heute in sengender Sonne ausgeschachtet haben, sind die wahren Helden unserer Zeit.
Und meine bekloppten Freunde sind am Wochende ein Ara-Rennen gefahren, 180 Kilometer mit dem Rad durch die Berge, irgendwo bei Regensburg. Ich hätte denen das verboten, wenn ich was zu sagen hätte. Der eine ist im Anschluss auch sehr blass um die Nase gewesen und musste sofort ins Hotel gebracht werden, wo es dann einige Zeit gebraucht hat, bis er wieder wusste, wer er ist.
Früher haben sich Männer 25jährige Geliebte genommen, um sich jung zu fühlen. Heute radeln sie wie geistesgestört die Dolomiten rauf und runter. Im März musste schon die Hälfte der Gruppe früher abreisen, wegen Herz-Rhytmus-Störungen. Aber das ist ein anderes Thema.
Naja. War ein bisschen voreilig. Seit heute kackt die AC im Büro ab. Und morgen soll es noch schlimmer werden. Ich hab die Schnauze voll. Ich werde in's Hotel gehen. Zum frühestmöglichen Zeitpunkt, damit ich auch was von habe. Eine Nacht der Glückseligkeit.
Dummerweise habe ich meinen Büroventilator verliehen, an unser hochschwangeres Küken, die im vierten Stock ohne Fahrstuhl wohnt. Ihr Kind wird schon mit Sonnenbrand auf die Welt kommen.
Das Ende einer Schwangerschaft sollte im Frühling, Herbst oder Winter sein. Ist für alle Beteiligten besser. Ich selbst bin in einem eisigen Winter geboren und man hat mich als Säugling draußen auf der Terasse geparkt, damit ich genug frische Luft bekomme. Das hat mich geprägt für ein Leben. Ich habe nur eine Toleranz bis 25 Grad.
Am Wochenende muss ich auf eine Hochzeit. Das wird hart für Mensch und Tier. Und ich kann mich auch nicht schick machen, beim besten Willen nicht.
In diesen Tagen tun mir Männer echt leid. Die müssen im Büro Hosen tragen, festes Schuhwerk und langarmige Hemden, wahrscheinlich noch mit Unterhemd drunter. Ich weiß nicht, wie die das machen. Unsereiner kann im luftigen Kleidchen und offenen Glitzersandalen performen. Für Männer gibt es ja nicht mal attraktive Schuhbekleidung für den Sommer, außer Flip Fops.
Den Fischen geht es auch schon ganz schlecht. Der Rhein hat sich auf 27 Grad erhitzt. Da nützt auch nix, dass die die ganze Zeit nackich schwimmen.
Tja, und mit meiner Gentrifizierung geht es auch mit großen Schritten voran. Das Haus wird ausgeschachtet und morgen klatschen die dann unter meinen Fenstern die frische Teerfarbe dran. Die Braut wird für die Hochzeit hübsch gemacht. Und bis zum 19.9. darf ich keinen verdächtigen Brief vom Verwalter bekommen, sonst bringt die frisch abgeschlossene Mietrechtsschutzversicherung nichts. Aber ich will mal nicht von mir sprechen. Die Handwerker, die heute in sengender Sonne ausgeschachtet haben, sind die wahren Helden unserer Zeit.
Und meine bekloppten Freunde sind am Wochende ein Ara-Rennen gefahren, 180 Kilometer mit dem Rad durch die Berge, irgendwo bei Regensburg. Ich hätte denen das verboten, wenn ich was zu sagen hätte. Der eine ist im Anschluss auch sehr blass um die Nase gewesen und musste sofort ins Hotel gebracht werden, wo es dann einige Zeit gebraucht hat, bis er wieder wusste, wer er ist.
Früher haben sich Männer 25jährige Geliebte genommen, um sich jung zu fühlen. Heute radeln sie wie geistesgestört die Dolomiten rauf und runter. Im März musste schon die Hälfte der Gruppe früher abreisen, wegen Herz-Rhytmus-Störungen. Aber das ist ein anderes Thema.
Sonntag, 29. Juli 2018
Einmal Hölle und zurück
"Gehen Sie ohne Umweg über Los direkt in Krankenhaus" - so oder ähnlich wurde einer Freundin befohlen. Der berüchtigte Zufallsbefund. Sie erzählte niemandem davon, 24 Stunden lang. Dann rief sie mich an. Sie wolle nicht ins Krankenhaus. Ich verstand das gut. Aber "Morgen früh hole ich dich ab, ich bring dich hin."
Mir wurde schlecht vor Angst, erstmal vor dem, was sie erwarten würde und vor den sieben Stunden in der Aufnahme, die ich bei 34 Grad durchleiden würde. Ich schalt mich, dass sie liebend gerne mit mir tauschen würde, mit Kusshand, aber ich konnte mein "Problem" nicht relativieren, so sehr ich wollte.
Am nächsten Morgen ein kleines Proviantpaket geschnürt, kurz überlegt und eine große Schüssel dazu, in die ich notfalls Wasser füllen könnte, um unsere Haxen zu kühlen. Es gibt Wetter, bei dem mir völlig gleich ist, wie schrullig ich wirke. Hömma. sieben Stunden Notaufnahme! Drunter machen die das in Berlin nicht. Da ist mir meine Außenwirkung scheißegal.
Im Krankenhaus angekommen, wurden meine Befürchtungen noch übertroffen, es kann sich kein Mensch vorstellen, wie stickig und brüllend heiß es dort war. Ich musste aber doch Arschlochsruhe und Zuversicht ausstrahlen, einen Kreislaufkollaps konnte ich mir wirklich nicht leisten. Ich musste stark sein, unbedingt. Einmal nicht jammern über diese beschissene Hitze; einfach die Fresse halten, neben mir saß jemand mit einem echten Problem.
Wir besprachen die Fragen, die sie stellen wollte; damit ich sie daran erinnere, falls sie vor Angst keinen Ton rausbekommen würde.
Später im Arztzimmer sah ich weg, als sich der Chirurg die MRT Bilder ansah. Ich starrte die Wand an und hielt die Hand meiner Freundin. Dann sagte der Arzt lakonisch "Ja, das ist ein gutartiger Tumor. Muss zwar histologisch geklärt werden, aber sieht definitiv gutartig aus."
Wir sahen uns an und konnten es kaum fassen. "Wir rufen Sie nächste Woche an und nennen Ihnen den OP Termin, wenn überhaupt operiert werden muss." Das wurde ja immer besser!
Wieder draußen war uns die Hitze völlig egal, wir blieben auf einer Bank im Schatten sitzen und sie bat mich um das Proviantkörbchen. "Ich hab so einen Hunger jetzt!" sagte sie. Dann rauchten wir, obwohl ich bei dieser Hitze überhaupt nicht rauchen kann, jedenfalls nicht draußen.
"Ich bring dich jetzt heim und du schläfst dich erstmal richtig aus."
"Nein, das feiern wir. Wir gehen jetzt richtig schön essen.“
Oh je, feiern. Weitere Stunden draußen, und ich dachte, wie schaffe ich das nur? In diesen unwirtlichen Zeiten bin ich noch nie solange außerhalb klimatisierter Räume gewesen; aber dem Anlass angemessen wuchs ich über mich hinaus und kollabierte nicht.
Gegen 16 Uhr trennten wir uns. DoKo am Abend strich ich. Ich hatte wirklich genug frische Luft gehabt. Zuhause schlief ich sofort auf dem Sofa ein.
Um 19 Uhr wachte ich auf, sprang unter die Dusche und fuhr zum Doko. Und sie? Kam gegen 22 Uhr dazu. Wir sprachen kein Wort über den Tag und die anderen dachten, es wäre ein Abend wie jeder andere. Bis Nachts um 1 Uhr saßen wir draußen, es wurde sogar ein klein bisschen kühl. Und den Blutmond haben wir auch gesehen.
Ich bin jetzt mit allen Wassern gewaschen. Die Hitze...so what?
Mir wurde schlecht vor Angst, erstmal vor dem, was sie erwarten würde und vor den sieben Stunden in der Aufnahme, die ich bei 34 Grad durchleiden würde. Ich schalt mich, dass sie liebend gerne mit mir tauschen würde, mit Kusshand, aber ich konnte mein "Problem" nicht relativieren, so sehr ich wollte.
Am nächsten Morgen ein kleines Proviantpaket geschnürt, kurz überlegt und eine große Schüssel dazu, in die ich notfalls Wasser füllen könnte, um unsere Haxen zu kühlen. Es gibt Wetter, bei dem mir völlig gleich ist, wie schrullig ich wirke. Hömma. sieben Stunden Notaufnahme! Drunter machen die das in Berlin nicht. Da ist mir meine Außenwirkung scheißegal.
Im Krankenhaus angekommen, wurden meine Befürchtungen noch übertroffen, es kann sich kein Mensch vorstellen, wie stickig und brüllend heiß es dort war. Ich musste aber doch Arschlochsruhe und Zuversicht ausstrahlen, einen Kreislaufkollaps konnte ich mir wirklich nicht leisten. Ich musste stark sein, unbedingt. Einmal nicht jammern über diese beschissene Hitze; einfach die Fresse halten, neben mir saß jemand mit einem echten Problem.
Wir besprachen die Fragen, die sie stellen wollte; damit ich sie daran erinnere, falls sie vor Angst keinen Ton rausbekommen würde.
Später im Arztzimmer sah ich weg, als sich der Chirurg die MRT Bilder ansah. Ich starrte die Wand an und hielt die Hand meiner Freundin. Dann sagte der Arzt lakonisch "Ja, das ist ein gutartiger Tumor. Muss zwar histologisch geklärt werden, aber sieht definitiv gutartig aus."
Wir sahen uns an und konnten es kaum fassen. "Wir rufen Sie nächste Woche an und nennen Ihnen den OP Termin, wenn überhaupt operiert werden muss." Das wurde ja immer besser!
Wieder draußen war uns die Hitze völlig egal, wir blieben auf einer Bank im Schatten sitzen und sie bat mich um das Proviantkörbchen. "Ich hab so einen Hunger jetzt!" sagte sie. Dann rauchten wir, obwohl ich bei dieser Hitze überhaupt nicht rauchen kann, jedenfalls nicht draußen.
"Ich bring dich jetzt heim und du schläfst dich erstmal richtig aus."
"Nein, das feiern wir. Wir gehen jetzt richtig schön essen.“
Oh je, feiern. Weitere Stunden draußen, und ich dachte, wie schaffe ich das nur? In diesen unwirtlichen Zeiten bin ich noch nie solange außerhalb klimatisierter Räume gewesen; aber dem Anlass angemessen wuchs ich über mich hinaus und kollabierte nicht.
Gegen 16 Uhr trennten wir uns. DoKo am Abend strich ich. Ich hatte wirklich genug frische Luft gehabt. Zuhause schlief ich sofort auf dem Sofa ein.
Um 19 Uhr wachte ich auf, sprang unter die Dusche und fuhr zum Doko. Und sie? Kam gegen 22 Uhr dazu. Wir sprachen kein Wort über den Tag und die anderen dachten, es wäre ein Abend wie jeder andere. Bis Nachts um 1 Uhr saßen wir draußen, es wurde sogar ein klein bisschen kühl. Und den Blutmond haben wir auch gesehen.
Ich bin jetzt mit allen Wassern gewaschen. Die Hitze...so what?
Donnerstag, 26. Juli 2018
Annika glüht
In meiner verzweifelten Suche nach emissionsfreien Kühlsystemen habe ich eine Kombination gefunden, die geholfen hat. Eimer mit kaltem Wasser für die Haxen, Handy auf white noise Regen gestellt und irgendwie lässt sich das Gehirn beim schlafen tatsächlich davon veralbern - ich wachte in der Früh auf und wollte gleich Bäume ausreißen.
Im Laufe des Tages - verblendet von dem white-noise-Erfolg und den überaus angenehmen Temperaturen im Büro - dachte ich, was kostet die Welt? Na klar nehme ich den Wohnungsbesichtigungstermin um 17 Uhr wahr. Warum denn nicht? Einmal quer durch die Stadt, macht nix, Auto steht in der Tiefgarage und hat ja auch AC - alles easy für jemanden wie mich. Nur kurz hoch in den 6. Stock, Wohnung anschauen, ist ja ein Fahrstuhl dabei, wird super. Ich krieg die Wohnung bestimmt.
Sagen wir mal so: das letzte Mal, dass ich mir eine Wohnung angesehen habe, bekam ich noch Einzeltermine. Draußen standen ca. 30 Leute. Als ich aus dem Auto stieg dachte ich, Oha, is aber schon sehr warm. Obwohl wir im Schatten standen. Ziemlich lange, bis der Makler kam.
Im Hausflur war es noch stickiger als draußen. Oben angekommen, standen wir alle im Hausflur, auf den Treppenstufen verteilt, weil die Wohnung noch bewohnt war, deshalb durften wir nur in Vierergrüppchen rein. Als ich dran war, war eigentlich schon alles gelaufen: mir zitterten und kribbelten die Beine und in der Wohnung war es noch heißer, denn durch das riesige Balkonfenster knallte die Sonne rein. Ich wurde beinah ohnmächtig. Mich noch in der stinkig und stickig kleinen Küche auf den schwitzenden, wachsbleichen Makler zu stürzen, um Unterlagen auszutauschen? No way.
Ich taumelte nach draußen. In dieses kochendheiße Haus hätte ich sowieso nie einziehen können, jetzt wo die Erde glüht und auch nicht vorhat, wieder damit aufzuhöen. Da muss ich ins Auenland ziehen oder nach Island, da soll es immer kalt sein.
Auf dem Heimweg 38 Grad außerhalb des Autos. Zuhause angekommen zwang ich mich auf den Balkon, für 30 Minuten bei 35 Grad im Schatten. Ganz stille sitzen. Nur nicht bewegen. Danach kamen mir die 26 Grad in meiner Wohnung erquickend vor. Für zwei Stunden.
Dann kam die wirklich schlimme erste tropische Nacht, mit Betonung auf "erste". Hab ich im Radio gehört. Jetzt fängt die Scheiße erst richtig an, sagen die. Vor allem von Samstag auf Sonntag, jahaaa, da werden wir uns noch wundern.
Kapituliere. Werde mich morgen in ein Hotel einbuchen, das klimatisiert ist, solange bis die Planetenoberfläche wieder bewohnbar ist. Ach nee, falsche Gehaltsgruppe. Ich bleibe im Büro.
Sonntag, 22. Juli 2018
Die Erde glüht
Gestern gab es einen Artikel im Tagesspiegel, der mich sehr beunruhigt hat. Eigentlich genieße ich diesen Sommer, weil er mit trockener Hitze und relativ kühlen Nächten aufwartet. Eine Kombination, die ich ganz gut wegatmen kann.
Allerdings ist es derzeit wohl auf dem ganzen Erdball viel zu heiß, selbst in Sibirien ist es 20 Grad heißer als sonst. Ein anschauliches Bild - die Welt als Wetterkarte - machte das Ausmaß klar und der Text dazu erklärte, welche Auswirkungen diese stabile Wetterlage hat: sie wird nämlich immer stabiler. Und je länger sich die heiße Luft nicht bewegt, desto heißer wird es. Und dann bewegt sich die Luft noch weniger. Und dann bleibt es immer Sommer. Oh je.
Wie soll die arme Erde nur wieder aus diesem Scheiß rauskommen?
Nächste Woche soll die "erste Hitzewelle" zu uns kommen (ich für meinen Teil erlebe seit Monaten eine Hitzewelle) und dann ist es vorbei mit der trockenen Hitze. Subtropisch soll es werden.
Hab den ganzen Tag nach mobilen Klimaanlagen gegoogelt. Was man da alles beachten muss. Aber wenn ich morgen keine kaufe, werde ich nicht mehr in der Lage sein, durch Kaufhäuser zu streunen, was ich ja schon bei normalen Temperaturen hasse.
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.
Die Gute (ich zitiere): "Durch sofortige Nullemissionen könne man die globale Erwärmung weitestgehend stoppen"
Die Schlechte: Eher friert die Hölle zu.
Ich habe noch die ganz leise Hoffnung, dass es sich um Fake News handelt, um davon abzulenken, dass wir alle in die Altersarmut rutschen, uns im Krankenhaus Keime einfangen, von den überforderten Pflegern im Altenheim verkloppt werden, dass es keine Handwerker mehr gibt, keine Erzieher, Lehrer, Polizisten und Azubis, dass uns die Straßen unterm Hintern wegbröseln, die Mieten explodieren und demnächst die AfD mit der CSU koaliert. Aber ich fürchte, der Planet macht ernst.
Allerdings ist es derzeit wohl auf dem ganzen Erdball viel zu heiß, selbst in Sibirien ist es 20 Grad heißer als sonst. Ein anschauliches Bild - die Welt als Wetterkarte - machte das Ausmaß klar und der Text dazu erklärte, welche Auswirkungen diese stabile Wetterlage hat: sie wird nämlich immer stabiler. Und je länger sich die heiße Luft nicht bewegt, desto heißer wird es. Und dann bewegt sich die Luft noch weniger. Und dann bleibt es immer Sommer. Oh je.
Wie soll die arme Erde nur wieder aus diesem Scheiß rauskommen?
Nächste Woche soll die "erste Hitzewelle" zu uns kommen (ich für meinen Teil erlebe seit Monaten eine Hitzewelle) und dann ist es vorbei mit der trockenen Hitze. Subtropisch soll es werden.
Hab den ganzen Tag nach mobilen Klimaanlagen gegoogelt. Was man da alles beachten muss. Aber wenn ich morgen keine kaufe, werde ich nicht mehr in der Lage sein, durch Kaufhäuser zu streunen, was ich ja schon bei normalen Temperaturen hasse.
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.
Die Gute (ich zitiere): "Durch sofortige Nullemissionen könne man die globale Erwärmung weitestgehend stoppen"
Die Schlechte: Eher friert die Hölle zu.
Ich habe noch die ganz leise Hoffnung, dass es sich um Fake News handelt, um davon abzulenken, dass wir alle in die Altersarmut rutschen, uns im Krankenhaus Keime einfangen, von den überforderten Pflegern im Altenheim verkloppt werden, dass es keine Handwerker mehr gibt, keine Erzieher, Lehrer, Polizisten und Azubis, dass uns die Straßen unterm Hintern wegbröseln, die Mieten explodieren und demnächst die AfD mit der CSU koaliert. Aber ich fürchte, der Planet macht ernst.
Samstag, 21. Juli 2018
Ich werde gentrifiziert
Neulich nachts wache ich um 4 Uhr morgens auf. Denke, was ist das für ein komisches Geräusch? So eine Art Sturm und Regen und Gerausche in der Flora und Fauna direkt vor meinem Fenster, aber in Wellen. An- und abschwellend.
Ich schau konzentriert in die Nacht, versuche das Geräusch einzuordnen, werde wach und wacher und frage mich, was in meinem Vorgarten passiert. Ich tapse ins Wohnzimmer auf den Balkon, weil ich um diese Zeit keine Kraft habe, die Außenjalousie hochzuziehen, denn die ist noch aus der Vorkriegszeit und affig schwer zu bewegen.
Dann sehe ich, was los ist und heiliger Zorn erfasst mich. Hat der Vermieter einen automatischen Rasensprenger direkt vor dem Schlafzimmer postiert. Und zwar so, dass er die Hauswand ebenso wie den Rasen sprengt.
Ich renne raus und werde klatschnass bei dem Versuch, das Ding im laufenden Betrieb umzusetzen. Den Wasserhahn zu schließen ist nicht möglich, denn dazu braucht man einen Vierkantschlüssel, den ich leider nicht zur Hand habe. Außerdem hat er eine Zeitschaltuhr angedübelt und auf 4.00 Uhr terminiert, was mir einen Tobsuchtsanfall beschert.
In der nächsten Nacht dasselbe. Ich schau raus: er hat das Scheißding wieder vor meinem Schlafzimmer postiert, diesmal allerdings mit Camping-Heringen in der Erde justiert.
Am nächsten Tag meinen Versicherungsvertreter angerufen und eine Mietrechtsschutzversicherung abgeschlossen. Nun schließt mich bitte alle in euer Abendgebet ein, dass er in den nächsten zwei Monaten (=Wartefrist, bis die Versicherung greift) keine Schriftstücke in meinem Briefkästen hinterlässt, die den Eindruck eines beginnenden Streitfalles hinterlassen könnten.
Solange muss ich ihn stets anflöten und das nächtliche Geprassel an meinem Fenster ertragen. Und natürlich rühre ich dieses Rasendings auch nicht mehr an. Es gibt Nächte, in denen ich so tief schlafe, dass ich nicht geweckt werde. Und andere.
Dass ich seit neuestem auch keinen Wasserdruck mehr in der Dusche habe, ist sicher nur ein Zufall.
Zwei Monate...
Ich schau konzentriert in die Nacht, versuche das Geräusch einzuordnen, werde wach und wacher und frage mich, was in meinem Vorgarten passiert. Ich tapse ins Wohnzimmer auf den Balkon, weil ich um diese Zeit keine Kraft habe, die Außenjalousie hochzuziehen, denn die ist noch aus der Vorkriegszeit und affig schwer zu bewegen.
Dann sehe ich, was los ist und heiliger Zorn erfasst mich. Hat der Vermieter einen automatischen Rasensprenger direkt vor dem Schlafzimmer postiert. Und zwar so, dass er die Hauswand ebenso wie den Rasen sprengt.
Ein Schlag in mein Gesicht, nachdem er mir letzte Woche schon mitgeteilt hat, es wird entweder alles saniert oder das Haus wird verkauft, dann "Müssen Sie sowieso alle hier raus." Ich hab das nicht allzu ernst genommen, denn so schnell schießen die Preußen nicht.
Ich renne raus und werde klatschnass bei dem Versuch, das Ding im laufenden Betrieb umzusetzen. Den Wasserhahn zu schließen ist nicht möglich, denn dazu braucht man einen Vierkantschlüssel, den ich leider nicht zur Hand habe. Außerdem hat er eine Zeitschaltuhr angedübelt und auf 4.00 Uhr terminiert, was mir einen Tobsuchtsanfall beschert.
In der nächsten Nacht dasselbe. Ich schau raus: er hat das Scheißding wieder vor meinem Schlafzimmer postiert, diesmal allerdings mit Camping-Heringen in der Erde justiert.
Am nächsten Tag meinen Versicherungsvertreter angerufen und eine Mietrechtsschutzversicherung abgeschlossen. Nun schließt mich bitte alle in euer Abendgebet ein, dass er in den nächsten zwei Monaten (=Wartefrist, bis die Versicherung greift) keine Schriftstücke in meinem Briefkästen hinterlässt, die den Eindruck eines beginnenden Streitfalles hinterlassen könnten.
Solange muss ich ihn stets anflöten und das nächtliche Geprassel an meinem Fenster ertragen. Und natürlich rühre ich dieses Rasendings auch nicht mehr an. Es gibt Nächte, in denen ich so tief schlafe, dass ich nicht geweckt werde. Und andere.
Dass ich seit neuestem auch keinen Wasserdruck mehr in der Dusche habe, ist sicher nur ein Zufall.
Zwei Monate...
Donnerstag, 19. Juli 2018
Verzauberte Mütter
Zwei meiner Freundinnen haben Mütter, die verzaubert dement geworden sind. Und beide erzählen außerordentlich unterhaltsame Geschichten - unterhaltsam sind sie natürlich nur für uns, aber die Freundinnen selbst geben sich auch alle Mühe, dem ganzen mit Humor zu begegnen.
Was so berührend ist, dass sich die charakterliche Grundausrichtung der beiden alten Damen auch in der Demenz nicht verändert hat.
Die eine, Zeit ihres Lebens eine hinreißend liebenswürdige und lebensfrohe Frau, ruft nun täglich abends ihre Tochter an, um sie zu informieren, dass sie sich überlegt hat, heute doch erst mal im Pflegeheim zu schlafen.
"Du, ich schlafe heute abend erst mal hier."
"Das ist eine gute Idee."
"Haben die überhaupt ein Bett für mich?"
"Aber sicher, du hast dein eigenes Bett."
"Aber woher weißt du das so genau?"
Noch trinkt sie jeden Tag ein Piccolöchen, für den Kreislauf und manchmal, wenn ihre Tochter zu Besuch kommt, sagte sie "Schön, dass Sie kommen, aber ich habe zu tun." Spricht's und verschwindet im Garten, zum Damenkränzchen.
Neulich allerdings ist sie nachts ausgebüxt; niemand weiß, wie sie es geschafft hat, aber sie stand nachts um 3 Uhr vor der Tür ihrer alten Wohnung. Gottseidank wurden die Nachmieter wach von ihrem klingeln. "Guten Abend, ich will zu Norbert."
Die andere, Zeit ihres Lebens ein eher kapriziöses Geschöpf, ist nun mit Macht ihrer ungebrochen vitalen Libido ausgeliefert, beziehungsweise Pfleger Mario ist ihr ausgeliefert. Sie phantasiert sich eine überaus leidenschaftliche Affaire zusammen und vergisst auch nicht, der Leidenschaft Futter zu geben, in dem sie Mario "eifersüchtig" macht. Neulich war eine Tanzcombo im Pflegeheim und der Sänger habe ihr immer tief in die Augen geschaut und sie hat zurückgeschaut und das soll Mario eine Lehre sein, sie habe noch jede Menge Chancen.
Allerdings ist sie auch auf anderen Gebieten tätig; sie rettet andere Patienten vor dem Tode, weil sie die Ärzte ins Gefängnis bringt, wegen falscher Medikation an Frau Brunse. Sie habe der Ärztin ausführlich klar gemacht, dass sie keine Ahnung von ihrem Beruf hat und Frau Brunse völlig falsch behandelt. Und dafür sei die Ärztin jetzt auch in den Knast gegangen.
Abendlicher Anruf: "Die Ärztin will mich umbringen."
"Aber Mama, die Ärztin hast du doch ins Gefängnis gebracht, da kann sie doch gar nicht raus."
"Ach so."
"Und sie würde ja auch gar nicht mehr ins Heim kommen, unten ist doch der Wachdienst. Die lassen die nie mehr ins Haus."
"Gottseidank. Stimmt."
Ich frage mich, was ich mir später mal einbilde.
Was so berührend ist, dass sich die charakterliche Grundausrichtung der beiden alten Damen auch in der Demenz nicht verändert hat.
Die eine, Zeit ihres Lebens eine hinreißend liebenswürdige und lebensfrohe Frau, ruft nun täglich abends ihre Tochter an, um sie zu informieren, dass sie sich überlegt hat, heute doch erst mal im Pflegeheim zu schlafen.
"Du, ich schlafe heute abend erst mal hier."
"Das ist eine gute Idee."
"Haben die überhaupt ein Bett für mich?"
"Aber sicher, du hast dein eigenes Bett."
"Aber woher weißt du das so genau?"
Noch trinkt sie jeden Tag ein Piccolöchen, für den Kreislauf und manchmal, wenn ihre Tochter zu Besuch kommt, sagte sie "Schön, dass Sie kommen, aber ich habe zu tun." Spricht's und verschwindet im Garten, zum Damenkränzchen.
Neulich allerdings ist sie nachts ausgebüxt; niemand weiß, wie sie es geschafft hat, aber sie stand nachts um 3 Uhr vor der Tür ihrer alten Wohnung. Gottseidank wurden die Nachmieter wach von ihrem klingeln. "Guten Abend, ich will zu Norbert."
Die andere, Zeit ihres Lebens ein eher kapriziöses Geschöpf, ist nun mit Macht ihrer ungebrochen vitalen Libido ausgeliefert, beziehungsweise Pfleger Mario ist ihr ausgeliefert. Sie phantasiert sich eine überaus leidenschaftliche Affaire zusammen und vergisst auch nicht, der Leidenschaft Futter zu geben, in dem sie Mario "eifersüchtig" macht. Neulich war eine Tanzcombo im Pflegeheim und der Sänger habe ihr immer tief in die Augen geschaut und sie hat zurückgeschaut und das soll Mario eine Lehre sein, sie habe noch jede Menge Chancen.
Allerdings ist sie auch auf anderen Gebieten tätig; sie rettet andere Patienten vor dem Tode, weil sie die Ärzte ins Gefängnis bringt, wegen falscher Medikation an Frau Brunse. Sie habe der Ärztin ausführlich klar gemacht, dass sie keine Ahnung von ihrem Beruf hat und Frau Brunse völlig falsch behandelt. Und dafür sei die Ärztin jetzt auch in den Knast gegangen.
Abendlicher Anruf: "Die Ärztin will mich umbringen."
"Aber Mama, die Ärztin hast du doch ins Gefängnis gebracht, da kann sie doch gar nicht raus."
"Ach so."
"Und sie würde ja auch gar nicht mehr ins Heim kommen, unten ist doch der Wachdienst. Die lassen die nie mehr ins Haus."
"Gottseidank. Stimmt."
Ich frage mich, was ich mir später mal einbilde.
Montag, 16. Juli 2018
#Schirm-Gate
Was mir von dieser WM unvergesslich bleiben wird, ist der Platzregen am Ende und der Umgang der Herren Staatenlenker mit diesem Dilemma.
Aus Veranstaltungssicht ist das schon mal ein Totalversagen gewesen, sag ich mal so als Profi. Es fängt an zu regnen und es gibt nur einen(!) Schirm, der schützend über Putin gehalten wird. Alle anderen werden binnen Minuten bis auf die Knochen nass. Es dauert viel zu lange, bis neue Schirme herangeschafft werden - da werden noch Köpfe rollen unter den Schirmbeauftragten. Mir auch rätselhaft, weshalb man nicht gleich ein Plexiglas-Dach eingeplant hat. Wenn ich die Siegerehrung von der Präsidententribüne mitten auf den Rasen verlege, dann ist das doch das Erste, was ich bedenke.
Und dieser so zuschanden geliftete Putin (er ist unterdessen so wachsbleich wie Lenin im Mausoleum; später mal muss er nicht mehr extra einbalsamiert werden) kommt nicht auf des Gedankens Blässe, den Schirm seiner kroatischen Kollegin anzubieten oder sie wenigstens an seine Seite zu holen, um sich den Schirm mit ihr zu teilen.
Macron ist kein Deut besser. Zwar wird er ebenfalls ein Opfer des Wolkenbruchs, aber auch er kommt nicht auf die Idee, die Dame zu seiner Linken unter Putins Schirm zu holen. Haben die keinen Benimm-Unterricht bekommen, als sie Präsidenten geworden sind?
Sie jedenfalls umhalst so sympathisch wie gnadenlos jeden, der an ihr vorbeidefiliert, sie will unbedingt gute Fotos haben. Es wirkt schon unfreiwillig komisch, wie sie sich an jedem einzelnen Fußballer festkrallt, als sei sie auf einer Kuschelparty; manch einen lässt sie gar nicht wieder los - was sehr zu unserer Erheiterung beigetragen hat. Ihre Frisur ist im Arsch, wenigstens ist das Make up wasserfest.
Man ist direkt froh, dass nicht Deutschland Weltmeister geworden ist - man male sich aus, Angela Merkel hätte da stehen müssen wie ein nasser Pudel.
Da Frau Grabar-Kitarovic das Nationaltrikot trägt, bekommt man es mit der Angst zu tun, dass sich das Ganze hin zu einem Wet-T-Shirt-Contest entwickelt. Soweit ich das beurteilen kann, ist ihr das erspart geblieben. Die beiden uncharmanten Präsi-Holzköpfe leider nicht.
Aus Veranstaltungssicht ist das schon mal ein Totalversagen gewesen, sag ich mal so als Profi. Es fängt an zu regnen und es gibt nur einen(!) Schirm, der schützend über Putin gehalten wird. Alle anderen werden binnen Minuten bis auf die Knochen nass. Es dauert viel zu lange, bis neue Schirme herangeschafft werden - da werden noch Köpfe rollen unter den Schirmbeauftragten. Mir auch rätselhaft, weshalb man nicht gleich ein Plexiglas-Dach eingeplant hat. Wenn ich die Siegerehrung von der Präsidententribüne mitten auf den Rasen verlege, dann ist das doch das Erste, was ich bedenke.
Und dieser so zuschanden geliftete Putin (er ist unterdessen so wachsbleich wie Lenin im Mausoleum; später mal muss er nicht mehr extra einbalsamiert werden) kommt nicht auf des Gedankens Blässe, den Schirm seiner kroatischen Kollegin anzubieten oder sie wenigstens an seine Seite zu holen, um sich den Schirm mit ihr zu teilen.
Macron ist kein Deut besser. Zwar wird er ebenfalls ein Opfer des Wolkenbruchs, aber auch er kommt nicht auf die Idee, die Dame zu seiner Linken unter Putins Schirm zu holen. Haben die keinen Benimm-Unterricht bekommen, als sie Präsidenten geworden sind?
Sie jedenfalls umhalst so sympathisch wie gnadenlos jeden, der an ihr vorbeidefiliert, sie will unbedingt gute Fotos haben. Es wirkt schon unfreiwillig komisch, wie sie sich an jedem einzelnen Fußballer festkrallt, als sei sie auf einer Kuschelparty; manch einen lässt sie gar nicht wieder los - was sehr zu unserer Erheiterung beigetragen hat. Ihre Frisur ist im Arsch, wenigstens ist das Make up wasserfest.
Man ist direkt froh, dass nicht Deutschland Weltmeister geworden ist - man male sich aus, Angela Merkel hätte da stehen müssen wie ein nasser Pudel.
Da Frau Grabar-Kitarovic das Nationaltrikot trägt, bekommt man es mit der Angst zu tun, dass sich das Ganze hin zu einem Wet-T-Shirt-Contest entwickelt. Soweit ich das beurteilen kann, ist ihr das erspart geblieben. Die beiden uncharmanten Präsi-Holzköpfe leider nicht.
Montag, 9. Juli 2018
Wenn Frauen alleine verreisen
Dieses Jahr hatte ich mal was ganz Neues vor. Nachdem ich Urlaub mit Freunden nur in Island, Italien oder in den USA hätte verbringen können, in Ländern also, die nur per Flugzeug oder mit der Queen Mary zu erreichen sind, beschloss ich, ein paar Tage allein ans Meer zu fahren.
Als ich noch im Außendienst war, verbrachte ich wochenlang allein an der Mecklenburgischen Ostseeküste, ohne mir was dabei zu denken. Ich frühstückte entspannt im Hotel mit anderen Vertrieblern (jeder an seinem eigenen Tisch) und speiste allein wie eine Grande Dame zu Abend - nachdem ich mir tagsüber den Mund fusselig geredet hatte, war ich froh, mit niemandem mehr reden zu müssen. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, was wohl andere Leute denken, weil ich allein am Tisch saß.
Ich buchte für fünf Tage ein Wellness-Hotel mit eigener Therme direkt am Strand. Fünf Tage, dachte ich, werde ich wohl überleben.
Komme an, checke ein, geh auf's Zimmer, pralle zurück - kochendheiß, Südseite, keine Klimaanlage, gehe wieder zur Rezeption, möchte ein Zimmer zur anderen Seite. Personal ausschließlich aus Polen. Was mich nicht wundert, schon vor 10 Jahren bekamen die kaum noch Personal in den Hotels, wegen der Hungerlöhne, die gezahlt werden.
"Kostät 12 Euro mähr, wenn Sie wollen Määhr sähen, kostät 24 Euro pro Nacht."
Ich wollte gerne das Meer sehen, aber das war mir ein bissel happig. Wann werde ich letztlich im Zimmer sitzen und auf 's Meer schauen? Eben. Ich schaute also auf knorrige Fichten, hinter denen das Meer rauschte. *
Ich richtete mich ein, zog mein Reisekleid aus (ja, ich habe ein Reisekleid, schon damals hatte es mir gute Dienste geleistet, es ist schneeweiß und im Sommer sollte man längere Autofahrten bei kochender Hitze schon aus Selbstschutz nur in weißer Bekleidung antreten, auch wenn es einem überhaupt nicht steht), zog meinen Honolulu-Strandbikini an und ging ans Meer. Hm. Komisch, wenn niemand bei einem ist.
Später schlenderte ich zur Seebrücke, Hölle Hölle, ein Sängerbarde mit E-Gitarre, "Smoke on the water" und so'n Zeug. Komisch, wenn man da allein sitzt inmitten kinderreicher Eltern und Großeltern. Ich habe keinen einzigen Hipster gesehen und ich sehe leider auch nicht aus wie eine Hipsterin, da nutzte auch der nachlässig gebundene Dutt nichts. Wenn ich mich so umschaute, sah ich total aus wie die. Das fand ich erschreckend. Und dann saß ich da auch noch allein in der Menge und hatte niemanden, mit dem ich hätte lästern können. Mir kamen erste Zweifel, ob ich die 5 Tage unbeschadet überstehen würde.
Dann begab ich mich auf die Suche nach einem Restaurant. Es gab haufenweise davon. Rappelvoll mit den immergleichen Eltern und Großeltern kinderreicher Familien. Ich brachte es kaum über mich, mich an einen Tisch zu setzen und dachte, verdammt, das war doch früher kein Problem, warum ist es das jetzt? Ich wollte glatt ein bisschen weinen, dabei war ich erst sechs Stunden hier. Nun war ich sicher, dass ich fünf schreckliche Tage durchleiden werde. Ich hatte mich für den absolut falschen Ort zur falschen Zeit entschieden.
Mir wurde klar, dass ich diverse Heiratsanträge hätte doch annehmen und einige Kinder produzieren sollen, dann hätte ich jetzt keine Probleme. Die Konsequenzen meiner ungezwungenen Planlosigkeit rächten sich hier und heute in Mecklenburg.
Am nächsten Morgen verschwand ich vor dem Frühstück in der Therme. Im Wasser fiel kaum auf, dass ich keine Mehrfachmutter bin; es schwammen nämlich nur alte Öhmchen hin und her. Abgesehen von der Befürchtung, dass ich denen bereits ähnlicher bin, als mir lieb ist, fühlte ich mich in der warmen Brühe recht wohl. Vor allem die Massage-Düsen... ach du Scheiße - wann ist das passiert, da haben doch früher immer nur so Uralt-Weiblein vorgehockt und jetzt auch ich? Herrgott, rief ich mich zur Ordnung, du machst einen Wellness-Urlaub, da sitzt man halt vor Massagedüsen.
Später am Strand schrieb ich ein paar sms und bekam Unterstützer-sms zurück, dass ich wirklich sehr tapfer bin und sie hätten das nie gemacht, allein ans Meer und das eine Mal, als sie es gemacht haben, war das Essen gehen das Allerschlimmste.
Im Internet schaute ich nach, ob ich irgendwie an Astronautennahrung komme und wenn ich nicht soviel Angst vor Ärzten hätte, wäre ich auf intravenöse Nährlösungen umgestiegen, um diese leidige Sache zu umschiffen.
Der zweite Tag verlief ansonsten wie der Erste. Strand, lesen, Spazierengehen, Kurkonzert (Dire Straits - der Barde hatte wohl keinen Abend frei). Ich zählte die Stunden bis zur Abreise. Meine Weinerlichkeit über meine Ehemann- und Kinderlosigkeit war inzwischen einer reaktiven Depression gewichen und ich hatte keinen Schimmer, wie ich weitere drei Tage bewältigen sollte. Ich hatte ja nicht mal ein Zimmer mit Seeblick. Was zur Hölle hatte ich mir dabei nur gedacht? Ich saufe ja auch leider nicht, obwohl das bestimmt geholfen hätte.
Am dritten Tag änderte sich alles, dank Whatsapp, über das ich nie wieder etwas Böses sagen werde. Eine frühere Kollegin hatte in ihren Status ein paar Fotos gestellt und die Gegend kam mir so bekannt vor. "Wo bist du denn?" schrieb ich ihr. "Auf Usedom, zusammen mit Katrin"
Schlagartig fühlte ich mich besser. "Ach, ich bin auch hier."
Den vierten und fünften Tag verbrachten wir zusammen. Die gute alte Kiepert-Connection. Ich fiel den beiden in die Arme und rief "Ohne euch hätte ich mich eigenhändig im Meer ersäuft!" Wir lagen am Strand von Heringsdorf und sahen Fußball, lästerten, erzählten von den hanebüchenen Umstrukturierungen unserer Arbeitgeber, aßen unglaublich guten Fisch und ich war heilfroh, dass ich keine Kinder habe, die hätten in der Therme an den Massagedüsen auch echt gestört.
P.S. Mir war kein einziges Mal blümerant. Bombige Konstitution.
* Beim auschecken stellte sich raus, dass mir "versehentlich" die Preise für zwei
Personen genannt wurden - aber da war es zu spät. So wurde ich von einer
kaltherzigen Rezeptionistin um den Meerblick gebracht, den ich wirklich
gut hätte gebrauchen können. Es dauert sich so viel schöner mit Blick auf
Wasser. Ich hoffe, die Kuh wird vom Universum dafür bestraft.
Als ich noch im Außendienst war, verbrachte ich wochenlang allein an der Mecklenburgischen Ostseeküste, ohne mir was dabei zu denken. Ich frühstückte entspannt im Hotel mit anderen Vertrieblern (jeder an seinem eigenen Tisch) und speiste allein wie eine Grande Dame zu Abend - nachdem ich mir tagsüber den Mund fusselig geredet hatte, war ich froh, mit niemandem mehr reden zu müssen. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, was wohl andere Leute denken, weil ich allein am Tisch saß.
Ich buchte für fünf Tage ein Wellness-Hotel mit eigener Therme direkt am Strand. Fünf Tage, dachte ich, werde ich wohl überleben.
Außer mir wird blümerant; weil ich ja immer gleich mit dem Tode rechne. Da hatte ich schon ein bisschen Angst vor, dass ich unter Umständen ganz allein an der Ostsee mein Leben aushauchen muss.
Komme an, checke ein, geh auf's Zimmer, pralle zurück - kochendheiß, Südseite, keine Klimaanlage, gehe wieder zur Rezeption, möchte ein Zimmer zur anderen Seite. Personal ausschließlich aus Polen. Was mich nicht wundert, schon vor 10 Jahren bekamen die kaum noch Personal in den Hotels, wegen der Hungerlöhne, die gezahlt werden.
"Kostät 12 Euro mähr, wenn Sie wollen Määhr sähen, kostät 24 Euro pro Nacht."
Ich wollte gerne das Meer sehen, aber das war mir ein bissel happig. Wann werde ich letztlich im Zimmer sitzen und auf 's Meer schauen? Eben. Ich schaute also auf knorrige Fichten, hinter denen das Meer rauschte. *
Ich richtete mich ein, zog mein Reisekleid aus (ja, ich habe ein Reisekleid, schon damals hatte es mir gute Dienste geleistet, es ist schneeweiß und im Sommer sollte man längere Autofahrten bei kochender Hitze schon aus Selbstschutz nur in weißer Bekleidung antreten, auch wenn es einem überhaupt nicht steht), zog meinen Honolulu-Strandbikini an und ging ans Meer. Hm. Komisch, wenn niemand bei einem ist.
Später schlenderte ich zur Seebrücke, Hölle Hölle, ein Sängerbarde mit E-Gitarre, "Smoke on the water" und so'n Zeug. Komisch, wenn man da allein sitzt inmitten kinderreicher Eltern und Großeltern. Ich habe keinen einzigen Hipster gesehen und ich sehe leider auch nicht aus wie eine Hipsterin, da nutzte auch der nachlässig gebundene Dutt nichts. Wenn ich mich so umschaute, sah ich total aus wie die. Das fand ich erschreckend. Und dann saß ich da auch noch allein in der Menge und hatte niemanden, mit dem ich hätte lästern können. Mir kamen erste Zweifel, ob ich die 5 Tage unbeschadet überstehen würde.
Dann begab ich mich auf die Suche nach einem Restaurant. Es gab haufenweise davon. Rappelvoll mit den immergleichen Eltern und Großeltern kinderreicher Familien. Ich brachte es kaum über mich, mich an einen Tisch zu setzen und dachte, verdammt, das war doch früher kein Problem, warum ist es das jetzt? Ich wollte glatt ein bisschen weinen, dabei war ich erst sechs Stunden hier. Nun war ich sicher, dass ich fünf schreckliche Tage durchleiden werde. Ich hatte mich für den absolut falschen Ort zur falschen Zeit entschieden.
Mir wurde klar, dass ich diverse Heiratsanträge hätte doch annehmen und einige Kinder produzieren sollen, dann hätte ich jetzt keine Probleme. Die Konsequenzen meiner ungezwungenen Planlosigkeit rächten sich hier und heute in Mecklenburg.
Am nächsten Morgen verschwand ich vor dem Frühstück in der Therme. Im Wasser fiel kaum auf, dass ich keine Mehrfachmutter bin; es schwammen nämlich nur alte Öhmchen hin und her. Abgesehen von der Befürchtung, dass ich denen bereits ähnlicher bin, als mir lieb ist, fühlte ich mich in der warmen Brühe recht wohl. Vor allem die Massage-Düsen... ach du Scheiße - wann ist das passiert, da haben doch früher immer nur so Uralt-Weiblein vorgehockt und jetzt auch ich? Herrgott, rief ich mich zur Ordnung, du machst einen Wellness-Urlaub, da sitzt man halt vor Massagedüsen.
Später am Strand schrieb ich ein paar sms und bekam Unterstützer-sms zurück, dass ich wirklich sehr tapfer bin und sie hätten das nie gemacht, allein ans Meer und das eine Mal, als sie es gemacht haben, war das Essen gehen das Allerschlimmste.
Im Internet schaute ich nach, ob ich irgendwie an Astronautennahrung komme und wenn ich nicht soviel Angst vor Ärzten hätte, wäre ich auf intravenöse Nährlösungen umgestiegen, um diese leidige Sache zu umschiffen.
Der zweite Tag verlief ansonsten wie der Erste. Strand, lesen, Spazierengehen, Kurkonzert (Dire Straits - der Barde hatte wohl keinen Abend frei). Ich zählte die Stunden bis zur Abreise. Meine Weinerlichkeit über meine Ehemann- und Kinderlosigkeit war inzwischen einer reaktiven Depression gewichen und ich hatte keinen Schimmer, wie ich weitere drei Tage bewältigen sollte. Ich hatte ja nicht mal ein Zimmer mit Seeblick. Was zur Hölle hatte ich mir dabei nur gedacht? Ich saufe ja auch leider nicht, obwohl das bestimmt geholfen hätte.
Am dritten Tag änderte sich alles, dank Whatsapp, über das ich nie wieder etwas Böses sagen werde. Eine frühere Kollegin hatte in ihren Status ein paar Fotos gestellt und die Gegend kam mir so bekannt vor. "Wo bist du denn?" schrieb ich ihr. "Auf Usedom, zusammen mit Katrin"
Schlagartig fühlte ich mich besser. "Ach, ich bin auch hier."
Den vierten und fünften Tag verbrachten wir zusammen. Die gute alte Kiepert-Connection. Ich fiel den beiden in die Arme und rief "Ohne euch hätte ich mich eigenhändig im Meer ersäuft!" Wir lagen am Strand von Heringsdorf und sahen Fußball, lästerten, erzählten von den hanebüchenen Umstrukturierungen unserer Arbeitgeber, aßen unglaublich guten Fisch und ich war heilfroh, dass ich keine Kinder habe, die hätten in der Therme an den Massagedüsen auch echt gestört.
P.S. Mir war kein einziges Mal blümerant. Bombige Konstitution.