Dienstag, 8. März 2016

Deeds, not words

Vom Weltfrauentag habe ich vor einigen Jahren zum ersten Mal gehört, bzw. hatte ich einen neuen Chef, im Osten sozialisiert, der schenkte den Frauen der Abteilung Merci und Mon Cherie. Ich hab das sehr belächelt, auch wenn ich mir aus der Packung Merci gleich mal die Sorte Kaffee-Sahne sicherte, bevor es eine andere tat. 

Heute wurden die Frauen unserer Firma ins Kino eingeladen, "Die Suffragetten", war ja klar, dass wir nicht "Hail César" oder "Spotlight" zu sehen bekamen, sondern mit einer politisch korrekten Auswahl bedacht wurden. 

Ich erwartete nichts großartiges von dem Film, außerdem bin ich völlig übermüdet, weil ich gestern wieder bis tief in die Nacht DoKo gespielt habe und mit hämmernden Kopfschmerzen aufgewacht bin, es wird einfach von zuvielen zuviel geraucht dabei. Gut, dass ich wegen meiner japanischen Gene nicht auch noch saufe, dann würde mich das Gespiele früh ins Grab bringen. So freute ich mich auf ein dringend benötigtes, politisch unkorrektes Nickerchen.  

Daraus wurde nichts. Der Film ist gut gemacht, mit ganz wenig Musik und wenn, dann sehr guter Musik. Die ergreifendste und gleichzeitig gewalttätigste Szene war völlig ohne Ton. Im Kino war es ebenso totenstill, denn diese Szene ist kein besonderer Kniff eines Autoren, sondern beruht auf einer wahren Begebenheit. (Spoiler)

Was hat sich seitdem geändert? 

Unser Boss hat - wie ich erfahren habe - seinen Unterbossen verboten, die Kolleginnen daran zu hindern, ins Kino zu gehen oder darüber Witze zu machen. Es wurde trotzdem gewitzelt und gehindert, sogar von anderen Frauen.

Es wird halt viel gelacht, ja, das schon, zum Beispiel über diese Prenzlauer Berg Muttis. Man staune, die sitzen in Cafés herum und verstopfen mit ihren Kinderbehältnissen die Wege. Manche stillen sogar. Das gefährdet den Weltfrieden.

Ja, was denn nun? Lieber eine Mutti, die sich nach der Geburt einen praktischen Kurzhaarschnitt zulegt und zuhause darbt, versteckt vor der Welt, im vollgesabberten Schlafanzug? Darf die nicht so hübsch bleiben, wie sie immer war und weiterhin Cafés bevölkern und sogar dummes Zeug absondern, wie sie es früher vielleicht auch getan hat, aber zum Ausgleich für die entzündeten Nerven anderer Cafébesucher mehr Fuckability hatte?

Im Vergleich zu anderen Ländern: ist doch toll, dass hier jede Frau auf die Straße gehen kann, wann immer sie will. Mehr oder weniger.

2 Kommentare:

  1. Es gibt die Kaffee-Sahne-Mercis jetzt auch als hundert Gramm Tafel.
    Ich bin entzückt. Und habe schon mehrere hundert Gramm vernascht.
    Wobei die rausstibitzten doch immer noch ein bisschen besser schmecken.

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  2. Der aktuelle Kinofilm über Anne Frank und ihr Tagebuch ist auch sehr empfehlenswert. Natürlich taugt der Film nicht für einen vergnüglichen, fröhlichen und lustigen Kinoabend mit den Kolleginnen und Kollegen. Zumal Du danach mit Sicherheit deprimiert, depressiv, mit schlechter Laune und schlechtem Gewissen das Kino verlassen wirst.

    Es gab immer wieder Szenen bei denen mir die Tränen über die Wangen kullerten. Auch Andere im Kino mussten sich gelegentlich die Nase schnäuzen.

    Als am schrecklichsten empfand ich die Szene, als Anne Frank - Achtung: Spoiler! - in Großaufnahme mit festem Blick und versteinerter Miene von der Leinwand herunter dem Zuschauer gefühlte Minuten lang direkt in die Augen schaut während ihr der Kopf kahlgeschoren wird, bevor ... .

    Sie wurde nur 15 Jahre alt.

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