Sonntag, 1. Januar 2017

Blondes have more fun

Die Silvesternacht hat mir nichts abverlangt, außer Humor. 

Ich war mit der Auftragsmörderin verabredet. Wir hatten uns angemeldet bei der Party in unserer DoKo-Spelunke, die sollen toll sein, mit tanzen und allem, hat man uns versichert. Beginn 22 Uhr. Vorher waren wir woanders was trinken, verquatschten uns dort und kurz vor elf fuhren wir vor. Wir sahen durch die Fenster.

"Du, da ist niemand."

Wir gingen rein. Da war niemand. Bis auf vier Gäste und die Wirtin. Aber das waren Stammgäste, seit dem Altpaläolithikum sitzen die dort. 



Ich meine, ich bin ohne Erwartungen los, aber so erwartungslos war ich dann auch wieder nicht. Und 23 Uhr ist zu spät, um sich woanders unterzubringen. Also haben wir über uns gelacht und die Köpfe geschüttelt und uns gefragt, was wir verbrochen haben. Und dann haben wir gesagt, dass wir den nächsten Mann, der hier rein kommt, ansprechen. Aber es kamen nur ein Rosenverkäufer und ein 12jähriger Junge, der aufs Klo musste. 

Um Mitternacht nahmen wir uns herzlich in die Arme und gingen vor die Tür. Man drückte uns je eine Riesen-Wunderkerze in die Hand. Da standen wir und starrten in den Himmel.

"Ist doch mal ein sehr entspanntes Silvester, letztes Jahr als ich bei Dingens war, das war doch sehr krampfig."

Was ich so besonders an ihr schätze, ist, dass sie die Dinge nimmt, wie sie kommen und da ich das auch gut kann, sind wir bestens geeignet, so einen Schmarrn miteinander durchzustehen.

Als wir eine halbe Stunde später wieder reingingen, kamen noch ein paar andere Leute mit, die sich zu uns an die Theke setzten, pensionierte Lehrer und Lehrerinnen, schätze ich. Wir bekamen wieder Wunderkerzen in die Hand, diesmal die kleinen. Die Funken fackelten versehentlich die Luftschlangen ab, die sporadisch verteilt waren. 

So ein Feuer entzündet sich affenartig schnell. Ich schüttete mein Bier (alkoholfrei mit einem Schuss Holunderbeersirup) drüber, das alles fand die Wirtin nicht lustig.

"Kannste alles verbloggen."

Hiermit getan.

9 Kommentare:

  1. Solche Menschen sind wirklich bewundernswert.
    Ich lag mit Schüttelfrost bei meiner Freundin auf dem Schaukelstuhl 😉

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  2. Mein Silvester war so ähnlich, nur schlimmer:
    Mein Freund, ein begeisterter Fortgeher und Feierer in großer Runde, hat nun schon das 3. Jahr mit mir mehr oder weniger zu Hause gefeiert - das nennt man Liebe [?!](od. aber auch Bequemlichkeit, da die große Runde endlich durch Kindersegen oder eben das Alter schrumpft und auch langweiliger wird), da ich das, sagen wir höflich ausgedrückt, ausgelassene Feiern nicht mag.
    Als wir so bei ihm zu Hause saßen, und dem Ende entgegen sahen - im wahrsten Sinne des Wortes, kam doch tatsächlich eine Partie angetrunkener, blöd daher redende proletenhaft anmutende Verwandtschaft vorbei, welche ich nicht mal kannte. Ich musste mich dazu setzen! Welch Qual für mich! Hirnlose Gespräche in respektlosem Ton folgten. Nachdem ich für diese auch neu war, wurde ich ins Gebet genommen. 3 Attacken konnte ich verkraften, bei der 4. bin ich aufgestanden und hab nen Abgang gemacht.

    Das, was ich vermeiden wollte, ist mir so quasi in meiner Festung widerfahren. Und: Frage nicht was von meinem Freund kam. ...

    In diesem Sinne .. Silvester wird einfach überbewertet. Man erwartet sich zu viel - jedes Jahr aufs Neue .. ;D

    Alles Liebe für dich Annika, und DANKE für deinen Blog!!

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    1. Danke dir!

      Ähnlichkeiten kann ich allerdings nicht feststellen;)

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  3. Ich muss sagen, ich hätte gerne mit Ihnen getauscht -.-

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  4. Liebe Annika, es war ein skurriles und wunderbares Silvester! Ich hätte es fast genauso beschrieben: Wir waren auf einer Tanzparty, auf der wir fast jeden kannten, haben - da war der Anstoß-Prosecco noch nicht mal zur Hälfte ausgetrunken - schon neue Typen kennen gelernt und wir alle waren sofort Feuer und Flamme. Du hast als erste heldenhafte Tat des neuen Jahres unsere DoKo-Stammkneipe vor dem totalen Feuertod gerettet und damit auch uns DoKo-ler vor der Obdachlosigkeit und eigentlich auch den ganzen Bergmannkiez in Kreuzberg vor einem verheerenden Stadtteilbrand. Wenn das nicht gut für's Karma 2017 ist! Wir sind lachend aus dem alten Jahr hinaus und Tränen lachend ins neue Jahr hinein. Kann man es besser erwischen? Na, einer geht noch: am 1.1. die 200.000er-Klicks knacken. Glückwunsch!

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    1. Ich hab die Geschichte heute einem Kollegen erzählt und der meinte, dass er sich jetzt nicht mehr so elend fühlt, weil er Mutterseelenallein zu Hause vor der Glotze saß. Unser Silvester sei viel schlimmer als seins gewesen.
      Der hat wirklich keine Ahnung ;)

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  5. ich hätte mir den rosenverkäufer geschnappt, ihm den 12jährigen verkauft und mit dem erlös im privatjet.. aber im nachhinein kann man immer schön träumen.

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