Heute musste ich in eine Senatsverwaltung.
Ehrlich gesagt habe ich immer noch so eine Vision von mir, wie eine berufliche Veränderung mich in eine muckelige kleine Verwaltungsbude verschlägt, wo mein Büro in einem langen Gang hinter einer der zahlreichen und immer knallenden Holztüren versteckt liegt, drinnen möbliert aus Resten einer vorherigen imperialen Zeit, als Chefs noch Brillen trugen wie Jaruzelski und alles riecht nach Bohnerwachs und wenn ich hinter dieser Tür verschwände, würde keiner mehr was von mir wollen und ich könnte in Ruhe ein von der Welt unbehelligtes Faktotum mit einer Bi-Color-Frisur werden.
Als ich den Raum betrat, mit zwei Kollegen, standen drei unterschiedliche Stühle um den Schreibtisch, zusammengeschleppt aus den Nachbarbüros, damit wir nicht stehen müssen.
Mich traf der Blitz.
Man sieht das auf dem Foto nicht so genau. Ein einladender Stuhl, groß und samtig und puristisch. Der muss mal im Büro eines Bezirksbürgermeisters, wenn nicht sogar eines Senators gestanden haben: seine besten Zeiten hinter sich, aber immer noch... glanzvoll.
Allein: es setzte sich sofort der Kollege drauf, der andere ergatterte sich den Drehstuhl und ich nahm auf einem klapprigen Holzstuhl Platz, obwohl ich mit dem Rad gekommen bin, wegen der Sonne und weil nichts soviel Spaß macht, als an einem warmen Herbsttag den 17. Juni runterzuradeln, durch das Brandenburger Tor und später dann auf der Leipziger Straße entlang (ab da macht es dann allerdings keinen Spaß mehr).
Ich hätte es also verdient auf diesem Stuhl zu sitzen. Nachdem die Besprechung beendet war, fragte ich nach dem Stuhl, ob der wohl zu verkaufen wäre. Nein, sagte unser Gastgeber, der ist nur zu verschenken und es stehen noch drei Stühle nebenan, ob ich auch vier nehmen würde. Sprach's und rief sofort die Dame an, die für's Möbelverschenken zuständig ist. Glücklich kam sie angerast, Sie wollen die wirklich haben, aber gerne doch, alle vier, na klar, wir sind froh, wenn wir sie nicht entsorgen müssen, aber Sie müssen sie selber abholen. Deal, sagte ich zu ihr aufschauend, denn inzwischen saß ich festgeschmiegt auf dem Stuhl, der sich perfekt anfühlte.
Perfekte Stühle werden allgemein unterschätzt, aber nicht von mir. Bequem sitzen ist so wichtig, ich sag das immer wieder, aber ich gebe zu, dass ich keinen anderen Menschen außer mir kenne, dem das so ein Herzensanliegen ist. Freunde behaupten, das habe bei mir pathologische Züge. Ich antworte denen, ich halte eine Menge aus, manchmal viel mehr, als andere auszuhalten bereit sind, aber bei Stühlen hört die Freundschaft aus.
Mit sowas darf man mir nicht kommen |
Kluge Frau du bist. Alle wichtigen Entscheidungsträger sollten den richtigen Stuhl unterm Hintern haben. Manche Probleme ließen sich so viel komfortabler aussitzen und bei anderen würde man (Schleudersitz!!!) irgendwann aufs Knöpfchen drucken können und zack... Problem gelöst.
AntwortenLöschenDas ist ja eine Assoziation zu der dich mein Steckenpferd geführt hat...;)
LöschenBeim Schreiben Samt unterm Hintern..... so soll es sein
AntwortenLöschenCord finde ich auch gut ;)
LöschenHoch vom bequemen Stuhl, ins Wahllokal und die PARTEI wählen!
AntwortenLöschenHab doch schon längst..,.
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