Mittwoch, 1. Mai 2024

Mit Amish People nach Boston

Als wir in den Bus steigen und in den Reihen vor uns eine Amish Familie saß, die schon in der Warteschlange vor dem einsteigen hinter uns stand, war ich sehr beeindruckt, Menschen einer Religionsgemeinschaft zu sehen, die direkt dem Mittelalter entsprungen schienen. Und von denen ich natürlich ein klares Bild aus dem Film „Der einzige Zeuge“ hatte. 

In dem Film waren das alle durch die Bank hochattraktive Menschen, in der Realität war es für mich erschütternd zu sehen, dass sich die alte Frau vor mir, als sie sich umdrehte, als höchstens 18-jähriges Mädchen entpuppte. Der dazugehörige Sohn war dann natürlich nicht ihr Sohn, sondern offenkundig ihr Mann. Alle Männer hatten einen Topfschnitt: Die Haare waren knapp unter den Ohren gerade abgeschnitten und als ob das nicht schon gereicht hätte, hatte man jedem Mann auch noch einen ganz kurzen Pony verpasst. 

Der verheiratete Mann hatte ausufernde Koteletten und einen schrecklichen Fusselbart. Ab und an flüsterte er seiner Frau sehr leise etwas zu, diese reagierte überhaupt gar nicht. Wahrscheinlich zwangsverheiratet und daher passiv aggressiv. 

(Um ehrlich zu sein, erscheinen wie meine Witzchen an dieser Stelle vollkommen unangebracht, ich bin nämlich nicht überheblich gestimmt, sondern ehrlich beeindruckt von dieser vollkommen anderen Welt, die mir da gerade vor die Füße gefallen ist)

Direkt vor mir saßen zwei Teenager Jungen, die die gesamte zweistündige Fahrt kein einziges Wort miteinander sprachen, aber jedes Mal sehr interessiert die Hälse reckten, wenn wir an einer Auto Firma vorbei fuhren. 

Als wir in Boston ankamen, ging die gesamte Familie, ein Großeltern Paar war auch noch dabei, eine Weile vor uns her. Jeder einzelne schleppte schwere Koffer, die mindestens 100 Jahre auf dem Buckel hatten. Ich fragte mich, woher sie kamen und wohin sie wollten. Ich hätte sie unglaublich gerne angesprochen, aber ich hab mich nicht getraut. 







5 Kommentare:

  1. Hm... Wenn sie den Bus benutzt haben, sind es dann nicht eher Mennoniten? Die haben teilweise sogar Autos, Telefon und Elektrizität. Mein (Halb-)Wissen stammt jetzt eher aus dem Buch "Das Glück ist grau" als aus "Der einzige Zeuge".
    Ich glaube, sie hätten es Dir verziehen, wenn du sie angesprochen hättest.
    Ich lese weiterhin gespannt mit.

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    1. Ich habe mich im Nachhinein belesen: es gibt soviele Gruppierungen. Nach alter Ordnung, nach neuer Ordnung, Beachy Amish, etc. Meine amerikanischen Freunde identifizierten sie als Amish (oder Amische) und machten mich auf sie aufmerksam. Aber um es genau zu wissen, hätte ich sie ansprechen müssen.

      Sie haben übrigens eine Zeit bin ihrem Leben, von 16 bis zur Hochzeit, da dürfen sie alles, was sie sonst nicht dürfen, diese Zeit nennt man „Rumspringa“. Treffender kann man es gar nicht sagen, oder. Danach entscheiden sie, ob sie in der Gemeinschaft der Amish bleiben.

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  2. Auf Netflix gibt es einen Film übers "Rumspringa"

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    1. Den hatte ich mir gleich in Amerika noch angeschaut. Der spielt in Berlin und ist derart unrealistisch, dass man ihn leider überhaupt nicht ernst nehmen kann
      Annika

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  3. Ich finde die Amish auch sehr interessant.. wenngleich auch seltsam...hach wie spannend

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