Montag, 31. August 2015

31. August, 36 Grad


Auf der Straße sehe ich einen alten Herrn - man könnte unter ihm den Schotterweg asphaltieren, so langsam und vorsichtig bewegt er sich. Es ist schweineheiß.

Wie ist das, wenn man so alt ist, dass man bei dieser irrsinnigen Hitze zu Fuß gehen muss, weil man kein Auto mehr hat? Der sengenden Hitze lange ausgesetzt ist, weil man sich nicht mehr schnell bewegen kann? Nicht mehr aufs Rad kommt? Wenn man keine Freunde hat, die einen Pool sitten, in den man sowieso nicht mehr reinklettern könnte, weil einem Kraft und Motorik fehlen? Wenn man gar keine Freunde mehr hat, weil schon alle tot sind? Wenn man den ganzen Tag allein ist, der Einkauf die einzige Abwechslung und dann ist es so brüllend heiß, dass dieser Gang zum lebensbedrohlichen Abenteuer wird? Sollte ich nicht einfach anhalten und ihm anbieten, ihn schnell an sein Ziel zu bringen?

Wenn ich nicht mit dem Rad unterwegs gewesen wäre, hatte ich's getan. So kämpfe ich selber mit dieser Affenhitze. Mir wurde im Büro so'n bisschen plemplem und hielt es für eine willkommene Abwechslung, mich um die Mittagszeit krank zu melden, um rasch nach Hause zu radeln und den Rest des Tages zu zelebrieren, diesen letzten brüllendheißen Tag in 2015. In Ruhe Abschied nehmen von diesem Sommer und so. Wehmütig werden, weil es jetzt vorbei ist.

Bei 36 Grad nach Hause zu radeln, ist keine gute Idee. Die Sonne nur von vorne, kein Wölkchen, kein Schatten; die Flasche Wasser, die ich dabei habe, kippe ich mir wie ein Tour de France Fahrer direkt über den Kopf, so sehr verzweifle ich auf den 13 Kilometern. 'Plemplem' beschreibt nicht mehr annähernd, wie ich mich fühle. 

Fast angekommen bin, biege ich noch mal kurz ins Wäldchen ein, um mich abzukühlen. Als ich absteige, um mich kurz auf eine Bank zu setzen, wird mir schwindelig. Kein Wunder, mein Hirn ist warmer Apfelmus. Ich erhole mich, auch weil Schatten mich per se beruhigt. 


Auf allen Vieren krieche ich in meine Wohnung, justiere den Ventilator auf meine äußere Hülle, und warte, dass sich meine verflüssigten Innereien wieder an Ort und Stelle begeben. Ich schau aus dem Fenster, seh die Hitze draußen flirren, aber ich bin in Sicherheit, endlich.



Ab morgen schreibe ich Gehaltvolleres, ich versprech's.

4 Kommentare:

  1. Jetzt wirds Winter, da kannst Du aufblühen. :-)

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  2. Interessant das mit dem Schatten, diesen psychologischen Effekt kenne ich auch von mir :) Ich find's auch weniger schlimm, wenn es heiß ist und der Himmel bedeckt ist, als wenn es heiß ist MIT Sonnenschein. Es ist alles nur in meinem Kopf :D

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    1. Oder auf deinem Kopf :)
      Mir geht's genauso, bedeckte 36 Grad sind besser zu ertragen. Wahrscheinlich war ich eine Zangengeburt

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