Sonntag, 7. August 2016

Müggelsee



Manchmal staune ich immer noch über die Wendungen, die mein Leben nimmt. Ich rede hier natürlich nur von hauchzarten Wendungen, die andere Leute gar nicht wahrnehmen, weil sie qualitativ und quantitativ ungleich mehr erleben. Auslandssemester, Bungee-jumping, Urlaub in der Mongolei, sowas halt.

Als ich nach Berlin zog, dachte ich fast jeden Tag "Ich bin hier mit lauter Leuten unterwegs, die ich vor zwei Monaten noch gar nicht kannte", und dann kam ich mir immer cosmopolitisch vor: das Kaff verlassen und in der Welt zuhause. 

Ich denk das nicht mehr jeden Tag, aber bestimmt immer noch einmal pro Jahr. Meine innere Zwanzigjährige ist sehr präsent. Das liegt wahrscheinlich an meiner Rückwärtsgewandtheit, oder der Idealisierung meiner Blütezeit (zu der ich allen Grund habe, weil sich mein gutes Karma damals nicht nur auf Parkplätze direkt vor der Tür beschränkte).

Ich war mit der DoKo-Gruppe auf dem Müggelsee. Wir mieteten uns ein Elektroboot für 12 Leute, wir waren aber Gottseidank nur sechs. Essen und Getränke für 20 Leute.

Viel mehr, als dass ich die meiste Zeit auf meinen dringenden Wunsch das Ruder übernahm, weil ich nicht in die Karten sondern lieber lächelnd und schweigend über das Wasser schauen wollte und meine liebe Not hatte, immer quer zu den Wellen (verursacht von größeren Schiffen) zu lenken, damit wir nicht wie in einer Nusssschale schaukelnd auf den Nudelsalat kotzen, gibt es eigentlich nicht zu erzählen. Nur noch, dass es einer der entspanntesten Tage dieses Sommers war - mit all diesen Fremden, die ich im Januar noch nicht kannte.


 Musik

2 Kommentare:

  1. Es sind die schönsten Tage, die sich ganz ohne unser Dazutun still und freundlich ergeben und an denen man mit angenehmen Menschen einfach so sein kann.
    Klingt, als hättest Du einen davon gehabt.
    es ist schön, dass die Seele der weichen und offenen Zwanzigjährigen Dir nicht abhanden gekommen ist.

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