Montag, 27. März 2017

Irgendwann interessiert man sich für Pflanzen.

Im Prinzip ist ja erst halb neun, gefühlt jedoch Mitternacht. Das erste Mal in diesem Jahr mit dem Rad ins Büro. 13 Kilometer hin, 13 zurück. Ich bin eine Heldin, trotz zersplitterten Ellenbogens (irgendwas stimmt da nicht). Auf den Spuren von Heidi Hetzer. Es wird Zeit für einen Extra-Blog, auf dem ich über meine Erlebnisse auf den Straßen Berlins berichte. Dann werde ich Ehrenbürgerin und darf zum Sommerfest des Bundespräsidenten.

Ich werde ulkig. Gestern in Polen gewesen, Gesundheitszigaretten gekauft. Ich rauche jetzt nur noch diese albern dünnen Dinger und bilde mir ein, dass es funktioniert wie FdH. Aber wir haben auch Blumen für den Balkon gekauft. Und Weidenkätzchen, weil bald Ostern ist. Und eine Ampel, meine erste Blumenampel, ein untrügliches Zeichen, dass der Herbst meines Lebens unmittelbar bevorsteht. 

Vor Jahren gab es mal eine Postkarte, mit dem Foto einer alten Frau, drunter stand "Erna auf dem Balkon mit Begonien". Das bin jetzt ich. Es kommt der Tag, da pusselt man auf dem Balkon herum und hält sich für Lenné.

Polnisches Ikebana
Wir haben noch stundenlang auf dem Marktplatz vor dem Oderturm in der Sonne gesessen. Die Frankfurter Kleinfamilie imklusive Omma trägt gerne Ausgeh-Jogginghosen, mehrere Lagen T-Shirts und die tätowierten Teenager-Mütter vorzugsweise grüne oder rosa Haare. Den Kleinstkindern wird Eis eingelöffelt. Zucker ist hier noch nichts, was man Babies vorenthält. Wahrscheinlich bekommen die kleinen Racker auch bald ihr erstes Tattoo. 

Neben uns saßen drei sehr alte Frauen, die sich je ein Stück Torte bestellten. Als der Kuchen kam, ging auch schon das Gegreine los. "Aaach, meine Hüften, die werden sich freuen." Es hört nie auf. In dem Alter muss es doch endlich mal vorbei sein, nicht? Aber wahrscheinlich denkt man bis zum Schluss, dass es noch irgendwo was zu reißen gibt, wenn man nur dünn genug ist. 

Als ich noch sehr jung war, hatte ich eine Kollegin, knapp vor sechzig. Sie sah aus wie eine Kröte und meinte mal, sie brauche jetzt morgens schon "etwas" länger, bis sie sich ausgehfertig angemalt hat. Mit der Arroganz der Mittzwanzigerin dachte ich "Mädchen, und wenn du drei Tage vor dem Spiegel stehst, das hilft auch nichts mehr."

Tja, und jetzt kaufe ich mir Blumenampeln. Die Luft brennt.

10 Kommentare:

  1. ... ich bin über 60 + habe KEINE Blumenampel (ړײ) !!! *zwinker*

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  2. Ich empfehle einen Ausflug nach Görlitz. Aber bitte vorher den Fluxkompensator überprüfen, sonst kommt man nie wieder aus den 80èrn dort raus

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    1. Wegen der Makrame-Eulen?
      Nee, das waren ja die 70er.

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  3. Radfahren in Berlin? Kompliment! Für mich war das nie eine Alternative - zu laut, zu chaotisch, zu gefährlich, zu viel schlechte Luft. Gut, das kann man von den Öffentlichen auch sagen. ;) Aber zumindest ist es gemütlicher gewesen ...

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    1. Gemütlicher in Bus und Bahn? Da bist du aber schon lange nicht mehr in Berlin gewesen. ;)

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  4. Tja, älter werden ist nichts für Feiglinge. Aber man muss es auch nicht übertreiben. Schätze, sollte meine Frau jemals mit einer gammeligen Blumenampel nach Hause kommen, haben wir ein Problem.

    Grüße von jemanden, der schon deutlich jenseits der 50 ist.

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  5. Ich hatte schon mit ca. 23 eine Blumenampel, ich wusste nicht, dass das nur was für alte Leute ist!

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