Montag, 15. Mai 2017

Die Frau als Bitch

Obwohl ich eine Frauen-Frau bin, also meine Freundinnen mit Attributen wie "liebste" und "Goldstück" belege und sie immer einen wichtigen Platz in meinem Leben einnehmen, egal, ob ein Mann zur Hand ist oder nicht und ich grundsätzlich das Zusammensein mit ihnen als außerordentlich wohltuend empfinde, gibt es eine Version Frau, mit der ich nicht klar komme: die Frau als Cheffe.

Ich hatte zwei, die erste als "SS-Sabine" hier im Blog verewigt, die zweite wegen Unlust verschwiegen, habe ich jetzt die Dritte an der Backe. 

Und schon höre ich mich greinen, wie gerne ich sie eintauschen würde gegen die Toskana-Probleme, die ich mit dem letzten Cheffe hatte, über den ich so ausführlich wie inbrünstig das Blog vollgekotzt habe. Aber es geht ja immer noch schlimmer...

Eine Schönheit ist sie, ein kaltes Herz, messerscharf in der Kommunikation, auch nonverbal und vollkommen desinteressiert daran, dass ihre Jüngerschaft auch nur einen (und sei er noch so klein), Wohlfühlmoment pro Tag haben. 

Wie jede dieser neuen Generation von Vorgesetzten hat auch sie verinnerlicht, keinen Handschlag selbst zu tun, sondern 1 zu 1 alles auf''s Fußvolk runterzubrechen; am liebsten natürlich die Aufgaben, die originär einer Führungskraft zugewiesen sind.

Nein, es ist nicht so, dass wir nun führen. Wir taumeln eher führungslos gegen Tisch und Bänke und sie zetert, weshalb wir uns schon wieder das Knie aufgehauen haben. Sie lässt uns im unklaren darüber, was sie will und wenn wir es nicht erahnen, ist sie empört. Das ist ihre Vorstellung von Steuerung, nehme ich an.

Was auch immer wir versuchen an Leistungserbringung, wobei wir wie gesagt meist im Dunkeln tappen, sie zerfetzt alle Ergebnisse, ohne zu sagen, was sie stattdessen will. Oder sie krittelt an Formulierungen herum, diktiert neue Sätze, die haargenau dasselbe aussagen; nun ja, sie will sich also doch manchmal einbringen, schätze ich. 

Während alter Cheffe uns laufen ließ, weil er wusste, dass wir gut sind und sich mit unseren Ergebnissen die Orden umhängen ließ (was ich in der Nachbetrachtung jetzt durchaus als Anerkennung unserer Arbeit empfinde - soweit ist es schon mit mir gekommen; aber ich neige zeitlebens zur Vergangenheitsglorifizierung), ist es jetzt so, dass wir abgewatscht werden, als seien wir dahergelaufene Schwachmaten, die den Schuss nicht gehört haben und mit denen sie leider gezwungen ist zu arbeiten.

Und im Druck erhöhen, da ist sie Weltklasse. Das muss sie irgendwo gelernt haben: Druck machen um des Druck machens willen; was auch immer sie sich davon verspricht. 

Kommt jemand aus dem Urlaub zurück, ist ihre erste Frage "Wie weit sind Sie mit ihrem Prozess gekommen?" Tja. Äh. Im Urlaub? In der untersten Gehaltsgruppe?

Und was noch wichtig ist: Aufträge nicht einfach erfüllen zu lassen, sondern vor dem Whiteboard sitzen und darüber reden, wie man den Prozess modelliert. Wenn noch einmal jemand in meiner Gegenwart das Wort Prozess in den Mund nimmt, kann ich für nichts mehr garantieren.

24 Kommentare:

  1. Das ist wohl das neue Führen!
    Immer wichtige Worte im Mund führen und alle schlecht machen!
    Kenne ich von wo!

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    1. Und die wichtigen Worte immer in englisch. Ganz wichtig.

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    2. "Roundabout", mein vorletzter Chef, jedes zweite Wort. War wohl das einzige, das er kannte.

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    3. Ich auch. Das ist die Methode der zehn großen "A" : Alle Anfallenden Arbeiten Auf Andere Abschieben, Anschließend Anschei**en, Aber Anständig !

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    4. Die zehn großen A - die merke ich mit ;))

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  2. Seit dem ersten März haben wir auch eine. Chefin. Meine zweite in meinem Arbeitsleben und wie du hatte bzw. habe ich mit beiden so meine Probleme. Frauen als Chef sind bissig und biestig. Von meiner hab ich in den letzten 10 Wochen vor allem eins gehört "ich will" (dass das so gemacht wird, egal wie) und stecke mittendrin im Change-Management. Werde willkürlich an andere Abteilungen verliehen oder soll Anteile meiner Zeit mit zusätzlichen Aufgaben aus anderen Abteilungen füllen und muss mich eben umorganisieren. Tja, so fördert man die Mitarbeiterzufriedenheit. Das macht es mir aber leichter, mich auf meine Umzugspläne zu konzentrieren.

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    1. Lieblingswort: quick and dirty.
      Ach, da können wir uns ja beide beglückwünschen.
      Man möchte nach Unternehmen suchen, die auf keinen Fall umstrukturieren und das auch in den nächsten 30 Jahren nicht vorhaben.

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    2. Ich hatte beide Seiten - ich hatte eine Chefin und ich war eine "Chefin", zumindest von uns Mädels.

      Meine damalige Chefin verlangte von mir (ich vermute, aus Kostengründen), dass ich auch mit staubzusaugen und die Toiletten zu reinigen hätte. Unmittelbar danach hatte ich Geburtstag und als der Chef mir das Präsent in ihrem Beisein überreichte, fragte ich, ob darin meine persönliche Kittelschürze sei.
      Ich hab es dort keine vier Wochen ausgehalten, aber eher aus der Gesamtsituation heraus.

      In der jetzigen Firma bin ich die Chefin der Mädels, und während mich die eine als ihren "Zen-Master" bezeichnet (letzte Woche saßen wir beide allein in unserem Büro, Sohn ja nicht mehr da, die andere krank und das Mädel seufzte: "Hach, das ist wie früher, könnte es nicht wieder so sein" ;)), begegnet mir (und den anderen) die andere schnippisch, arbeitsscheu, oberflächlich - und leider unkollegial.
      Da habe ich wohl was falsch gemacht - oder versagt.
      Ist auch nicht immer leicht als Chefin ;)

      Dieses Denglish, da krisch isch soooo eeen Hals von! :D

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    3. "Man möchte nach Unternehmen suchen, die auf keinen Fall umstrukturieren und das auch in den nächsten 30 Jahren nicht vorhaben. "
      Der Vatikan? Außerdem nur Männer als Chefs. Win-Win.

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    4. Annika im Vatikan finde ich gut. Die Bitches sind dort alle männlich und es wäre mal ein Tapetenwechsel. Urbi et orbi et quicky and dirty!

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    5. Helma, haste noch'n Job für mich?

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  3. Bisher les ich ja nur begeistert aber still hier so vor mich hin... aber bei dem Thema... bei uns läuft gerade auch großes ChangManagement nach 20 Jahren friedlichen Schaffens... blöde Frage... kann es sein das die Dame installiert wurde um die Abteilung abzuwickeln? Wer kann flieht schnell, der Rest wird später wegen "Ineffizienz" entsorgt?

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  4. Ärztinnen in der Klinik können's auch. Die eine Kategorie ist ete petete, süffisant, herablassend und ungerecht, die andere Sorte grob, derb, laut und ungerecht.

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  5. Ich habe sechs Jahre lang eine Chefin gehabt. Ich habe sie immer Sonnenschein genannt. Habe viel von ihr gelernt. Vor allem menschlich. Daraus hat sich eine richtig gute Freundschaft entwickelt, die bis heute hält. Tolle Frau.

    Ich denke, wenn jemand mich sich im Reinen ist, dann kann er auch gut Leute führen. Und sie war wirklich toll. Wir hatten auch ab und an mal unsere Probleme, aber das haben wir immer wieder gut geregelt.

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    1. Beneidenswert.
      P.S. Ich hab bei Ihnen noch nie so etwas nettes über eine Frau gelesen ;)

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    2. Ja, und verraten Sie es bitte niemanden Ihnen weiter. Das ist schlecht für mein Image. Und ich erzähle es auch nur, weil wir hier ja unter uns sind.

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  6. Kann es sein, dass Du mit inkompetenten Chefs besser klar kommst als mit inkompetenten Chefinnen? Oder Dir von Männern eher was sagen lässt als von Frauen?

    Menschen sind verschieden und Chefs auch, das gilt für beide Geschlechter. Auf Basis von zwei schlechten Erfahrungen die Du gemacht hast, dann generelle Schlüsse zu ziehen, finde ich schwierig. Ich finde es traurig, dass wir Frauen immer noch dazu tendieren, uns anzufeinden anstatt uns gegenseitig zu stärken. Das können die Männer besser, Stichwort old-boys-club. Habe aber den Eindruck, dass die junge Generation Frauen da solidarischer tickt als unsere ...

    VG
    Inga

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    1. Hallo Inga, ich bin die absolut falsche Adressatin für deine Vermutungen.

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    2. Wer so schreibt, hat noch nie eine fiese Chefin gehabt.
      Ich hatte zwei, und ich muss (als Frau) ehrlich sagen, sie waren beide hochgradig aggressiv, wesentlich aggressiver als alle männlichen Vorgesetzten, die ich kenne.
      Vielleicht liegt es daran, dass man als Frau eine gewisse Aggressivität braucht, um überhaupt nach oben zu kommen; mag sein. Das ändert aber nichts an dem Leid, den diese Chefinnen dann hinterher bei ihren Mitarbeitern anrichten.

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  7. O ja, so eine Chefin hatte ich auch mal. Durchdrungen von der Vorstellung, ihre Mitarbeiter könnten problemlos den ganzen Tag unter massivem Druck in Höchstgeschwindigkeit völlig fehlerfrei arbeiten.
    Und das Wichtigste: Immer unklare, am besten widersprüchliche Anweisungen geben. Dann kann man hinterher die doofe Mitarbeiterin immer so schön zusammenfalten, weil sie mal wieder alles falsch gemacht und sich nicht an die Anweisungen gehalten hat.

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  8. Bei allen meinen ChefInnen im Lauf der Jahre hatte ich immer den Verdacht, dass sie schwer so drauf sind wie ihre Mütter- die ich teilweise kennenlernen durfte. Das Ganze nicht unbedingt gemildert durch kritiklose Akzeptanz hohler Phrasen, brought to you by BWL-Training. Der Anteil an zwischenmenschlich eher autistischen Fähigkeiten war hoch, Gespür für die Tatsache, dass da eher keine Androiden an den Schreibtischen saßen, gering bis nicht vorhanden. Männer waren oft einfach und eindimensional miese Chefs, Frauen waren das auch, aber irgendwie mehr so wie Blätterteig- immer wieder eine neue Schicht. Seltsam.

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