Donnerstag, 26. November 2015

Blümeranter Vormittag

Hatte eine schrecklich blöde Nacht. Nach dem bloggen kroch ich mit letzter Kraft ins Bett und dachte so bei mir, das war keine gute Idee, heute Abend noch ein Stück Weltliteratur zu schreiben, obwohl die Akkus leer sind. Das rächt sich. Und es rächte sich. 

Ich baute mein Herzklopfen in einen Traum ein: eine Kollegin bekam einen Trotzanfall und sprang wie eine Dreijährige vor mir auf und ab, dabei machte sie jede Menge Lärm, aber das war nur mein Herz, das sich in mein Hirn verirrt hat. Ich wachte also um 2.16 wieder auf. Immer noch todmüde und immer noch hungrig, denn an Stehtischen esse ich wie ein Spatz, um der Bekleckerung vorzubeugen.

Stand auf, ging in die Küche und holte mir Vanillepudding ans Bett. Meine Ernährungsgewohnheiten bedürfen einer schonungslosen Überprüfung. Dann schlief ich weiter. Um 4.03 wurde ich wieder wach. Mir war sehr warm. Kein Wunder, die Wärmflasche köchelte vor sich hin unter der Winterbettdecke und der Sicherheitsdecke oben drauf. Ich öffnete das Fenster und kühlte runter. Ich schlief weiter bis halb sechs, dachte, jetzt kannste auch gleich aufstehen, entschied mich dagegen. Gegen halb acht stand ich auf, zerrüttet und zerschlagen. Lustlos frühstückte ich, als ich mich erhob, drehte sich die Welt. Ups, wass’n hier los?

Wie eine reiche Amerikanerin auf einem Kreuzfahrtschiff bei schwerem Seegang hangelte ich mich an der Wand lang ins Bad, erstmal Vitalzeichen überprüfen. Blick in den Spiegel: beide Pupillen gleich groß. Schon mal kein Hirnschaden. Ich sah einfach nur beschissen aus. Vorsichtig putzte ich mir die Zähne, aber es kommt er Moment, da muss man sich nach vorne beugen, außer, es macht einem nichts aus, sich vollzusabbern. Diesbezüglich kommt meine Zeit noch, da bin ich mir sicher.

Ich beugte mich also nach vorne und dann ging es wieder sehr karusselig zu im Oberstübchen. Ich lehnte mich halb schräg gegen die Wand, auch keine gute Idee. Stehen, geradeaus blicken, das ging. Ich beendete meine Körperpflege, so gut es ging, denn falls doch mal der Notarzt kommen muss, möchte ich gut duften, komme, was wolle (ich habe mir mal ungewaschen die linke Hand gebrochen, und zwar so gründlich, dass ich in den OP musste - das war mir eine Lehre).

Erstmal auf den Balkon, frische Luft schnappen. Da stand ich dann, stocksteif und schaute mit geradem Blick in die Landschaft. Das wird kein schöner Tag, ich musste mich damit abfinden. Ich rief stehend im Büro an und sagte stehend alle Termine ab. Dann stellte setzte ich mich kerzengerade auf’s Sofa.

Als Hobbypsychologin war mir klar, dass unmittelbar nach Krankmeldung die Wunderheilung einsetzen würde. Da hatte ich mich auch ein bisschen getäuscht. Bis 12 Uhr Mittags saß ich anmutig, mit astreiner Körperspannung und gleichzeitig rückenschonend auf der Couch, wie eine Sphinx. Jetzt ist alles wieder geschmeidig.

1 Kommentar:

  1. Hatte ich auch mal, so Kreislaufstörungen beim Aufstehen und ein paar Stunden danach. Sowas erschreckt einen echt, besonders wenn man hypochondrisch veranlagt ist oder wie ich eine Angststörung hat, die in die Richtung geht.

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