Am Sonntag war ich mit der Auftragsmörderin auf dem Tempelhofer Feld, im strömenden Regen, ihren Hund ausführen.
Sidekick: Ich bin dem Hund sehr ans Herz gewachsen, weil ich oft in der Villa war, als er ein Welpe war. Das hat zur Folge, dass mich heutzutage 20 Kilo anspringen, und da ich seine Reaktion auf mich vermenschliche - ich kann einfach nicht anders - bilde ich mir ein, dass er mich sympathisch findet. Er übertreibt zuweilen, wenn er mit seiner "besseren Dosenöffnerin" zu mir nach Hause kommt, dann begrüße ich ihn vor der Tür, weil er mir sonst in den Flur pinkelt, so groß ist die Freude. Wenn ich ehrlich bin, will ich jetzt auch einen Hund. Am besten ihn. Wir sind schon aneinander gewöhnt und die Auftragsmörderin hat ihn sehr gut erzogen. Aus dem Gröbsten ist er raus. Leider geht das nicht, sie will ihn selbst behalten und eigentlich habe ich es ja auch nicht so mit Tieren. Das muss ich mir immer wieder in Erinnerung rufen. Ich könnte ihn mal am Wochenende haben, wenn sie verreist. Aber sie verreist einfach nicht.
Jedenfalls, wie wir so über das Feld stapfen, uns gegen Wind und Regen stemmen, einige nervlich überlastete Flüchtlinge sich derweilen eine Massenschlägerei im Hangar liefern (was ich nicht weiter verwunderlich finde, denn wenn ich monatelang auf der Flucht gewesen und dann endlich angekommen wäre und nicht gleich ein abschließbares, warmes Zimmer mit einer Badewanne und ein Bett mit einer dicken Daunendecke bekommen würde, unter der ich mich zwei Wochen lang ausschlafen könnte, dann würde ich jeden Tag eine Massenschlägerei anzetteln - ich hab's im Hangar mal einen Tag lang anlässlich einer Messe aushalten müssen und da bin ich schon gefährlich weit aus meiner Komfortzone gedriftet) und unfassbar viele Polizeiautos angerast kommen, die Situation also immer unwirtlicher und unwirklicher wird, bekommt sie einen Anruf einer
Freundin, ob wir nicht zum Tee vorbei kommen wollen.
Dankbar nehmen wir an. Sind kaum da, gesellt sich noch ein Freund dazu, den ich zum ersten Mal sehe.
Irgendwann erzählt er, dass er in Prenzlauer Berg wohnt und
beginnt eine Hasstirade vom allerfeinsten auf die Radfahrer, auf diese
Scheiß-Anwälte, die im Anzug und mit Hosenklammer jedem „Du blöde Fotze“
hinterherbrüllen, der auf dem Fußgängerweg nicht schnell genug Platz macht. Wie
er seine Tochter schützen muss, damit sie nicht von denen umgenietet wird. Und
dass die miteinander auf engstem Raum Rennen fahren – wohlgemerkt auf dem Bürgersteig und dass sich neulich zwei auf die Fresse gelegt haben, weil sie
sich ineinander verhakt haben, und der eine auf die Straße gefallen ist und das
Auto gerade noch so bremsen konnte und dass er das schade fand. Eine Menge
Hass kam aus ihm raus, er redete sich in einen Rausch.
Ich sah ihn fasziniert an und dachte: Dass ich Herrn Stevenson jetzt doch mal persönlich kennenlerne. Dolle Sache. Kein Mensch kann so sprechen, wie er schreibt, wenn er es nicht selber ist. Ich muss dazu sagen, dass ich seine Schilderungen bezüglich der Radfahrer immer für übertrieben hielt (weil man ja beim bloggen zwecks besserer Lesbarkeit immer übertreibt – jedenfalls mache ich das so), aber Dinah und ich sahen uns an und lachten "Er hört sich doch an wie der Kiezneurotiker, dann hat der gar nicht übertrieben. Vor uns sitzt der lebende Beweis".
Er wollte wissen, wer der Kiezneurotiker ist und ich meinte: "Würde ich auch mal gerne wissen, das gehört zu den großen Geheimnissen der Menschheit, aber er bloggt unermüdlichfür den Weltfrieden über Radfahrer und andere schlimme Sachen in
Prenzlauer Berg."
Er erzählte weiter, dass er seinen Mitarbeitern wegen seines Hasses auch den Wunsch nach Dienstfahrrädern abgeschlagen hat, es hackt wohl, hat er ihnen gesagt, die können zu Fuß gehen, oder Taxi fahren "Seht zu, wie ihr von A nach B kommt, aber mit dem Rad nur über meine Leiche."
Ich frage, wo er denn arbeitet.
Er nennt einen Fernsehsender.
"Ach", sage ich, "und da bist du der Fahrradbeauftragte oder wie?"
„Nee, der Geschäftsführer."
Der Kiezneurotiker steht kurz vor dem Weltruhm, denn sein Bruder im Geiste hat seit heute seine Blogadresse. Falls er es am Ende nicht doch selber war.
Ich sah ihn fasziniert an und dachte: Dass ich Herrn Stevenson jetzt doch mal persönlich kennenlerne. Dolle Sache. Kein Mensch kann so sprechen, wie er schreibt, wenn er es nicht selber ist. Ich muss dazu sagen, dass ich seine Schilderungen bezüglich der Radfahrer immer für übertrieben hielt (weil man ja beim bloggen zwecks besserer Lesbarkeit immer übertreibt – jedenfalls mache ich das so), aber Dinah und ich sahen uns an und lachten "Er hört sich doch an wie der Kiezneurotiker, dann hat der gar nicht übertrieben. Vor uns sitzt der lebende Beweis".
Er wollte wissen, wer der Kiezneurotiker ist und ich meinte: "Würde ich auch mal gerne wissen, das gehört zu den großen Geheimnissen der Menschheit, aber er bloggt unermüdlich
Er erzählte weiter, dass er seinen Mitarbeitern wegen seines Hasses auch den Wunsch nach Dienstfahrrädern abgeschlagen hat, es hackt wohl, hat er ihnen gesagt, die können zu Fuß gehen, oder Taxi fahren "Seht zu, wie ihr von A nach B kommt, aber mit dem Rad nur über meine Leiche."
Ich frage, wo er denn arbeitet.
Er nennt einen Fernsehsender.
"Ach", sage ich, "und da bist du der Fahrradbeauftragte oder wie?"
„Nee, der Geschäftsführer."
Der Kiezneurotiker steht kurz vor dem Weltruhm, denn sein Bruder im Geiste hat seit heute seine Blogadresse. Falls er es am Ende nicht doch selber war.
Schlimm, wenn bei Menschen in verantwortungsvoller Position der Intellekt nicht soweit reicht, zu erkennen, dass trotz allen subjektiven Frustes nur Fahrräder und ÖPNV die Lösung für Innenstädte sind. Schuld ist schließlich die Politik, die keine passende Infrastruktur bereit stellt, und natürlich auch ein wenig die Prenzlspießer. Wenn solche Menschen dann noch Einfluss auf die Meinungsbildung haben, erklärt das gut das heutige Niveau vieler Massenmedien.
AntwortenLöschenSo'n Quark! Wenn dein Kind umgenietet würde, hätteste auch einen Rochus, egal welche Berufswahl du getroffen hättest.
LöschenIch hätte eine Aversion gegen die konkrete Person, würde aber nicht pauschalisieren, da werte ich geistig flexibler als der Herr GF. :-)
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