Ich schau nämlich nur fern, wenn ich ins Bett gehe, bzw. schalte ich den Sleeptimer an, aber nur ARD oder ZDF, weil dort um die Zeit nur Nachrichten oder Talkshows laufen, ohne Schusswechsel oder Geschrei von Leuten, die in einen Schusswechsel geraten sind. Dann gleite ich bei Hintergrundgebrabbel sanft hinüber in verschiedene REM-Phasen.
Wie komme ich da jetzt drauf? Mir erzählte ein Freund, dass seine 80 jährige Mutter kürzlich Geburtstag hatte und ihr zu Ehren wurde was Schönes gekocht und anschließend "Die oberen Zehntausend" geguckt, weil das ihr Lieblingsfilm ist. Sie war sehr glücklich und alle anderen auch.
Mich wundert das nicht, denn wann immer ich so eine alte Schmonzette zu sehen bekomme, bin auch ich restlos zufrieden. Diese Klamotten.... und die gar nicht mal so schlechten Dialoge. Und die Farben und Grace Kelly, mich beruhigt das alles sehr. Neujahr wird erst so richtig schön, wenn ich mir völlig übermüdet die "Zürcher Verlobung" ansehe, der läuft fast immer am 1. Januar.
Sonst laufen diese Filme kaum noch oder ich bekomme es nicht mit, weil ich nicht fernsehe; jedenfalls laufen sie nicht, wenn ich ins Bett gehe.
Kürzlich habe ich bei Glumm gelesen, dass er gerne "Aktenzeichen XY, ungelöst" sieht, wenn seine Gräfin nicht hinsieht, und da kann ich sie gut verstehen, denn das dröge "Leider kein Einzelfall" von Ede Zimmermann hat mich schon immer mitsamt der immergleichen Dramaturgie zu Tode gelangweilt, aber dass ein beruhigender Sog von Dingen ausgeht, die nicht hektisch daherkommen und einen an früher erinnern, kann ich nachvollzhiehen.
Männer lassen sich halt von anderen Dingen hypnotisieren als Frauen. Sie sind gerne Mördern auf der Spur oder wollen was kombinieren oder spüren eher als jeder andere im Land, dass sich demnächst große Dinge ereignen werden; wie ein Exfreund von mir, der sich verbissen "Die aktuelle Kamera" anschaute, sogar "Der schwarze Kanal" und dabei immer murmelte "Die Mauer wird bald fallen", womit er letztendlich recht behielt, ich jedoch einen Preis dafür zu zahlen hatte, denn wir hatten nur eine Glotze und er von Geburt an die Hoheit über die Fernbedienung.
Als die Mauer dann endlich ihm zu Ehren fiel, schaute ich ihn bewundernd ob seiner unbeirrbaren Weitsicht an und noch in der Nacht fuhren wir zur Inavlidenbrücke, wo er im vorbeigehen Eberhard Diepgen beleidigte, dem ich widerum 25 Jahre später sagen konnte, dass ich ihn das erste Mal am 9. November 89 gesehen habe, woran er sich sicher nicht erinnert, und dass ich schon ein bißchen gerührt bin, dass ich ein Vierteljahrhundert später eine Veranstaltung organisiere, auf der er einer der Hauptgäste ist.
Zurück zum Thema: ein Kollege erzählte mir, dass er am liebsten alte "Derrick"- Folgen sieht, oder "Der Kommissar", wegen der endlos langen Einstellungen. Außerdem sei er von der Schauspielkunst begeistert. Nun ja. Schauspielkunst würde ich es wohl nicht nennen. Aber alles ist besser als das, was heute an hirnerweichenden Abendbrei produziert wird.
Ja ja, die Baby Boomer, sie wünschen sich zurück... Es ist November, da brauchen sie technicolor.
oh ja, die Klamotten, die Musik, ich liebe alte Filme, die viel zu selten kommen, für meinen Geschmack jedenfalls. Nun hab ich endlich Fernsehen am Bett und ...nix kommt. Ich träumte von seeligen frühen Abenden in der Poofe, während ich Schmachtfernsehen schauen (früher von mir auch Bügelfernsehen genannte) werde und bisher...Fehlanzeige. Ich träume weiter von Sophia Loren, Doris Day.....
AntwortenLöschenMit Sophia Loren gibt's auch son tollen Film: Die schöne Isabella.
LöschenEs müsste so einen Sender geben, wo nur solche Filme gezeigt werden. Wahrscheinlich gibt es den längst und ich weiß nix von.
Ach, Bernhard Wicki und Liselotte Pulver in der Zürcher Verlobung. Das waren noch Zeiten. Ja, und nichts beruhigt mehr als Doris Day und ihre sagenhaft unverrückbare Frisur.
AntwortenLöschenObwohl ich diese Schmonzetten schon tausend Mal gesehen habe, schlafe ich dabei nie ein. Aber sobald NCIS kommt, und ich finde diese Serie garnicht mal so schlecht, kann ich wunderbar eindösen.
Ich glaube, ich wurde als Kind auf fünfziger Jahre Schmonzetten geprägt. Das ist jetzt wie ein Pavlovscher Reflex: Sobald Doris Day "Que sera, sera" singt, entspanne ich mich zutiefst, ein dämliches Grinsen legt sich auf mein Gesicht und mein Oberkörper wiegt sich rythmisch zur Melodie.
Mist, genauso hat meine eine Oma ausgesehen, wenn sie Heintje gehört hat. Kennt hier überhaubt noch jemand Heintje?
Wahrscheinlich die wenigsten. Ich war gestern auf einem Fest, da kannte eine fünfundzwanzigjährige weder Sophia Loren noch Kim Basinger. Soweit ist es schon gekommen.
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