After Work am Rüdesheimer Platz. Dort wurde mir klar, dass ich gerne noch mal dreizehn wäre.
Neben
uns saß ein potentiell angehendes Paar mit einer überkandidelten Dame,
die die eigentlich einnehmende Wirkung ihres französischen Akzents
sogleich durch inhaltlich wirres Zeug pulverisierte.
Nach anfänglichem
Gegurre "Isch sähe in dein Augän, dass du ein wunderbarörr Künstlärr bist" kam sie schnell zu den wichtigen Themen:
"Isch 'abe mein' Familie göliebt, alle 'abe isch göliebt, aberr sie
'aben misch nicht göliebt. Isch frage disch, wie soll isch damit löbenn?
Die Liebö 'at misch immerr unglücklisch gömacht."
Und weiter gings:
"Isch bin 46, oh, so alt schon, aberr niisch so fett wie mein Schwestör."
Sie
war hübsch und er wird erwartungsfroh seine Verabredung mit ihr
getroffen haben. Anfänglich versuchte er, zum Gespräch beizutragen, aber
ihrem Verkündigungsdrang war er nicht gewachsen. Er kapitulierte stumm.
Sie wurde noch hysterischer "Oh non, isch läge misch für niemonden mehr auf den Rückän",
obwohl er das meiner Beobachtung nach gar nicht vorgeschlagen hatte. Ich nahm
vielmehr an, dass er sich selber gern auf den Rücken gelegt hätte und
zwar allein und das möglichst bald.
Als
ich dreizehn war, sagte mir M., dass K. mit mir gehen wolle (ja, nein, vielleicht). Ich
sagte ja und erlebte eine unkomplizierte erste Liebe. Wir hatten auch
Krisen: mein erster ernsthafter Friseurbesuch war Anlass genug, ihm die
Trennung anzubieten. Er lehnte ab. Wir gingen da zusammen
durch. Das Leben war so einfach.
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