Was mir am Leben wirklich auf den Geist geht, dass man immer erst hinterher schlauer ist. Und dass man am meisten lernt, wenn man durch's Feuer muss. Und dass man überhaupt sein ganzes Leben immer noch dazulernt, als würde es nicht eines Tages einfach mal reichen, weil man genug weiß und sich die Weltformel für den eigenen Mikrokosmos endlich draufgeschafft hat.
Ehrlich gesagt, habe ich gar nicht soviel dagegen, über andere dazuzulernen oder über Pferde oder Osmose oder Kernspaltung. Aber dass ich immer noch gezwungen bin, über mich dazuzulernen, das geht mir auf den Zünder.
Wenn ich wenigstens Neuigkeiten über mich erfahren würde, während ich im Garten oder auf dem Sofa sitze, aber nein, es muss ja immer eine handfeste Krise sein, aus der man dann wie Phönix aus der Asche steigt, aber erst, nachdem man wochenlang Staub gefressen hat und über Gebühr lange braucht, sich wieder zu berappeln. Erschrocken, mit wie leichten Fußes so eine nervliche Zerrüttung daherkommt.
Und dann dieser Quatsch, man würde mit den Jahren gelassener. Da warte ich ja schon lange drauf, aber wohl als einzige, weil alle um mich herum behaupten, sie wären so viel gelassener als früher. Nur ich bin genauso hysterisch wie eh und je. Jedenfalls wenn ich gute Gründe habe. Prinzipiell bin ich schon gelassen, wenn ich im Garten oder auf dem Sofa sitze.
Was habe ich nun wieder gelernt? Leg dich nie mit einem Stärkeren an. Dafür bin ich nicht gemacht. Wusste ich noch nicht, dabei bin ich nicht feige.
Wenn man dafür gemacht ist, sollte man sich unbedingt mit einem Stärkeren anlegen, dann jedenfalls, wenn man immer im Sinn behält, dass der gar nicht so stark ist, wie er vorgibt zu sein. Und man selber nicht so schwach, wie befürchtet. Oder wenn man Nerven aus Stahl hat. Oder wenn man von Geburt an das En-garde-Modul installiert hat. Soweit die Theorie.
In Wahrheit ist es aber so, dass der Stärkere (also die Arschlochversion) die asymmetrische Kriegsführung beherrscht, nichts ist ihm fremd und jede Schweinerei recht. So, das habe ich jetzt erlebt, gelernt, verinnerlicht, aber hat's das gebraucht? Aus meiner Sicht nicht.
Memo an mich: Fresse halten. Umwege gehen. Die Schilde hoch.
Mit dem Alter wird man gelassener? Muahaha... nö. Ich nicht. Je älter ich werde, desto mehr könnt ich misch uffreesche über alles Mögliche.
AntwortenLöschenGib acht, dass Du Deine Strategie auch durchziehst. Fresse halten und Schilde hoch war (v. a. gegenüber Vorgesetzten) auch meine beste Option. Ich musste mich nur jeden Tag neu daran erinnern ...
Lieben Gruß
AnnJ
Ich werde es mir im Kalender als Serien-Erinnerung eintragen...
LöschenIn den 50ern gab's dafür "Frauengold".
AntwortenLöschenAnsonsten hat sich offenbar nichts verändert. :-(
Und hat das gewirkt? Gibt es verwertbare Studien? Dann Kauf ich mir das Zeug.
LöschenNicht die Großen fressen die Kleinen, die Schnellen fressen die Langsamen.
AntwortenLöschenMeine Erfahrung.
So oder so, die Wölfe fressen die Schafe.
LöschenJa, aber der Wolf frisst nicht die ganze Herde. Nur die Schafe, die zu langsam zum Entkommen sind.
Löschenumwege gehen ist gut. dafür ist die welt gebaut. um mehr von ihr zu sehen.
AntwortenLöschenPerspektivwechsel, kann man machen ;)
LöschenMan wird im Alter immer dünnhäutiger.
AntwortenLöschenGanz klar. Da hilft auch keine Souveränität.
Oder die oft zitierte Erfahrung.
Im Gegenteil, mein/e Vorredner/in ( ?? AnnJ wohl Äintschie ?? ) sagte es schon.
Man geht hoch wie eine Rakete, man erträgt es einfach nicht mehr.
Die Dummheit, Trägheit, Eigennutz, Gier, Ignoranz was weiß ich.
Mein Traumberuf ist inzwischen Staplerfahrer.
Und ich möchte gerne im Keller sitzen und Briefe nach Farbe und Größe sortieren. Niemand darf mich anrufen.
LöschenOch, ich unterschreibe dir sofort den ersten Absatz! Den zweiten auch, den dritten auch...Hmpf, den ganzen Text!
AntwortenLöschenMir geht es genauso und es macht mich traurig, dass du Recht hast. Und nun? Mich zu verkriechen und das Berufsleben als unterdrückende Ungerechtigkeit hinzunehmen, fällt mir schwer und doch erschlaffe ich im Kampf gegen Windmühlen. Halte den spitzen Ellebogen der Stärkeren und meist Dümmeren langsam nicht mehr stand, was aber hilft, sehr hilft, ist es, zu lesen, dass man damit nicht alleine ist. Dass es anderen genauso geht. Danke für deinen Blog.
Du bist wichtig!
Das sind sehr freundliche Worte, aber wichtig will ich mich nicht nehmen :)
LöschenMoin,
AntwortenLöschendeine Geschichte macht meine Frau auch gerade durch.
Beschissen für Sie bzw. uns.
Zum Thema Stärke und Unterlegener. Du hast einen Teil schon kapiert, asymmetric threat ist hier das Zauberwort oder auch Guerilla Taktik. Du must nur das fiesere, gemeinere, verlogenere Dreckschwein sein. Eine Nuke unter den Gemeinheiten könnte z. B. der Vorwurf der sexuelle Belästigung sein. Das soll dir nur mal als Anhalt dienen in welche Abgründe du dich bewegen musst um zu gewinnen.
Am Ende ist es nur die Frage WILL ICH GEWINNEN und zu welchem Preis?
Oh nein, sowas ist völlig ausgeschlossen. Ich bin von Natur aus kein fieses Dreckschwein und dabei will ich es auch belassen.
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