Freitag, 9. Dezember 2016

Das bisschen Haushalt

Tja, sagte mein Kollege, dann kommst du aber nicht mehr an all diese Geheiminfos ran, wenn du ab Januar keine Sekretärin mehr bist. Du bist dann abgeschnitten von allem.

Ich erschrak. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Stimmt, als Tippse weiß man alles, lange, bevor es andere wissen und manchmal erfahren es andere nie. Man muss soviel schweigen und verschweigen können, manchmal ist man den ganzen Tag mit nichts anderem beschäftigt, als Dinge zu verheimlichen.

Aber dann fiel mir ein, was ich zukünftig alles nicht mehr machen muss:
  • Post (cool, demnächst wird mir meine gebracht)
  • Telefondienst (boah, ich stelle jetzt meinen Apparat um, jawoll)
  • Terminplanung (Mäusemelken ist schöner, da nützt auch doodle nix)
  • Reisen buchen und abrechnen (die Hölle, wenn es nach Uganda Bugundi ging - am liebsten wollte Cheffe, dass ich auch noch für ihn zum impfen gehe)
  • Budgetplanung und -controlling (Quadratur des Kreises am lebendigen Leib)
  • Rechnungen kontieren und schreiben (und wehe du hast den richtigen Kostenräger aber die falsche Kostenart ausgewählt)
  • Kassenanweisungen (auch 50 Cent Parktickets müssen erstattet werden. Von nix kommt nix)
  • Evaluation von Prozessbeschreibungen (und in die Access-Datenbank der Hölle eintragen)
  • Handouts zusammenstellen (Cheffe kann nicht drucken)
  • Präsis basteln (Power Point auch nicht)
  • Tische reservieren (nichts sagen Chefs so gerne wie "Buch mir mal'nen Tisch im Dings.")
  • Weihnachtsfeiern planen (am Ende sind sich alle spinnefeind, weil nicht jeder nur einer klettern gehen will)
  • Geburtstagsgeschenke und Blumen besorgen (und immer Geschenkpapier auf Lager haben. Und Tempos, Tampons und Tabletten)
  • Wasserkästen für alle bestellen (wenn es geliefert wird, hat keiner Geld dabei)
  • Dokumente vorbereiten (und zwar so, dass Cheffe nur noch unterschreiben muss, egal um was es sich handelt)
  • Protokolle führen (verdammt zum zuhören)
  • Dienstpläne schreiben (sobald ich alles eingetragen habe, fängt das tauschen an)
  • Büromaterial bestellen (kein Schwein sagt Piep, wenn er die letzten Heftklammern gemopst hat)
  • Nie wieder "Denk bitte hier dran, vergiss das nicht."
  • Kein "Doch, ich hab dir die Unterlagen auf den Tisch gelegt. Sie liegen... Okay, ich druck's dir nochmal aus."

Was für eine Erleichterung! Ich werde ganz frohsinnig. Die arme Socke, die meine Nachfolgerin wird.

Ich frag mich, was ich den ganzen Tag machen werde. Doch, mir fällt's wieder ein. Whow. Nur noch Konzentration auf eine Sache. Ausgezeichnet.

12 Kommentare:

  1. Ja wie ? Sind Sie jetzt raus ?
    Müssen Wir uns Sorgen machen ?
    Bzw dürfen Wir aufatmen ?
    Nur ein anderer Job im gleiche Haus ?
    Sie sprechen in Rätseln.

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    1. Herr Malta hat's gleich verstanden. Beispielhaft.

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  2. Ach ja, by the way, noch was nettes zum Thema Mobbing.
    Für alle, die noch was dazu lernen möchten.
    Ich bin ja Dipl. Ing.
    Jetzt trage ich meinen schwer errungenen Titel nicht wie eine Standarte vor mir her.
    Was man ja bei Doktoren so oft erlebt. Die muss man ja mit Herr Dr. Soundso ansprechen, sonst werden die tückisch.
    Egal.
    Jetzt hat mein Chef einen technischen Zeichner, 10 Jahre jünger, zu meinem Vorgesetzten gemacht. ( Ohne Witz )
    Süß, gell ?
    Aber hat trotzdem was, jetzt hab ich weniger Stress.
    Und die Kohle bleibt gleich.
    Toll, oder ?
    Iss wie Tim Wiese bei Hoffenheim für ein Millionengehalt auf der Ersatzbank.
    Geht alles.

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  3. @ Provinzprinz

    Wenn du etwas aufgeweckter wärst, hätte man dich befördert und nicht den jungen Dürer.

    @ Angebetete

    Ich hoffe, dein Aufstieg ist auch mit einer entsprechenden Gehaltserhöhung verbunden. Man hört ja immer wieder, wie niederträchtig Frauen in Sachen Lohn behandelt werden.

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    1. Du hoffst vergeblich, Teuerster, jedenfalls was das "entsprechend" betrifft

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    2. Dafür schenke ich dir an Weihnachten ein Diadem, damit deine Beförderung wenigstens optisch gewürdigt wird.

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    3. Das wäre in der Tat ein Trost

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    4. Jahaha, Herr Bonetti.
      Man kann auch zu aufgeweckt sein, das ist auch nicht karrierefördernd.

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  4. Bei genauerer Betrachtung, hätte ich nach der 3. übertragenen Aufgabe auf Ihrer Liste, ohne mit der Wimper zu zucken, gekündigt -.-

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