Donnerstag, 22. Dezember 2016

Wir schenken uns nichts

Wenn ich bedenke, wie grundglücklich und stocktaub ich den letzten Dezember verbracht habe, auf's Sofa gefesselt von freundlichen Viren, jeden Tag Mittagsschlaf, sieht's dieses Jahr ganz anders aus. Wie ich schon erwähnt habe, ein Höllenritt bis zur letzten Minute. Ich hielt mich für schlau und machte zwei Tage Home Office bevor der Urlaub beginnt. Ich fantasierte, was ich dann alles schaffen werde, ganz nebenbei.

Nix da. Home Office bedeutet nur, dass ich mir den Weg spare. Außerdem mülle ich dann auch noch tagsüber die Wohnung zu. Und morgen kommt Besuch. Und hier sieht's aus (hysterische Betonung auf aus). 

Und dieses wir-schenken-uns-nichts-nur-den-Kindern, Mann Mann Mann, meine jüngste Schwester machte mir einen Strich durch die Rechnung. Letztes Wochenende im Kaff machte sie Bescherung, ihr Kind wollte unsere leuchtenden Gesichter sehen, wenn wir schon mal alle auf einen Haufen sitzen. Und sie wohl auch. Die beiden haben nämlich gebastelt. Sie haben mich benäht, ich will nicht in Einzelheiten gehen, aber ich geriet in Verzweiflung, wie ich mich bloß angemessen revanchieren kann, weil ich gar nicht aushalte, etwas so herzerwärmend Schönes unerwidert zu lassen.

Also saß ich gestern Nacht bis halb zwei morgens (hab ja Home Office und kann ausschlafen) und bastelte. Erinnert sich noch jemand an dieses metallische Gold-und Silberpapier? Ich schnitt tausend Kreise aus, halbierte sie, klebte sie zu kleinen Tütchen zusammen und dann wollte ich alles zusammenkleben; am Ende hat man ein völlig nutzloses und breihässliches... ja, wie soll ich das jetzt nennen? Eine Kugel halt, über die meine Schwester vor Rührung hätte weinen sollen, weil es eine Reminiszenz an unsere Kindheit ist, wo wir bis zur Ohnmacht gebastelt haben (Im Falle eines Falles klebt Uhu wirklich alles).



Aber ich hatte kein Uhu zuhause, gibt es das überhaupt noch? Nur so einen blöden Prittstift und deshalb klebten die kleinen Tütchen nicht aneinander fest und so war das nächtliche Unterfangen ganz umsonst. Ich drehte ihr einen kleinen Film von meinen sinnlosem Versuch, wenn sie schon nicht heulen würde, sollte sie wenigstens lachen. 

Ich habe festgestellt, dass zu meinen weniger liebenswerten Eigenschaften gehört, dass ich eine schlechte Schenkerin bin. Also ich schenke sehr gerne, bei manchen fällt mir ganz leicht, das Passende zu finden, und bei anderen sehr schwer. Letzteres bei meinen Schwestern, leider. Ich könnte jetzt behaupten, sie seien schwer zu beschenken, aber beide überraschen mich immer wieder mit Gaben, die derart ins Schwarze treffen, dass es mich umhaut vor Rührung. 

Für hilflose Menschen wie mich wurden Gutscheine erfunden. Kann man nix mit falsch machen. Da wir uns also nichts schenken, bin ich vorhin nach meiner mörderisch anstrengenden Home Office Session losgefahren und habe mich mit Gutscheinen eingedeckt und bis eben habe ich sie kunstvoll verpackt. Ich bin geschenketechnisch à jour.

Nur die Bude und ich selbst sind sanierungsbedürftig. Das Mütterle wird die Kemenate das erste Mal im natürlichen Zustand sehen. 

Ach ja, das wollte ich noch erzählen. Sie bekam eine Geburtstags-SMS, die sie uns vorlas und meinte "Das ist ja nett von diesem Null-Zwei-Team, dass die mir gratulieren."

4 Kommentare:

  1. ich glaube es gibt keinen Uhu mehr. Wahrscheinlich nicht politisch korrekt, oder zu viel Schnüffler. Wer weiß ;-)

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    1. Wahrscheinlich zu viele schnüffelnde Kleinkinder ;)

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    2. http://www.uhu.com/produkte/alleskleber.html

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  2. In Österreich gibt es UHU bei Libro ;) In verschieden Varianten. Den "Ur"-UHU gibt es natürlich auch noch.

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