Ich traf eine Freundin nach 10 Jahren wieder. Ein flirrendes Geschöpf,
ein Quatschtütchen vor
dem Herrn, lach-und spottlustig, sehr attraktiv (und heute sagen wir "immer noch"), mit dramatischer Mimik und Gestik,
eine, die jedes Gespräch eröffnet mit einer Nichtigkeit aus dem Leben
von jemand,
den ich nie kannte und nie kennenlernen werde.
Damit ist sie ein klein bisschen meiner
Mutter ähnlich, die mir unverdrossen Geschichten von Nachbarn erzählt, an deren Namen ich mich nicht mal mehr erinnere, aber meine Mutter trägt keine Hermès-Tücher und neigt auch sonst nicht zum
schillern, während meine Freundin schon von Geburt glamourös war.
In Erwartung ihrer teuren Geschmeide schmiss ich mir als Ausgleich zwei ellenlange Plastikperlen-Ketten über, was meiner Meinung nach jede schwarze Klamotte irgendwie aufhübscht, wenn auch in eine Richtung, die ich noch nicht bereit bin, zu gehen - im Grunde sind ellenlange Perlenketten Vorboten von etwas Ungutem, oder? Gleich heute früh bin ich wieder mit dem Parka los. Wahrscheinlich auch ein Vorbote.
In Erwartung ihrer teuren Geschmeide schmiss ich mir als Ausgleich zwei ellenlange Plastikperlen-Ketten über, was meiner Meinung nach jede schwarze Klamotte irgendwie aufhübscht, wenn auch in eine Richtung, die ich noch nicht bereit bin, zu gehen - im Grunde sind ellenlange Perlenketten Vorboten von etwas Ungutem, oder? Gleich heute früh bin ich wieder mit dem Parka los. Wahrscheinlich auch ein Vorbote.
Nachdem sie nun fast
zwei Jahrzehnte im Ausland gelebt hat
und zwar in der Sorte Ausland, in der auch europäische Arbeitnehmer in den Genuss von jeder Menge Personal kommen, die von
Hause aus nicht im „Gothaer Adelskalender“ Erwähnung finden, packte sie, kaum dass wir im
Restaurant Platz genommen hatten, eine Tüte aus.
Drin war ein Buch, ein dicker Roman, erschienen 1998. „Den
hattest du mir mal geliehen.“ Ein
offensichtlich nicht gelesenes Buch, weit gereist und gut verpackt; weder staubig, noch vergilbt, noch
muffig. Ein Wunder der Technik, in meinen drei Billy Regalen, zweireihig belegt, machen meine Bücher keine so gute Figur.
Ach, all meine verliehenen und nie zurück erhaltenen Lieblingsbücher,
verloren für immer. Aber so ein blödes, uninteressantes Leseexemplar, das
überdauert die Zeit und kontinentale Ortswechsel und fast drückt diese Rückgabe
am allerdeutlichsten das Wesen meiner Freundin aus. Einen 1-Kilo schweren Schinken von HH nach B zu
fahren, um endlich... finally coming home.
Ich trau mich gar nicht, das Buch in den Müll zu
schmeißen, nach all der Mühe.
Aber die Beste ist nun mal die Bestie...
AntwortenLöschenIch würde gerne den Titel des zurückgegebenen Buches erfahren. Und mit "würde gerne" meine ich: ICH MUSS ES WISSEN! ;-)
AntwortenLöschenUrsula Hegi; Die Andere, Rowohlt, 1998, 730 Seiten, 45 D-Mark, wie neu
LöschenDanke für die Auskunft! Habe gerade versucht, mir ein wenig Interesse an dem Buch anzulesen. Funktioniert leider nicht.
LöschenVerständlicherweise.
LöschenArme Ursula Hegi. Ihr letzter Roman hieß "Die Ungelesene" …
LöschenWahrscheinlich biographisch.
LöschenIch hätte ein paar Plastikperlenketten in verschiedenen Längen im Angebot. Frisch geerbt- also Schmuck mit Geschichte. Interesse? Für dich würde ich einen Sonderpreis machen und eine zauberhafte Brosche (schwarze Stoffblüte) drauflegen. Na? ;)
AntwortenLöschenWeshalb nicht gleich noch eine gefilzte "Perlen"-Kette?
LöschenFilzen? Damit fange ich nicht mal für dich an und ich habe auch gar keine Zeit. Muss lesen. Max Goldt ist da.
LöschenUnd? Gefällt er dir?
LöschenTut er. Allerdings ist die Gefahr, von einer Helen Fielding oder einer Sophie Kinsella in die Schreibblockade getrieben zu werden, doch weitaus geringer.^^
Löschen