Donnerstag, 16. November 2017

Wenn Frauen in der Küche stehen



Langsam werde ich wunderlich. Ich backe jetzt Brot. In einer Blaublech-Form. Wenn schon, denn schon.   

Manchmal denke ich, an mir ist eine Hausfrau mit drei Kindern verloren gegangen. Aber immer nur, wenn ich backe. Bisher waren diese Anwandlungen auf die Adventszeit beschränkt, wenn ich jede freie Minute meine Küche einsaue bei der Plätzchen-Bevorratung. Aber so'n Brot ist kein saisonales Produkt. Ich fürchte, ich werde mich nun täglich nach einem 70er-Jahre-Hausfrauendasein sehnen.  

Ab jetzt werde ich nicht nur nach einem langhaarigen, zynischen Personenschützer Ausschau halten, er muss auch noch verwitwet sein und kleine Kinder haben, die ich bebacken kann. Von mir aus kann er auch geschieden sein, aber dann muss die Frau nett sein, damit ich mich mit ihr befreunden kann. Von den Plätzchen würde ich ihr abgeben.

Vielleicht wäre sie praktischerweise eine Tupper-Beraterin, dann könnte ich große Eidgenossen und kleine Gewürzzwerge in ausreichender Menge bei ihr erwerben. Für den Übergang habe ich Frau Nachbarins Marmeladengläser okkupiert, um all die Körner halbwegs professionell vor Unbill zu schützen (Sie kocht im Sommer Unmengen an Marmelade, die sie aber nicht isst, weil sie keine Marmelade mag. Auf Hiddensee war ihre Garderobe stets eingeschränkt und monothematisch, weil sie den Koffer voller Konfitüre hatte, die sie an uns verfütterte. Auf dem Rückweg war ihr Koffer nicht leichter, weil sie ihre Steine-Sammlung vervollständig muss.) Seitdem sie ein Hochbeet hat, wird es täglich schlimmer mit ihr.   


Frauen meiner Generation haben es nicht leicht. Die erste Generation, für die es nicht zwingend logisch war, zu heiraten und Kinder zu kriegen. Was auch in der Folge zu einem nicht unerheblichen Teil versäumt wurde. Dafür dann mit 21 Jahren schon mit mehr Männern geschlafen, als unsere Mütter in ihrem ganzen Leben, was in der Regel nun auch wirklich kein Kunststück war. Mehr oder weniger geglückte Karrieren wurden gemacht, diverse Lebensabschnittpartner verbraucht, die Kemenaten weitgehend schnörkellos eingerichtet, aber kaum zeigt sich die Menopause am Horizont, wird gebacken und eingekocht, als kämen morgen die Russen. Ts... Ich erwäge den Kauf einer praktischen Kittelschürze.

Anderen scheint es ähnlich zu gehen:

Frau Lavendel
Soulweeper
 

8 Kommentare:

  1. Ganz, ganz herzergreifend schön geschrieben, vor allem die zu einem nicht unerheblichen Teil versäumten Dinge sind rührend komisch.

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  2. Ich sehe es nicht als Nachteil an kein Kind zu haben.Habe mich mit der Essure Methode definitiv des Schwangerschaftsproblems entledigt.

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    1. Kinder zu haben oder nicht zu haben, kann Vorteile haben oder Nachteile oder auch nicht.

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  3. Es heisst Würzling...
    Die Kinder haben herzlich gelacht und sich an ihre verstorbene Mutter erinnert.
    Danke Borgelfe!

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  4. Das mit dem wunderlich werden fällt mir irgendwie jeden Tag ein bisschen schwerer zu bekämpfen^^. Danke schön!

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