Speziell dieser Film hat alle meine Vorurteile über junge FDP-Mitglieder bestätigt. Ich meine nämlich schon immer, dass junge FDP-Mitglieder, vor allem die männlichen, in der Schule durch die Bank verkloppt wurden. Die Gründe kenne ich natürlich nicht genau, vermute aber eine Mischung aus dämlicher Klugscheißerei gepaart mit schlimmen Frisuren.
Dann haben die sich gedacht, irgendwohin muss ich doch gehören und dann sind sie zu den "Jungen Liberalen" gegangen und siehe da, da sahen sie alle so komisch aus und redeten alle so einen Quark und dann fühlten sie sich gleich zuhause und waren glücklich, endlich ein paar Freunde zu haben.
Und weil sie keine richtigen Freunde hatten im wahren Leben, dachten sie sich, gehe ich doch gleich in die Politik und werde eine große Nummer in der FDP, da haben alle einen Stock im Arsch und unter den Uncoolen bin ich der Coolste und dann redeteten sich alle in so einen Rausch und fertig war die Laube.
Dann kam Christian Lindner noch auf die Idee, eine tolle Werbeagentur zu suchen, er entschied sich für die "Heimat", und die machte aus Lindner ein Top Model, jedenfalls faselten alle plötzlich von seiner Schönheit. Ich dachte, welche Schönheit? Lindner, schön? Wie weit ist es in unserem Land eigentlich gekommen?
Okay, Schönheit liegt im Auge des Betrachters, es mag also echte Fans geben, aber mir ist rätselhaft, wie man in diesem alternden Bubi-Gesicht Anzeichen von Schönheit erkennen kann, wo doch Schönheit in meiner kleinen Welt nicht nur aus markanter Physiognomie (die er schon gleich gar nicht besitzt) besteht, sondern im allerbesten Fall eine Mischung aus ebendieser und Charisma (was er ebenfalls nicht besitzt) ist, oftmals ist Charisma sogar das einzig Nötige, um unwiderstehliche Anziehungskraft auszustrahlen. Nichts trifft auf ihn zu, aber er wurde gefeiert, als stünde der neue Sebastian Kurz vor den Mikrofonen; was ja vielleicht sogar beabsichtigt war. Der ist ja auch eine neue Marke.
Wo wir schon bei Marken sind: die "Heimat" gab kürzlich ein von sich selbst besoffenes Interview. Na, die Herren können ihr Glück kaum fassen, eine Traum-Kampagne hatten sie da hingelegt. Sie haben sogar unangenehme Wahrheiten offen angesprochen:
"In dem gemeinsamen Prozess haben wir unangenehme Wahrheiten offen angesprochen und gemerkt, wenn wir wirklich Erneuerung wollen, brauchen wir bestimmte Maßnahmen, auch radikale. Sogar der Name wurde hinterfragt, das Kürzel, wofür steht das eigentlich?"
Ja, eine der ganz großen Menschheitsfragen. Die Antwort folgt sogleich;
"Und so wurde der Name wieder ausgeschrieben in Freie Demokraten."
Aha. So so. Mir stockt der Atem vor soviel Radikalität. Es geht doch nichts über den Markenkern.
P.S: Ich musste mal eine Veranstaltung mit Lindner organisieren. Ich war fasziniert von seiner Leere und Eisigkeit, gepaart mit schneidiger Stimme und all dem Wortmüll, der endlos, aber pointiert aus ihm rausschwallte, einer Puppe gleich, ohne Seele, ohne Empathie, ein politisches Retortenprodukt mit Kindergesicht. Westerwelle und Brüderle wirkten in Relation zu ihm wie die Ausgeburten an Herzlichkeit.
P.P.S.: Liebe Kinder, seit in der Schule immer nett zueinander, damit hernach niemand aus Frust und Angst und Einsamkeit sein Heil in der Politik suchen muss.
Sehr schöner Text! Da lohnt es sich doch hier doch hin und wieder mal reinzuschauen.
AntwortenLöschenImmer hereinspaziert.
LöschenIch habe vor einigen Wochen mit einem smarten, sehr netten, sehr sympathischen Kerlchen... äh... jungen Mann am Tisch gesessen. Hinterher habe ich vom Junior erfahren, dass das ein FDPler ist. Das brachte mein Weltbild ein wenig ins Wanken. Der war wirklich nett und dann das. (Ich sollte dringend an meinen Vorurteilen arbeiten, schätze ich...)
AntwortenLöschenEs wird sogar bei der CDU nette Menschen geben, schätze ich. ;)
Löschen»Die Gründe kenne ich natürlich nicht genau, vermute aber eine Mischung aus dämlicher Klugscheißerei…«
AntwortenLöschenVor allem bekamen sie mehr Taschengeld und einen Porsche zum Abi.
In die Politik gingen sie dann, damit der Taschengeldsegen nicht versiegt.
Ich glaub eher für Ruhm und Ehre, Geld gibt's woanders viel mehr...
LöschenIch habe in letzter Zeit auch über diesen Typen nachgedacht, weil ein Kollege von mir dessen Kampagne gut gemacht fand. Und das ist es vielleicht, die FDP zieht Leute an, denen gutes Marketing über alles geht. Die gehen dann mit Ihrer Unternehmer-Startup-Denke in die Politik, welche “Erfolg“ im Konkurrenzkampf als Qualitätsmaßstab nimmt. Und sondern dann so viele Buzzwords pro Sekunde ab, wie es geht.
AntwortenLöschenDas ist ok, das ist ein Stück weit unvermeidlich im Wahlkampf. Nur sieht man dann bei solchen Leuten wie Trump, dass sie gar nicht kapieren, dass es nicht um sie selbst und ihr Gewinnen geht. Oder nur um ihre Partei und Klientel. Es geht um ein ganzes Land und im besten Fall das Wohl für seine ganze Bevölkerung, und da muss man anders denken als nur in BWL-Kategorien.
Erfolg ist ja immer Qualitätsmaßstab im Konkurrenzkampf.
LöschenJa, man müsste anders denken und vielleicht sind sogar einige mit hehren Zielen in die Politik gegangen, aber die kommen über ihre Kreisverbände nicht hinaus. Ganz oben stehen Narzissten und nur die wollen auch da oben stehen.
Genau. In der Politik kann aber Erfolg auch in einem gemeinsamen erarbeiteten Kompromiss bestehen, oder in der Erhaltung von etwas, was sich als gut erwiesen hat. Damit tun sich solche Typen eher schwer. Die haben sich menschenähnliches Verhalten im Führungskräfte-Seminar antrainiert und verbuchen dieses dann vermutlich als Leistung im CV.
AntwortenLöschenMenschenähnliches Verhalten; sehr schön.
LöschenAber ich habe noch keinen erlebt, der auf einem Führungskräfteseminar etwas gelernt hat. Ich frag mich immer, was machen die da eigentlich, wenn nie was bei rum kommt?
Der Lindner ist rhetorisch hochbegabt, dennoch hat er irgendwie dieses gewisse... Na, wie heißt es?...ja genau...Nichts. Dieses gewisse Nichts. Toller Text übrigens 😉
AntwortenLöschenOh, was für ein schöner Begriff: Das gewisse Nichts. Da schreib ich mal was drüber ;)
LöschenAnsonsten: Besten Dank und herzlich willkommen hier.