Freitag, 22. Dezember 2017

The winner takes it all

 

Wann immer ich schrottwichtel, kommen meine dunkelsten Seiten in mir zum Vorschein. Die nackte Gier treibt mich, und wenn es nicht unabdingbar wäre, eine Sechs zu würfeln, bevor ich mir ein Päckchen nehmen darf, würde ich alle Gäste nach abladen der Schrottgeschenke sofort nach Hause schicken. Meins, alles meins!

Das liegt daran, dass ich nie etwas gewinne. Was vor allem daran liegt, dass ich mich an keinem Preisausschreiben beteilige. Was widerum daran liegt, dass, wann immer ich ein Los gekauft habe, nur Nieten gezogen habe. Oder bei meinen seltenen Versuchen, Lotto zu spielen, nie mehr als einen Zweier zuwege bringe. Ich habe das einfach zu stark verinnerlicht, da kann das Universum nicht gegen anstinken.

Neulich habe ich einen Lions-Adventskalender zugeschickt bekommen. Erst dachte ich, das sei ein adventliches Werbegeschenk und hätte ihn beinah weggeschmissen. Aber nein, hinter jedem Türchen verbergen sich Gewinne und rechts oben steht eine Losnummer. Jetzt schau ich jeden Morgen ins Internet und bin gespannt, ob ich die Jahresmitgliedschaft im Grand Hyatt oder einen Tag im Steigenberger Spa gewonnen habe. Zwei Türchen noch, es ist alles offen.

Um so mehr kämpfe ich um jeden Mist beim schrottwichteln, denn da habe ich ein anderes Kismet: ich gewinne alles, was ich haben will, das ist Gesetz. Und so bringe ich mich Jahr für Jahr ins gesellschaftliche Aus wegen meiner Glückswürfel. Immerzu würfel ich Sechsen und grabsche nach allem, was andere eben glücklich ergattert haben. Alle gucken mich schon komisch an, aber das ist mir egal. Schämen kann ich mich immer noch später.

Und wenn die Eieruhr klingelt, die in einem anderen Zimmer steht, damit niemand weiß, wie lange Zeit noch bleibt, dann ist mir das Glück hold und ich bin im Besitz eines knallroten Polyester Onesies in Größe 34 plus passender Weihnachtsmann-Söckchen. Von den anderen Sachen will ich gar nicht erst anfangen. Ich muss hier nicht alles breit treten. 

7 Kommentare:

  1. Doch, doch, tritt bitte unbedingt alles so breit wie möglich, liebe Annika! Ich liege unter dem Tisch vor Lachen.

    Ich wünsche Dir ein wunderschönes Weihnachtsfest in Deinem zauberhaften Onesie und freu mich schon auf die Geschichte vom Weihnachtsessen!

    Herzliche Grüße aus Süd-Ost!

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    1. Oh, liebe Tiker, du nimmst doch nicht etwa an, dass ich in einen Onesie Größe 34 passe? Der wurde natürlich sofort an meine elfenhafte Nichte weitergegeben ;))

      Dir und allen anderen, die hier lesen, wünsche ich entspannte Tage mit entspannten Menschen, die Geschenke mitbringen, die man nicht umtauschen will.

      Allerliebste Grüße

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  2. Wenn Sie Bücher schreiben würden, ich würde sie sofort im Geschäft kaufen und nicht erst warten, bis ich sie bei Abebooks.de gebraucht billiger bekomme.

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  3. Schrottwichteln? Nie gehört, muss ich googeln, um halbwegs zu kapieren, worum es Annika hier geht. Kismet muss ich googeln, auch wenn ich das schon mal irgendwo gehört zu haben glaube. Zum glück kenne ich Eieruhren. Und Tchibo-Söckchen. Ich muss ja nicht alles googeln. Noch nicht.

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    1. Das ist beruhigend zu wissen, verehrter Herr Glumm.

      Das Wort Kismet ist an dieser Stelle eigentlich auch falsch. „Läuft“ wäre passender gewesen.

      Schrottwichteln ist eine wunderbare Alternative, Habgier gesellschaftlich akzeptiert auszuleben ;)

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    2. Edit: Der Lions Adventskalender hat mir kein Glück gebracht.

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