Donnerstag, 21. Juni 2018

Der längste Tag

Ist es nicht verrückt, dass ausgerechnet heute, am längsten Tag des Jahres, der Sommer ein Ende findet? Seit Mitte April ...and the living is easy... und heute, zur Sommersonnenwende, an dem die Sonne über 16 Stunden scheinen könnte, wenn sie wollte, schüttet es kurz wie aus Eimern, stürmt es wie im Herbst und jetzt um 21.45 Uhr ist es zwar noch hell, aber schauerlich kühl. 

Der 21. Juni ist ein magischer Tag. Für mich, die klimatechnisch entweder in der Vergangenheit lebt oder die Zukunft herbeisehnt (oder fürchtet - je nachdem) ist es ein Datum, vor dem ich schon wochenlang die Tage zähle "bis es wieder schlechter wird". Ich mag am beginnenden Jahr, dass dann alles besser (= heller) wird und dann, auf dem Höhepunkt ist alles schon wieder vorbei und ich nehme gedanklich den November vorweg. 

Dieses Jahr ist das anders, weil schon so lange die Sonne scheint und ich denke, endlich mal genug von allem: Wärme, Grünzeug, Spargel, DoKo draußen, überhaupt alles draußen, besser geht's nicht. 

Ich habe mich sogar mit der Hitze abgefunden. Mensch, tadelte ich mich, komm doch mal runter, was ist schon dabei, dein Büro ist klimatisiert, dein Auto auch und daheim setzt du dich halt vor den Ventilator, so what? Und weil ich nicht mehr in meinen Garten darf, war ich an den heißen Abenden sogar in der Stadt unterwegs und saß woanders draußen rum und ich hab's überlebt genossen.

Und jetzt, wo ich endlich die nötige Gemütsruhe für heiße Sommertage habe, soll's schon wieder vorbei sein? Ausgerechnet heute? 

In Wahrheit geht mir was ganz anderes im Kopf herum. Ich erzähl's mal so verklausuliert wie möglich. Gestern ruft mich spät am Abend eine Freundin an. Sie hat eine riesige Schweinerei in ihrer Firma angeprangert, ist bis zur höchstens Stelle gegangen. Ich bewunderte damals ihren Mut. Wie sich jetzt zeigt, hat sie sich Todfeinde damit gemacht; also, das wusste ich auch schon vorher, aber jetzt benehmen sich die Todfeinde auch wie Todfeinde. Sie haben ein bisschen gewartet, Gras über die Sache wachsen lassen und schlagen jetzt erbarmungslos zu. Ihre Existenz wird vernichtet. Sie hat keine Arbeitsrechtsschutzversicherung, sie ist nicht in der Gewerkschaft, sie ist am Arsch. 

Ich habe ein Häufchen Elend in der Leitung. Ich kenne sie nur lebenslustig, mit Kodderschnauze, dem Herz am rechten Fleck, aber davon ist nichts mehr übrig. Sie kann nichts mehr essen und nicht mehr schlafen.

Heute spreche ich mit einer befreundeten Anwältin. Sie saugt die Luft hörbar ein und sagt "Scheeeeiiiiße, sie hat WAS gemacht?" Mir fällt das Herz in die Hose. So schlimm? Ja, so schlimm. Ja, klar kann sie das machen, aber dann hat man sein Todesurteil unterschrieben, so ist das und wenn sie hundertmal Recht hat. Sowas verzeihen die einem nicht und dann suchen sie und sie werden was finden. 

Diese kleine Person mit Löwenmut.... she fucked the wrong person.

10 Kommentare:

  1. Mag jetzt ein bisschen böse klingen, was nicht so gemeint ist... aber klingt wieder einmal danach, als hätte jemand einen idealistischen Selbstverwirklichungstrip gehabt anstatt, einfach seine Arbeit zu machen.

    Habe schon zig Menschen an sowas scheitern sehen.

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    1. Nein, in diesem Fall hat sie genau den Job gemacht, für den sie bezahlt wird, DAS ist das Schlimme daran. Man wird genau für das eingestellt und dann wird stillschweigend davon ausgegangen, dass man die Schnauze hält.

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    2. Okay... so etwas kenne ich selbst. Dann ist es aber ein politisches Spiel. Und an der Stelle sollte man sich vorher fragen, was gewollt und was nicht gewollt ist... und das Wichtigste, niemals ohne Rückendeckung.

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    3. Genau das ist es: politisch. Sie hat gedacht, dass ihre Unbestechlichkeit gewünscht ist. Fehlanzeige.

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  2. Wenn jeder wie Herr Mim denken würde, wo würden wir dann moralisch stehen?
    Und für deine Freundin, kann man die ganze Sache nicht publik machen ??
    Silke

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    1. Wer sich Moral leistet, opfert sich meist selbst. Die Zeiten sind längst vorbei, wo moralisch handelnde Menschen Unterstützung erfahren. Fast alle denken, "Hauptsache ich bin nicht in der Schusslinie".
      Wenn sie dies nun auch noch publik machen würde, was ich ihr ohne weiteres zutraue, wird sie wahrscheinlich nie wieder einen Job bekommen.
      Insofern hat Termin recht, sich ganz genau zu verbessern, wer steht im Falle eines Falles an meiner Seite. Ich ergänze: wann muss sich ganz genau fragen, für wen man sich opfert und ob der jenige das überhaupt zu schätzen weiß.

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    2. Ich streiche das Wort "Termin" und setze dafür ein "Herr MiM"

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    3. Ebenso "zu verbessern" durch "vergewissern"
      Blöde automatische Wortvervollständigung

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  3. Die Arbeitswelt ist ein Ar...loch...so oft ich mit meiner alten Freundin telefoniere (zum treffen langt es meistens bei keiner von uns), die erst vor einem Jahr in meine Gegend gezogen ist, resümieren wir beide wie bekloppt Chefs und FIrmen im allgemeinen und besoneren sind. Es werden 450€ Kräfte eingestellt (eh streng genommen eine Sache für sich, auch wenn ich auch eine bin), die NIX können, Forderungen stellen (nicht nach Leistung sondern pauschal bezahlt werden bitte) und nach dem Motto erpressen, wenn ich nicht die volle Summe kriege, komme ich dann nicht, wenn Sie mich am nötigsten brauchen. Was dazu führt, dass bei uns die festangestellten Däumchen drehen, damit die Herren 450€-Kräfte arbeiten....Leistung wird gar nicht anerkannt, die linken Bazillen, die Zuträger und Schleimscheisser, die werden honoriert und der Rest kurz gehalten. Engagement wird weder wertgeschätzt, noch ist er teilweise erwünscht. Und überhaupt gibt es immer jemanden der weniger arbeitet und weniger verdienen will..schöne neue Welt!
    Ich fühle mit deiner Freundin, die den Pfad der Spielregeln im besten Gewissen verlassen hat und wünsche ihr ein gutes "Ende"!

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    1. Das ist wirklich typisch geworden: bist du gut im Job, bist du am Arsch. In meiner Firma ist ein Abteilungsleiter, der systematisch alle rausmobt, die wirklich gut sind, es ist ein Kreuz.

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