Samstag, 2. Juni 2018

Gutes Unwetter, schlechtes Unwetter

Eine Wohnung zur Ostseite zu haben, kann einen dieser Tage an den Rand des Abgrunds bringen. Es gibt kein Entrinnen. Ab 5 Uhr morgens brettert mir die Sonne das Hirn weg, ich werde gegrillt, während ich noch schlafe und wache mit Matschbirne auf (außer du bist geistesgegenwärtig um 4 Uhr aufgewacht und hast alle Jalousien runtergezogen. Machst du aber nicht, da du frühestens um 1 Uhr einschlafen kannst bei dieser Wärme). 

Jetzt kommt mir nicht mit "Westseite ist noch schlimmer" - hatte ich, ist nicht schlimmer. Denn wenn der Tag schon beginnt, in dem du gekocht wirst, kommst du aus der Nummer nicht mehr raus. 

Vorgestern hatte ich Home Office, abends stand ein Geburtstag im Garten an - mir graute davor, die Wohnung zu verlassen. Später am Tag wurde es dunkel, Wolken zogen auf, allein: kein Regentropfen nirgends. Ich sah Nachrichten im Fernsehen von Unwettern im ganzen Land und beneidete alle, die in Sturzbächen standen.

Gegen 19 Uhr fuhr ich los und als ich die Wohnung verließ, wusste ich, dass es ein großer Fehler war, sie nicht früher verlassen zu haben. Draußen war es nämlich kühler als drinnen und als ich bei der Geburstagsgesellschaft eintraf, wurde mir berichtet von dem Unwetter, das ein paar Stunden zuvor und keine 10 Kilometer von mir entfernt stattgefunden hatte.

Erzählt mehr davon, sagte ich. So ein Ärger, dass ich nicht dabei war. Erzählt noch mal von vorn. Es hat gehagelt? Wirklich? Das ist ja himmlisch! Und ihr durftet dabei sein.

Am darauffolgenden Tag wurde es 34 Grad. Mein einziger Trost ist das klimatisierte Büro. Sicherheitshalber treffe ich schon morgens um 8 Uhr ein und gehe nicht vor 19 Uhr - da bin ich safe und lagere kein Wasser ein. 

Heute immer noch 34 Grad. Abends DoKo. Ich denke nicht ernsthaft daran, hinzufahren, sondern plane, im Büro zu übernachten. Es sagen auch einige ab und ich bin heilfroh und sage auch ab. Gegen 18 Uhr klingelt das Telefon und ich werde von drei Spielern aufgespürt, sie brauchen mich dringend, wo ich denn bliebe? Da ich eine gute Kameradin bin, mache ich mich auf den Weg und als ich ankomme, tröpfelt es vom Himmel und 10 Minuten später beginnt ein Unwetter und ich bin endlich live dabei. 

Die Auftragsmörderin ist hingegen ein Opfer des Unwetters. Auf dem Rückweg von Malle kreiste das Flugzeug über Berlin und bekam keine Landeerlaubnis und bevor der Sprit alle war. sind die zurück nach Leipzig geflogen - dort sitzt sie jetzt seit 6 Stunden auf dem Rollfeld, kein Ende abzusehen. Man wisse nicht, wann aufgetankt wird. Die Klimanalage funktioniert, aber es gibt keine Getränke, weil am Boden keine Getränke verkauft werden dürfen. Nur eine Mitreisende mit Panikattacke hat einen Becher Wasser bekommen.

Ist das zu fassen? Verstößt das nicht gegen die Genfer Menschenrechtskonventionen? Sie brauchen ihren Kram ja nicht verkaufen. Verschenken wäre hier das Mittel der Wahl und zwar pronto oder spielen die Landshut nach? Ich hätte schon so einen Tobsuchtsanfall bekommen, dass die mich hätten aussteigen lassen, das walte Hugo! 

P.S. Eben bekomme ich Nachricht. Der Flug ist gecancelt, sie warten jetzt auf einen Bus, der sie zum Terminal bringt und wie es dann weitergeht, weiß kein Schwein. Hoffentlich kommt niemand auf die Idee, einen Bus nach Berlin zu chartern, denn die Autobahn ist wegen absaufens auch schon gesperrt. 

Schließen wir sie also in unsere Nachtgebete ein. 


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