Morgen ist nun die Hochzeit. Ich breche zusammen, wenn ich nur daran denke. In einem überhitzten Standesamt die Trauung, anschließend Essen in einem Restaurant. Mehr ist Gottseidank nicht geplant. Mehr würde ich auch nicht überstehen.
Ich erinnere mich an eine Rubin-Hochzeit an einem 1. August vor bestimmt 25 Jahren. Es herrschten 39 Grad. Es gab Schweinebraten, Rollbraten und Gulasch. Hinterher Buttercremetorten. Alte Schule. Nix vegan oder so'n Scheiß. Zwischendurch Polonaise. Das greise Paar ließ sich nichts anmerken. Ich mir schon. Ich war schon immer schlecht in sowas. Ich halte mich für eine unkomplizierte Frau, für einen Quell der Freude, bin aber die reinste Nervensäge, jedenfalls außerhalb meiner Komfortzone.
Auf den letzten Drücker habe ich mir ein Kleid geschossen. Rein ins Geschäft, das erste Kleid auf der Stange gesehen, ab zur Kasse, ohne es anzuprobieren, daheim gewaschen, in der Hoffnung, dass es einläuft, denn es war ein paar Nummern zu groß, was mir beim Kauf restlos egal war.
Nach 20 Minuten war das Kleid trocken; morgen werde ich als pinkfarbene Senioren-Barbie im Zweimannzelt reüssieren, egal, ist mir alles egal. Der Tag wird grauenhaft, so oder so.
Dann noch eine Powerbank gekauft, da werde ich mir einen kleinen Ventilator einstöpseln und mich damit befeudeln. Die Braut beneidet mich schon jetzt darum, sie ist ähnlich gelagert in der Hitze-Resistenz. Sie bringt ihren großen Ventilator mit und stellt den dort auf. Der hat natürlich mehr Wumms als mein kleines Dingelchen. Womöglich setze ich mich neben sie. Ihr Mann hat bestimmt nichts dagegen. Er hört ja auch in der zweiten Reihe, was der Standesbeante sagt.
Meine Freundin von gegenüber sagte heute zu mir, dass sie Angst hat. Anfang des Jahres hat sie mit ihrem Kamderaden eine Reise nach Kreta gebucht. In drei Wochen geht es los. Da ist es ja noch heißer als hier. Ja, sagte ich, hättste mal lieber die Hurtigruten gebucht. Aber es konnte ja auch keiner ahnen, was auf uns zukommt.
Die Wettervorhersage ist ein Lügenbold. Immerzu kündigt sie für drei Tage später 28 Grad an. Immerzu denke ich, nur noch drei Tage durchhalten, dann ist das Schlimmste vorbei. Und dann doch wieder 36 Grad. In Wirklichkeit meint sie nämlich, dass in drei Tagen nachts um 3 Uhr nur noch 28 Grad sind. Das wird jetzt bis Weihnachten so weiter gehen. Und keine einzige mobile Klimaanlage mehr weit und breit...
Es ist so schrecklich. Einfach nur schrecklich. Die nächste große mich betreffende Herausforderung: Einladung zum Chinabuffet. Alles in einem nicht klimatisierten Raum. Die Hitze von draußen und die Hitze vom Buffet. Und viel zu viele Menschen.
AntwortenLöschenMeinst du nicht auch, Island sei eine Alternative? Ob die uns da gebrauchen können? Ich mag Elfen, Trolle und Kobolde. Ist vielleicht ein Pluspunkt.
Island ist eine tolle Alternative. Höchstens 15 Grad im Sommer und immer Wind. Ganz wenig Bevölkerung. Viele Pferde. Optimal.
LöschenAm Samstag beim Büffet wird das Schlimmste hinter uns liegen. Keine Sorge.
Erinnert mich an mein erste Hochzeit. Wir hatten das Lokal gemietet. Komplett. Es war so heiß, dass niemand drinnen sitzen wollte und am Ende die ganze Feier draußen im Biergarten dazu stattfand. War ein lustiger Abend.
AntwortenLöschenEine Freundin von mir war am Wochenende auf einer Silberhochzeit in Darmstadt, 38 Grad heiß, die Terasse machte um 10 Uhr dicht und alle mussten drinnen sitzen. Trotz der größtenteils betagteren Gäste kam es keine Todesfälle zu beklagen. Ein Wunder.
LöschenDank der vergnüglich-bildhaften Beschreibungen, stelle ich mir die extrem-hitzig-angepassten Satz-Fragmente der Trauungs-Rede vor: "im Schweiße eures Angesichts... und zukünftiger, hitziger Zeiten... Wollt ihr wahrhaft durch das Leben schweißen...?" Gibt es nicht sogar einen Sonder-Paragrafen, der eine Ehe anullieren lässt, wenn man nicht bei (wohltemperierten) Sinnen war? Ich wünsche ein frohes Planschen im hochfeierlichen Gemenge, und die Wahl eines sehr weiten Kleides ist für den Einsatz einen Unterrock-Ventilators sehr weise gewählt... ;-)
AntwortenLöschenWomöglich war das weise, für den Moment. Aber wie das aussah....
LöschenÄchz... jetzt geht’s los. Betet für mich ;)
AntwortenLöschenGibt's denn diese mobilen kleinen Hand-Ventilatoren nicht mehr? Die Electric Fans?? Gibt's bestimmt noch. Kann man den Wind zur Not auch unterm Kleid hochschicken.
AntwortenLöschenHattich dabei.
LöschenEine Schüssel um die Füße in kaltes Wasser zu tunken! Hilft super! Tanzen, laufen oder etwaige andere Bewegung ist eh ze vermeiden!
AntwortenLöschenViel Glück!
MoselMeg
... und, lebste noch??
AntwortenLöschenMehr oder weniger :)
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