In einer Kneipe sah ich diesen Beutel auf einer Bank liegen, schwatzte ihn dem Besitzer
ab und überlegte, ob ich bloggen kann, dass ich in dieser weltbesten Buchhandlung
gearbeitet habe. Beschloss, ja, es geht, seit über 10 Jahren ist der Laden dicht. Als die
Firma ins Schlingern geriet, kam ein Unternehmensberater, dessen erste Idee war, uns
"am Berliner Markt zu etablieren" - da wusste ich, dass wir verloren waren.
ab und überlegte, ob ich bloggen kann, dass ich in dieser weltbesten Buchhandlung
gearbeitet habe. Beschloss, ja, es geht, seit über 10 Jahren ist der Laden dicht. Als die
Firma ins Schlingern geriet, kam ein Unternehmensberater, dessen erste Idee war, uns
"am Berliner Markt zu etablieren" - da wusste ich, dass wir verloren waren.
Unser Admin schuf eine Mitarbeiter Website, das war damals noch ganz neuartig, zum
Austausch für alle 300 versprengten Kollegen. Nach ganz kurzer Zeit fingen ein paar an, unabhängig voneinander, in kurzen Sentenzen (anonym) einen Schlüsselroman zu
schreiben.
Bis heute weiß niemand, wer welche Passagen geschrieben hat. Die gelungensten setze ich
heute hier rein, beschränke mich dabei aber ausschließlich auf den Unternehmensberater
'Hauder Kocz', der natürlich anders hieß.
Austausch für alle 300 versprengten Kollegen. Nach ganz kurzer Zeit fingen ein paar an, unabhängig voneinander, in kurzen Sentenzen (anonym) einen Schlüsselroman zu
schreiben.
Bis heute weiß niemand, wer welche Passagen geschrieben hat. Die gelungensten setze ich
heute hier rein, beschränke mich dabei aber ausschließlich auf den Unternehmensberater
'Hauder Kocz', der natürlich anders hieß.
+++ Und dann war er da. Das erste,
was ihr auffiel war, dass Hauder Kocz offensichtlich seine
Hemden selber bügelte. Bisher hatte sie eher die anderen Männer bewundert, die ihren Frauen
klargemacht hatten, dass man einen Manager am rund gebügelten Hemdsärmel erkannte, also an
Hemden ohne hässliche Bügelfalte. Und selbst wenn dies nicht das Ergebnis bügelnder Ehefrauen
war, so kam ja nur noch in Frage, dass diese Manager ihre Hemden in die Reinigung gaben, wo
man sie ebenfalls rund wiederbekam; was ja eigentlich noch besser war, da es auf ledige Männer
mit angemessenem Einkommen hinwies. Ja bisher hatte für sie alles darauf hingedeutet, dass
Männer mit rund gebügelten Hemden zu bewundern seien, aber hier saß nun einer, der nicht nur
eine Bügelfalte am Ärmel hatte, sondern mindestens drei und unten an der Manschette, wo es
schwieriger wurde, konnte man die Falten gar nicht mehr zählen, aber er faszinierte sie trotzdem.
Warum war ihr bisher nicht klar. Hm, dieser Mann bügelte also selber.
+++ Es war bald Weihnachten! Hauder Kocz platzte nur so vor Stolz, da so viel gekauft wurde. Ihm,
Hemden selber bügelte. Bisher hatte sie eher die anderen Männer bewundert, die ihren Frauen
klargemacht hatten, dass man einen Manager am rund gebügelten Hemdsärmel erkannte, also an
Hemden ohne hässliche Bügelfalte. Und selbst wenn dies nicht das Ergebnis bügelnder Ehefrauen
war, so kam ja nur noch in Frage, dass diese Manager ihre Hemden in die Reinigung gaben, wo
man sie ebenfalls rund wiederbekam; was ja eigentlich noch besser war, da es auf ledige Männer
mit angemessenem Einkommen hinwies. Ja bisher hatte für sie alles darauf hingedeutet, dass
Männer mit rund gebügelten Hemden zu bewundern seien, aber hier saß nun einer, der nicht nur
eine Bügelfalte am Ärmel hatte, sondern mindestens drei und unten an der Manschette, wo es
schwieriger wurde, konnte man die Falten gar nicht mehr zählen, aber er faszinierte sie trotzdem.
Warum war ihr bisher nicht klar. Hm, dieser Mann bügelte also selber.
+++ Es war bald Weihnachten! Hauder Kocz platzte nur so vor Stolz, da so viel gekauft wurde. Ihm,
nur ihm, war das zu verdanken. Die Branche überschlug sich. In Zukunft würde er dieses, sein,
Phänomen "Weihnachtsgeschäft" nennen. Diesen Begriff musste er sich unbedingt patentieren
lassen. Die Idee war Gold wert. Bald würden alle diesen Begriff verwenden.
+++ Hauder Kocz vermied, wann immer es ging, schriftliche Erstkontakte. In erster Linie - glaubte
Phänomen "Weihnachtsgeschäft" nennen. Diesen Begriff musste er sich unbedingt patentieren
lassen. Die Idee war Gold wert. Bald würden alle diesen Begriff verwenden.
+++ Hauder Kocz vermied, wann immer es ging, schriftliche Erstkontakte. In erster Linie - glaubte
er - weil er sich
als Mann des Wortes empfand, der beim Reden seine Gedanken verfertigte (womit
er ungemein gewandt auf Änderungen der Laufrichtung eines Gespräches reagieren konnte) und
daher persönlich und telefonisch seine Wirkung am besten entfaltete. Telefonisch sogar noch
besser, ja man könnte fast sagen, dass das Telefon für ihn ideal war, da hier seine Erscheinung
nicht ablenkte vom imposanten Tenor, seiner eloquenten Argumentation, seinen hypotaktisch
mäandernden Satzflußdelten (war das der Plural von Delta?), sei es drum, dann eben
Satzflutwelten, ach, jetzt dachte, ja dachte! er sich sogar schon in Ekstase!
+++ Na ja, und dann war da natürlich noch das Namensproblem: Jeder, aber auch ausnahmslos
er ungemein gewandt auf Änderungen der Laufrichtung eines Gespräches reagieren konnte) und
daher persönlich und telefonisch seine Wirkung am besten entfaltete. Telefonisch sogar noch
besser, ja man könnte fast sagen, dass das Telefon für ihn ideal war, da hier seine Erscheinung
nicht ablenkte vom imposanten Tenor, seiner eloquenten Argumentation, seinen hypotaktisch
mäandernden Satzflußdelten (war das der Plural von Delta?), sei es drum, dann eben
Satzflutwelten, ach, jetzt dachte, ja dachte! er sich sogar schon in Ekstase!
+++ Na ja, und dann war da natürlich noch das Namensproblem: Jeder, aber auch ausnahmslos
jeder, sprach
seinen Namen falsch aus, wenn er ihn zunächst nur geschrieben sah. Das hatte
dazu
geführt, dass er bei Grenzkontrollen zuerst seinen Reisepass übergab, dann gleich seine Hand
zur Begrüßung ausstreckte und "Gudntag, Kotsch!" sagte, was die Grenzer selten zu mehr als
einem skeptischen Augenbrauen zucken veranlasste, aber für ihn, Hauder, war es schon wichtig,
dass sie nach erfolgreicher Kontrolle nicht sagten: "Gute Weiterfahrt, Herr Kotz."
Dabei war der Name eigentlich ganz einfach und daher war er froh, dass er nun endlich einen
geführt, dass er bei Grenzkontrollen zuerst seinen Reisepass übergab, dann gleich seine Hand
zur Begrüßung ausstreckte und "Gudntag, Kotsch!" sagte, was die Grenzer selten zu mehr als
einem skeptischen Augenbrauen zucken veranlasste, aber für ihn, Hauder, war es schon wichtig,
dass sie nach erfolgreicher Kontrolle nicht sagten: "Gute Weiterfahrt, Herr Kotz."
Dabei war der Name eigentlich ganz einfach und daher war er froh, dass er nun endlich einen
Einsatzort in der Nähe der polnischen Grenze, in Berlin, hatte, wo man annehmen konnte, dass
die Kenntnisse der osteuropäischen Zischlaute verbreiteter waren als in seiner norddeutschen
Kleinstadt, in der Smörebröd und Kluiver zwar die Aussprache auch verwaschen hatten, sich aber
die komischen Laute doch eher im Rachenraum abspielten, was seinem Namen nicht half.
Im Grunde wurde es Zeit, dass er endlich den Sprung nach Amerika schaffte, wo man neuen
die Kenntnisse der osteuropäischen Zischlaute verbreiteter waren als in seiner norddeutschen
Kleinstadt, in der Smörebröd und Kluiver zwar die Aussprache auch verwaschen hatten, sich aber
die komischen Laute doch eher im Rachenraum abspielten, was seinem Namen nicht half.
Im Grunde wurde es Zeit, dass er endlich den Sprung nach Amerika schaffte, wo man neuen
Trends aufgeschlossener gegenüberstand. Das Namensproblem gäbe es dort auch nicht
mehr.
Die konnten eh nur Kotsch sagen und Hauder würden die zu Ed machen und dann wäre er da
Ed Kotsch. Hatte was. Kam ihm schon fast wie ein eingeführter Markenartikel vor.
+++ Hauder Kocz verließ Berlin Hals über Kopf in einer kalten Februarnacht, weil er einsehen
Die konnten eh nur Kotsch sagen und Hauder würden die zu Ed machen und dann wäre er da
Ed Kotsch. Hatte was. Kam ihm schon fast wie ein eingeführter Markenartikel vor.
+++ Hauder Kocz verließ Berlin Hals über Kopf in einer kalten Februarnacht, weil er einsehen
musste, dass er mit der Halbierung seines Gehaltes zwar einen großen Beitrag zur Rettung
des Unternehmens generierte, in letzter Konsequenz aber vergaß, dass die damit
einhergehende verringerte Arbeitszeit auf ein Fünftel die angestrebte Konsolidierung dann doch
eher verhinderte als vorantrieb.
des Unternehmens generierte, in letzter Konsequenz aber vergaß, dass die damit
einhergehende verringerte Arbeitszeit auf ein Fünftel die angestrebte Konsolidierung dann doch
eher verhinderte als vorantrieb.
Großartig! Bitte mehr davon.
AntwortenLöschenNicht wahr? Die größten Fans der Seite waren die "Mitbewerber", die einerseits erschrocken, andererseits gierig dem Untergang zusahen und sich bepissten über die tapferen Buchhändler, die die gesamte Führungscrew mit viel Witz und Nonchalance öffentlich demontierten.
LöschenAber mehr wirds hier nicht geben, sonst verletze ich Persönlichkeitsrechte :)
Schade...ich bin amüsiert (gar köstlich!) ^^
AntwortenLöschenNa, einer geht vielleicht noch. Ich denk drüber nach.
LöschenOh ja, bitte. Es ist herrlich - wenngleich traurig.
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