Donnerstag, 8. Oktober 2015

Läuft bei mir. Nicht.

Obwohl ich immer rumquake, wenn der Sommer Feierabend macht und mich zurück lässt mit meinem Bedürfnis nach Helligkeit bis 23 Uhr, weil Dunkelheit so autistisch macht und man nur noch so weit gucken kann, wie die Scheinwerfer des Autos es zulassen, oder wenn man zu Fuß unterwegs ist, gerade mal 20 Meter, bis die Augen schon wieder auf undurchdringliche Düsternis prallen - also, obwohl ich sonst immer hadere, habe ich diesmal ein Gefühl von wohligem Schutz.

Das mag daran liegen, dass mein kleines Bullerbü in Schutt und Asche liegt. Sagen wir mal so, wir hier auf dem Hof durchleben eine veritable Krise. Der Hof besteht aus einem Konglomerat von Freunden und Freundinnen und einem Kind, das aussieht wie Schneewittchen. Wir wohnen natürlich nicht auf einem Hof, aber sehr nah beieinander. Wir können uns gegenseitig in den Vorgarten spucken. 

In diesem Sommer herrschte Schwanengesang. Es ist erstaunlich, wie unvermittelt Freundschaften auf dem Prüfstand stehen können. Ganz schnell geht das. Es braucht nur eine Person, die Krieg will und schon bekommt sie ihn, auch wenn sie ihn eigentlich mit sich selbst führt und alle das wissen. Jahrzehntealte Gefüge brechen in nullkommanix auseinander. Allianzen untereinander und mit Externen werden geschmiedet, um vorzubauen, falls die Homebase krachen geht. Man erkennt Engstirnigkeit am anderen und wenn man ehrlich ist, auch an sich selbst.

Es wird ja unheimlich viel geredet in so einer Situation. Die Externen üben sich in Neutralität so gut es geht und schauen verstört auf den Trümmerhaufen, der früher Bullerbü hieß und um den wir heiß beneidet wurden. Und jeder, wirklich jeder, sieht sich im Recht. Auch die Person, die den Krieg führt. Aussprachen, ohne Ende Aussprachen, in denen dann doch die wichtigsten Wahrheiten nicht gesagt werden. Beschwichtigungen, Verniedlichungen, um des lieben Friedens Willen, der so aber gar nicht entstehen kann, höchstens instabiler Burgfrieden. 

So ziehen wir uns zurück in unsere Wohnungen, versuchen Abstand zu bekommen, Ruhe einkehren zu lassen und sind froh, dass nicht mehr die Sonne brennt, die uns raus in den Garten treibt und uns erbarmungslos vor Augen führen würde, was jetzt anders ist. 

Ich finde Trost in merkwürdigen Sachen. Schuhekaufen, obwohl ich shoppen hasse, aber dieser eine Schuh, in den ich hinein schlüpfte, war so weich, so passend, so allumfassend Halt gebend. Ich könnte mir kaum etwas denken, was sich dämlicher anhört, als der letzte Satz. Aber dann bin ich durch den Regen, Kapuze hochgeschlagen, zurück zum Auto, unter dem Arm den flauschigsten Schuh aller Zeiten und das fand ich tröstlicher, als die Polizei erlaubt.

Oder dass mich ein sehr geschätzter Blogger mit Links versorgt, wie ich meiner Monster-Spinnen-Plage beikommen kann. Und der mir sein Wissen über diese Viecher zukommen lässt, auch wenn da nicht viel Beruhigendes zu lesen ist, außer, dass sie mir aller Voraussicht nach nicht in den Mund krabbeln werden, während ich schlafe, weil sie sich eigentlich nur verstecken wollen, um gut über den Winter zu kommen. Und wenn man sie überhaupt krabbeln sieht, sie nur auf dem Weg zu einem geeignetem Versteck sind, dass sie nicht mehr verlassen werden, was die gute Nachricht ist, ich dennoch nicht umhin komme, einzusehen, dass ich ein Nest in meiner Wohnung habe und gut daran tun würde, nach ihm zu suchen, was die eindeutig schlechte Nachricht ist. Aber seine Milde angesichts meiner Hysterie finde ich sehr charmant und in Zeiten wie diesen außerordentlich tröstlich, wovon er aber nichts weiß, bis eben jedenfalls. 

Trost finde ich auch in meinem neuen Laptop, der innert 5(!) Sekunden hochgefahren ist, was aber nichts gegen meine Schreibblockade ausrichtet, die mich plötzlich ergriffen hat. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich diesen Sermon veröffentlichen werde, man will ja ein hoffentlich vorhandenes oder auch nur eingebildetes Niveau halten und ich befürchte, dass ich bis hierher schon mehrere Wachkomas verursacht habe. 

Sei's drum, obwohl ich keine Grippe habe, werde ich mich jetzt mit House of Cards Staffel 3 auf's Sofa legen und froh sein, dass es draußen stockfinster ist und der Regen an die Fenster prasselt.

3 Kommentare:

  1. Oh Gott, ein Spinnennest IM Hause - mit DEM Gedanken täte ich nicht mehr zur Ruhe finden!
    Ich vermute, Dein neuer Laptop besitzt ne SSD-Festplatte? Dachte ja auch immer, das wäre alles Geldschneiderei - aber seit ich sowas besitze, bin ich immer begeistert, wie zackig das geht: Anschalten und AN isses. Potzblitz :)

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    1. Keinen Schimmer, ob er eine SSD-Festplatte hat oder was das ist. Ich sach nur: 5(!) Sekunden. :-)

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  2. SSD heißt bestimmt SuperSonicDrive und löst in den Computerbeschreibungstexten irgendwie die oder das DDR ab.

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