Donnerstag, 30. April 2015

Es hört nie auf...

Ich habe heute die coolste Achtzigjährige aller Zeiten kennengelernt. Doch ja, es gibt arschcoole Achtzigjährige. Die wirken wie dreißig. Die bewegen sich quick, sie sehen aus wie ehemals bildschöne Frauen, sind also immer noch schön, mädchenhaft, haben eine ganz junge Stimme und erzählen den gleichen Kram wie ich.

Anlass: Abschiedsfest bei der Mutter meiner besten Freundin, die mit ihren 70 Jahren auch noch eine kapriziöse Grandezza an den Tag legt, wenn sie mit Sonnenbrille und hochgestelltem Kragen einer eng taillierten Jacke zu meinen Zigaretten greift "Schätzchen, ich darf doch", was mehr eine Feststellung als eine Frage ist. Jedenfalls, es gab ein Festessen im Kreise ihrer Freundinnen zu Ehren ihrer Tochter, die sie gern herzeigt; als beste Freundin hat sie mich in den Schoß ihrer Wahlverwandschaften aufgenommen.

Da kam also diese hinreißende Achtzigjährige rein, die höchstens wie 60 aussieht und zwar wie eine verdammt guterhaltene Sechzigährige und nahm den Raum sofort ein. Sie wirkte derart jung, dass ich sie ganz fasziniert anstarrte.

Als ich ging, fragte sie mich, ob ich sie ein Stück mitnehmen könne, zu einer S-Bahn, sie müsse nach Wannsee, sie wohne in der Nähe der Liebermann-Villa und ich dachte, sakradi, die fährt Nachts noch mit den Öffentlichen durch die Stadt. Als wir im Auto saßen, erzählte sie mir, dass sie seit September einen neuen Freund hat, einen ehemaligen Arzt. Und wie das so angefangen hat und wie es jetzt läuft. Wie sie sich Sorgen gemacht hat, ob er wohl noch "kann", also er kann noch, aber er kann nicht so gut kommen, das sei schon immer sein Problem gewesen, daher habe sie mehr davon, als er, leider. "Ihr habt noch Sex?" - "Aber sicher!" 

Außerdem sei er so fit mit seinen 83 Jahren, dass er noch letztes Jahr in Katmandu von 1000 Meter hoch auf 5000 Meter ins Basislager gestapft ist. Und ich halte es für erwähnenswert, dass ich fünf Stockwerke zu Fuß schaffe, ohne ins Sauerstoffzelt zu müssen, ist das zu fassen? Und dass sie lange Zeit ihr Alter voreinander verschwiegen hätten, sie war sich nämlich sicher, dass er mindestens 10 Jahre jünger sei als sie, also jugendliche 70 und er dachte dasselbe. Im übrigen würde sie sich fühlen wie dreißig und es sei schon schwer, dass "in letzter Zeit" die Männer nicht mehr so gucken. Wahrscheinlich fühlen wir uns alle wie dreißig, zeitlebens. 

Ich hab sie nicht nur bis zur S-Bahn gefahren, sondern bis nach Hause, das Gespräch war zu amüsant. Sie bat um meine Karte, sie wolle mich unbedingt zum Kaffee einladen und ehrlich gesagt, ich freu mich schon drauf.

Als ich nach Hause kam, hatte sie mir schon auf den AB gesprochen und sich noch mal bedankt für's nachhausebringen - es hat ein bißchen gedauert, bis ich begriff, dass sie es war. Sie hört sich wirklich an wie eine sehr junge vergnügte Frau.

3 Kommentare:

  1. Wäre Klasse, wenn einem selbst das auch vergönnt wäre... :-)

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  2. Ja, so will ich auch mal werden. Und mit achtzig von "meinem neuen Freund" erzählen.

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  3. Ein lichter Strahl der Hoffnung in der dunklen Kammer des Vorsichhinwelkens...

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