Mittwoch, 1. April 2015

Männer, die mit Brüsten reden

Speed Dating in der Firma. Ich war Teilnehmerin in einem Assessment Center. 10 Tische, 10 Probanden, 10 Kollegen, die sich fünf Minuten mit jedem unterhalten müssen. Am Ende Nachbesprechung, wer wen gut fand oder schlecht und warum.

Ich fühle mit, die sind so nervös und müssen durch diesen anstrengenden Tag, kurz und gut, ich nerve nicht mit stringenter Abfragerei, ohnehin ist uns selbst überlassen, was wir fragen. Ich lass sie also erzählen und höre nicht zu. Beziehungsweise achte ich mehr darauf, wie sie erzählen, ob sie eloquent erzählen, wie sie sich verkaufen, um einigermaßen einzuschätzen, ob sie ins Team passen. 

Einer sticht raus. Er vermeidet Blickkontakt, starrt stattdessen unverwandt auf meine Brüste. Ich versuche, Augenkontakt herzustellen, was mir gleichermaßen nicht gelingt. Ich bleibe an seiner Nase hängen. Ich hab da so ein Nasendings zu laufen. Schöne Nasen können mich schwach machen. Hässliche Nasen faszinieren mich ebenso. Und so eine Nase habe ich selten gesehen. Da er sich nur mit meinen Möpsen unterhält, kann ich sie unauffällig in Augenschein nehmen. Sie hat ungefähr 14 Huppel, ungleichmäßig verteilt, ein wirklich unvorteilhaftes Exemplar. Wie ein Klecks Kartoffelbrei, den man in sein Gesicht geklatscht hat.

Ich könnte mir vorstellen, dass es wegen ihr zu wenig Vollkontakten mit anderen Brüsten dieser Welt kommt, daher wohl die Fokussierung. Vielleicht wurde er auch nicht gestillt oder zu lange, wer weiß das schon? Jedenfalls bin ich aus dem Alter raus, wo ich mich empöre, vielmehr in einem, in dem ich mich schon wieder drüber freue oder belustigt bin, weil mein Gegenüber in der Endlosschlaufe einer peinlichen Übersprungshandlung feststeckt (oder weil es sich um einen sehr, sehr kleinen spindeldürren Mann handelt, die haben so einen Gendefekt und bleiben immer wie ferngesteuert am Dekolleté festgetackert). 

Ab und an schaut er doch mal hoch, aber dann dreht er die Augen so weit nach oben, dass ich immer nur in flackerndes Weiß sehe. Der wird mir doch hoffentlich keinen Krampfanfall bekommen, denke ich. Ich fang an, mir Sorgen zu machen. Aber irgendwann sind auch diese fünf Minuten um und er hat eine Fürsprecherin weniger. Weil, ein erwachsener Mann muss wissen, wann Augenkontakt oberste Direktive ist.

5 Kommentare:

  1. Hmmm ... ich hätte mir einen Spruch nicht verkneifen können ;-)
    Was für eine arme Wurst!

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    1. Ach, Arme Wurst, das ist ein bissel hart. Er war ein Gefangener der Umstände :)

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  2. Immerhin redet er mit ihnen und starrt sie nicht wortlos an. ;D

    Wobei das stumme Anstarren auch als Kompliment zu werten wäre? Hm. Nee. Irgendwie ist das alles Mist.

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  3. Hättest doch mal sagen können "Also wir drei würden gerne mal Ihre Augenfarbe wissen, leider ist die so schlecht zu sehen, weil Sie immer nach unten gucken."

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