Samstag, 21. März 2015

Eine Ode

Letzes Jahr änderte sich mein Leben, nicht grundsätzlich, aber mein Blogger-Leben. Bis dahin führte ich ein beschauliches Dasein in einer kleinen Nischen-Community. Gelandet bin ich dort wegen der wunderbaren Connie Lubek, deren Bücher mir samt Hinweis auf ihren Blog empfohlen wurden (leider bloggt sie nicht mehr, aber ich empfehle unbedingt, ihr Blog rückwärts zu lesen). Also schlug ich im Mai 2013 dort meine Zelte auf und fand mich in einer freundlichen, kleinen Gemeinschaft wieder.

Im Oktober besuchten mich ein paar Blog-Mädels und ich war beruhigt, wie hoch die Übereinstimmung zwischen virtueller und realer Persönlichkeit ist. Was ja sowieso interessant am Bloggen ist: schreibt jemand gut, werde ich neugierig auf die Person, die sich hinter der Schreibe verbirgt. Wie sieht sie/er aus, wie mag sich die Stimme anhören, ist sie in realiter auch so abgeklärt, ist er so schroff, wie er schreibt? Manche zeichnen ein ziemlich vollständiges Bild von sich, andere verkneifen sich über Jahre jeglichen Hinweis auf die eigene Person, wie beispielsweise dieser hier, der trotz seiner öffentlichen Geheimniskrämerei hinter den Kulissen einer der freundlichsten Ansprechpartner überhaupt ist.

Dennoch war dieses Treffen in gewisser Hinsicht der Anfang vom Ende in meiner Nische. Eine der Frauen empfahl mir ein paar Blogs, von denen ich noch nie gehört hatte, weil ich über den Tellerand nicht mal hinaus geschaut hatte. Was soll ich sagen, ich war auf Stunden Tage nicht mehr ansprechbar, denn vor allem eine ihrer Empfehlungen stürzte mich gleichermaßen in Begeisterung wie auch in Seelennöte: ein solches Reservoir an fein ziselierten, oft brüllend komischen, klug geschriebenen Beschimpfungen in Richtung Mensch, Tier und Schrankwände (und alles ohne Rechtschreibfehler) hatte ich das letzte Mal annähernd ähnlich bei Wolfgang Herrndorf gelesen (ich weiß, ein ganz anderes Thema, aber abkotzen konnte er auch sehr gut). Ich überlegte, meinen eigenen Laden wegen Belanglosigkeit dicht zu machen.

Wochenlang las ich mich durch alle möglichen Blogs, entdeckte die große weite Welt außerhalb unserer beschaulichen Nische und zu meiner größten Überraschung erwies sich der, der mich am allermeisten begeisterte (schlechtgelaunte Männer finde ich ja immer interessant), als großzügiger Unterstützer (schlechtgelaunt und großmütig ist ja noch interessanter). Er verlinkte einen Post von mir und ich erlebte ehrfürchtig mein blaues Wunder.

Ein paar Wochen später gab es in der Nische einen veritablen Server Crash, ich zog um, hierher. Ich konnte meinen alten Namen nicht behalten, den gibt es hier schon. Ich dachte, herrje, hier kennt mich ja keiner, das liest doch kein Schwein, und wenn, erst in fünf Jahren.

Aaaber... nach zehn Wochen habe ich die Hälfte aller Klicks, wie in der Nische nach insgesamt 18 Monaten. Wem ich das zu verdanken habe, ist klar, auch wenn ich seinen Namen nicht erwähne, erstens weil Schroffheit im Blog oft mit Bescheidenheit gepaart ist und ich zweitens eine leise Ahnung habe, dass er ums Verrecken nicht gepriesen werden will.

Aber irgendwie kann und will ich nicht unerwähnt lassen, dass es Blogger gibt, denen einfach kein Zacken aus der Krone fallen will. Die einer Anfängerin großzügig Starthilfe geben, obwohl sie das nicht müssen und nichts davon haben, einfach so.

Ich denke, jeder weiß, wen ich meine und er weiß es auch und vermutlich windet er sich, falls er das liest, aber sorry, das musste :)

2 Kommentare:

  1. Der Blick über den Tellerrand, das Verlassen der Nische...für eine assimilierte Berlinerin, was sollte da schief gehen und dann bei der Unterstützung. Das mit dem Namen fand ich schon schade, dafür finde ich das Profilbild...sagt man eigentlich noch geil?

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    1. Ja, der Name... um den tut's mir immer noch leid. Der passte wie Arsch auf Eimer.

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