Mittwoch, 1. Januar 2020

Emilie, wo bist du?


Gestern frönte ich meiner Liebe zu Spaziergängen über Friedhöfe und auch in dem winzigen Kaff in Mecklenburg Vorpommern gibt es einen.

Dieser Grabstein hier lässt manch Frage offen:

1. Lebt Emilie etwa immer noch und haben wir es somit mit einer gänzlich unbekannten, störrisch am Leben hängenden 127jährigen Mecklenburgerin zu tun, die ich zufällig entdeckt habe?
2. Oder hat Emilie in den frühen 60igern, kurz nach Wilhelms Dahinscheiden, noch mal ein neues Glück gefunden und liegt nun begraben in einem anderen Dorf oder womöglich gar in Übersee?
3. Gab es gar ein postmortales Zerwürfnis der beiden Eheleute - bspw eine Geliebte von Wilhelm, die sich zu erkennen gab und Emilie zum Entschluss brachte, Wilhelm allein in seinem kühlen Grab versauern zu lassen?
Noch irgendwelche Vorschläge?

Wie ging es nach dem Spaziergang weiter. Hm, wir mussten uns verkleiden, denn zum geplanten Gelage hatten wir uns für ein Krimidinner bereit erklärt. Das haben wir schon mal vor drei Jahren gemacht, als wir ein einsam gelegenes Försterhaus im Harz gemietet hatten. Damals allerdings war die Spielleiterin eine vom Spiel Besessene und daher kundige Frau, die uns sicher durch den Abend führte. Es gab viel Gelächter, als wir den Mörder identifizierten: Jose, ein zunächst als Don Juan agierender Schwerenöter, der sich zum Ende hin als ein vom Leben frustrierter Gynäkologe erwies, der praktisch zum Mörder werden musste.

In diesem Jahr bekam der genervte Spielverweigerer die Aufgabe, das Spiel zu leiten. Ein Fehler, wie sich rasch herausstellen sollte. Wir saßen in unseren dämlichen Kostümen (ich war die Häuptlingsschwester Hantaywee) am Tisch, lasen in unseren Anleitungen und das meist genutzte Wort des Abends war „Hää?“ Der Spielleiter vergaß stets, uns Anweisungen zu geben, wofür er einiges an Beschimpfungen zu erdulden hatte, die seine ohnehin gereizte Stimmung nicht eben hob. Ich nehme an, in ein, zwei Jahren wird er drüber lachen können.

Euch allen roaring twenties


11 Kommentare:

  1. Traurige Theorie, aber durchaus als realistische Option denkbar: Emilie ist im Alter verarmt und wurde vom Ordnungsamt anonym bestattet. Wenn keine Angehörigen da sind, die das Geld haben, passiert das schon mal.

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    1. Aber wenn der Name schon auf dem Grabstein steht, dann ist doch bestimmt schon alles bezahlt?

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    2. Ich hatte den Kommentar total vergessen, das tut mir leid. Aber Sie bekommen noch eine Antwort.

      Sie könnten Recht haben oder auch nicht. Das kann ja mit Wilhelm zu dessen Lebzeiten gemeinsam beschlossen worden sein, Emilie da noch so was wie eine Sterbekasse - falls es das gab - gehabt haben und dann im Alter verarmt sein. Dann gibt es Behörden, die die Kündigungen solcher Versicherungen verlangen und wenn dann keine Angehörigen da sind, wird es eine anonyme Ordnungsamtsbestattung. Hatte so einen Fall 2016 in der erweiterten Familie, der Mann hätte ins Familiengrab zu seinen Eltern gesollt, war aber durch schwere Herzkrankheit komplett verarmt und amtsabhängig. Keine Kinder, keine Ehe, er war Einzelkind. Es gab ein Testament mit seinen Wünschen und Regelungen, da stand auch alles mit dem Grab drin. Die Behörden mussten, da er ja nichts mehr hatte, für die Bestattung aufkommen und das war eben die Ordnungsamtsvariante, egal was er wollte oder ob er den Platz irgendwann vor seiner "Bedürftigkeit" schon gekauft hatte (ob das so war weiß ich nicht sicher). Anonym, eingeäschert und keiner weiß wo genau auf dem Friedhof. Es geht ums Geld. Könnte bei Emilie ähnlich gewesen sein.

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  2. Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende.

    Woody Allen

    FROHES NEUES 2020 wünscht Annette ♥

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  3. Liebe Annika, ein gutes Neues!
    Die Recherche ergibt, dass Emilie Boldt einen Twitteraccount hat, mit dem falsche Ausweispapiere verkauft werden sollen, außerdem noch verschiedene Telefonnummern in den USA.

    Für das nächste Silvester kann ich dir unsere Methode empfehlen: Escape-Room-Spiel, obwohl niemand dabei ist, der Codes knacken kann.

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    1. Über das Escape Room Abenteuer hätte ich gern mehr erfahren. Hört sich nach einem Knaller an.

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  4. Schatz,
    Emilie lebt. Da binb ich ganz sicher. Wahrscheinlich einer dieser klassischen UFO-Entführungsfälle. Zack, einmal nicht aufgepasst und schon juckelt man mit Überlichtgeschwindigkeit weg von Garten, Grill und Grabstätte um relativ verjüngt irgendwo, weit hinter Proxima Centauri, ein neues glückliches Leben in Saus- und Brausestäbchen zu führen.

    Alles Liebe
    und ein fideles neues Jahr

    :o) S

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    1. Vielleicht werde ich dereinst auch mal entführt...

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  5. Von unterwegs kann ich nicht vernünftig kommentieren, daher auf diesem Wege: gute Vorschläge bezüglich Emilies Verbleib ;))
    Annika (immer noch an der Ostsee)

    PS: @ Glummi: Nichtrauchen ist ein Träumchen.

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  6. ...oder aber - traurig, traurig - Emilie ging in den Wirren des Krieges verloren und Willi hoffte Zeit seines Lebens noch auf ein Wiedersehen, was man ihm - auch post mortem - bisher wohl nicht erfüllen konnte...

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