Sonntag, 29. März 2015

Liz Taylor und Richard Burton für Arme

Nein, ich habe nicht zu Gott gefunden, aber mein gestriges Erlebnis in der Gedächtniskirche hätte ausgereicht, um vom Glauben abzufallen. Gegeben wurde der Messias von Bach. Um 18 Uhr. Ich sitze seit 17 Uhr in der Kirche und halte Plätze frei. Macht mir nichts aus, ich habe ein wirklich gutes Buch dabei (Alain Claude Sulzer: Aus den Fugen). Außerdem mag ich dieses schummrige Blau in der Kirche. 

Hinter mir nimmt ein Ehepaar Platz und fängt an zu streiten. Sie keift und zetert in einer Tour, er im Täterbeschwichtigungs-Modus. Eine Weile höre ich mir das an, kann mich aber nicht mehr auf das Buch konzentrieren. Ich dreh mich um und sehe in eine verzerrte, blasierte Hackfresse; diese Frau sorgt schon lange dafür, dass niemand im Umkreis von 10 Metern was zu lachen hat.

"Können Sie bitte etwas leiser genervt sein?"
"Das geht Sie gar nichts an."
"Doch, das geht mich was an. Ich muss es hören, Ihr Mann muss es hören und alle drumherum müssen es auch hören. Es will aber keiner hören."

Zustimmendes Nicken der Umsitzenden. Der Ehemann lächelt.

"Das ist mein Problem."
"Sie machen es aber zu meinem Problem."

Ich dreh mich wieder um und lese weiter. Beim Ehemann greift das Stockholm Syndrom. Er fängt an zu meckern, dass ich Plätze frei halte, wir seien nicht in Spanien, wo die Handtücher auf die Liegen platziert werden, eine Unverschämtheit sei das. Ich dreh mich wieder um.

"Wissen Sie was? Sie haben Ihre Frau wirklich verdient."
"Ich glaaaauuub ja wohl. Passen Sie blooooß auf! Sie fliegen hier gleeeiiiiich raus!"

Ich vertiefe mich wieder in mein Buch, die beiden sagen keinen Mucks mehr. Meine Freunde kommen, das Konzert beginnt. Nach einer Weile hole ich mein Handy raus und filme ein bißchen - eine Unsitte, aber eine etablierte.

Ein Zeigefinger sticht mir von hinten fest in die Schulter, mehrmals, ich reagiere nicht. Ich weiß ja, dass das der Ehemann ist, der seine Ehre wiederherstellen muss. Er sticht weiter in meine Schulter und dann wird er laut.

"Siiieee. Siiieee sind die einzige hier, die filmt, das ist verbooten. Hörnse sofort auf damit." 

Ich dreh mich nicht mal um, die Umsitzenden springen mir bei und drohen ihn mit dem Saalordner. Nicht, dass es Saalordner gäbe, aber alle um uns herum machen ihm klar, dass er sofort die Fresse den Mund zu halten hat. 

Womöglich hat die Gattin ja doch einen respektablen Grund, ihr Leben als Nebelkrähe zu fristen.

Samstag, 28. März 2015

10 Dinge, die eine Sekretärin wissen sollte

  1. Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, Ihr Chef wüsste den Wert Ihrer Arbeit zu schätzen. Er weiß absolut nicht, was Sie tun. Außerdem geht er davon aus, dass Sie kraft Osmose arbeiten. 
  2. Wenn Sie eine sehr gute Sekretärin sind, hat das nichts mit Ihnen zu tun. Das liegt nur an seiner guten Führung, ohne die Sie völlig hilflos sind.  
  3. Finden Sie schnell diesen Knopf, den Sie nur drücken müssen, damit sich seitenlange Handouts in Windeseile wie von selbst materialisieren. 
  4. Seien Sie nachsichtig, wenn Ihr Chef gegen alle Compliance-Regeln verstößt und kontieren Sie ohne Gemütsregung seine Spesenquittungen und auch die Parktickets im Wert von 50 Cent. Von nichts kommt nichts.
  5. Trainieren Sie sich einen gleichmütig, undurchdringlichen Gesichtsausdruck an. Mimik wird überbewertet. 
  6. Strapazieren Sie Ihren Chef nicht mit Ihren Urlaubserlebnissen. Schreiben Sie lieber Tagebuch.
  7. Ihrem Chef ist an einem Gespräch mit Ihnen traditionell nicht gelegen, außer er braucht jemandem, dem er die Lage zur Nation erklären möchte oder er verspricht sich betriebsinternen Klatsch. Wissen ist Macht. 
  8. Kommen Sie damit klar, dass Sie zwar 90% seiner Arbeit erledigen, dieser Umstand aber niemals Ihrem Bankkonto oder Ihrem Ansehen zugute kommen wird. Es wird nämlich nie jemand erfahren. Er selbst übrigens auch nicht; er hat es schon vergessen, während Sie ihn noch briefen.
  9. Für eine gedeihliche Zusammenarbeit empfiehlt es sich, Ihrem Chef das Gefühl zu geben, er sei ein Quell des Glücks und habe unbestritten den Längsten. Hiefür müssen Sie unter Umständen einige Zeit üben. Ihr hoffentlich vorhandenes Talent zur Selbstverleugnung spielt Ihnen dabei in die Hände.
  10. Strengen Sie sich nicht allzusehr an, eine gute Sekretärin zu sein. Damit verraten Sie nur, dass Sie Ihren Familienfilm wiederholen und immer noch Ihren Vater beeindrucken wollen. Das klappt nie. 

Donnerstag, 26. März 2015

Frühling ist ein Arschloch

Die erste laue Nacht, der erste milde Tag. Man sollte meinen, dass mich das glücklich macht. Weit gefehlt. Keinen Schimmer, welche Synapsen bei mir fehlgeschaltet sind, mich erfasst gepflegte Melancholie, was jetzt sehr elegisch ausgedrückt ist und im wahren Leben nur halb soviel Spaß macht, wie es sich anhört.

Mitten in der Nacht wache ich auf, mir ist zu warm, ich denke, wieso liege ich hier eigentlich alleine rum, mein Plan war doch ganz anders. Ich öffne das Fenster, schau ein bißchen in die Nacht. Ich bin jetzt echt beleidigt. Ich werde sterben, eines Tages und das passt mir auch nicht. Sind wir doch mal realistisch: Bereits die Enkel meiner Nichte werden meinen Namen nicht mehr wissen (Naja, vielleicht lesen sie in 50 Jahren meinen Blog, dolle Sache eigentlich, Familienstammbäume werden leichter zu pflegen sein, wenn es nur genug geschwätzige Tanten mit Verkündigungsdrang gibt).

Der ganze Tag ist mild, die Luft wie Seide, die Geräusche sind anders, sommerlich (so, wie man auch den Winter hört), die Sonne scheint, ich fühl mich beschissen, Tränen Oberkante Unterlippe, Grund gibt's keinen, außer den üblichen Petitessen, die mich sonst nicht anfechten.

Auf dem Nachhauseweg bei Saturn vorbei, Geld abholen für den nicht erfolgten Service, den Typen an der Kasse angepflaumt, er bleibt freundlich, ich sag ihm, dass er echt gut geschult ist. Ich könnt mich noch in ein Straßencafé setzen, mach ich nicht, das hat mir gerade noch gefehlt, schon der Gedanke kotzt mich an. Ja, ist denn heut schon Weihnachten?

Montag, 23. März 2015

Zutrauliche Klempner

Der hauseigene, berentete Gas-Wasser-Scheiße-Experte betritt meine Wohnung, dreht gekonnt den Haupthahn ab und siehe da: es kommt kein Tropfen mehr aus der Leitung. Keine Ahnung, was die Zille-Brüder verbrochen haben, jedenfalls ist gar nichts kaputt. Der Klempner ist von der Hausverwaltung auch gleich beauftragt, mir den neuen Geschirrspüler einzubauen, den alten schieben wir einfach vor meine Wohnungstür in den Hausflur. Mein Schlafzimmer hat genug gelitten.

"Hach", sage ich, "da hätte ich den Abwasch ja doch noch stehen lassen können. Hatte Gäste neulich..." Weiter komme ich nicht.

"Wohl Jeburtstag gehabt? Ick ooch, nächste Woche, kommse nie drauf, wie alt ick werde, aber dit wird blöde, weil sich meene bescheuerten Kinnas verkracht haben und dann darf ick die eene nich einladen, dann kommt der andere nich, Mann, is det eene Scheiße, kannick Ihnen saren. Und denne ham wa noch son schweren Fall inne Verwandschaft, also son rischtich schweren Fall, meine Kusine, 300 Kilo Leebndjewicht, een Brumma sach ich Ihnen, aba ne Seele von Kamel, mitm Helfersündrom vom allafeinsten. Die Mutta von der, ooch son Kaliba, 200 Kilo, wa, hat Diabetes, musstense neulich det linke Been amputieren, na, da war was lox, kann Ihnen saren. Meene Kusine fleecht die jetzt, als obse nich selbst jenuch Kumma hat. Und denn, vorn paar Wochen kriech ick n Anruf vonne Nachbarin, ob ick mal kommen kann, die Omma is tot umjefallen und die ooch sone Wuchtbrumme, da ham die von Grieneisen se nich in Sarch jekriecht, hamse mich jeholt, ob ich se mitheben kann, wir musstense praktisch reinstopfen, da war was los, nee, wie die da so lag, keen schöner Anblick, sach ick Ihnen."

Ich seh ihn zerstreut an und falte das Verpackungsmaterial zusammen, entschuldige mich, gehe zur Mülltonne. Als ich zurückkomme, hat er ein anderes Thema, das ihm auf den Nägeln brennt. Gott sei Dank nichts mit Amputationen.

"Ick hab ma ja neulich ne Küche gekooft, 1 Euro, 35 Jahre alt, wie neu, sach ick Ihnen, naja, 1 Euro, Quatsch natürlich, musstenwa noch investiern, anne 1000 Euro, hab ick mir son Herd gekooft, mit diese Platten, na, wie heeßen die, Induksjonsfelder, schomma von jehört? Da is mir doch die Glastür zerbrochen, die is ja so dreiteilig, ick hatte den Schutz weggenommen, wusstick ja nich, hatti Versicherung abba alles bezahlt, konntich ja nüscht für."

Was hab ich nur auf der Stirn geschrieben? Er wird nie wieder gehen und mich bis ans Ende meiner Tage vollschwallen. Das Telefon rettet mich, ich verschwinde ins Wohnzimmer. Dann ruft er "Fertich!" Ich geh zurück in die Küche. 

"Sajrense mal, als ick det letzte Mal bei Ihnen war, da hamse mir sonne schöne Mammelade jeschenkt, Apfel Schelee gloob ick, die war echt lecka." Ich drücke ihm ein Glas Orangen Gelee in die Hand. "Frolleinchen, so habbich dit doch nich jemeint, aba danke, freu ick ma jetzt schon druff. So, nu füllnse mal Salz ein und denne schiebense mal an dat Ding. Machn wa jleich den Elchtest. Sehnse, det läuft! So, ick werd mal, ssum Bäcka, ick bin doch son Süßa, wissense wo die Post früha war? Da is jetz n Bäcka drin, also nich drinne, aber jleich daneben. Jeh ick jeden Morgen vorde Arbeit hin und danach ooch. So,  Feierabend. Machenses jut, bis ssum nächsten Mal, wa."

Weg issa. Die Maschine brummt. Nie wieder abwaschen.

Samstag, 21. März 2015

Riesengroßer Scheißendreck

Voller Vorfreude wartete ich auf die Lieferung der Geschirrspülmaschine, eine lange Zeit des eigenhändigen Abwaschens würde heute zuende gehen. Nicht.

Der Hauptwasserhahn lässt sich nicht abdrehen. Beziehungsweise kann man daran drehen wie man will, das Wasser läuft trotzdem. Der Hauptwasserhahn im Keller ist hinter verschlossenen Türen, der Hausmeister hat sich abgesetzt. 

Die beiden Lieferanten, wie von Zille gemalt, nur mit den heute üblichen Tätowierungen versehen und in Funktionskleidung gehüllt, belauern mich listig, während ich versuche, den Hausmeister Facility Manager an die Strippe zu bekommen. Mitleidlose Blicke ruhen auf mir. Ein beschissener Job weniger. Kein Ausbau des Altgerätes, kein Einbau des Neugerätes. Früher Feierabend.


"Da muss's Klempna ran, sonst fluten wa Ihre Küche. Tut uns ja voll inne Seele leid, aba dit is ja nu nich unsa Problem. Auch nich das von Saturn. Aba rufense da mal an, vielleicht kriejense 40 Euro wieda. Wenn wa noch mal kommen solln, müssenwa noch mal berechnen."

Was bleibt zu tun? Genau. Der Abwasch. Hatte ich mir extra aufgehoben, für die rituelle Einweihung. 

Dabei stand in meinem Horoskop:

Ganz leise und unauffällig setzt sich das Glück neben Sie. 
Sie haben es weder aufgefordert noch bestochen - einfach Glück? 
Kein gesundheitliches Problem weit und breit. 
Sie sind psychisch und physisch wohlauf, entspannt und gut gelaunt.

Eine Ode

Letzes Jahr änderte sich mein Leben, nicht grundsätzlich, aber mein Blogger-Leben. Bis dahin führte ich ein beschauliches Dasein in einer kleinen Nischen-Community. Gelandet bin ich dort wegen der wunderbaren Connie Lubek, deren Bücher mir samt Hinweis auf ihren Blog empfohlen wurden (leider bloggt sie nicht mehr, aber ich empfehle unbedingt, ihr Blog rückwärts zu lesen). Also schlug ich im Mai 2013 dort meine Zelte auf und fand mich in einer freundlichen, kleinen Gemeinschaft wieder.

Im Oktober besuchten mich ein paar Blog-Mädels und ich war beruhigt, wie hoch die Übereinstimmung zwischen virtueller und realer Persönlichkeit ist. Was ja sowieso interessant am Bloggen ist: schreibt jemand gut, werde ich neugierig auf die Person, die sich hinter der Schreibe verbirgt. Wie sieht sie/er aus, wie mag sich die Stimme anhören, ist sie in realiter auch so abgeklärt, ist er so schroff, wie er schreibt? Manche zeichnen ein ziemlich vollständiges Bild von sich, andere verkneifen sich über Jahre jeglichen Hinweis auf die eigene Person, wie beispielsweise dieser hier, der trotz seiner öffentlichen Geheimniskrämerei hinter den Kulissen einer der freundlichsten Ansprechpartner überhaupt ist.

Dennoch war dieses Treffen in gewisser Hinsicht der Anfang vom Ende in meiner Nische. Eine der Frauen empfahl mir ein paar Blogs, von denen ich noch nie gehört hatte, weil ich über den Tellerand nicht mal hinaus geschaut hatte. Was soll ich sagen, ich war auf Stunden Tage nicht mehr ansprechbar, denn vor allem eine ihrer Empfehlungen stürzte mich gleichermaßen in Begeisterung wie auch in Seelennöte: ein solches Reservoir an fein ziselierten, oft brüllend komischen, klug geschriebenen Beschimpfungen in Richtung Mensch, Tier und Schrankwände (und alles ohne Rechtschreibfehler) hatte ich das letzte Mal annähernd ähnlich bei Wolfgang Herrndorf gelesen (ich weiß, ein ganz anderes Thema, aber abkotzen konnte er auch sehr gut). Ich überlegte, meinen eigenen Laden wegen Belanglosigkeit dicht zu machen.

Wochenlang las ich mich durch alle möglichen Blogs, entdeckte die große weite Welt außerhalb unserer beschaulichen Nische und zu meiner größten Überraschung erwies sich der, der mich am allermeisten begeisterte (schlechtgelaunte Männer finde ich ja immer interessant), als großzügiger Unterstützer (schlechtgelaunt und großmütig ist ja noch interessanter). Er verlinkte einen Post von mir und ich erlebte ehrfürchtig mein blaues Wunder.

Ein paar Wochen später gab es in der Nische einen veritablen Server Crash, ich zog um, hierher. Ich konnte meinen alten Namen nicht behalten, den gibt es hier schon. Ich dachte, herrje, hier kennt mich ja keiner, das liest doch kein Schwein, und wenn, erst in fünf Jahren.

Aaaber... nach zehn Wochen habe ich die Hälfte aller Klicks, wie in der Nische nach insgesamt 18 Monaten. Wem ich das zu verdanken habe, ist klar, auch wenn ich seinen Namen nicht erwähne, erstens weil Schroffheit im Blog oft mit Bescheidenheit gepaart ist und ich zweitens eine leise Ahnung habe, dass er ums Verrecken nicht gepriesen werden will.

Aber irgendwie kann und will ich nicht unerwähnt lassen, dass es Blogger gibt, denen einfach kein Zacken aus der Krone fallen will. Die einer Anfängerin großzügig Starthilfe geben, obwohl sie das nicht müssen und nichts davon haben, einfach so.

Ich denke, jeder weiß, wen ich meine und er weiß es auch und vermutlich windet er sich, falls er das liest, aber sorry, das musste :)

Dienstag, 17. März 2015

So ähnlich wie Katzen-Content

Als im letzten Jahr über Nacht meine niedersächsischen Gene durchschlugen; ich also zur Überraschung aller zur spätberufenen Hausfrau mutierte und anfing, fleißig Brot zu backen und Marmelade einzukochen, sogar im Herbst den riesigen Lavendelstrauch meiner Freundin von gegenüber erntete und haufenweise Lavendelsäckchen verschenkte, freute sich meine Mutter, weil ich offenbar nicht nur Erbgut meines Vaters in mir trage (er ist der beste Autofahrer der Welt und als seine Tochter halte ich es ebenso), sondern auch ein bißchen nach ihr komme. Auch wenn sie lange drauf warten musste.

Heute bekam ich ein Päckchen von ihr und als ich es öffnete, war ich sehr gerührt. Wie lange sie wohl daran geschrieben hat?



Sonntag, 15. März 2015

Oma Gisela auf großer Fahrt


Gisela wollte ihre Freundin Erika abholen. Und obwohl Gisela ihren Mercedes BJ 98 eigentlich nur noch aus der Garage holt, um auf dem Friedhof nach dem Rechten zu sehen, machte sie gestern eine Ausnahme, weil es Erika schnell kalt wird an der Bushaltestelle.

Sie parkte ein, beziehungsweise versuchte sie einzuparken und weil sie nicht gleich den rechten Winkel schaffte, machte sie einen erneuten Versuch. Dabei verwechselte die das Bremspedal mit dem Gaspedal (der Klassiker) und so kam es, dass sie beim ausfahren aus der Parklücke den vor ihr stehenden nagelneuen Audi anrummste, dann über die Straße schoss und in einen Jeep reinraste, der widerum den hinter ihm parkenden Wagen zusammenquetschte. Sie war aber immer noch vergnügungssüchtig und karriolte weiter auf die Wiese, wo sie gegen einen Baum kachelte, der schlussendlich ihre ambitionierte Fahrt beendete. 

Sie hat drei Totalschäden verursacht, was aber nichts macht, denn bei Sichtung der Unterlagen stellte sich heraus, dass sie vollkaskoversichert ist. Ihrem eigenen Mercedes ist bei der Sause fast nichts passiert, nicht mal die Air Bags plusterten sich auf und sie selbst blieb wie durch ein Wunder völlig unversehrt. Nur die Wut auf Erika ist groß, denn allein wegen dieser Zimperliese hat sie das Auto benutzt.

Jetzt muss sie einen Fahrtüchtigkeitstest machen und die lieben Verwandten werden - bevor es soweit ist - so sanft wie möglich auf sie einwirken, dass sie den Führerschein vorher abgibt, wegen der Psychohygiene. Dann hat sie das Gefühl, dass es ihre Entscheidung ist - das jedenfalls riet der freundliche Polizist heimlich der Tochter von Gisela.

Verdammt! Gisela ist ein quickes Ding. Noch im letzten Jahr rief sie uns auf Hiddensee an, sie sei ganz in der Nähe, in Warnemünde, da ist sie einfach mal einen Tag hochgedonnert, mit Erika, wollte mal wieder Seeluft schnuppern. Eine Frau von altem Schrot und Korn. Ausgebremst von einem Baum.

Samstag, 14. März 2015

Ab 5 Uhr wird zurückgeschossen

Schon lange nicht mehr habe ich das Wochenende so inbrünstig herbeigesehnt. Ich bin so durch, dass mein linkes Augenlid ein Eigenleben führt.

Mein Blog ist ein bissel Chef-lastig derzeit, das ändert sich auch heute nicht. Aber es ist nicht mehr lustig. Man könnte auch sagen: ab jetzt ist Krieg. Wenn ich eine Impulskontrollstörung hätte, gäb's ein Enthauptungsvideo (= Veranschaulichung durch Übertreibung). 

Was ist passiert? Schwerer Anfall von Gutsherrenattitüde. Wen brüllt er dann am liebsten an? Mich. Weil, Männer brüllt er prinzipiell nicht an. Frauen nur, wenn er sie - in seiner kleinen Welt - nicht auf Augenhöhe verortet. Am liebsten vor Publikum. Und am allerliebsten ohne Grund. 

Das mit dem "ohne Grund" ist nicht subjektiv. Es gab keinen Grund. Ich bekam eine Rundmail und antwortete an Alle; ein kurzer Hinweis, dass ich meine Aufgabe erspäht habe und zur Erledigung schreiten werde. Im Verteiler war auch ein Kollege, der im Urlaub ist. Ich hätte ihn "nicht zu belästigen" und solle etwas mehr "Flexibilität bei der Selbstreflektion" beweisen, kritikfähiger werden, ja, das würde er sich wünschen, sagt er mir einen Tag später.

Es ist sicherlich auch etwas völlig anderes, dass er dem Urlauber heute zwei Mails mit Arbeitsaufträgen sandte. Nee, Äpfel und Birnen, oder so ähnlich.

Da mir die Einsicht fehlte, erst seine großzügige Entschuldigung dankbar anzunehmen, um mich unmittelbar danach - mit seiner Hilfe - meiner charakterlichen Defizite anzunehmen und somit eine irgendwie geartete Mitschuld an dem Massaker einzuräumen, kündigte er "Konsequenzen" an, über die er noch nachdenken müsse. 

Das erste Mal in meinem Leben brach ich ein Gespräch ab, weil ich es für besser hielt, es an anderer Stelle mit einer dritten Person weiterzuführen. Das erste Mal lächelte ich nicht tapfer bei meiner eigenen Verhackstückung und das erste Mal blieb ich unversöhnlich. Selbstverleugnung bis über die Schmerzgrenze kann ich, das habe ich hinlänglich bewiesen. Irgendwann ist mal gut. Da muss ich jetzt durch. Ende offen.

Freitag, 13. März 2015

Automatic reply

Dear Mailer,

thank you for your message!  I am just a little software robot to inform you, that my mail.master  is on business travel. This probably means He is offline like in the years prior to E-Mail and affordable Mobile Phones. Think of 1988.

In any case - it is not personal, but He will most likely not be able to answer you before July. I am very sorry about this! In the meantime, please feel free to reach out to his trustworthy colleague. He will take good care! Big apologies for the inconvenience!

Your little Mail.Robot.


Da hat sich doch mal jemand Gedanken gemacht.


Dienstag, 10. März 2015

Andere Firmen, andere Chefs 1





Mein Chef kann alles



Mein Chef ist ein unerhört wichtiger Mann. Ganz allein wegen ihm geht jeden Morgen die Sonne auf. Den Tag versüße ich ihm mit Serienbriefen, in die ich seine Unterschrift nicht einscanne, sondern die Unterschriftenmappe gefüllt mit 50 Anschreiben identischen Inhalts vorlege. Befriedigt setzt er sich mir gegenüber, liest sich jeden einzelnen Brief durch und erst nach genauer Prüfung setzt er schwungvoll seine Unterschrift darunter. Leider weiß er nicht, was ein Serienbrief ist und demzufolge auch nicht, dass ein Fehler entweder in jedem Brief auftaucht oder überhaupt nicht. Aber er brütet so zufrieden über dem Büttenpapier, ergriffen von seiner Betriebsamkeit, dass ich mir jeden Hinweis auf die Vergeblichkeit seiner Mühen verkneife.



Die Inhalte der Serienbriefe beschränken sich auf Vorschläge an die Kunden, was sie seiner Meinung nach kaufen sollten. Am Telefon meldet er sich prinzipiell nur mit seinem eigenen Nachnamen. Anrufer, die verwundert sagen „Ähh, ich glaube, ich habe mich verwählt, ich wollte die Firma X sprechen.“ lassen bei ihm zu Recht Unverständnis aufkommen. "Es dürfte wohl inzwischen hinlänglich bekannt sein, wer ich bin. Ich versteh diese Leute nicht“.



Wünschen potentielle Kunden ein Angebot und übersenden demzufolge eine Liste mit der Bitte, diese mit Preisen zu versehen und zurückzusenden, erleben sie ihr blaues Wunder. Mein Chef kann nicht tolerieren, dass in den Listen mitunter Dinge stehen, die er für restlos überflüssig hält. Diese werden von ihm persönlich gestrichen und durch Alternativvorschläge ersetzt. Die Kunden sind von seiner Umsicht schlichtweg begeistert: „Frau Wagner war sehr angetan von meinem Angebot, sie ist richtig glücklich, dass ich ihr so geholfen habe. Gleich kommt ihr Fax mit der Bestellung.“ Das Fax kommt nicht. Es kommt heute nicht. Es kommt morgen nicht. Er wird vertraulich: „Ich hab ja gleich gemerkt, dass diese Wagner eine Querulantin ist.“



Auch das Personal bedarf ständiger Aufsicht. Lückenlos muss die korrekte Ausführung aller Aufgaben überwacht werden. Eine Herausforderung, die mein Chef nur allzu gern annimmt. Durch eine günstige Fügung ist das Backoffice vollkommen verglast und vom Kopierraum aus sind alle Mitarbeiter problemlos zu beobachten.



Private Telefonate können selbstverständlich nicht geduldet werden. Aber auch dieses Problem hat mein Chef  beherzt in Angriff genommen. Er kontrolliert mit der erforderlichen Akribie die Anruflisten, die monatlich kommen. Die siebzig Anschlüsse im Einzelnen zu überprüfen dauert natürlich seine Zeit, und mir ist, ehrlich gesagt, rätselhaft, woran er eine private Nummer erkennt – aber seien wir doch mal ehrlich: wenn ich das wüsste, wäre ja wohl ich die Chefin.





Mein Chef wehrt sich



Als günstige Umstände mich an meinen neuen Arbeitsplatz an die Seite meines Chefs führten, gab es einen persönlichen Assistenten, Herrn B., dem bei seiner Einstellung die Nachfolge als Geschäftsführer versprochen wurde. Herr B., ein sehr junger, schüchterner Mann fand uneingeschränkte Zustimmung bei meinem Chef, weil er eine wichtige Voraussetzung mitbrachte: keinerlei Bedrohungspotenzial.



Er wurde in einem Büro geparkt, in dem er nach Herzenslust reglos auf den Bildschirm seines PCs starrte. Nach einem Jahr wurde es Herrn B. fad und er schrieb einen Brief an meinen Chef, in dem er ihn um mehr Kompetenzen bat. Er machte ihm einige Vorschläge, welche Aufgaben er übernehmen könnte. Mein Chef geriet verständlicherweise außer sich. Allerdings nicht vor Herrn B.



Er brachte ihn mit einer saftigen Gehaltserhöhung zum Schweigen und suchte fortan hektisch nach Fehlern in der Arbeit von Herrn B. Schwer genug, denn Herr B. tat ja nichts, also waren auch keine Fehler zu finden. Mein Chef lamentierte erst täglich, später stündlich, dass Herr B. für viel Geld den ganzen Tag nur in den PC starre, wohlweislich verdrängend, dass genau diese Tatsache Herrn B. in besseren Zeiten so liebenswürdig erscheinen ließ.



Ein Gespräch unter Männern ließ sich nicht mehr vermeiden, denn „der unverschämte Brief“ saß wie ein Stachel im Fleisch, der Aufrührer musste eliminiert werden. Leutselig wies mein Chef Herrn B. darauf hin, dass es mit der Nachfolge nun doch nichts mehr werden könne, und da wäre es doch am besten, er würde sich von einer gesicherten Position aus einen neuen Job zu suchen. Herr B. war so perplex, dass er erstmal ein weiteres halbes Jahr in den PC starrte. Erkennbare Aktivitäten blieben weiterhin aus, gewünscht waren sie ja ohnehin nicht, boten in der letzten Konsequenz aber einen lupenreinen Kündigungsgrund. Herr B. verschwand über Nacht gruß- u. widerstandslos. Mein Chef war wieder mal eine Sorge los.





Mein Chef verreist



Manchmal muss mein Chef verreisen.

Neugierig sieht er sich den Terminplan an, der wöchentlich von der Hauptzentrale versandt wird. Dort sind alle Termine aller Geschäftsführer vermerkt, die nach M. eingeladen werden, weil es wichtige Dinge zu besprechen gibt.



In 90% aller Fälle wird er nicht dazu geladen, aber er kennt natürlich den wahren Grund, weshalb auf ihn verzichtet wird: Sein Laden läuft hervorragend und somit gibt es nichts zu besprechen. Die anderen, die immerzu nach M. gebeten werden, sind im Grunde Pechvögel.



Hin und wieder wird er doch eingeladen, dann befällt ihn hektische Betriebsamkeit und ich muss Flüge und Hotelzimmer buchen. Das Hotel wird eigentlich von der Sekretärin in M. gebucht, aber das kommt für ihn nicht in Frage. Er nächtigt niemals dort, wo alle übernachten. Zwei Tage vor der Abreise wird er meist wieder ausgeladen, worauf er tapfer behauptet, dass ihm das nur recht wäre. Aber so ein- bis zweimal im Jahr muss er eben doch sein Geschäft sich selbst überlassen und macht sich auf den Weg.



Sein erster Anruf ereilt mich gegen 8 Uhr morgens. „Irgendwas Besonderes?“ fragt er. Um diese Zeit ist noch nichts Besonderes passiert, wie auch später am Tag nichts Besonderes passieren wird. Aber das hätte keinerlei beruhigende Wirkung auf ihn, wie man vielleicht annehmen würde, sondern ließe ihn vielmehr an meiner sittlichen Reife und Festigung zweifeln.



Also präsentiere ich ihm etwas besonderes, denn nichts macht er so gerne, wie in einem Zugabteil zu sitzen und wichtige Geschäftstelefonate mit mir zu führen. Ich muss nur sagen „Von der Frankfurter Universität ist eine Bestellung gekommen“ und sofort ergießt sich auf seine Mitreisenden ein Vortrag darüber, dass er das ja schon weiß, er hätte ja erst gestern mit dem Vizepräsidenten telefoniert, ja, der hätte ihm das schon angekündigt, das wäre natürlich eine erfreuliche Nachricht, wie gut, dass er mit dem Vizepräsidenten….“.



Der zweite Anruf erfolgt gegen Mittag, in einer kurzen Besprechungspause teilt er mir mit, dass alle ganz begeistert von seinen Ausführungen sind und von seiner Erfahrung profitieren, und alle bedauern, dass er so selten dabei sei, ja das haben Sie ihm auch vor Dr. L. gesagt, und der hätte aber geguckt, wie ein Auto hätte der geguckt, ab jetzt werde er bestimmt immer eingeladen. Und ob es was Besonderes gäbe?



Ich berichte ihm von einem mittelschweren Unfall einer Mitarbeiterin, was seine Laune sinken lässt "Ach die, die macht doch gleich wieder sechs Wochen krank, ich kenn doch das Spiel, ist doch immer das Gleiche."  Meinen Hinweis, dass so ein Beinbruch nun mal seine Zeit dauert und Frau K. ja auch nichts dafür kann, dass ein Radfahrer sie umgefahren hat, hört er schon gar nicht mehr, sondern beauftragt mich, in der Buchhaltung nach der Privatadresse der Verunfallten zu forschen, da könne man doch jeden Morgen einen der Fahrer hinschicken, dann kann der die mitnehmen ins Büro, zum Fakturieren braucht sie schließlich nicht die Beine.



Sein letzter Anruf erfolgt kurz vor 17 Uhr, die Besprechung wäre hanebüchen und überflüssig gewesen, was die wieder für Ideen ausgeheckt haben, das braucht kein Mensch, er habe das auch sehr deutlich gemacht, was er davon halte, kein Blatt habe er vor den Mund genommen, dieser ganze Quatsch, alles Mumpitz dieser elektronische Kram.




Sein Hotelzimmer hätte er auch abgesagt, er würde noch heute den letzten Flug nehmen, so weit käme das noch, mit diesen so genannten „Herren“ das übliche Besäufnis zu erdulden. "Ja, und am Ende stellen sie wieder die Kellnerin ein", nein, nein, gleich nach Ende der Konferenz hätte er zum allgemeinen Bedauern seine sofortige Abreise nach B. verkündet. 

Dies ist ein sehr alter Text, den ich hier ausgekramt habe. Verrückte Chefs sind immer ein schönes Thema, wie ich finde. 

Montag, 9. März 2015

Jeder will nach Hollywood

Treffe mich mit einer Freundin in einem Straßencafé. Kaum sitzen wir in der Sonne, ruft sie ekstatisch "Hoooooorst! Hooooooorst!" Ein in jeder Hinsicht sandgestrahlter Mann Mitte 70, getunt auf 45, kommt mit einem sehr jungen Dingelchen, ca. 25, an seiner Seite auf uns zu. Beide strahlen und lachen, reißen meine Freundin in ihre Arme, es scheint, als hätten sie sich Jahre nicht gesehen, obwohl er erkennbar nicht weiß, wen er vor sich hat. 

"Ich bin's,  bei Felix, Weihnachten, weiß du noch?" Ihm dämmert's.

Sie stellt mich vor und er dröhnt "Darf ich dich auch in den Arm nehmen?", drückt mich, als sei ich der letzte Strohhalm seines Lebens, mir bleibt die Luft weg. Auch Dingelchen begrüßt mich außerordentlich herzlich. 

"Wir gehen morgen nach Hollywood, ja, der Film ist raus."
"Ich hab ihn gesehen."
"Du kannst ihn nicht gesehen haben."
"Doch, auf Youtube."
"Er läuft gar nicht auf Youtube."
"Dann habe ich eine Vorschau gesehen, bei Felix. Ist ja auch egal, was machst du in Hollywood?"
"Na, meinen Film vorstellen. Jetzt oder nie. Eric sagt uns ganz ehrlich, ob das was wird." 

Zu mir "Eric ist mein Couch, der coacht alle, Steve McQueen hat der gecoacht, Nicholson, verstehste? Er ist schon 82, das ist seine letzte Range, der sagt die Wahrheit. Der sagt immer, du hast so'ne Nazi-Fresse, du passt hier gut her. Ich seh halt aus wie ein Nazi, weiß ja keiner, dass ich zart und verletzlich bin, das zeige ich nicht, dann hätte ich gar keine Chance. Nutzt ja nichts, ich will's noch mal wissen, entweder es klappt, oder nicht. Ich mein, alle wollen nach Hollywood, oder?"

Ich nicht. Außerdem sieht er nicht aus wie ein Nazi, sondern wie ein Mann, der nicht alt werden will. Die Haare rötlich mit blonden Strähnchen gefärbt, man sieht einen kleinen weißen Haaransatz, der mich irgendwie rührt. Ohne diesen würde ich vermuten, dass er eine Perücke trägt, es sieht alles aus wie ein festgetackerter Helm. Lord Helmchen in Lederjacke, mit obligatorischen Schal, den heute Männer tragen, die sich einen intellektuellen Schliff verpassen wollen. Er sieht eher aus wie eine Neandertaler, weil die Knochen über seinen Augenbrauen sehr gewölbt sind, aber das behalte ich natürlich für mich. 

Er wendet sich wieder meiner Freundin zu. 
"Was läuft bei dir?"
"Du hast Recht gehabt. Ich mach Karriere."
"Sag ich doch, habe ich immer gewusst. Du hast so einen Himmler-Blick. Also so einen weisen Himmler-Blick. Verstehste, man sieht dir an, dass du was kannst und dass du wichtig bist. Du bist doch gerne wichtig?"
"Ja, bin ich, macht Spaß."

Ich seh meine Freundin fasziniert an. Was redet sie da? Ich kenn sie als kluge, besonnene Frau. Sie ist wie ausgewechselt. 

"Zeig mir deine Hände. Aaaah, ja das sieht man, du hast eine ganz starke Karriere-Linie. Das war nur eine Frage der Zeit. Ich hab's dir immer gesagt."
"Ja, für Juli hattest du mir angekündigt, dass ich Karriere mache."
"Und? Und? Sag ich doch. Und, seit Juli machste Karriere, ne?"
"Ja, nein, seit November eigentlich, aber du hast es immer gesagt."
"Eben. Und, wie isses? Hast du Spaß dran?"
"Es ist toll!" ruft sie. 

Ich denk, ich bin im falschen Film. Das Dingelchen lacht die ganze Zeit. Alle lachen wie angestochen, außer mir, die sich diese Sondervorstellung ansieht. 

"Und morgen geht's nach Hollywood. Weißte, ich will's noch mal wissen. Sonst werde ich unglücklich. Wenn's nicht klappt, ist es auch egal, dann geht's mir trotzdem gut." Er nimmt sein Handy und spricht wie auf Koks in eine Mailbox "Felix, du altes dickes Haus, wir sitzen hier im Café und haben eine Gruppe gebildet, nur du fehlst noch, komm her, ich liebe dich!" Das Dingelchen erklärt, dass er ein Bekloppter ist, er ruft Felix zwanzigmal am Tag an, der geht schon gar nicht mehr ran. "Du bist so ein Verrückter!" sagt sie verzückt lächelnd.

Er wendet sich wieder zu mir "Weißt du, ich bin Schauspieler. Theater, mehr Theater als Film. Kennste Nadja Tiller, Walter Giller, Katerina Jacob, die Ellen Schwiers? Hab mit denen gespielt, auf allen großen Bühnen. Fernsehen auch. In letzter Zeit ein bißchen ruhig und dieser Film ist ein Versuch wieder reinzukommen, verstehste? Sie (er deutet auf Dingelchen) spielt auch mit, sie will Movie-Star werden, wer will das nicht? Wollen doch alle, verstehste. Hab vier Jahre in L.A. gelebt, ich weiß, wie der Hase läuft. Und Eric will uns helfen. Und der wird uns helfen. Der hat Verbindungen, verstehste."

Er plappert in einer Tour, beschallt alle im Umkreis von 10 Metern. Was hat der für Drogen intus? Dingelchen sieht auf die Uhr und mahnt "Du willst dir doch noch ein Hemd kaufen. Wir müssen langsam los."

Sie schreiten zur Verabschiedungsarie; wieder werde ich gedrückt, dass mir hören und sehen vergeht. 

"Hey, noch ein Foto!"
Meine Freundin zückt ihr Handy, er nimmt Dingelchen und mich in den Arm und ruft hysterisch "Wie isses geworden? Ahhh, wir sehen alle gut aus. Super. Ey, wir müssen uns bald wiedersehen, hörst du? Ruf an, ab April sind wir wieder hier, verstehste."

Die beiden verschwinden und ich frag "Was war das denn?"
"Ach, ich find den total lustig. In den 70er Jahren war der ein ganz bekannter Schauspieler. Jetzt legt er Horoskope für alle möglichen Schauspieler, ich hab den mal bei Felix kennengelernt. Der ist doch total lustig, oder?"
"Ehrlich? Der ist total plemplem. Ein Suppenhuhn auf Speed."
"Ach, das macht doch nichts. So sind Schauspieler nun mal. Weißte doch."

Weiß ich nicht, ich kenne keinen. Und ich wusste nicht mal, dass sie einen kennt.

Ich seh den beiden hinterher. Sie gehen mit großem Abstand nebeneinander her und reden kein Wort, als ob alle Luft aus ihnen rausgelassen ist. Ich stell mir vor, wie Horst einmal die Woche Viagra nimmt und Dingelchen Ekstase heucheln muss. Alles für Hollywood.

Sonntag, 8. März 2015

1 a Mädchennummer

Es gibt Zeiten im Leben einer Frau, da sieht sie immer gut aus. Frisch verliebt und frisch gevögelt, dazu eine hübsch anmutende Auszehrung im Gesicht, weil sie nichts mehr essen kann vor lauter Glück.

Und dann gibt es andere Zeiten. Ein langer grauer Winter hat mir einigen Liebreiz genommen, dafür skandalöse 4 Kilo mehr auf der Waage gebracht. Ja, es war der Winter und das Wetter; ich war das nicht.

Heute bin ich auf eine Motto-Party geladen. Das Motto ist ganz einfach: GRÜN.

Wer kommt auf so etwas? Grün. Was habe ich gesucht nach etwas tragbarem in grün. Grün steht mir nicht. Grün überträgt sich bei mir auf alles, die Gesichtsfarbe, die Haare, die was-weiß-ich.

Apropos Haare. Ich war bei Tina, meiner meisterhaft kopfmassierenden Friseurin. Während ich so liege, wurde ich wagemutig: "Tina, föhnste mir heute die Haare?" Weil ich auch einfach nicht aus meiner Bad-Hair-Day-Phase rauskomme. Und obwohl ich jedes Mal, wenn ich mich den Föhnkünsten einer Friseurin überließ, meiner Würde beraubt den Laden verließ, machte ich heute einen neuen Versuch. Ich hab nichts grünes, also müssen es die Haare richten.

Ich erklärte ihr genau, was ich haben möchte, sie machte etwas völlig anderes. Geschenkt. So sind Friseurinnen. Ich erwarte gar nichts anderes. Als ich vor Jahren mal für eine Hochzeit eine schlichte Grace Kelly Banane haben wollte, ondulierte man mich zu Imelda Marcos. Man kennt das. Aber heute war's gar nicht soo schlimm. Ein längerer Mittagsschlaf gab dem Ganzen eine  um-meine-Haare-kümmer-ich-mich-nie-die-fallen-einfach-so-Attitüde. Jetzt noch gütiges Licht in der Bar und der Tag wird doch noch mein Freund. Ich werde behaupten, meine Klamotte sei dernier cri, schwarz-grün.

Ein paar Stunden später

Eine Freundin überließ mir für den Abend ihr Auto, dafür sei sie gepriesen. Leider ging was schief. Ich musste noch rasch das Geschenk besorgen und parkte etwas zu forsch ein. Ich stuppste gegen das Auto hinter mir. Kann passieren, ich war in Eile.

Ich fuhr rasch wieder einen Meter nach vorne, stieg aus und wurde überrannt von zwei  Pärchen mit Migrationshintergrund. Das war nämlich deren Mercedes, den ich berührt hatte. Ich sah meine Felle davonschwimmen, denn die beiden wunderschönen Mädchen kroschen sich sofort in Rage, befühlten die Motorhaube und diagnostizierten einen Totalschaden. Ich bekam die kalte Wut, denn natürlich sah man an beiden Wagen nichts, nada, niente. Aber dann muss man ja klug reagieren. 

Im Bruchteil einer Sekunde entschied ich mich für die Mädchennummer und war echt froh, dass Tina mich so vorteilhaft zurechtgeföhnt hatte. In meinem Alter eine Mädchennummer hinzulegen, geht wirklich nur noch bei sehr günstigem Licht, Gottseidank war es schon dunkel.

Ich berührte vertrauensvoll den Arm des Autobesitzers, ein ebenso schöner junger Mann, und stellte mich saudoof. "Oh, das tut mir so leid, wie konnte mir das nur passieren, wie dumm. Ich bin ganz unglücklich, aber es ist doch nichts kaputt gegangen? Wissen Sie, den ganzen Tag geht mir alles schief, was ich auch anfasse. Ich könnt heulen." Schuld anerkennen, Reue zeigen, Hilflosigkeit markieren, ein einziger Appell an den Besitzer, in die Rolle des generösen Retters zu wechseln. Meine Sanftheit machte aus seiner Freundin eine unangenehme Xanthippe. Sein Kompagnon insistierte herzlos:

"Knöpf ihr 400 Euro ab und die Sache ist geritzt."  
Ein Wortwechsel auf arabisch folgte.
"Tjaaa", meinte der Schöne, "Man weiß ja nie, was wirklich kaputt gegangen ist."
"Das weiß man nie, wir sind doch aber zwei vernünftige Menschen und wissen, dass bei sowas nie irgendwas kaputt geht. Wie denn auch? Ich habe ihn doch nur leicht beim zurücksetzen berührt."
"Aber Sie haben ihn berührt, ich hab's gesehen."
"Sag ich doch, habe ich, und Sie haben's selbst gesehen. Aber wenn Sie sich so unsicher sind, was ich verstehen kann, holen wir jetzt am besten die Polizei."
Stille.
"Nee, das muss nicht sein. Am besten geben Sie mir Ihre Handynummer und ich fahr am Montag in die Werkstatt und ruf Sie an, wenn was ist."
"Sind Sie sich ganz sicher?"
"Schon okay, Wenn Sie nichts mehr von mir hören, dann war auch nichts."
Dann drückte er mir fest und freundlich die Hand. "Hoffentlich ist Ihre Pechsträhne für heute beendet."
Mit meinem unschuldigsten Augenaufschlag lächelte ich ihn dankbar an. 


Der Winter war doch nicht ganz so zerstörerisch, wie angenommen. Aber man soll den Abend nicht vor dem Montag loben....

Freitag, 6. März 2015

10 Dinge, die Chefs nie machen sollten


Wenn Sie kurzfristig ein Pizzaessen anberaumen und eine Mitarbeiterin nicht genug Geld dabei hat und Sie so freundlich sind, ihr auszulegen, aber die Hälfte ihrer Pizza essen, weil sie mehr nicht schafft, dann fragen Sie am nächsten Tag nicht  "Hast du mir eigentlich schon die 8 € gegeben?"  
  • Sie verdient höchstens ein Drittel Ihres Gehaltes, davon kann sie nicht auch noch den Chef durchfüttern.
Wenn Sie zu Nikolaus Schokoladen-Weihnachtsmänner verschenken, dann gehen Sie nicht ständig zu ihren Mitarbeitern und essen ihnen sukzessiv die eben geschenkten Hohlkörper auf.
  • Geschenkt ist geschenkt.
Wenn Sie in einer anderen Abteilung ein Stück Kuchen bekommen, dann überlassen Sie ihrer Sekretärin den Teller nicht halb aufgegessen inklusive benutzter Kuchengabel mit den Worten "Für dich."  
  • Sie möchte keinen Herpes bekommen.
Rennen Sie nicht mit einer verwelkten Blume zu ihrer Assistentin und greinen "Was soll ich denn jetzt damit machen?".  
  • Ein Mülleimer steht direkt neben Ihrem Schreibtisch. 
Löschen oder verschieben Sie keine elektronischen Ordner, ohne Ihren Mitarbeitern Bescheid zu geben, nur weil Sie sie nie benutzen.
  • Ihre Mitarbeiter benutzen sie sehr wohl und informiern nach einigen Stunden verzweifelter Suche die interne IT wegen Dateikorruption.
Wenn Sie neu sind und von einem wohlmeinenden Mitarbeiter vor den Untiefen des Betriebsablaufes gewarnt werden und wertvolle Hinweise bekommen, worauf die Geschäftsführung ganz besonders allergisch reagiert, dann sagen Sie diesem freundlichen Menschen beim nächsten Zielgespräch nicht, er sei "so negativ".
  • Von diesem Menschen werden Sie nie wieder eine Information bekommen und Sie glauben gar nicht, wie wichtig es ist, Informationen zu bekommen.
Wenn Ihre Mitarbeiter ohnehin schon alles für Sie erledigen, was eigentlich in Ihren ureigensten Aufgabenbereich gehört, dann sagen Sie nicht bei jeder Gelegenheit, die Zuarbeit könnte "noch einen Tuck innovativer" sein.
  • Noch innovativer könnte nur noch die Begleitung zum Klo zwecks Handreichung von Hakle Feucht sein.
Schreiben Sie Ihrer Frau nicht, dass Sie "die Meute vor sich hertreiben" werden oder dass Sie morgens noch gerne mit ihr liegengeblieben wären, egal wie sehr sie sie lieben.
  • Ihre Sekretärin hat Zugang zu Ihrem Mail-Account. Schreiben Sie der Gattin eine sms. 
Erzählen Sie nach der Betriebsfeier nicht, dass Kollegin X im Vorbeigehen ihre Brüste an Ihnen gerieben hat.
  • Glauben Sie mir, Sie überschätzen den Grad Ihrer Attraktivität.
Tänzeln Sie nicht vor ihren Mitarbeitern herum "Schaut mal, ich passe noch in Boss Slim Line."
  • Erstens: Sie passen nicht in Boss Slim Line. Zweitens: keiner Ihrer männlichen Mitarbeiter kann sich Boss Slim Line leisten. Protzen Sie nur unter Ihresgleichen.

Mittwoch, 4. März 2015

Der Ur-Berliner, das unbekannte Wesen

Im Tante Emma Laden um die Ecke läuft wie immer klassische Musik der schweren Sorte. Ist ja auch ein Bio-Emma-Laden, geführt von einem naturbelassenen Paar Ende Fünfzig. Vielleicht sind sie auch jünger und die politisch korrekte Ernährung hat sie frühzeitig erbleichen lassen; dazu das schwer verdauliche Gedudel den ganzen Tag, man weiß es nicht. 

Sie bedienen so langsam, dass ich eine Sinnespaltung bekomme. Ist das hier doch Starbucks? Man bekommt auch einen Kaffee to go, old school, Pott in die Hand und dann draußen im Vorgarten am Stehtisch trinken. Sobald sich da ein, zwei Gestalten sammeln, steht einer der beiden auch draußen, Sommer wie Winter. Gelebte Kundenbindung oder so. 


Wenn ich mal Zigaretten hole, stehen die immer ganz lange vor dem Regal und suchen, obwohl sie nur sechs Sorten führen. Auf jeden Fall zwei, die mal ganz gesund sterben werden. 

"Der Klassik-Sender ist das aber nicht?"
"Nee, hörnse ma uff mit diese Pop-Klassik. Ditte ertrach ich nich. Is Radio Kultur, wa."
"Keine leichte Kost."
"Nee, abba habbick mir so druffjepackt. Bin der einzije inne Famillje, hört sonst keener von uns."
"Ach."
"Abba wenn de Opern kommen, schalt ick uff Deutschlandfunk. Dieses Gekreische, nee, dit is mir zu ville. Und die Werbung, wenn die mich so anblöken, was ick allet koofen soll, da kriech ich soon Hals von, wa."
"Ja, Radiowerbung is schlimm."
"Und det Gekreische vonne Opern. Kann ick nich vertrajen, kriesch Zustände von."
"Aber dieses atonale Geklimper geht?"
"Wissense, Hauptsache mir sacht keener, wat ick koofen soll."

Montag, 2. März 2015

Working Girl

"Du kommst mit. Du musst die Presse im Zaum halten." 

Whow, meine natürliche Autorität ist gefragt. Schade nur, dass ich mich underdressed fühle. Eine kleiner Hinweis per sms am Abend zuvor wär hilfreich gewesen. Ich fühl mich so mittelgut. Haare mittelgut, Klamotten mittelgut. Das macht aber nicht wirklich was aus. Weil, so dämlich ich mich anstelle, wenn mir privat ein Mann begegnet, so leichthin segel ich auf Herrn Superwichtig zu "Man sollt' nicht meinen, dass Sie es brauchen, aber hier ist Ihr Namensschild." Das mach ich im Dunkeln, mit Handstand Überschlag. Kein Problem.

Lausig kalt ist es dort, wo ich stehe. Das ist mein Schicksal. Immer die Vorhut sein, den Erstkontakt herstellen, dem Gast das Gefühl geben "Man kennt mich, man freut sich auf mich." 

Irgendjemand kann nicht auf sein Vorkommando verzichten, obwohl es dafür viel zu spät ist. Egal, ich renne mit den beiden - wie immer mörderisch gutaussehenden - Personenschützern durch die Räume und schildere den Ablauf. Cheffe kommt hinterher und zischt mich coram publico an, ich habe nicht das Vorkommando zu betüteln, sondern die Presse. Ich zucke mit den Schultern, einer der beiden zwinkert mir zu "Schon gut, wir haben alles gesehen."

Ich wieder nach vorne, in die Mixed Zone und springe ein paar Journalisten hinterher, die sich in die verbotene Zone wagen. Werde aufgehalten von Cheffe "Die dürfen jetzt überall hin." Wie schön, ein kleiner Hinweis auf seine Schubumkehr wär nicht schlecht gewesen. Brauch ich nicht mehr die Kindergartentante geben. Widme mich den Nachzüglern. Wenn mich wegen des vielen Händeschüttelns doch noch die Grippe ereilt, dann krieg ich Promi-induzierten Schnupfen.

Als alle da sind und Ruhe einkehrt, laufe ich an einem Personenschützer vorbei, der in die Ferne schaut und dabei immer wieder ein Auge zukneift. Ich erkenne andere Hypochonder 10 Kilometer gegen den Wind. "Was ist los? Sehstörungen?" - "Nee, wahnsinnige Kopfschmerzen." - "Tablette dabei?" - "Ja, aber noch keine Zeit gehabt." Ach, dass Personenschützer immer solche Schmerzen haben. Das kommt vom ewigen Warten, schätze ich.

Cheffe kommt, wir können jetzt gehen. Draußen tobt ein Unwetter. Ich habe keine Ahung, wie ich nach Hause komme. Ein Redakteur erklärt ihm, wo die nächste S-Bahn ist, zeichnet das auf die Rückseite der Gästeliste auf. Cheffe kommt nicht raus aus der Sache, kündigt lahm an, dass er mich dort absetzen wird. 

Schon auf dem Weg zum Auto fängt er an, sich selbst zu feiern. Jemand sagt "Nu komm mal wieder runter, das war eine ganz normale Sache." Ich misch mich ein "Ich werde ihn gleich noch anbeten, dafür werde ich schließlich auch bezahlt." Im Auto schwärmt er weiter. "Wer hat das eigentlich alles organisiert?" frage ich listig, denn natürlich weiß ich, dass er nichts damit zu tun hatte. Das merkt man schon allein daran, dass ich nichts damit zu tun hatte. "Das hab alles ich gemacht." Natürlich... Elvis lebt und ich bin das Körperdouble von Kate Moss.

Sonntag, 1. März 2015

In der Vorhölle



Im Juli letzten Jahres entdeckte ich die wunderbare Welt der Vergleichsportale. Trends laufe ich stets 10 Jahre hinterher. Ich holte mir ein Angebot für eine KFZ-Versicherung ein. Da muss man sich ganz nackich machen, bis die einem was zuschicken.

Ich bekam einen Anruf von einer freundlichen und kompetenten Dame, die mir gleich sagte, dass ein Wechsel frühesten zum 1.1.2015 möglich sei und sie mir rate, im Oktober erneut zu telefonieren, da gäbe es noch kostengünstigere Angebote. So verblieben wir.

Im September verkaufte ich mein Auto. Ich telefonierte nie wieder mit der Dame. Im Januar bekam ich eine Rechnung über mehrere Hundert Euro Versicherungskosten. Ich erklärte den Sachverhalt schriftlich, fügte Kopien des Kaufvertrages, der KFZ-Zulassungsstelle, etc. bei. Im Tonfall geduldig und freundlich, dass es sich um ein böses Versehen handeln müsse, da ja nie ein Vertrag abgeschlossen wurde.

Darauf bekam ich ein ebenso freundliches Schreiben, man entschuldige sich, ein dummes Versehen.

Am 28.1 bekam ich ein weiteres Schreiben:

Sehr geehrte Frau A.,

wir haben Ihnen vor einiger Zeit eine E-Mail mit der Bitte geschickt, uns den aktuellen Kilometerstand Ihres Fahrzeuges mitzuteilen.

Leider haben wir hierzu noch keine Rückmeldung von Ihnen erhalten. Wir benötigen diese Rückmeldung jedoch dringend, um Ihren Kfz-Tarif auch weiterhin so günstig anbieten zu können!

So gehen Sie am besten vor: Bitte nutzen Sie den folgenden Button, um uns neben dem Kilometerstand gerne auch noch weitere Änderungen zu Ihrem Vertrag mitzuteilen. Ihr Zugangscode lautet: %&$§$

Bitte nutzen Sie für Ihre Rückmeldung ausschließlich diesen Weg und schicken uns keine E-Mail, da unvollständige Meldungen Rückfragen erzeugen und den Prozess dadurch verzögern.

Falls Sie uns zwischenzeitlich bereits geantwortet haben, betrachten Sie diese E-Mail bitte als gegenstandslos.

Herzlichen Dank und allzeit gute Fahrt!

Ich antwortete:

Ich habe das Auto im September 2014 verkauft und hatte zudem nur mal um ein Angebot gebeten, es ist nie zu einem Vertragsabschluss  gekommen.

Mit freundlichen Grüßen

Sie ließen nicht locker:

Sehr geehrte Frau A.,

vielen Dank für Ihre Mitteilung.

Bitte senden Sie uns eine Abmeldebescheinigung bzw. eine Kopie vom Kaufvertrag zu, damit wir Ihr Anliegen schnell und zufrieden stellend bearbeiten können.

Haben Sie noch Wünsche oder Fragen? Rufen Sie uns gerne an!

Mit freundlichen Grüßen und allzeit gute Fahrt

Ich wurde langsam sauer.

Herrgottnochmal, ich habe niemals einen Vertrag mit Ihnen  abgeschlossen und außerdem habe ich Ihnen das alles schon zugeschickt, wenn Sie glauben, das ich dass jetzt jedes Mal mache, irren Sie sich. Es ist unsäglich, was man sich mit einer reinen Internetanfrage alles einhandelt! Sollte ich mir jemals wieder ein Auto kaufen, werde ich es nicht bei Ihnen versichern lassen, soviel  ist jetzt schon klar.

Zugegeben ein kindisch beleidigter Ton, als Großmeisterin des Wortes habe ich mich hier nicht erwiesen. Aber das schien die nicht weiter zu stören.

Sehr geehrte Frau A,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Wir möchten uns für das Versehen entschuldigen. Sie hatten bei uns  vom 01.08. bis 04.11.2014 Ihr Fahrzeug versichert. Die Rückmeldung über den Verkauf, haben wir von der Zulassungstelle erhalten und Ihren Vertrag nun rückwirkend beendet. Die Bestätigung
erhalten Sie in den nächsten Tagen per Post.

Haben Sie weitere Fragen oder Wünsche? Wir sind für Sie da!

Mit freundlichen Grüßen

Okay, „Allzeit gute Fahrt“ wünschten sie mir unterdessen nicht mehr, dafür holten sie nun ein neues Ass aus dem Ärmel: plötzlich war ich bei denen nicht erst ab Januar 15 versichert, sondern schon ab August 14, wenn auch nur bis zum 4.11., was auch weiter kein Licht ins Dunkle brachte. Ich versuchte noch einmal, mich begreiflich zu machen.

Ich hatte mein Auto auch nicht vom 1.8.-4.11.14 bei Ihnen versichert. Ich hatte es genau besehen nie bei Ihnen versichert. Bei Ihnen hatte ich nur eine Internetanfrage und ein Telefonat mit einer Mitarbeiterin. Wegen der Kündigungsfrist hätte ich mich frühestens bei Ihnen ab 1.1.2015 versichern können, aber mein Auto hatte ich bereits im September 2014 verkauft. Ich habe nie einen Vertrag unterschrieben.

Bitte aktualisieren Sie endlich Ihre Unterlagen.

Flugs bekam ich eine weitere Antwort. Schnell sind sie ja. Obwohl sie sich fast jedes Mal entschuldigen für die „verspätete Antwort“.

Sehr geehrte Frau A.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Bitte entschuldigen Sie die verspätete Antwort aufgrund des derzeit hohen Verwaltungsaufkommens.

Wir haben von der Zulassung die Mitteilung erhalten, dass Sie Ihr Fahrzeug zum 05.11.2014 verkauft haben und zum 01.08.2014 über uns versichert waren.

Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Freundliche Grüße

Ich geb’s auf. Die Zulassungsstelle steckt mit denen unter einer Decke. Wo die ihre Informationen herbekommen, weiß der Himmel. Meine eigenen  Dokumente, die ich ihnen geschickt habe, interpretieren sie jedenfalls völlig neu. Ich kann wohl nichts dagegen tun. 

Weiter atmen, einfach weiter atmen.