Dienstag, 29. März 2016

Strangers

Fahre spätnachts auf einen Zebrastreifen zu, schlurft ein Mann schon halb auf die Straße, den Blick nach unten gerichtet, Hände tief in den Taschen, sein Hund läuft vor ihm her. Ich halte an, er hebt müde den Kopf, hebt kurz und dankend eine Hand, wir sehen uns einen kurzen Moment an, dann trottet er weiter. Ich will am liebsten anhalten und fragen, was ihn so traurig macht. 

Dann fahre ich noch schnell zur Bank, brauche frisches Geld. Ich geh über die Straße, zurück zum Auto, sitzt eine Frau zusammengesunken auf einer Bank, ich tippe sie an, frage, ob alles okay ist, was macht diese Frau mit ihren Einkaufstüten mitten in der Nacht auf der Straße? 

Sie wacht auch, erschrickt, sie ist gut gekleidet. "Ich bin nur eingeschlafen." Dann, ich wende mich schon ab, "Hätten Sie vielleicht etwas Geld, ich bin leider obdachlos." Sie hat eine schöne Stimme, spricht wohlmoduliert. Sie ist in meinem Alter. Ich gebe ihr zwei Euro und gehe zum Auto.

Dann denke ich, zwei Euro, was soll der Scheiß, hab mir gerade 200 Euro geholt, gehe zurück. Sie schläft schon wieder, ich tippe sie noch mal an, sie erschrickt erneut, sie muss sehr erschöpft sein. Wäre ich auch, wenn ich auf dieser Bank sitzen müsste, nicht wissend wohin. Ich gebe ihr einen Zwanzig Euro Schein. "Können Sie das wirklich entbehren?" fragt sie, "Sind Sie sicher?"

Wissend, dass 20 Euro immer noch ein Scheiß sind, fahr ich nach Hause, schließ die Tür auf, setz mich auf den Stuhl im Flur, zieh mir die Stiefel aus und fang an zu heulen. 
Denke, was heulst DU denn? SIE sitzt auf dieser Bank.

Mittwoch, 23. März 2016

Im Intrigantenstadl

Zu den großen ungelösten Rätseln meines Lebens gehört, wie ich auf ein egozentrisches Arschloch reagieren soll.

Allein, dass ich überlege, was das Richtige sein könnte, zeigt eine beklagenswerte Ladehemmung. Und eine wohlüberlegte Reaktion kann nie eine angemessene Reaktion sein, weil ich mich damit nicht auf der Erregungskurve meines Gegenübers befinde - was für eine befriedigende Konfliktlösung jedoch unabdingbar ist.

Will jemand schreien, will er kein sanftes Gesäusel hören, und umgekehrt. Ist jemand empathielos, erreicht man ihn am allerwenigsten mit weinerlichem "Warum tust du das?" Bricht jemand den Kontakt ab, nützt es nichts, an seiner Tür zu hämmern. Ist jemand intrigant, darf man nicht den Kopf in den Sand stecken und darauf hoffen, dass die anderen den Dreck nicht glauben werden.

So weit, so schlecht. 

Ich bin konfrontiert mit einem Menschen, mit dem ich gezwungen bin, in Kontakt zu bleiben. Das erwähne ich nur, falls mir jemamd den Rat geben möchte, mich einfach fernzuhalten. Geht nicht, ist Büroscheiß (und natürlich halte ich mich bereits so fern wie möglich). Dieser Mensch ist offenbar von frühester Jugend an geschult, so perfide wie möglich zu agieren. Maximale Diskreditierung ist das Ziel. 

Es handelt es sich um eine Kollegin und von Frauen fühle ich mich für gewöhnlich nicht angepisst. Zickenkrieg ist in meiner Welt für Loser. Ich hab das anfangs ignoriert, weil ich keine Bühne bieten wollte. Langsam kapiere ich, dass mir das als Schwäche ausgelegt wird. Und dass es mich sehr wohl gefährdet, steter Tropfen höhlt den Stein. Sie will meine Position, um jeden Preis. Sie macht keine Gefangenen. Ich habe schon zig Messer im Rücken. Es grenzt an Rufmord, großes Wort, ist aber so.

Wenn ich nur den Namen höre, will ich brüllend auf sie loslaufen, erwürgen und aus dem 10. Stock werfen. Ich überlege, den Kontakt zum Ex-Personenschützer aufzufrischen, dann könnte ich mir seine Waffe leihen, die ich dann unauffällig auf den Tisch platziere bei der nächsten Besprechung, wie eine echte Patronin.

Was ich bisher gemacht habe? Kalt ablaufen lassen -  ich bin fähig, eisige Kälte zur Schau zu tragen. Ich koche zwar dabei, aber das weiß ja niemand. Ich fürchte nur, das reicht längst nicht mehr. Sie scheint den ganzen lieben langen Tag (und auch am Wochenende) darüber nachzudenken, wie sie mir schaden kann und sie ist weiß Gott erfindungsreich. 

Sie ist zwar saublöde, weil sie denkt, ich erfahre nichts davon, aber die dummen Fiesen sind ja immer die Umtriebigsten. Ich staune jedes Mal auf's Neue und dann überfällt mich heiliger Zorn und gleich im Anschluss so eine überdrüssige Schwäche.

Gewaltphantasien alleine nützen nix - hat irgendjemand Tipps?

Dienstag, 22. März 2016

Eine neue Phase

Eine neue Aufgabe ist wie ein neues Leben. Erst bin ich geschwommen, dann fing ich an zu laufen, dann fuhr ich Rad. Jetzt bin ich im Stall.

Heute das volle Programm. Nix Pferd schon fertig angezogen, sondern aus dem Stall holen, halftern, striegeln, Hufe auskratzen - es schnaubt leise, das Pferd ist mein Freund. 

Dann auf den Platz, draußen, es ist schon dämmrig, die Wolken hängen tief. Ich versinke knöcheltief im nassen Sand Matsch. Bloß nicht auf die Nase legen, dann erschreckt sich das Tier und fällt auf mich drauf. Halt! Sowas darf ich ja gar nicht denken, die Spiegelneuronen, die verdammten. 

Ich soll es zum rückwärtsgehen animieren. Zum halten, ohne dass ich ein Wort sage. Links herum und rechts herum. Eine Frau geht ihren Weg.

Dann sagt die Trainerin, sie muss was aus dem Stall holen. Mir gefriert das Blut. Ich ganz allein hier draußen, in der Dunkelheit, mit diesem riesigen Tier? Das riecht doch den Braten. Das weiß doch, dass es jetzt mit der Trulla allein zugange ist. Wenn jetzt ein Hubschrauber notlanden muss. Oder ein Blitz einschlägt. Dann bin ich geliefert, so sieht's doch aus. 

Ich rede beruhigend auf das Pferd ein, es bleibt sanft wie ein Lamm Einhorn. Ich bin Lillifee. Ein Traum.  

Mein neues whatsapp-Profilbild: Das Pferd und ich. Im Dialog. Einander zugewandt. Eine tiefe Verbindung, zweifellos. Nach so kurzer Zeit schon. Die geborene Pferdeflüsterin.

Hoffe, das Pferd nimmt nicht übel, dass ich es nicht anonymisiert habe


Eins hatte ich vergessen verdrängt: meine Allergie gegen Pferde. Augen jucken wie bekloppt. Aber es gibt nun mal nicht das perfekte Pferd.

Montag, 21. März 2016

Die Liebe ist ein seltsames Spiel

Ich war Zeuge einer öffentlichen Liebeserklärung, die mit Wärme und Herzblut vorgetragen wurde. Eine umwerfend schöne Frau, erfolgreich, klug und liebenswürdig, an jedem Finger könnt sie zehn haben. Ich war gleichermaßen berührt wie verstört. Wusste nicht, ist das jetzt Größe oder Selbstverleugnung? Der Mann, dem diese Worte galten, muss ungeheure Kunststücke können, ist weder anziehend noch treu. Was also trieb sie, sich ihm so zu Füßen zu werfen? Wo doch alle wissen...

Mich erinnerte das an diesen Dings, diesen Typen von RTL, ein unansehnlicher Mann, der seine schöne Frau verließ für eine doch eher gewöhnlich daherkommende Madame, die er sogleich heiratete, nicht ohne zu verkündigen, dass er nun endlich die Liebe seines Lebens gefunden habe. Kaum acht Jahre später schreibt seine Ex-Frau ein Buch - eine Ode an den ollen Schwabbel. Der verließ flugs die Liebe seines Lebens und ging zurück zu seiner Ex. Und wenn sie nicht gestorben sind...

Sogar mein Onkel Helmut, ein penetranter Witzeerzähler und Liebhaber von Hirschgeweihen, die er zuhauf an die Wände nagelte, verließ meine Tante, um nach 10(!) Jahren samt Hirschgeweihen zu ihr zurückzukehren. Ich habe nie begriffen, weshalb sie ihn zurückgenommen hat, denn seine Witze wurden nicht besser. 

Ich mit meinem Hang zu eher schwierigen Beziehungen würde keinen zurücknehmen. Ich will lieber neue, frische Probleme. Ich könnte auch keine Liebe über 10 Jahre konservieren, wenn ich nur so allein vor mich hin lieben müsste. 

Die Frau von neulich, ich konnte mich gar nicht entscheiden, ob ich Respekt oder Mitleid für diesen intimen, öffentlich dargebotenen Patriot Act empfinden sollte. Mir drehte sich der Magen um und ich wollte rufen "Tu das nicht! Das ändert nichts." Aber natürlich blieb ich still. Geht mich ja auch nichts an.

Freitag, 18. März 2016

And now for something completely different

Auf der Suche nach neuen Herausforderungen, hetze ich nach der Arbeit in den Reitstall. Nicht, um mich auf ein Pferd zu setzen, Gott bewahre, die Spiegelneuronen sorgen nur dafür, dass das Pferd verkrampft und Angst kriegt. 

Aber es gibt was anderes, um seiner Liebe zu feinnervigen Fluchttieren zu frönen: die 'Bodenarbeit'. So richtig wusste ich nicht, was das ist, aber als ich neulich die Tochter meiner Freundin zum Reitstall brachte, schlug mir ebendies meine frühere (an mir gescheiterte) Reitlehrerin vor. Ich dachte so an striegeln. Ist man auch nah am Pferd, sitzt aber wenigstens nicht drauf.

Als ich ankomme, übt schon eine andere Frau 'am Boden'. Ich sah eine halbe Stunde zu und dachte, das ist ja einfach. Die lief mit dem Pferd einfach nur über den Platz, linksrum, rechtsrum, in Schlangenlinien. Das kann ich auch. Das kann ja jeder. Was soll denn an so'm bissel Spazieren gehen Arbeit sein? 

Dann bekam ich von Trainerin Claudia die Zügel in die Hand und sollte einfach mal loslaufen. Doch nicht so einfach. Ich war auf der Hut. Immerhin liefen schreckhafte 600 Kilo neben mir her. Genauer gesagt, hinter mir. "Siehst du dein Pferd noch?" - "Nee, wieso?" 

Regel Nr. 1: Das Pferd läuft neben mir, Abstand eine Armlänge. Läuft es hinter mir und erschreckt sich, geht es durch, ungünstigenfalls auf direktem Weg über mich drübba. "Läuft es neben dir und geht durch, hast du die Chance, mit einem kräftigen Ruck an der Leine das Pferd seitwärts zu ziehen, dann stoppt es eventuell." Träum weiter, Claudia, ich leg mich doch nicht mit den Instinkten eines 700 Kilo schweren Pferdes an. Man muss auch loslassen können.

Ich übte also, neben dem Pferd zu laufen. Ich sollte denken "Du läuft jetzt neben mir" und nicht "Es wäre schön, wenn du eventuell neben mir laufen würdest." Pferde können nämlich Gedanken lesen. Und ich sollte immer da hingucken, wo ich hinwollte. Dann würde es automatisch in diese Richtung gehen. Sagt man. 

Das Pferd drängte mich immer weiter nach links, bis zum Zaun und fing an zu grasen. Das lag an meinen falschen Gedanken. Mein Herz klopfte auch zu laut. Das konnte man bis Schöneberg hören. Ich konnte aber auch die Gedanken des 800 Kilo schweren Pferdes lesen. "Mann, ist die blöde, mit der Trulla mach ich, was ich will." - "Das habe ich gehört", murmelte ich zurück, wie eine echte Pferdeflüsterin. 

Claudia brachte mir weitere Sachen bei. Wie ich das Pferd dazu bringe, nach rechts oder links zu gehen, ohne es zu berühren, mit einer Armlänge Abstand, kraft meiner Körpersprache. Wenn ich nach rechts will, muss ich meine linke Schulter in Richtung Pferd drehen, dann würde es weichen, soweit die Theorie. Wenn es darauf nicht reagiert, soll ich die Armlänge ausnahmsweise unterschreiten und direkt in Richtung Hals gehen, also auf das Pferd zu, das neben mir geht. 

Habe ich Todessehnsucht? Nein. Habe ich das Ellenbogen-Syndrom (aus-dem-Weg-Du-Spacko)? Nein. Ich bin eine freundliche Frau, die niemandem etwas aufzwingen will, was derjenige nicht auch selber will. Schon gar nicht, wenn der 800 Kilo wiegt. 

Aber diese Claudia wieder: "Der weiß nicht, dass er 800 Kilo wiegt. Und das muss er auch nicht erfahren. Wir verlangen absoluten Gehorsam, das ist die einzige Möglichkeit, Kontrolle zu erlangen, denn im Grunde kann kein Mensch 900 Kilo kontrollieren. Und das tun wir, indem wir die Sprache des Pferdes lernen und wissen, wie sie ticken. Haust du einem Pferd auf den Arsch, geht es immer nach vorne, weil Hengste eine Herde vor sich hertreiben, indem sie sich von hinten nähern. Gehst du auf Höhe des Bauches nebenher, nimmt dich kein Pferd ernst, weil da immer die Fohlen gehen. Du machst das alles, ohne ihn zu berühren. Reagiert er nicht, kannst du ihn leicht antippen. Reagiert er mmer noch nicht, tippst du etwas stärker. Immer noch nicht? Deine Schuld, weil du keine eindeutigen Signale gibst."

Grundgütiger, ich kann mir ja kaum die Doko-Regeln merken, jetzt auch das noch. 
Aber, ohne Scheiß, es macht glücklich.

Sonntag, 13. März 2016

Kleine Typologie der Frauen (Gastbeiträge von Frau S. und Epikur)

Die unsichere Frau
Den Nacken leicht gebeugt stakst die unsichere Frau umher. Motto: sehe ich dich nicht, siehst du mich auch nicht. Sollte es wider Erwarten zu Begegnungen mit einem Mann kommen, wird dies zunächst ungläubig registriert, analysiert, und just dann, wenn er denkt, alles liefe gut, abgebrochen. Merke: trenne ich mich von dir, kannst du dich nicht mehr von mir trennen.

Die sanfte Frau
Sie existiert nur in der Literatur. Keine wirklich sanfte Frau überlebt die Pubertät.

Die selbstsichere Frau
Ist in der Lage, sich in nur fünf Minuten ausgehfertig anzuziehen ohne sich anschließend darüber Gedanken zu machen, ob ihre Kleiderwahl optimal war. Die natürlichen Feinde der selbstsicheren Frau sind der unsichere Mann (erfordert zuviel Rücksichtnahme), der sanfte Mann (wie zuvor), der selbstsichere Mann (Gefahr der Verwahrlosung sämtlicher Hände) und der beziehungsunfähige Mann, weil er ihr mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks vorbetet, dass er es verbockt, weil sie schuld ist. Von narzisstischen Männern wird die selbstsichere Frau nicht wahrgenommen, da sie kein Spiegel ist; insofern herrscht Entwarnung.

Die beziehungsunfähige Frau
Will, aber kann nicht. Sie stolpert mittels Kontaktanzeigen, Internetportalen etc. von einer Beziehung in die nächste, teilt jedoch den Merksatz der unsicheren Frau (s.o.). Mit Hilfe von Tarotkarten, Pendeln, in intellektuelleren Kreisen auch Meditation, stellt sie spätestens nach ein bis zwei Monaten sicher, dass sie nicht Schuld ist am Scheitern der von ihr soeben beendeten Beziehung - es hat einfach nicht sollen sein. Hiervon ist sie überzeugt. Ihre Therapeutin sieht das genauso. Famous last words: wir können ja Freunde bleiben.

Die narzisstische Frau
Was heißt hier "narzisstisch"?! Schatz, ich mach das alles nur für dich...


Geschrieben von einer Leserin, die mich "auch mal ein bisschen unterhalten" wollte. Das ist ihr gelungen. Besten Dank, Frau S.

Ich erweitere.                                                           

Die Frau mit Figurproblemen 
Es gibt keine Frau ohne Figurprobleme. Egal, wie anmutig und zart oder wohlproportiniert üppig mit Titten und Arsch gesegnet - es gibt immer was zu grämen. Dabei - das ist meine feste Überzeugung - kommt es auf Ausstrahlung an. Viele verbringen ihre kostbare Zeit damit, darüber nachzudenken, wie schön das Leben mit 10 Kilo weniger wäre. Das tut der Ausstrahlung nicht gut. Daher kommt Ausstrahlung auch so selten vor.

Die esoterische Frau
Sie glaubt fest daran, dass ein Mann nur dann ins Leben kommt, wenn ein kleiner Kristall im Fenster hängt. Wenn sie Kreislaufprobleme hat, legt sie sich einen Rosenquarz auf's Sonnengeflecht. Sie hat immer Bachblüten und Schüssler Salze im Haus. Ihre Lieblingsfarbe ist ocker. Sie scheut sich nicht, zu Kuschelparties oder Kamasutra-Workshops zu gehen. Der wichtigste Ort ist ihre eigene Mitte.

@ Epikur: zufrieden?

Edit: er war nicht zufrieden und schrieb einen langen Kommentar, den ich hier reinsetze, sein Einverständnis vorausgesetzt. Danke, verehrter Epikur 


Naaa. Während die "Typologie der Männer" durchaus auch wertend und kritisch war, ist hier davon nichts von zu lesen. Nur Witzchen. Tzetze. Ich hol das mal nach und betone, dass ich Frauen dennoch mag ;-)

Die konsumorientierte Frau
Macht zwei Drittel aller Frauen aus. Ob selbst shoppen oder shopping queen schauen, nach neuer Mode, Kosmetik, oder fünf verschiedenen Cremes und Dusch-Shampoos Ausschau halten, jeden zweiten Tag Lebensmittel einkaufen müssen sollen tun, weil ja alles immer "frisch" und/oder Bio sein muss (so frisch wie es in der industriell verarbeiteten Massenindustrie nur sein kann^^) oder Schmuck kaufen wollen müssen - konsumieren ist für sie eine nie endenwollende Suche nach der bestmöglichen Selbstoptimierung.

Die statusfixierte Frau
Macht drei Viertel aller Frauen aus. Sie erzählen und reden zwar groß von "Liebe" und "Romantik", sind in Wahrheit aber weitaus berechnender, als der Großteil aller Männer. Die Romantik mit Männern scheint immer dann besonders groß zu sein, wenn die Kerle entweder viel Geld haben, Gutverdiener sind oder einen angesehenen Beruf haben. Ärzte, Anwälte, Unternehmer - mit denen lässt sich "Romantik" und "Liebe" so richtig ausleben (Auto, Haus, Garten, Urlaub, Konsum etc.). Mit charakterlich starken oder interessanten erwerbslosen Männern nicht. Ist aber sicher alles nur Zufall.

Die beziehungsunfähige Frau
Extrem ichfixiert, kompromissunfähig, nicht in der Lage auch mal Fehler bei sich selbst zu sehen (der Mann ist immer schuld an allem), will stets ihren Kopf durchsetzen. Sollte die Beziehung scheitern, wird sich mit Freundinnen getroffen und so richtig über den Ex hergezogen. Bei der nächsten Beziehung läufts dann wieder so ab. Am Ende heisst es dann: "ich verliebe mich immer in die falschen Typen." Lernresistent bis ans Lebensende.

Die Zicke
Sind meistens sehr attraktiv. Hält ihre Launen, Psychospielchen und Manipulationsversuche für völlig gerechtfertigt, weil sie sich ja irgendwie gegen die bösen bösen Männer "verteidigen" muss. Ist eine super anstrengende Zeitgenossin, raubt einem den letzten Nerv und sieht sich immer im Recht.

Und zum Schluss: Die Diplomatin
Gehört zu den angenehmen Frauentypen und ist ein eher seltenes Exemplar. Sie ist auf Harmonie bedacht, auf Interesensausgleich, ist fähig zu echten und aufrichtigen Kompromissen. Und was am Wichtigsten ist: sie ist in der Lage, eigene Fehler nicht nur zu erkennen, sondern sich auch bei ihrem Freund aufrichtig zu entschuldigen. Denn das erwarten zwar viele viele Frauen von ihren Männern, sind selbst dazu aber kaum in der Lage. Die Diplomatin schon. Meine persönliche Favoritin ;-) 

Donnerstag, 10. März 2016

Kleine Typologie der Männer

Bleiben wir beim Thema Männer. Es gibt ja so viele und keiner ist wie der andere.

Der unsichere Mann
Hat durchaus eine selbstsichere Attitüde. Neigt zu skurrilen und überfallartigen Annäherungsversuchen, die haarscharf an der Grenze zu massiven Distanzverletzungen vorbeischrammen. Eine unsichere Frau als Objekt der Begierde sorgt für den ungestörten Verlauf eines mittelschweren Fiaskos.

Der sanfte Mann
Kommt sehr liebenswürdig und wohlwollend daher, voller Bewunderung für das weibliche Fabelwesen an seiner Seite. Die Bewunderung ist nicht von langer Dauer. Denn ein sanfter Mann will viel lieber ein knallharter Typ sein und vermutet, das Fabelwesen sehnt sich heimlich in andere Arme. Er fühlt sich von Tag zu Tag jämmerlicher und fühlt sich ungeliebt. Das muss er kompensieren. Geht am besten, in dem er das mit Sicherheit eines Tages doch untreu werdende Fabelwesen unter Flüchen vom Sockel stürzt.

Der selbstsichere Mann
Eine seltene Spezies und sein Charisma ist völlig unabhängig vom Aussehen. Das hat Vorteile und Nachteile. Vorteil: er ruht in sich, was immer gut ist. Nachteil: wenn es schlecht läuft, sind ihm seine eventuell ungepflegten Hände egal. Die Frau fühlt sich gleichermaßen hingezogen und abgetörnt. Er nimmt sie so umstandslos wie sinnlich in den Arm, raunt ihr en Passant ins Ohr, dass er sich auf Mittwoch freut, stellt in Nullkommanix Intimität her. Die Frau schmilzt, aber sollen diese Hände wirklich...? Nein.
Merke: Wenn es gut läuft, läuft es einfach gut.

Der beziehungsunfähige Mann
Zeichnet sich durch Liebeserklärungen schon am dritten Tag aus. Schreibt 20 sms am Tag. Plant nach zwei Wochen den Sommerurlaub und das Weihnachtsfest. Er sieht nur Gemeinsamkeiten. Spielt keine Spielchen. Bekennt sich nach 30 Minuten zu der Beziehung. Ruft immer an. Ist so be-gei-stert. Obacht. Der Rückzug nach vier Wochen ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Grund? God knows.

Der narzisstische Mann
Sehr charmant. Bringt ein Strahlen in fast jedes Gesicht. Ein Meister der Manipulation. Wohnt oft noch bei Mutti. Kann nie schlafen. Verliert schnell das Interesse, wenn die Frau das Wirtstier nicht überragend nützlich/schön/prominent ist. Hält sich für ein Buch mit sieben Siegeln, ist aber, entgegen seiner Annahme, ziemlich durchsichtig.


Edit

Der Mann mit Figurproblemen
Es gibt keinen Mann mit Figurproblemen. Die einen sorgen für einen definierten Muskelaufbau, die anderen haben keinen Optimierungsbedarf. Ein Mann ist immer ein Gottesgeschenk und zwar genau so, wie er ist. Und jeder einzelne von ihnen hat eine schöne Frau an seiner Seite verdient, denn: "Ein Dicker in der Beziehung reicht."

Der kleine Mann
Erfinder des Dominanz-Verhaltens. Oft findet man unter kleinen Männern den typischen Weltherrscher. Er hat zu allem etwas zu sagen, immer Optimierungsbedarf, kann selten etwas stehen lassen, zeigt immer, wo es lang geht. Behauptet stets, er sei 1,78 groß. Hat es der kleine Mann zum Chef gebracht, sind alle anderen am Arsch.

Dienstag, 8. März 2016

Deeds, not words

Vom Weltfrauentag habe ich vor einigen Jahren zum ersten Mal gehört, bzw. hatte ich einen neuen Chef, im Osten sozialisiert, der schenkte den Frauen der Abteilung Merci und Mon Cherie. Ich hab das sehr belächelt, auch wenn ich mir aus der Packung Merci gleich mal die Sorte Kaffee-Sahne sicherte, bevor es eine andere tat. 

Heute wurden die Frauen unserer Firma ins Kino eingeladen, "Die Suffragetten", war ja klar, dass wir nicht "Hail César" oder "Spotlight" zu sehen bekamen, sondern mit einer politisch korrekten Auswahl bedacht wurden. 

Ich erwartete nichts großartiges von dem Film, außerdem bin ich völlig übermüdet, weil ich gestern wieder bis tief in die Nacht DoKo gespielt habe und mit hämmernden Kopfschmerzen aufgewacht bin, es wird einfach von zuvielen zuviel geraucht dabei. Gut, dass ich wegen meiner japanischen Gene nicht auch noch saufe, dann würde mich das Gespiele früh ins Grab bringen. So freute ich mich auf ein dringend benötigtes, politisch unkorrektes Nickerchen.  

Daraus wurde nichts. Der Film ist gut gemacht, mit ganz wenig Musik und wenn, dann sehr guter Musik. Die ergreifendste und gleichzeitig gewalttätigste Szene war völlig ohne Ton. Im Kino war es ebenso totenstill, denn diese Szene ist kein besonderer Kniff eines Autoren, sondern beruht auf einer wahren Begebenheit. (Spoiler)

Was hat sich seitdem geändert? 

Unser Boss hat - wie ich erfahren habe - seinen Unterbossen verboten, die Kolleginnen daran zu hindern, ins Kino zu gehen oder darüber Witze zu machen. Es wurde trotzdem gewitzelt und gehindert, sogar von anderen Frauen.

Es wird halt viel gelacht, ja, das schon, zum Beispiel über diese Prenzlauer Berg Muttis. Man staune, die sitzen in Cafés herum und verstopfen mit ihren Kinderbehältnissen die Wege. Manche stillen sogar. Das gefährdet den Weltfrieden.

Ja, was denn nun? Lieber eine Mutti, die sich nach der Geburt einen praktischen Kurzhaarschnitt zulegt und zuhause darbt, versteckt vor der Welt, im vollgesabberten Schlafanzug? Darf die nicht so hübsch bleiben, wie sie immer war und weiterhin Cafés bevölkern und sogar dummes Zeug absondern, wie sie es früher vielleicht auch getan hat, aber zum Ausgleich für die entzündeten Nerven anderer Cafébesucher mehr Fuckability hatte?

Im Vergleich zu anderen Ländern: ist doch toll, dass hier jede Frau auf die Straße gehen kann, wann immer sie will. Mehr oder weniger.

Mittwoch, 2. März 2016

Echte Männer

Las in der FAS Wo sind die echten Männer hin?

Wenn man Männern ihr Echtheitszertifikat nur dann ausstellt, wenn sie in case of willens und in der Lage (oder nicht in der Lage, aber trotzdem willens) sind, einem anderen Mann auf's Maul zu hauen, dann habe ich es in meinem Leben zweimal mit "echten" Männern zu tun gehabt.

Die eine Geschichte ist harter Tobak, die andere hat einen gewissen Niedlichkeitsfaktor.

Erst die Niedliche: ich fuhr als junges Mädchen mit meiner Mofa in die Stadt. Mich verfolgte über einen langen Zeitraum ein Mann auf seiner Mofa. Ich bekam es mit der Angst zu tun und kehrte bei meiner Oma ein. Dort rief ich meinen Vater an. Der kam sofort angebraust und sagte, fahr einfach weiter zu deinem Ziel, ich fahre mit dem Auto neben dir her. 

Als ich wieder losfuhr, kam der Mann doch tatsächlich aus dem kleinen Park, der gegenüber der großmütterlichen Wohnung lag und fuhr wieder hinter mir her. Das sah sich mein Vater zwei Kilometer lang an, dann stoppte er den Mann, riss ihn vom Mofa und verkloppte ihn. Ich stand entsetzt und peinlich berührt dabei, denn so eine Schlägerei in echt hat nichts mit einer Schlägerei im Fernsehen zu tun. Er haute nämlich vornehmlich daneben, aber mit dem Temperament von Donald Trump. 

"So", sagte er, "jetzt fahren wir nach Hause. Ich fahr hinter dir her." So knatterte ich den ganzen langen Weg zurück. An einer roten Ampel, an der es nach links auf die Landstraße ging, quetschte sich ein Motorradfahrer zwischen meinen Vater und mich, er hatte wohl die Schnauze voll von dem Gezuckel unseres Zwei-Personen-Konvois. Ich hielt in Ermangelung eines Blinkers den Arm nach links ausgestreckt. Als es grün wurde, gab der Motorradfahrer Gas, fuhr mit Wumms gegen meinen Arm und empfahl sich per Fahrerflucht. Er hatte nicht mit meinem Vater gerechnet, der ihm in halsbrecherischer Manier folgte. Ich fuhr mittlerweile blind vor Tränen hinterher, ca. 3 Kilometer weiter hatte mein Vater den Flüchtigen gestellt und wartete mit ihm auf mich. 

"So", sagte er, "und jetzt entschuldigst du dich bei meiner Tochter." 
"Tschuldigung."
"Schon gut" sagte ich, denn ich war in großer Sorge, dass ich erneut Zeuge einer peinlichen Klopperei wurde. 

Die zweite Geschichte ist von ganz anderem Kaliber. Ich war mal ein paar Jahre mit einem Personenschützer zusammen. Denen ist ja alles abtrainiert, was gemeinhin an Hemmschwellen vorhanden ist. Nun war er zu mir aber meist entzückend, bedachte mich mit phantasievollen Kosenamen, schnitt mir abends Obst und hielt sich an die Regel seines Vaters, Frauen "wie Glas" zu behandeln. 

Jedenfalls in seiner Phantasie, denn er neigte zu in sich gekehrter, schlechter Laune, das liegt am Job. Stundenlang stehen die dumm rum und warten. Die symbiotische Beziehung, die sie zu ihren Clients entgegen aller Regeln stets aufbauen, wird immer dann empfindlich gestört, wenn beide in der Öffentlichkeit agieren: dann wird der Personenschützer ignoriert, weil kein Client dieser Welt vor allen Leuten zeigt, wie unprofessionell nah er sich seinem Beschützer fühlt. Das frustriert den empfindsamen Personenschützer und nicht wenige Clients werden von ihren gekränkten Beschützern erschossen, jedenfalls hat er mir das erzählt. Auf der Berlinale vor ca. 7 Jahren gab es sogar einen Film darüber, einen brasilianischen, glaube ich. 

Anyway: wir waren unterwegs, ich wollte in eine Parklücke, stand in zweiter Reihe, wartete auf den Ausparkenden. Als der losfuhr und ich gerade einbiegen wollte, wurde ich überholt und geschnitten von einem jungen Typen in einem schwarzen BMW, der mich wüst beschimpfte, sehr sehr wüst, um genau zu sein. Er stand schräg auf der Straße und bekam sich überhaupt nicht mehr ein. Ich zeterte zurück, ob er noch ganz dicht sei. 

Mein Begleiter stieg derweil still aus dem Auto aus, ging zu dem Typen, der gerade die Tür öffnete und schon ein Bein auf der Straße hatte. Er trat mit aller Kraft gegen die Tür, schlug ihm durch die geöffnete Fensterscheibe ins Gesicht und brüllte "You fucked the wrong person, you fucking motherfucker" und ähnliches. Es war nicht peinlich, aber beängstigend, ich zitterte wie Espenlaub. 

Der Mann fuhr mit quietschenden Reifen weg, der Personenschützer kam zurück, jetzt wieder die Ruhe selbst, setzte sich neben mich und sagte "Niemand spricht so mit dir." 
Ich lass mal außen vor, wie ich das fand, außer dass ich dachte, in welchem Film hat er nun das wieder gesehen?

Mein Vater und er haben sich kennengelernt. Mein Vater fand ihn großartig.