Mittwoch, 27. Dezember 2017

Die Rente ist sicher. Nicht.

Kurz bevor ich mich auf den Weg ans Meer mache, möchte ich auf die kenntnisreichen Tipps vom Soulweeper hinweisen - die zugegebenermaßen das Blut in den Adern gefrieren lassen, dennoch oder gerade deshalb unbedingt lesenswert sind. 

Vorsorge 1
Vorsorge 2
Vorsorge 3
Vorsorge 4
Vorsorge 5
Vorsorge 6
Vorsorge 7 
Vorsorge 8

Dienstag, 26. Dezember 2017

Wir schenken uns nichts

Eindringlich, ernsthaft und mit aller Konsequenz beschlossen wir im September, uns dieses Jahr nichts zu schenken. Ausgenommen die Kinder. 

Ich weiß natürlich aus Erfahrung, wer sich an die innerfamiliäre Parole hält und wer nicht. 

Meiner niedersächsischen Schwester habe ich schon mal das Herz gebrochen, weil ich mich daran gehalten habe, also ist es völlig ausgeschlossen, ihr nichts zu schenken. Vor allem, weil sie und ihr Kind uns seit Jahren hochprofessionell benähen mit Kissen, Taschen, Socken und betrickten Wärmflaschen. Die beiden könnten ein Imperium damit aufbauen und in Saus und Braus leben, denn sie sind überaus begabt. 

Derlei bringe ich im Traum nicht zustande, ich kann auch nur Malen nach Zahlen. Weiterhin erschwert ist die Geschenkesuche, weil sie ein Händchen für Interieur hat. Mit wenigen Mitteln schafft sie stets eine Schöner-Wohnen-Atmosphäre und mein Highlight war im letzten Jahr, als ich ihr ein Foto von einem Sofa schickte, das sie umgehend bestellte. Seitdem habe ich an Selbstbewusstsein gewonnen und so erwarb ich zwei elegante Rumsteherchen plus ein bissel kleines aber feines. 

Ihr Kind ist Gottseidank leichter zu beschenken, denn sie ist seit Monaten im Einhorn-Fieber gefangen. Zu ihrem Geburtstag erwarb ich u.a. sogar vierlagiges Hakle-Einhorn-Klopapier, in der 24er Rolle. Sie hat ihre Mutter beauftragt, zwei Rollen bis zu ihrem 18. Lebensjahr aufzubewahren und ihr zum Auszug mitzugeben.

Meine berliner Schwester und deren Kind würden sich eisern an das Geschenkverbot halten, ebenso meine Mutter, da war ich auf der sicheren Seite.

Die Bescherung wurde partiell vorgezogen, denn neulich trafen wir uns alle zum Geburtstag meiner Mutter.

Meine niedersächsische Schwester kam wie vorausgesehen mit Päckchen über Päckchen beladen an und ihr Kind wollte sehen, wie wir uns freuen. Ich holte rasch meine Geschenke und sie, ihr Kind und ich packten aus. Die anderen schauten kariert aus der Wäsche und in Ermangelung von Gegengeschenken meinten sie, sie möchten lieber erst unterm Weihnachtsbaum auspacken. 

Nun ja, wir drei freuten uns. Meine Rumsteherchen trafen erneut den unbestechlichen Geschmack meiner niedersächsischen Schwester, weshalb ich verständlicherweise eine neue Karriere als Innenarchitektin anstrebe.

Zurück in Berlin wurden vom Kind meiner berliner Schwester hektisch Geschenke gekauft und in allerletzer Minute verschickt. Die Schwester selbst hielt sich eisern an die Direktive. Sie ging sogar soweit, sich über die Geschenke meiner niedersächsischen Schwester nicht so recht zu freuen und blaffte sie Heiligabend am Telefon an. 

"Wir haben doch gesagt, wir schenken uns nichts!"
"Seit wann halten wir uns denn daran?"

Ich besorgte noch rasch eine Kleinigkeit für meine Mutter und meine Berliner Nichte. Kurz bevor ich mich Heiligabend auf den Weg zur Grauen Eminenz machte und dabei einen kurzen Stopp bei meiner Nichte machte, um das Geschenk für ihr Kind vorbeizubringen, rief mich meine eiserne Schwester an. "Kannst du noch ein Tütchen bei uns abholen, für's Kind?"

Nichts leichter als das. 

Freitag, 22. Dezember 2017

The winner takes it all

 

Wann immer ich schrottwichtel, kommen meine dunkelsten Seiten in mir zum Vorschein. Die nackte Gier treibt mich, und wenn es nicht unabdingbar wäre, eine Sechs zu würfeln, bevor ich mir ein Päckchen nehmen darf, würde ich alle Gäste nach abladen der Schrottgeschenke sofort nach Hause schicken. Meins, alles meins!

Das liegt daran, dass ich nie etwas gewinne. Was vor allem daran liegt, dass ich mich an keinem Preisausschreiben beteilige. Was widerum daran liegt, dass, wann immer ich ein Los gekauft habe, nur Nieten gezogen habe. Oder bei meinen seltenen Versuchen, Lotto zu spielen, nie mehr als einen Zweier zuwege bringe. Ich habe das einfach zu stark verinnerlicht, da kann das Universum nicht gegen anstinken.

Neulich habe ich einen Lions-Adventskalender zugeschickt bekommen. Erst dachte ich, das sei ein adventliches Werbegeschenk und hätte ihn beinah weggeschmissen. Aber nein, hinter jedem Türchen verbergen sich Gewinne und rechts oben steht eine Losnummer. Jetzt schau ich jeden Morgen ins Internet und bin gespannt, ob ich die Jahresmitgliedschaft im Grand Hyatt oder einen Tag im Steigenberger Spa gewonnen habe. Zwei Türchen noch, es ist alles offen.

Um so mehr kämpfe ich um jeden Mist beim schrottwichteln, denn da habe ich ein anderes Kismet: ich gewinne alles, was ich haben will, das ist Gesetz. Und so bringe ich mich Jahr für Jahr ins gesellschaftliche Aus wegen meiner Glückswürfel. Immerzu würfel ich Sechsen und grabsche nach allem, was andere eben glücklich ergattert haben. Alle gucken mich schon komisch an, aber das ist mir egal. Schämen kann ich mich immer noch später.

Und wenn die Eieruhr klingelt, die in einem anderen Zimmer steht, damit niemand weiß, wie lange Zeit noch bleibt, dann ist mir das Glück hold und ich bin im Besitz eines knallroten Polyester Onesies in Größe 34 plus passender Weihnachtsmann-Söckchen. Von den anderen Sachen will ich gar nicht erst anfangen. Ich muss hier nicht alles breit treten.