Freitag, 1. Dezember 2017

Fabelhaftes

           

Jetzt schaut euch das mal an. Das ist eine U-Bahn. Eine niedersächsische U-Bahn. 
Was fällt auf?
Es ist leer. Es ist hell. Es ist sauber.
Ich hatte ja keine Ahnung. In Hannover ist alles möglich. Come to where the flavour is.

Besonders mag ich, wenn die U-Bahn nicht unter der Erde fährt. So wie mir die Fliegerei irgendwie spanisch vorkommt, finde ich auch Fortbewegung unter Tage nicht artgerecht. Aber wenn man in so einer gleißend hellen Bahn sitzt, verdüstert selbst das nicht das Gemüt. Ja, sogar wenn so eine Bahn mal im Tunnel stehen bleibt, könnte ich das schadlos überstehen. Habe ich gleich nachgeprüft. Ich blieb zur Gänze im grünen Bereich, während ich in Berlin in so einem Fall wildfremde Menschen bitte, mir eine Vollnarkose zu verabreichen, egal wie, nur schnell muss es gehen.

Kurz vor Ende des Seminars kam ein Hotelangestellter in den Raum und sagte, dass die U-Bahn verzögert fährt, man solle sich lieber früher auf den Weg machen - woher wusste der das? Auf der Rückfahrt vom Hotel zum Hauptbahnhof kam die Bahn immer wieder zum stehen, worüber uns der Zugschaffner lückenlos informierte. "Wir stehen jetzt ganz kurz, aber es geht gleich weiter." Wahrscheinlich hat er in der Zwischenzeit noch weitere Hotels abtelefoniert, um die Verzögerungen anzukündigen. 

Berliner U-Bahn-Führerhäuschen beherbergen nur Menschen, die verstummt sind, sei es aus Trotz, innerer Kündigung oder reiner Freude. Vielleicht sitzt auch gar keiner drin, man weiß es nicht.  

Womöglich tragen die Angestellten des Hannoverraner Öffentlichen Nahverkehrs auch nur Sorge dafür, dass sämtliche Touristen zum Abend hin die Stadt auch atombombensicher wieder verlassen.  

12 Kommentare:

  1. Ich bin mal in einem Hannoveraner Taxi mitgefahren, bei dem offensichtlich der vorherige Fahrgast aus dem Fenster gekotzt hat, was ihm nur halb gelungen ist. Ich habe in Berlin schon einiges erlebt, das konnte ich bislang nicht toppen.

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    1. Ja weißt du, ich wäre sofort wieder ausgestiegen; sowas kann man mit mir nicht machen.

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  2. "Die Hannoveraner sind die Bewohner einer Stadt, einer Großstadt. Hundekrankheiten bekommt der Hannoveraner nie. Der Unterschied zwischen Hannover und Anna Blume ist der, daß man Anna von hinten und von vorn lesen kann, Hannover dagegen am besten nur von vorne. Liest man aber Hannover von hinten, so ergibt sich die Zusammenstellung dreier Worte: re von nah. Das Wort re kann man verschieden übersetzen: rückwärts oder zurück. Ich schlage die Übersetzung rückwärts vor. Dann ergibt sich also als Übersetzung des Wortes Hannover von hinten: Rückwärts von nah. Und das stimmt insofern, als dann die Übersetzung des Wortes Hannover von vorn lauten würde: Vorwärts nach weit. Das heißt also: Hannover strebt vorwärts, und zwar ins Unermeßliche. Anne Blume hingegen ist von hinten wie von vorne: A-N-N-A. (Hunde bitte an die Leine zu führen.)"

    Kurt Schwitters, "Hannover"/1920erjahre

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    1. Da hast du mir aber was Schönes ausgegraben ;)

      Der Name meiner Schwester kam sehr häufig vor. Deshalb haben wir sie zur Unterscheidung immer rückwärts genannt. Hörte sich ganz hübsch an.

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  3. Wenn ein U-Bahnfahrer mich ständig über alles informieren würde, käme ich mir vor wie in einem Laienspiel. Sowas gibt´s doch in Wahrheit gar nicht.

    Ich fliege übrigens auch nicht (mehr), fahre nicht in der U-Bahn und plane längere Autofahrten so, dass ich keine Tunnel über 200 Meter Länge und schon gar keine Pässe überwinden muss. Außerdem meide ich Gondeln, Seilbahnen, Sessellifte, Kettenkarusselle, Achterbahnen, Riesenrädern usw.
    Das sicherste Fortbewegungsmittel sind die Füße und der Bus.

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    1. Doch, das gibt's in Wahrheit, ich war ja dabei.

      Ansonsten halte ich es wie du, liebe Tiker. Zwei Neurosen auf dem Kontrabass...

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  4. Diese erfreuliche Entwicklung war erst möglich nachdem Schröder Niedersachsen verlassen und später zum Gasmann umgeschult hatte.

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    1. Aber der wohnt doch noch in Hannover, meines Wissens.

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    3. Wohnen ja, aber nicht arbeiten.

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  5. Ich wohne ja schon länger in Hannover, aber so eine Bahn habe ich bisher noch nie gesehen. Die muss eben erst losgefahren sein.
    Und die Verzögerung ist auch sehr leicht zu erklären, dieses Ärgernis gibt es nun schon seit geraumer Zeit um den Hauptbahnhof, gefühlt seitdem ich hier wohne. Das ist also keine bahnbrechende (Achtung Wortspiel, haha) Neuigkeit, sondern Normalität. Dass das Hotelgästen als zuvorkommender Service präsentiert werden kann, geht, glaube ich, auch nur, wenn sie aus Berlin kommen.

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    1. U 3, Richtung Altwarmbüchen. Probier's aus.

      Mit Baustellen macht uns keiner was vor, da sind wir Weltniveau. Aber dass wir gewarnt werden oder dass der Schaffner mit uns spricht, sowas gibt's hier nicht.

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