Mittwoch, 29. März 2017

DVB T2-Kacke

Kurz nach Mitternacht ging ich ins Bett, schaltete die Glotze an, um den Sleep Timer auf 20 Minuten einzustellen und binnen kürzester Frist, angeschmiegt an Rüdiger, tief und hoffentlich traumlos einzuschlafen. Das mit dem traumlos ist so eine Sache derzeit, aber das ist ein anderes Thema.

Aber die DVB T2-Heinis hatten Punkt 24 Uhr den Saft abgedreht und so lag ich sinnlos rum, unfähig, ohne das leise Gemurmel irgendeiner Talkshow oder Nachrichtensendung einzuschlafen. Im Wohnzimmer läuft die Kiste nur, wenn ich krankgeschrieben bin und mir das ewig gleiche Programm Halt und Festigung gibt. Also vergleichsweise selten, außer in diesem noch jungen Jahr.

Also musste ich heute so ein Dingens kaufen. Wieder zum Saturn. Schon von der Tür aus sah ich den Pulk an Leuten, der sich ganz hinten in der Fernsehabteilung um einen Verkäufer versammelte. Shit! Aber was tut man nicht alles für's Einschlafritual. 

Als ich näher kam, erinnerte mich das Setting an Museumsbesuche. Die Menge starrte angestrengt den Verkäufer an, der so ein Gerät in die Höhe hielt und die Funktion erklärte. Das Billigste 85 €, das Beste 119 €, behauptete er.

Da ja nun mein altes Glötzchen seit einiger Zeit nur noch grüne Farbe absondert und ich daher auf scharz-weiß downgegradet habe, kam mir der Verdacht, dass so eine Box vielleicht eine Fehlinvestition sein könnte. Fehlende Konnektivität und so. Nach endlosen Stunden kam ich auch mal zu Wort, und bevor der Verkäufer seine Aufmerksamkeit wieder anderen zuwand, stellte ich pfeilschnell meine Frage.

"Gibt's auch kleine Fernseher, die das schon integriert haben?"
"Gibt's. 170 €. Direkt hinter mir. Aber wenn Sie die Privaten empfangen wollen, müssen Sie sich noch so ein Dings dazu kaufen."
"Will ich nicht." 

Soweit kommt's noch. So schon schlimm genug, meine Wohlstandsprobleme.

Ich schnappte mir so einen Fernseher, bezahlte, nicht ohne an der Kasse mit anderen Leuten aus dem Pulk ins Gespräch zu kommen, Tenor: Die verdienen sich goldene Wasserhähne an dem Scheiß, den keiner haben will und lassen das einen einzigen Verkäufer ausbaden, das arme Schwein.

Zuhause unfallfrei angeschlossen. 7 Programme. Nur Gelaber. Passt.

Montag, 27. März 2017

Irgendwann interessiert man sich für Pflanzen.

Im Prinzip ist ja erst halb neun, gefühlt jedoch Mitternacht. Das erste Mal in diesem Jahr mit dem Rad ins Büro. 13 Kilometer hin, 13 zurück. Ich bin eine Heldin, trotz zersplitterten Ellenbogens (irgendwas stimmt da nicht). Auf den Spuren von Heidi Hetzer. Es wird Zeit für einen Extra-Blog, auf dem ich über meine Erlebnisse auf den Straßen Berlins berichte. Dann werde ich Ehrenbürgerin und darf zum Sommerfest des Bundespräsidenten.

Ich werde ulkig. Gestern in Polen gewesen, Gesundheitszigaretten gekauft. Ich rauche jetzt nur noch diese albern dünnen Dinger und bilde mir ein, dass es funktioniert wie FdH. Aber wir haben auch Blumen für den Balkon gekauft. Und Weidenkätzchen, weil bald Ostern ist. Und eine Ampel, meine erste Blumenampel, ein untrügliches Zeichen, dass der Herbst meines Lebens unmittelbar bevorsteht. 

Vor Jahren gab es mal eine Postkarte, mit dem Foto einer alten Frau, drunter stand "Erna auf dem Balkon mit Begonien". Das bin jetzt ich. Es kommt der Tag, da pusselt man auf dem Balkon herum und hält sich für Lenné.

Polnisches Ikebana
Wir haben noch stundenlang auf dem Marktplatz vor dem Oderturm in der Sonne gesessen. Die Frankfurter Kleinfamilie imklusive Omma trägt gerne Ausgeh-Jogginghosen, mehrere Lagen T-Shirts und die tätowierten Teenager-Mütter vorzugsweise grüne oder rosa Haare. Den Kleinstkindern wird Eis eingelöffelt. Zucker ist hier noch nichts, was man Babies vorenthält. Wahrscheinlich bekommen die kleinen Racker auch bald ihr erstes Tattoo. 

Neben uns saßen drei sehr alte Frauen, die sich je ein Stück Torte bestellten. Als der Kuchen kam, ging auch schon das Gegreine los. "Aaach, meine Hüften, die werden sich freuen." Es hört nie auf. In dem Alter muss es doch endlich mal vorbei sein, nicht? Aber wahrscheinlich denkt man bis zum Schluss, dass es noch irgendwo was zu reißen gibt, wenn man nur dünn genug ist. 

Als ich noch sehr jung war, hatte ich eine Kollegin, knapp vor sechzig. Sie sah aus wie eine Kröte und meinte mal, sie brauche jetzt morgens schon "etwas" länger, bis sie sich ausgehfertig angemalt hat. Mit der Arroganz der Mittzwanzigerin dachte ich "Mädchen, und wenn du drei Tage vor dem Spiegel stehst, das hilft auch nichts mehr."

Tja, und jetzt kaufe ich mir Blumenampeln. Die Luft brennt.