Donnerstag, 4. Februar 2021

Kotzende Hunde und persische Teppichhändler



Also irgendwann muss ich hier ja mal wieder was schreiben, auch wenn es mir schwer fällt, nach Feierabend im Homeoffice freiwillig sitzen zu bleiben und mir etwas aus dem Hirn zu saugen, was euch interessieren könnte, jetzt, wo mein Leben doch vor allem aus meinem Innenleben besteht. 

Es gibbet ja nüscht zu berichten und wenn ich mit den schrecklichen Online Meetings durch bin, habe ich kaum noch den Drive, ins operative Arbeiten zu kommen, geschweige denn zu bloggen. Obwohl ich den Fahrtweg spare, also Zeit gewinne, zerrinnt sie mir unter den Händen und deshalb fühle ich mich zunehmend überfordert und erschöpft. Ich weiß nur nicht, wovon. 

Wie soll das werden, wenn alles wieder normal wird (man wird ja wohl noch träumen dürfen). Wenn ich nach der Arbeit auch noch meine Freizeit bewältigen muss, inklusive Fahrtwege ins Büro, zu den Verabredungen, spätabends zurück nach Hause - wer soll denn sowas schaffen? Derzeit wechsle ich aufs Sofa und schau Netflix und das Schlimmste ist, mir ist ganz heimelig und muschibubu dabei. Mir fehlt bald gar nix mehr. 

Außer täglichen 2-3 stündigen Spaziergängen durch alle Parks und neuerdings über alle Friedhöfe, weil da keine Völkerwanderungen stattfinden (klarer Favorit: Waldfriedhof Zehlendorf)

 

- also außer diesen 2-3 Stunden Märschen oder Schlendereien - je nach Tagesform - in wechselnder Besetzung, wochentags unter drei, am Wochenende auch schon mal zu viert, passiert rein gar nichts in meinem Leben.

Doch, neulich da ist mal was passiert: da hatte ich den Leihund für eine Woche und er kotzte mir zweimal großräumig die Wohnung voll; vor allem auf meinen Teppich, den er wohl für eine Wiese hielt und da ich alles, was oben rauskommt nicht aus hochflorigen Teppichen entfernen kann (nicht mal von Parkett krieg ich das entfernt, weil ich schon Herpes kriege, wenn ich nur dran denke), rollte ich das Ding zusammen und schleppte es auf den Balkon.

 

Dann suchte ich eine Teppichreinigungsfirma. Um die Ecke war gleich eine, eigentlich ein Teppichgeschäft, lauter persische und chinesische Riesenteppiche und das dazugehörige, jedem schlechten Klischee entsprechende Personal. Mit einiger Verachtung wurde mein kleiner, geliebter Teppich entgegen genommen und nach einigen Versuchen, mir einen anderen Teppich zu verkaufen, bekam ich endlich so einen Zettel in die Hand und die Abholung wurde terminiert.

Abholung klappte pünktlich wie die Feuerwehr, eine Rückkehr des Teppichs wurde mir binnen einer Woche in Aussicht gestellt. Das ist nun 14 Tage her, also ging ich heute mal vorbei. Vielleicht hatten die meine Telefonnummer verbusselt. Der servile Verkäufer wusste erkennbar nicht mehr, wer ich war und um welchen Teppich es sich handelt. Auf dem Abholzettel war die Teppich-Nummer nicht vermerkt, wie er vorwurfsvoll anmerkte, ungeachtet dessen, dass er den Zettel ausgefüllt hatte. 

Nun ja, ich blieb 20 Minuten im Regen vor dem Teppichgeschäft stehen, während drinnen eifrig gesucht wurde. Übrigens ergebnislos, was nach meiner Vorrede wohl niemanden mehr wundert. Ich wurde wieder hineingewunken. Der Teppich sei "nicht da", man würde weiterhin nach ihm suchen und sich dann bei mir melden. Nicht mal um einen bedauernden Tonfall wurde sich bemüht, von einer Entschuldigung ganz zu schweigen. Ich sagte, dass ich jetzt aber doch etwas beunruhigt sei. Der Teppichhändler nun ungehalten "Keine Sorge, ich brauche Ihren Teppich nicht!"

Jedwede Servilität auf Nimmerwiedersehen verschwunden und sollte ich in ca. 14 Tagen dort erneut hindackeln und auf Herausgabe meines Teppichs bestehen, werde ich wahrscheinlich gemeuchelt. Am besten ist, ich nehme dann den Leihhund mit und dann kann er dort alles vollkotzen.


5 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Annika

    Das ist… also das ist… ich bin sprachlos! Pandemisch, möchte man sagen, aber das Wort ist ja etwas verbrannt seit März letzten Jahres.
    Wärest Du hier oder hier in der Nähe oder ich bei Dir in Berlin oder in der Nähe von Dir in Berlin, dann allerdings würde ich gleich Morgen früh meinen Freundin Angelika anrufen. Die hat nämlich auch einen Hund! Und mit der zusammen könnten wir (zusammen mit meinem Tier) diese Verbrecher in ihrer Teppichhandlung besuchen. Angelikas Hund ist auch etwas größer, ungefähr wie meiner - vielleicht 4,5 cm mehr, dafür ist er nicht ganz so schwer. 15, 20kg weniger, ungefähr. Ich hab ihn aber noch nicht auf dem Arm gehabt. Jedenfalls hat er wie Rumo Haare. Sehr viele Haare. Rumo eher bräunlich, Angelikas Töle weiß wie Schnee. Und die beiden haben sich gar lieb und spielen miteinander, daß es eine Freude ist.
    Das klingt jetzt nicht so aufregend, hat aber einen interessanten Nebeneffekt. Der Hund an sich ist ja nicht dumm, aber uninformiert. So weiß er zwar, daß man im Winter viel Fell ansammeln sollte, es im Frühjahr aber wieder wegwerfen muß. Damit einem nicht zu warm wird. Für Rumo und seine Gespielin jedenfalls ist im Moment Fröhling und sie befinden sich in der Mauser.
    Rumos Hundefedern habe ich schon in werksverschweißten Tupperwarendosen gefunden – die kommen überall hin! Rumos und Daisys Hundefedern fliegen jedenfalls wie eine notgeschlachtete Daunendecke. Da weint jeder Vorwerkhaustürverkäufer und auch der von Hoover klopft nur noch verzweifelt an die Türe, weil er weg will. Die kriegst Du nie wieder raus! Und schon gar nicht aus einem Teppich. Je hochwertiger, desdo Hundefeder.
    Mit den beiden Tierchen (und mir und Angelika) gehen wir in Deine Reinigung und lassen -ganz aus Versehen – im Laden unsere Lieblinge von der Leine. 5 Minuten sollten reichen. Freiwillig geht sowieso keiner zwischen die Beiden und wenn sich der Fellsturm legt, werden sie Dir viel Geld und gute Worte – und mit etwas Glück Deinen Teppich – bieten, damit Du nur wieder gehst. Ein Pfiff, und Daisy kommt. Rumo guckt und schnüffelt noch ein wenig (Rumo! Jetzt sofort!!) und verteilt mit der Pfote noch ein paar Haare,damit sie nicht alle auf einem Haufen liegen.
    Jedenfalls sollten 5 Minuten in der Perser-Abteilung einen ähnlichen Effekt haben, als würdest Du die Auslegeware mit Diesel übergießen.
    Ganz aus Versehen natürlich!

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    1. Hach, und ich dachte, ich wäre pandemiebedingt etwas kleinlich geworden, so eng im Denken, vastehste.
      Sobald du wieder in Berlin bist (das mit dem Teppich scheint sich ja zu ziehen), gehen wir zu dritt mit drei Hunden da rein, jawoll. Leihhund haart nämlich auch wie Sau, am liebsten würde ich ihn vakumisieren, wenn er bei mir ist.

      Tja, und der Teppich: ich habe ihn schon abgeschrieben. Hab's im Gefühl.

      Für deinen Rumo folgen ja nun herrliche Tage unter Null. Ab morgen Ostwind dazu bei minus 11 Grad, das wird die schönste Zeit seines Lebens.

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  2. ich glaube ja, den stinkigen teppich haben sie gleich in den müll geworfen, weil niemand ihn abspülen wollte. wenn sich nichts tut, würde ich mit der verbraucherberatung drohen, der ich den abholzettel bringen wolle. danach kannst du immer noch überlegen, ob sich für dich der aufstand lohnen würde. hat der hund keine haftversicherung?

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    1. Meinste wirklich? Einfach weggeschmissen?

      Versichert ist der Hund, aber jetzt mit ohne Teppichreinigungsrechnung kann man schwer was einreichen.

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  3. In ein paar Tagen sind die 14 Tage um, und hihihi ich freu mich schon.. gib dem Leihhund vorher schön viel zu fressen! Am besten Pansen (zum Stinken) und Thunfisch (zum Kotzen).

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