Montag, 10. April 2017

Männer und ihre Autos

(Mal wieder ein paar unzulässige Verallgemeinerungen. Das schreibt sich so schön schnell weg.)

Allerdings geht es heute um eine Untergruppe. Nämlich sehr alte Männer. Totgeweihte, praktisch. Aber während Ömchen sich überlegt, ob ein neuer Wintermantel noch lohnt, gibt es für einen Mann jeden Tag aufs Neue den genau richtigen Zeitpunkt, ein Auto zu kaufen. Neuwagen, natürlich. Muss bestellt werden. 

Hab erfahren, dass mein Vater sich ein neues Auto kauft. Verständlicherweise, er ist jugendliche 79, aber seinen Rhytmus alle-drei-Jahre-einen-Neuwagen will er beibehalten. Unverdrossen, sag ich mal. Okay, er war früher der beste Autofahrer der Welt und ich habe viel von ihm gelernt ("Der Beschleunigungsstreifen ist zum beschleunigen da"). Ich nehme an, dass er das immer noch beherzigt.

Eine Kollegin erzählte mir, dass ihr Vater derzeit im Krankenhaus liegt, mit Darmkrebs und als man seine Freundin zwecks Besuchs herangekarrt hatte, bekam diese vor seinen Augen einen Herzanfall und fiel tot um. Schnell bestellte er sich einen Neuwagen. Zwar weiß man nicht, ob er überhaupt noch mal nach Hause kommt, aber ich drücke ihm natürlich alle Daumen. 

Der Vater einer Freundin fährt grundsätzlich Volvo, das ist das sicherste Auto. Okay, wenn es aufhört zu regnen, macht er den Scheibenwischer nicht mehr aus und er fährt auch nur noch im zweiten Gang. Majestätisch gleitet er über die Landstraßen und wird von Treckern überholt; das bekommt er aber kaum mit, denn er denkt weiß, er hat Augen wie ein Adler. Aber die niedersächsiche Diaspora verkraftet solches Tun, jedenfalls auf dem Land. 

Noch wunderlicher die alten Herren, die das nötige Kleingeld haben, Autos zu sammeln. Die sich ihr Traumauto kaufen (mit Zertifikat) und dieses neben den Gebrauchswagen in die Garage stellen, der aber auch nie gefahren wird. Die mit ihren Ehefrauen bei Wind und Wetter durch die Stadt hetzen, natürlich mit den Öffentlichen, weil es sich nicht lohnt, für diese kurzen Wege das Auto zu nehmen. Immerhin macht er Berlins Straßen sicherer.

20 Kommentare:

  1. Mein Vater wohnt im Dorf. Er braucht das Auto um zu Edeka zu fahren. Es ist ein dicker SUV ;-)

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  2. Witzig... ich habe Zeit meines Lebens keinerlei Bezug zu Autos gehabt. Null. Für mich ist das einfach Bleck mit 4 Reifen dran, die mich von A nach B bringen. Ich habe Autos immer unter einem rein funktionalen Aspekt betrachtet. Aber da bin ich auch eine Ausnahme. Ich bin auch Beifahrer aus Leidenschaft.

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    1. Ich unterschreibe alles, bis auf den letzten Satz.

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  3. "Männer und ihre Autos" wird es analog zu den alten Männern in naher bis mittlerer Zukunft wohl kaum mehr geben. Alleine schon aus ökonomischen Gründen.

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  4. bei uns war meine mutter der autoanhimmler...wenn es drei tropfen regnete, kam die karre wieder in die garage, wurde abgeledert und beschlossen, den ausflug in die stadt machen wir ein anderes mal.....ich find es immer noch unglaublich

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  5. Wieso man sich für Autos begeistern kann, habe ich (als Mann) noch nie verstanden. Mit Familie eher ein notwendiges Übel, wird die Karre mindestens 10 Jahre gefahren. Und gekauft wird ein preiswertes, solides und funktionales Modell aus Fernost.

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  6. Erst vorgestern GING ich zu Fuß neben einem sehr großen Mercedes, der stilsicher mit Tempo 3,2 nach Links in die Straße ab gebogen ist und mit kontinuierlichem Tempo weiter glitt . Er ca Mitte Achtzig. Ein sicherer Fahrstil auf jeden Fall. Auch dieses Auto glänzte übrigens, wie frisch vom Band. Mein Wagen kann von so einer Behandlung nur träumen.

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    1. Wahrscheinlich noch mit Brille, Modell Imperator.

      Schön auch die, die mit 80 Sachen auf dem Mittelstreifen der Autobahn fahren, weil es "so bequemer ist".

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  7. Haha, jaaaa ^^ jedoch finde ich das erstmal anschnallen. Spiegel einstellen, Blick durch den Rückspiegel immer sehr vorbildlich.
    Kennst du auch die, die ständig Straßensheriff spielen möchten? Da geht es altersmäßig jedoch schon bei Mitte fünfzig los.

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    1. Oh ja, eine ganz besonders schlimme Mutation. Die bremsen auch gerne Radfahrer aus oder hupen sie zu Tode.

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  8. Musste sehr lachen. Wenn du sowas noch schreiben kannst, ist wenigstens diesbezüglich noch nicht "allet Scheiße".

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  9. Mein Vater bremst beim Auffahren auf die Autobahn erstmal ganz stark ab, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dafür nutzt er den Beschleunigungsstreifen. Zur Not muss er stehen bleiben, bis sich endlich eine Lücke auftut in die er mit Vollgas hineinpreschen kann.

    Der Neuwagenkauf der älteren Menschen scheint mir nichts anderes zu sein, als ein Versuch die Götter zu manipulieren ihnen noch genügend Zeit zu geben das Gefährt ausfahren zu können.

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  10. hab eben "niedersächsische darmflora" gelesen anstatt
    Diaspora. die gülle bleibt dieselbe.

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