Dienstag, 10. März 2020

Moribunde bei REWE

Mein guter alter Freund Bodo, seineszeichen Medizingerätetechniker und unbestechlicher Kritiker der gewinnorientierten Krankenhauspolitik und den damit einhergehenden unnützen Operationen, mit denen harmlose Menschen gequält werden, sagte mir entnervt: „Solange du nicht multimorbid und über 80 bist, hast du kaum eine Chance, an Corona zu versterben“. Einerseits beruhigend, andererseits steht da das Wort „kaum“. Tja. ‚Kaum‘ heißt nicht ‚ausgeschlossen‘. 

Ich komme gerade von einem weiteren Hamsterkauf zurück. Ich habe schon eine XXL Packung Klopapier, 3 Beutel Reis, 5 Beutel Nudeln und 2 Tiefkühl Pizzen – das ist weit über das hinaus, was ich üblicherweise im Hause habe. Ich bin eher so auf effizienten Verbrauch aus – Clean-Desk-Prinzip in der Küche – nicht auf’s horten. Im Moment lerne ich das aber ein bißchen. Ich habe auch 20 Eier jetzt. 

Einzig Wasserflaschen in rauen Mengen in meine Wohnung zu schleppen konnte ich mich bisher nicht motivieren. Ich hoffe, dass die Krise nicht so schlimm wird, dass die Techniker bei den Berliner Wasserwerken nicht mehr in der Lage sein werden, meinen Wasserhahn zu befüllen. 

Wir haben jetzt einen Corona Fall in der Firma, aber unsere Corona Task Force (hat jetzt fast jeder) findet nicht, dass wir deshalb alle ins Home Office gehen sollen. Ist ja verständlich: bisher waren pro Tag vielleicht 10 Leute im Home Office. Auf 500 Leute ist die IT-Struktur gar nicht vorbereitet. Und das würde nix anderes bedeuten als Netflixen auf Firmenkosten. Da schreckt die Task Force noch vor zurück.

Seitdem ich davon gehört habe; also von dem Corona Fall, geht es mir stündlich schlechter, aus Solidarität, glaube ich. Seit einigen Stunden habe ich Halsschmerzen und hoffe, dass ich nicht vielleicht doch multimorbid bin. Über 80 kann ich schonmal mit Sicherheit ausschließen; immerhin.
Eine Sorge weniger.

3 Kommentare:

  1. Aus Solidarität krank werden ist zwar eine komische Angewohnheit, kann ich aber voll nachvollziehen.

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  2. Das "kaum" in dem Satz hat eine schwere Last zu tragen.
    Wir hatten bei uns inzwischen drei Verdachtsfälle und haben jeweils die Bude dichtgemacht und die Leute ins Home-Office geschickt. Bislang falscher Alarm. Ich finde das richtig so. Lieber vorsichtig, bevor es zu spät ist.

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  3. Home Office gäbe es bei uns nicht. Ein Fall würde bedeuten, die Bude ist dicht und ich muss stempeln gehen, das macht mich fast so krank (der Gedanke) wie das Unwort des Jahres......oder die Angst davor.....

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