Sonntag, 16. September 2018

Detox Weekend

Mal wieder in die Sommerfrische auf's Land gefahren. Dorthin, wo Funkloch ist. 

Es ist ja so, ich kann mir keinen Film (Doku, Serie) mehr angucken, ohne nicht zwischendurch nach den Schauspielern zu googlen oder den Personen, die die Schauspieler darstellen. Ich weiß jetzt alles über Winston Churchill, Anthony Eden und deren Ehefrauen, Gebrechen und Hobbies. Und wer jetzt noch draufkommt, welche Serie ich mir gerade ansehe, dem/der kann ich nur sagen, so gut gefällt sie mir gar nicht. 

Jedenfalls schau ich viel zu oft auf's Handy. Unangemessen oft. Pathologisch oft, nach meiner Einschätzung. Alles mögliche recherchiere ich nebenbei, dabei bin ich nicht mal bei Twitter, Facebook oder Instagram. Wie schaffen diese Leute noch nebenher einen Beruf auszuüben? Inzwischen soll es Menschen geben, die während der Arbeitszeit eine ganze N*etflix Serie schauen. 

Kurz bevor ich das Funkloch erreiche, melde ich mich per whatsapp bei ein paar Leuten ab, weil ich das ganze Wochenende nicht erreichbar sein werde. 

Himmlische Ruhe, innen wie außen. 

 

   
Naja, so ruhig ist es auch wieder nicht, denn ich habe mir den Hund ausgeliehen und der bellt mitten in der Nacht zweimal ganz laut und ich schrecke aus dem Tiefschlaf hoch. Tagsüber kreist die Kreissäge, weil wir in so einer Einöde sind (am großen Tornowsee), dass man da offenbar auch mal Sonntag sägen darf (und wie mein Gastgeber sagt "Hier ist die Welt noch in Ordnung. Autos werden am Seeufer gewaschen und Öl im See verklappt.") Aber ich wäre eingeschlafen am Seeufer, ohne die Kreissäge. Prinzipiell ist dort wirklich alles in Ordnung, was zur Folge hat, dass neben einem auf dem Boden echte Wasserschlangen ihren Weg aus dem oder zurück ins Wasser suchen. 

Der Hund erweist sich als Wasserhund, er bringt tagein, tagaus das Seeufer in Ordnung. Will sagen, er schleppt alles mögliche Holz aus dem Wasser und möchte, dass wir mit dem modrigem Holz Stöckchen werfen. Er ist im Glück und rettet entweder alle Stöckchen, die wir zuvor ins Wasser werfen, in Rettungsschwimmermanier ("Zieh ihm einen roten Bikini an, ist ja hier wie bei Baywatch") oder patroulliert für sich allein am Ufer herum. 



Ich hingegen fühle mich nach zwei längeren Spaziergängen pro Tag durch die Märkische Schweiz derart ermattet, aber auf eine gute Art, dass ich den Rest der Zeit ebenfalls am Ufer liege, bzw. auf dem Anleger, der ganz leise schaukelt, im Schatten einer Trauerweide, das Handy irgendwo im Haus, sogar bei den "Wanderungen für Schwächlinge" nehme ich es nicht mit, hat auch keinen Sinn, es gönge ohnehin nicht. Als Hypochonder ist das schon eine Mutprobe. Nachher wird mir blümerant und der Hund muss mich aufessen. 

Da ich jedes Mal heil und in einem Stück zurückkomme (ich gehe extra allein, denn die Hausherrin würde mich auf mindestens dreistündige Kraxeleien durch die Märkischen Alpen scheuchen und dem fühle ich mich nicht gewachsen), bin ich beseelt, erstmal, weil ich überlebt habe und zweitens, weil ich so angenehm müde bin, dass ich nicht mal das Buch zur Hand nehme, sondern nur auf's Wasser schaue. Sonst mache ich gar nichts, selbst die Kreissäge stört nicht übermäßig. In den Pausen frotzeln die beiden Männer miteinander und deshalb lache ich öfter, während ich am Wasser liege. 

Vom gegenüberliegenden Ufer kommt auch manchmal Gelächter, denn da campieren Angler und stieren den ganzen Tag nach Beute, hab aber noch nie gesehen, dass die einen Fisch gefangen haben. Obwohl es angeblich riesige Welse geben soll in dem angeblich 17 Meter tiefen See. Ist fast ein sechsstöckiges Gebäude, wenn man 3 Meter Deckenhöhe ausgeht. Deshalb und wegen der Wasserschlangen rudere ich auch nur über den See, anstatt drinnen zu schwimmen. 

Zu zweit steigen wir in eins der Boote und rudern über den vollkommen stillen, klaren See. Am Ufer gegenüber, dort wo keine Gebäude sind, treibt seit Jahren ein Biber sehr erfolgreich sein Unwesen. Bis zu 15 Meter vom Ufer entfernt nagt er Bäume an und am Ufer selbst hat er schon riesige Bäume gefällt, die nun malerisch im Wasser verrotten. Es bleibt aber alles so liegen, nur wenn ein Baum direkt über den Wanderweg fällt, wird in der Mitte ein Stück herausgesägt, damit man nicht drüber steigen muss. 

Und all das ohne Handy. Total offline. Ich fühlte mich wie resettet und nehme mir vor, das Handy zukünftig weitesgehend sich selbst zu überlassen. 

Während ich dies schreibe, habe ich mit ca. fünf Leuten gewhatsappt, einmal nach dem Tornowsee gegoogelt und als ich eine Schreibblockade hatte, mal kurz Spider Solitäre gespielt. Ich muss wohl doch in die Entzugsklinik. 

                                                    ***

P.S. Diese Info aus dem Netz will ich nicht vorenthalten: 

Dieses einfache Mittel hält die Hauswinkelspinne fern. 

Wenn der Herbst kommt, ist auch sie auf dem Vormarsch in Deutschland: die Hauswinkelspinne. Doch das ist noch kein Grund in Panik zu geraten. Dieses Hausmittel ist einfach herzustellen und wird die Spinne fernhalten.Die riesige Hauswinkelspinne verbreitet Angst und Schrecken. Doch mit einem einfachen Hausmittel kannst du sie fern halten: Minze. Verteile 9 Teile Wasser auf 1 Teil Minzöl und besprühe Fenster- und Türrahmen. Wiederhole diese Prozedur nach zwei Tagen. So wirst du die fiesen Achtbeiner ein für allemal los!




6 Kommentare:

  1. Meine allerbeste Annika,
    während ich mich eigentlich noch als die normalste von allen in unserer gäääng wähnte, musste ich im letzten urlaub feststellen, dass ich fast eine woche gebraucht habe, um nicht mehr stündlich auf mein handy zu schielen. danach war es ganz einfach. so ein paar auszeiten im jahr sind wirklich nötig und möglich!
    Es fällt immer sehr unangenehm auf, wenn wir weiber in trauter runde sitzen (geburtstag oder andere schlimme dinge) und eine hört permament sprachnachrichten ihrer kundinnen ab oder spricht welche auf, beantwortet whatsapp und schreibt selbst welche...dann ist das für den rest mega nervig. selbst letztes jahr in afrika stalkte sie ihre kinder (das jüngere hatte sich zu dem zeitpunkt bereits vermehrt, das konnte es alleine...) stündlich und dort wurden ebenfalls kundentermine am strand gemacht...grauenvoll.
    Was mir aber richtig gut gefallen hat, ist dass du genau wie ich während eines filmes leute recherchierst...das habe ich schon gefühlte 2 mille mal gemacht und da lob ich mir doch das internet....ich liebe das, aber deine serie kenn ich nicht. bin gerade etwas serienlos..heul. hab nämlich nur prime und da hab ich alles interessante für mich grade durch weil es nur eine stafel gibt oder nur die erste in prime enthalten ist.....
    und deine urlaubsgegend gefällt mir sehr...erwähnte ich bereits, dass ich jetzt mit dem pflegehund meiner tochter spazieren gehen kann?!!!! Toll! allerdings bedarf es hier noch kleinerer erziehungen...öhöm...oder größerer....

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    1. Stündlich? Das bist du doch noch im grünen Bereich ;)

      So nervig wie deine Freundin bin ich aber nicht. Wenn ich unterwegs bin, schau ich wenig drauf. Ist eher so eine "stille-Kämmerlein-Manie" bei mir.

      Die Serie, die ich schaue: "The Crown" - jeder sagte mir, für mich als Adelsexpertin wäre sie genau das richtige. Ist sie aber nicht, die Bilder so düster, die Darstellerin der Queen macht immerzu ein Sauertopf-Gesicht, der Prinzgemahl schaut dermaßen dämlich aus der Wässche - ick weeß nich...

      Deine Tochter hat einen Pflegehund, den sie gleich an dich weiterreicht? Diese Brut! Welche Rasse? Hab ja gelernt, dass die ganz unterschiedlich funktionieren und unterschwiedlich anstrengend sind. Mit Leihhund habe ich den Jackpot. Verständig, gutmütig und insgesamt allerliebst. Und dann sieht er auch noch sehr gut aus ;) Allerdings haart er wie Sau. Irgendwas ist immer.

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    2. Also das Kind hat mich nicht gezwongen, ich habe mich direkt aufgedrängt, weil es mir mehr Spaß macht mit Hund nochmal ne Runde zu drehen, denn alleine...die Katzen gehen nicht mit bzw. sollen auch nicht...nicht das meine Kleine noch die große weite Welt kennenlernt. Der Leihhund ist ein Old Englisch Bulldogge oder wie man das auch immer schreibt OEB, guckt dämlich, haart nicht, sabbert leider beim essen und trinken aber ist süß..... ich schick dir mal ein Bild vom Baby (11 Monate)

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  2. unsortierte Gedanken:

    Drei Stunden wandern? Da ist man ja gerade warmgelaufen.
    Der Hund haart? Du kannst dir ja mal unseren leihen. Da kannst du dir aus jedem Staubsaugerbeutel noch einen Hund basteln. Zum Ausgleich mach er mehr Dreck als ein Kindergeburtstag bei Regenwetter.
    Handy? Wer in meiner Anwesenheit ständig das Handy abknutscht, muss in Zukunft leider ohne mich auskommen. Das ist einfach nur schlechtes Benehmen, sonst nichts.

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    1. Ich bin definitiv früher warmgelaufen.

      Die Fokussierung auf das Handy ist einerseits schlechtes Benehmen, andererseits scheint aber auch irgend ein Suchtzentrum aktiviert zu sein.

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  3. Während ich hier drauf klickte, weil ich dachte, ich würde etwas darüber erfahren, wie ich meinen Körper detoxe, habe ich überraschender Weise doch einen kurzweiligen Beitrag darüber gelesen, wie die Seele gedetoxt wurde. Ein sehr schöner Beitrag! :) Auch wenn etwas an meinem Ziel vorbei. ;) Ich möchte nämlich gern mal ein Detox-Wochenende für meinen Körper einlegen und suche da noch nach Tipps. Bisher habe ich die Mariendistel als natürliches Detox-Mittel ausfindig gemacht und hoffe auf noch mehr Pflanzen zu stoßen, die meinem Körper etwas gutes tun. :)
    Dir alles Liebe weiterhin!

    Anja

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