Montag, 8. Oktober 2018

Zucker-Junkie


Ich hatte schon mal an anderer Stelle erwähnt, dass ich mein Leben lang finde, ich wiege 10 Kilo zuviel. Und zwar, egal, wieviel ich wiege: immer wünsche ich mir 10 Kilo weniger und alles wäre gut. Das ist im Grunde ein ganz kommoder Zustand. Es ist nicht soviel zuviel, dass mir darüber graue Haare wachsen (nur an schlechten Tagen) und immer noch so überschaubar, dass eine evtl. ernsthaft ins Auge gefasste Gewichtsreduzierung keine Magenverkleinerung nötig macht.

Nun kam ich in eine Situation, also, ich stellte mich auf die Waage und bekam einen riesigen Schreck: ich wiege jetzt 15 Kilo zuviel. Nicht umsonst vermied ich seit Monaten den Schritt auf die Waage. Ich brauchte gar keine Umkleidekabine mehr für den Realitätscheck.

Ich kann so nicht arbeiten.

Also: knallharter Zucker-Detox seit 14 Tagen. Herrschaften, ich frage euch, habt ihr das schon mal gemacht? Also so richtig ernsthaft, komplett ohne Zucker? Auch kein Weißmehl mehr und keine Weintrauben und vor allem keine Milka Vollmilch? Das Leben erscheint einem auf einmal viel weniger lebenswert.

Das ist kein Spaß. Nicht nur, dass ich keine Schokolade mehr essen kann, ich hatte auch hämmernde Kopfschmerzen in den ersten drei Tagen, ein immerwährendes Hungergefühl und die ganze Zeit dachte ich, nur ein Löffel Nutella und es wird mir sofort besser gehen.  Aber ich hatte ja vor dem Entzug rasch noch alles aufgegessen, das war ich mir schuldig.

Ich habe mich belesen, das sind die typischen Entzugserscheinungen, zwischen 4-10 Tagen sollen sie dauern und dann hat man's geschafft und ist fortan der glücklichste Mensch. (Glücklich ohne Schokolade, geht das überhaupt?)

Heute ist der vierzehnte Tag. Ab dem vierten Tag hatte ich endlich keine Kopfschmerzen mehr und tatsächlich bin ich mit einer neuen Vitalität gesegnet, die ich schon längere Zeit nicht mehr verspürt hatte. Am Samstag machte ich eine dreistündige Radtour, aß daheim rasch vier Knäckebrot mit Quark und zwei Tomaten, um dann drei Stunden auf dem Festival of Lights herumzulaufen. 

Hier singt eine berühmte Straßensängerin, deren Namen ich gleich wieder vergessen habe:




Ich fühle mich manchmal noch leicht hungrig, aber nicht mehr so stark, dass ich am liebsten alles hinschmeißen möchte. Ein Apfel ist jetzt meine Süßigkeit, den schneide ich in kleine Stücke, kippe Joghurt drüber und ein paar Walnüsse. In meiner kleinen Welt ist das ab jetzt ein Gedicht.

Ich habe schon vier Kilo abgenommen, was affenartig schnell in dieser Zeit ist - so nicht gewollt, denn nichts ist bekloppter, als schnell abzunehmen. Ist gar nicht mein Ziel. Lieber langsam, so ein Kilo im Monat. Aber so gesehen wiege ich jetzt nur noch 11 Kilo zuviel und damit nähere ich mich schon wieder meiner Komfortzone.


22 Kommentare:

  1. Ich hab es auch schon gemacht, immer mal wieder und dann auch ziemlich konsequent wie du. Kaum noch irgendwas Verarbeitetes, weil die überall, wirklich überall Zucker dranklatschen.

    Drei Tage wird man fast verrückt vor Entzugserscheinungen und Heißhunger, aber dann ist man der entspannteste Mensch überhaupt. Was mir am meisten auffiel, neben der Vitalität, ich habe kein Mittagstief mehr. Müdigkeit am Tag ist jedes Mal komplett weg. Ich schlief besser, war morgens ausgeruhter, hatte Lust auf Sport (ich!!), fand dass meine Haut schöner/glatter wurde, und ein, zwei Kilo verschwanden einfach so. Ohne Zucker war eigentlich alles besser, außer dass eben alles ohne Zucker war. Und dann denke ich mir, dass eine Schokolade mit 80 % Kakao ja wohl nicht so schlimm sein kann und das war dann jedes Mal der Anfang vom Ende der zuckerfreien Phase. Halt durch!

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    1. Ich hab mir vorgenommen, dass ich das jetzt für immer durchhalte. Mit der 70 % Schokolade habe ich natürlich schon geliebäugelt, aber ich kenne mich: dann bin ich sofort wieder drauf. Und ein zweites Mal schaffe ich so einen Entzug nicht. Dass ich es überhaupt geschafft habe, wundert mich mehr als alles andere. Vier Tage lang glaubte ich ernsthaft, mir wird ALLES genommen. Alkoholiker im Entzug können sich nicht viel anders fühlen.

      Aber man wird belohnt.

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    2. P.S. Bester Satz ever: "Ohne Zucker war eigentlich alles besser, außer dass eben alles ohne Zucker war."

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  2. Die ersten sechs Monate dieses Jahres habe ich es geschafft. Nix essen was aus dem Süßigkeiten Regal kommt. Weißmehl esse ich 2-3 mal die Woche. Ein Stück, Abendessen. Trauben esse ich auch.

    Keine Süßigkeiten, keine Fertiggerichte, keinen sonstigen Müll.

    Nach den sechs Monaten hatte ich einen einmonatigen Rückfall. Seit ein Monat und 10 Tagen hab ich das wieder im Griff.

    Bleib dran, Annika. Es zahlt sich aus. Wie du selbst geschrieben hast, die Vitalität, Kraft und Ausdauer verbessert sich. Sogar ohne Sport.

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    1. Ich bleib dran. Und ich laufe viel. Jetzt habe ich ja wieder Lust dazu.

      Dir wünsche ich auch, dass du durchhälst. Good Luck

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  3. Antworten
    1. ...und die deutsche Zuckerindustrie ein Riesenarschloch mit Nebengeräuschen.

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    2. Zucker ist eine Plage. Man kann sich komplett selbst zerlegen damit. Wenn ich bedenke, dass ich nicht mehr müde bin den ganzen Tag, dass mir die Knochen nicht mehr weh tun (was ich für "alterstypisch" hielt), ja, dass ich sogar in langen Meetings den Kopf nicht mehr mit der Hand abstützen muss - es ist erschütternd.

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  4. ich hab mal 3 Monate komplett auf Kohlenhydrate verzichtet. 14 Tage Hölle, danach alles super. Würd ich aber trotzdem nicht mehr machen. ;-)

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    1. Kein Obst, kein Brot, keine Nudeln, kein Müsli etc.
      Fehlt mir die Zeit zu aus Ernährung eine Wissenschaft zu machen und die Lust ständig zu verzichten ;-)

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  5. Antworten
    1. Bingo! Das war sie. Und sie hat erzählt, dass sie seit geraumer Zeit einen Stalker hat. Was ein Elend...

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  6. Lustig, dass du darüber schreibst, ich hatte den Artikel darüber im Kopf, wie ich abgenommen habe.
    Zucker ist Teufelszeug.
    Alle Macht dem Zucker!

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  7. Ich beneide dich bezüglich des Verlustes von 4 kg, die auch mehr als gerne hergeben würde. Abgesehen davon habe ich ein ähnliches - immer zuviel Problem.
    Seufz, das zeugt aber doch auch davon, das Frauen nie zufrieden sind, selbst wenn sie es sein könnten?!
    Allerdings stelle ich mir die komplette Zuckerabstinenz tatsächlich sehr schwierig vor, da ja wirklich in nahezu allem welcher drin ist...
    Ich ziehe meinen Hut vor dir!

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    1. Meine Liebe, ich habe dich als wohlproportionierte, bildhübsche Elfe in Erinnerung. Bleib wie du bist. Keinesfalls müssen 4 Kilo weg. Ich bin da Fachfrau. Trust me;)

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  8. Das ist äußerst entzückend von dir aber Wechseljahre und mir vorher völlig unbekannte Dinge haben in den letzten Jahren meinen Körper verformt...aber ich bleibe hoffnungsvoll ....

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  9. Hallo Annika, danke für das interessante Experiment! Also nicht nach drei Tagen das Handtuch werfen, merke ich mir. Schönes Wochenende!

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