Mittwoch, 25. Januar 2017

Schöner wohnen

Nachdem ich es geschafft habe, eine Runde um den Grunewaldsee zu laufen, auf vereisten, halb angetauten Wegen, mit den falschen Stiefeln, in anderthalb Stunden, weil ich mich auf der Sonnenseite am Zaun langhangeln musste, um mir nicht auch noch die Knochen zu brechen, habe ich meine Eigendiagnose "Herzmuskelentzündung durch verschleppte Grippe" wieder verworfen. 

Leider konnte ich nach dem Lesen des Beipackzettels das für den schnelleren Heilungsprozess verschriebene Antibiotikum dann doch nicht nehmen. Zu gefährlich. Ich heile mich jetzt durch spazieren gehen.

***
Heute schrieb ich meinen Maler an (ich sage das extra so, denn wer meine gesamte Wohnung gemalert hat, geht direkt in meinen Besitz über). Jedenfalls schrieb ich ihm, dass er sich darauf einstellen soll, mir in nächster Zeit mein Schlafzimmer in hellblö zu streichen. Ach, schrieb er zurück, so schnell schon?

Er hatte mir erst vor 6 Wochen alles tiefrot gestrichen, nachdem er mir vor einem Jahr nur eine Wand rot gemalert hatte. Aber die sah ich ja nie, weil es die Wand hinter dem Bett ist. Da hatte ich ja rein gar nichts von und beschloss, ich geh mal auf's Ganze, mir doch egal, was andere sagen, I dit it my way.

Was soll ich sagen: die erste Nacht saß ich fast durchgehend senkrecht im Bett. Hammer. Es ist dunkel, also kann mir die "anregende" Farbe Rot doch gar nix anhaben. Aber nun erzählen mir alle, doch, kann sie, keiner weiß warum, aber sie kann.

Die folgenden Wochen manifestierten sich mittelleichte Schlafstörungen und was auch noch blöd ist: tagsüber sind das ganz blöde Lichtverhältnisse. Rot schluckt Licht, es ist eine Düsternis, eine von der ganz unguten Sorte und meine Sehnsucht nach beige, ganz ganz hellem grün oder blau wird übermächtig. Anders kann es Frauen mit unerfülltem (beliebigen Wunsch eintragen) auch nicht gehen. Da baut sich ein Druck auf, man glaubt es nicht! Mittlerweile schirme ich die Augen ab, wenn ich das Zimmer betrete. 

Eigentlich korrespondiert die Farbe nur noch mit der kleinen Glotze, die fast zeitgleich anfing, ihre letzten Tage einzuläuten. Auf einmal war alles grün, also stellte ich auf schwarz-weiß um; graues Geflimmer vor roter Wand, tut gar nicht weh.

***
Ich fuhr zwischen den Jahren zum Saturn, um eine neue Glotze zu kaufen, genauer gesagt ein Glötzchen, denn da kommt mir natürlich nur ein winzig kleines Ding rein, Hauptsache Sleep-Timer. Wenn ich ganz viel Geld hätte, würde ich mir Möbel kaufen, in denen der Fernseher per Knopdruck lautlos verschwindet, denn ich finde nichts so hässlich wie Fernseher.

Unverichteter Dinge verließ ich den Laden, denn es gibt nur noch Geräte, die man in einem Stadion aufstellen könnte und alle könnten alles sehen, da rotiert doch bestimmt dieser Feng Shui im Grabe. Das olle Ding muss weitermachen, bis es implodiert. 

Tipp: statt fernsehen lieber kommentierte Fotoromane lesen (hier verlinkt: Sex, Drugs und Pferdemist, Teil 1)  aus dem auch sonst empfehlenswerten Blog Von gestern. 

17 Kommentare:

  1. Hab gerade die Bravo-Photostory bei vongestern.com versucht zu lesen. Geht nicht. Pferde- und Pickelallergie. Bin bis zu ihrem Satz »Los, hol Stricke und heißes Wasser!« gekommen, um dann in Disko-Klamotten ein zwei Wochen altes Kalb aus etwas kuhähnlichem zu ziehen. Hmmm
    Hab doch weitergelesen. Kinderschlagen! Das gab’s damals noch. Finde ich ja gut, sowas! Ah, jetzt flüchtet sie ohne jemandem Bescheid zu sagen aus dem Fenster. Der Bravo-Photograph muß aber so eine Ahnung gehabt haben. Hat eine Leiter hingestellt.
    Zieht er ihr jetzt den BH…? Nein.! Die Enttäuschung teile ich, glaube ich, mit einer ganzen Generation!
    In den CD-Hüllen ist Ecstasy versteckt! Ich wußte es! DROGEN! Und während die Disko-Queen Strahl kotzt, wird ihr Lieblingspferd (überschaubar: Sie hat nur eines!) verkauft. Bei Odin! Das gibt Mecker! Ob er ihr jetzt den BH…? Ne, wieder nichts!

    Nö, dazu bin ich wohl nicht erkältet genug!

    Der andere Link. »Macht Haschisch dumm?« Ist mir egal. »Wir haben den Kampf gegen die Internetkriminalität eigentlich schon verloren« Eike Bleibtreu, Bund deutscher Kriminalbeamter. »Im Gegensatz zu Bravo gipps da nackte Möpse!« Ne, das sagte er natürlich nicht genau so. Meinte es aber. Netscape Navigator höchstens 3.0 bring es an den Tag. Mops. Einer. Putzig.
    »Pro und Contra DDR.« Die Vorteile überwogen. Ich glaube, ich werde alt.

    Außerdem läßt meine Erkältung nach. Bei Dir hoffentlich auch, Annika!

    …ach siehste: So einen Fernseher hab ich auch mal gehabt…

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    1. Das hier ist auch schön:
      http://www.vongestern.com/2014/08/tutorial-nicht-mehr-doof-aussehen-1982.html
      Ich finde ja so kommentierte Sachen klasse, und der macht das richtig gut.

      Ja, bei mir wird's auch langsam besser. Darauf einen Eierlikör ;)

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  2. Ohne Hund am Grunewaldsee? Respekt! Das nenne ich Einsatz.

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    1. Wo denkst du hin? Natürlich MIT Hund! Man muss die richtigen Freunde haben. Der ist übrigens nie ausgerutscht.

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    2. Ich kann Dir gerne auch mal "Hund" leihen. Choleras "Hit&Run" kann bei den Glätteverhältnissen lustig sein.

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    3. Naja, ich hab mir Protektoren von Hacke bis Nacke gewünscht. Der Hund sprang andauernd um mich herum, ich glaube, er wollte mich retten. Oder zur Eile antreiben.

      Höhepunkt des Ausflugs war ein riesiger Schäferhund, der mich von hinten ansprang. Früher wäre ich ausgerastet vor Wut und hätte den Hundebesitzer unflätig beschimpft. Heutzutage sage ich milde "Ach, der will doch nur spielen".

      Wenn mir jemand vor anderthalb Jahren gesagt hätte, ich würde mal Hunde gerne haben, den hätte ich einweisen lassen.

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    4. Also, ich habe selbst Hunde und flippe bei so was aus ;-) Die Besitzer reden sich immer raus, auch wenn ihre Köter prollig in meine rennen und dann ein paar Schellen bekommen. Die meisten Hundebesitzer sind ätzend ;-)

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    5. Hat meine Begleitung auch gesagt. Die hätten das ahnden müssen. Aber wo kein Kläger, da kein Richter. Normalerweise bin ich der Typ Lass-mich-ich-muss-mich-da-mal-kurz-reinsteigern, aber in dem Fall überwog meine Begeisterung darüber, das Gekraxel ohne Schwächeanfälle zu meistern.

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    6. Kann ich verstehen. ich musste übrigens sehr herzlich an Dich denken, als ich gerade durch`s Naturschutzgebiet rutschte ;-)

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  3. Hättste doch was gesagt!

    Das Rotexperiment kenne ich aus meiner alten WG. Der betreffende Mitbewohner mutierte zu einem nervösen Nervenbündel, dunkle Ringe unter den Augen. Er versuchte noch ein paar Tage, sich auf die weiß gelassene Zimmerdecke zu konzentrieren, dann zog er aus.

    Der Raum, der leer aussah, wie nach einer orgiastischen Hausschlachtung wurde sodann weiß gestrichen. Also rosa! Denn das Rot war hartnäckig und durchsetzungsfähig. Auch nach dem dritten Farbauftrag. Wahrscheinlich wäre ein Tatortreinigungsteam die bessere Wahl gewesen.

    Deswegen: überleg dir das mit hellblau. Es könnte Flieder werden. Mit einem geselligen Apricot solltest du auf der sicheren Seite sein...

    :o) Schönerwohnenschulz

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    1. Dann wäre wieder alles beim alten. Bei mir war immer alles apricot. Macht sehr gutes Licht. Blau bringt ja immer so eine Kühle rein, die ich im Moment aber für erstrebenswert halte. Ich glaub, mein Maler killt mich schon im Geiste.

      Danke für deine mitreißende Homestory :-)

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  4. gegen die im handel grassierenden riesenfernseher hilft nur eins: noch viel riesigere möbel kaufen. solche riesenmonster, bis auch die riesigste tv-kiste dagegen zum glötzlein wird. glötzchen. schätze, das hilft. irgendwie doch nicht.

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    1. Außer man nennt ein Schloss sein eigen. Da geht so eine Glotze direkt unter. Man verkleidet sie einfach mit Brokat.

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    2. Ich würde mir dann selber auch Brokatkleider kaufen.

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  5. Eine Freundin von mir, she lives on her own, besitzt seit ewigen Zeiten eine Art Camping-Fernseher, ein Mäusekino, Außenhülle "rallye-orange" aus den 70ern, den könnte man auch mit 12V betreiben. Würde mich nicht wundern, wenn das Ding nicht sogar noch in s/w läuft.
    Nein, sie will keinen anderen, reicht ihr völlig, ihr sind schon x Fernseher von Freunden gratis angeboten worden, nein, sie hofft das Ding läuft noch bis zu ihrem Tode.
    So richtig verstehen tue ich das immer noch nicht, Platz genug hätte sie.

    Zum Thema Farbe für eine Wand im Schlafzimmer: Schiefer!
    Hört sich erstmal kalt an, ist es aber nicht.
    https://www.knauf.de/diy/produkte/compact-color.html

    Übrigens genial für die Raumluft, ich nehme es nur noch statt Dispersionsfarbe,
    und nein, ich kriege KEIN Geld von Knauf! ;-)

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    1. Habe ich schon im Wohnzimmer, ich liebe es.

      Fernseher aus den 70ern in rallye-orange... Könnte sie in Berlin Höchstpreise für verlangen :-)

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  6. Es ist vielleicht was spät, aber ich kann als Schlafzimmerwandfarbe ein sattes Sonnengelb-bis-Gelborange nur wärmstens empfehlen, am schönsten mit rötlichen Holztönen bei Fußboden und Mobiliar. Da fühlt sich auch November noch fast sommerlich an.

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