Sonntag, 9. August 2015

Der größte Stones Fan aller Zeiten

Eigentlich war er viel zu jung, um Stones Fan zu sein; die hatten ihre besten Jahre längst hinter sich und waren für uns schon Großväter. Ihn focht das nicht an. Er war vernarrt in Keith Richards und übte fleißg Bass.

Der erste Mann, der mir das Herz brach. Vorher lief das immer andersrum. Nicht, dass ich es darauf anlegte, Gott bewahre. Aber wenn ich mich ausgeliebt hatte, ging ich. Vorsichtig und nach längerem Überlegen. Ich bot Trost, wenn es gewünscht war. Von Brachial-Trennungen halte ich bis heute nichts. "Wenn ich richtig scheiße zu ihr bin, dann fällt es ihr leichter." Blödsinn. Es wird nur noch schwerer. 

Er war immer auf Anmachstufe 3. Das ging mir auf die Nerven. Ich ging ihm aus dem Weg. Ohne Exklusivrechte lief bei mir gar nichts. Und die gäb's bei ihm nicht, das war mir klar. Ich war gefeit, denn ich war nicht gemeint. Ich eine weitere Kerbe? Never. Sein Ego würde auch ohne mich ganz gut klar kommen.

Das spornte ihn an, damit rechnete ich nicht. Er passte mich ab, wo immer ich auftauchte, was nicht schwer war in dem Kaff. Er entdeckte seine alte Freundschaft zu meiner besten Freundin, pflanzte sich am See zu uns. Er lungerte vor der Buchhandlung rum, in der ich lernte. Auch nicht schwer, es gab nur eine. Er rief bei mir zuhause an und spielte meinem verblüfften Vater "Angie" vor. 

Drei Monate belagerte er mich, den ganzen Sommer lang, bis wir uns in einem noch kleineren Kuhkaff auf einer Party trafen. Es war schon sehr spät oder sehr früh, wie auch immer, es legte jemand 'Fool to cry' auf. Er kam auf mich zu, sah mich traurig an, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Das war filmreif. Und ich verloren. Hatte so tapfer gegengehalten, aber wer hätte sich da nicht in sein Unglück gestürzt?

Wir waren drei Jahre zusammen. In diesen drei Jahren haben wir uns kein einziges Mal verabredet. Das war er seinem Ruf schuldig. Wir trafen uns im Dorf oder eben nicht. Dann verkrümelten wir uns, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Er legte weiterhin alles flach, was ging. Ich hatte keine ruhige Minute mehr, ich glaub, das drückt's am besten aus. 

Ich machte 84 Mal Schluss, er bekam mich 84 Mal wieder rum. Ich hatte ja noch keine Ahnung von diesem Nähe-Distanz-Schnickschnack. Jaaa, mit dem Wissen von heute... würde ich den ganzen Scheiß wieder machen, aber ich könnte wenigstens die passende Störung identifizieren und dann fleißig entpersonaliseren.

Nach zwei Jahren war ich so durch, dass ich Hals über Kopf nach Berlin ging. Ich wollte nicht mit 67 immer noch sagen, dass jetzt endgültig Schluss ist. Ein Vierteljahr später, ich hatte mich gerade so erholt, zog er auch nach Berlin und stand plötzlich vor meiner Tür. Als ich neben ihm lag - er schlief schon - dachte ich hoffnungsvoll "Ob es jetzt endlich besser wird?" Er sagte laut und vernehmlich "Nein" - im Schlaf. Das war mal ein Zeichen. Und er hielt sich dran. In Berlin gab's ja noch mehr Frauen.

Dann kam die Graue Eminenz. Ihn bewunderte er so sehr, dass ihm schlagartig klar wurde, dass ich die Liebe seines Lebens bin. Aber da war es zu spät.

5 Kommentare:

  1. Dass Ihr Frauen auch immer auf solche Typen reinfallt...
    ...
    Wollte jetzt noch was intelligentes dazu schreiben - faellt mir aber nix mehr ein dazu... :-)

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    1. Kann ich leider nur unterstreichen ... :-(

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  2. Zeigen diese linken Fotohälften jeweils die gleiche Personen in unterschiedlichen Lebensphasen? Rechts erscheint mir dann besonders feminin für einen Mann...

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  3. Antworten
    1. Hallo Anja, habe versehentlich den Inhalt deines Kommentars gelöscht, möchte dir aber danken: genau dasselbe ging mir auch im Kopf herum :)

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