Sonntag, 14. Februar 2016

Zwei Gene, ach in meiner Brust

Obwohl ich eine sesshafte Seele bin, die Veränderungen nicht besonders gern hat, wohne ich, als ob ich jeden Moment aufbrechen könnte, ohne mich über Gebühr mit Instandsetzungsmaßnahmen beschäftigen zu müssen. 

Ich bin sehr froh über alles, was man nicht in Fliesen bohren muss, sondern an Fliesen kleben kann. Handtuchhalter, Klopapierhalter, etc. Gibt's alles mit Saugnäpfen. Ich überlege sehr genau, ob ich die Bohrmaschine in die Hand nehme, genauer gesagt habe ich gar keine, denn ein kleiner Stahlnagel tut's in der Regel auch. Damit habe ich bisher noch jeden Mann verrückt gemacht.

Genau eine Pflanze habe ich, seit über 20 Jahren, die steht im Sommer auf dem Balkon und im Winter im Hausflur am Fenster, sie scheint sich mit diesem Arrangement abgefunden zu haben, denn sie wächst trotzdem wie bekloppt. Wahrscheinlich ein Schrei nach Aufmerksamkeit.

Mein Keller ist so gut wie leer, was mich ungemein beruhigt; außerdem bin ich die Wegschmeißerin vor dem Herrn. Ich sammle weder Ansichtskarten noch Fotos von Babys, die mir frischgebackene Eltern per Post senden. Sie wandern nach kurzer Betrachtung umgehend in den Mülleimer. Nichts schöner, als den Kleiderschrank auszumisten. Seit einem Jahr nicht getragen? Weg damit.

Bücher sind limitiert, drei Billys doppelreihig befüllt, mehr ist nicht. Für eine gelernte Buchhändlerin ist das beschämend wenig. Bedenke ich, dass ich 99% der Bücher nie wieder lesen werde, ist es absurd viel, aber ich finde Bücherwände schön. Das ist aber auch schon das einzige, was ich jahrelang aufbewahre, nur unwichtige Bücher kommen weg, sonst könnte ich die drei-Billy-Politik auch nicht aufrechterhalten. 

Ich halte auch nichts von Bevorratung. Erst vor kurzem bin ich dazu übergegangen, mir an der Tanke zwei Schachteln Zigaretten zu kaufen, aber das grenzt für mich schon an Blasphemie. Hab eine Freundin, die immer die halbe Drogerie leer kauft und in ihrem Badezimmer Shampoo und Zahnpasta für die nächsten 10 Jahre hortet. Verrückt.

Vor hundertmillionen Jahren habe ich mir in der Knesebeckstraße bei "Glasklar" unkaputtbares milchig weißes Geschirr gekauft. Es ist leider wirklich unzerstörbar und wenn mir nicht mein Ex-Ami sein dramatisch orientalisch gemustertes Geschirr hinterlassen hätte, gäbe es bis heute nichts anderes. Meine Kollegin Bling Bling bewunderte das Design, "Ist das von Versace?" Gott behüte, nein. Beziehungsweise, ich weiß es nicht.

Es ist mir völlig gleichgültig, dass ich kein KPM im Schrank habe. Ich kenne Leute, die könnten aus dem Stand für 200 Leute den Tisch decken, ohne einen Pappteller dazu kaufen zu müssen... was für ein Ballast. 

Schuhtick - was ist das? Lampentick - schon eher. Ich bin die Meisterin der Innenraumbeleuchtung. Allein im Wohnzimmer habe ich neun verschieden große Lampen verteilt, die gütiges Licht verströmen. Davon kann man nun wirklich nicht genug haben. Als mal eine Freundin für längere Zeit ins Krankenhaus musste, habe ich ihr sofort eine kleine Lampe gebracht. Die Beleuchtung dort war unzumutbar und nicht gesundheitsfördernd. 

Merkwürdig, dass ich mich so ungern von einem Ort wegbewege und gleichzeitig dafür sorge, dass ein Weiterziehen mit Minimalaufwand vonstatten gehen würde.

1 Kommentar:

  1. Eine seßhafte Nomadin bist Du, und wer würde schon in die Wand einer Jurte hineindübeln? Bewundernswerter Umgang mit Besitz, inspirierend obendrein. Ich fang gleich mal an auszumisten.

    AntwortenLöschen