Samstag, 21. Mai 2016

Frauen mit tödlichem Männer-Schnupfen

Ich habe eine Kollegin, die mich unentwegt über ihren Gesundheitszustand auf dem Laufenden hält. Zu jeder Tages- und Nachtzeit erhalte ich sms mit ausführlichen Beschreibungen ihrer Befindlichkeiten - ich falle jedes Mal in eine Schockstarre, weil ich nicht weiß, was mich erwartet, denn zur Veranschaulichung ihrer Hautausschläge bekomme ich Live-Bilder. Es bleiben keine Fragen offen, sozusagen. 

Wenn man nicht wüsste, dass sie lediglich Schnupfen und Halsweh hat, könnte man meinem, hier schreibt jemand direkt vom Sterbebett. 

"Mir geht's so schlecht. Bin nur am röcheln und stöhnen - keine Luft, Erstickungsgefühle - und solche Halsschmerzen. Den ganzen Nachmittag hatte ich Fieber. Trotz der vielen Medikamente. Weiß nicht, wie ich schlafen soll, obwohl ich so müde und erschöpft bin."

Okay, sie hat Halsschmerzen. Sie wird überleben, wenn auch nur knapp.

"Heute geht es mir erstmals wieder besser. Bekomme soviel Luft, dass ich nur noch alle zwei Stunden wach werde. Ein Fortschritt. Hals ist leider nur wenig besser, noch dick und etwas heiser, aber auch das wird langsam. Das Fieber war abends auch erstmals weg."

Erstaunlich. Fieber hat doch die Angewohnheit, abends zu steigen. Egal, sie hat noch Vitalfunktionen.

"Danke für deine Genesungswünsche. Leider gibt mir das gar keinen neuen Schwung und Lebensmut. Gestern Vormittag schöpfte ich noch Hoffnung bezüglich der Krankheit, aber am Nachmittag bekam ich eine wirklich schlimme und schmerzhafte (!) Blasenentzündung dazu. Vermutlich wandern die Viren durch den Körper. Es war so schlimm, wie ich es noch nie erlebt habe. Daher haben wir beschlossen, abends vor dem Schlafengehen ein bestimmtes Antibiotikum zu nehmen, die Schmerzen gingen zurück, aber seitdem musste ich ungelogen jede Stunde auf die Toilette."

Ungelogen: ein bestimmtes Antibiotikum ist natürlich besser, als ein unbestimmtes. 

"Schau mal, heute morgen habe ich Ausschlag auf den Schienbeien. Steht auf dem Beipackzettel, kann auftreten - man, bin ich unglücklich."

Das Foto wird mich für die nächsten Tage um den Schlaf bringen.

"Ich bin noch sehr krank. Insbesondere ich habe nachts alle Sunden den Weg zur Toilette gemacht, deswegen traue ich mich nicht, das Penicillin schon abzusetzen, auch wenn der rote Auschlag kochend heiß ist und heute auch weh tut."

Dazu ein anderes Foto. Sie mit Gatten am See, irgendwo in Brandenburg, denn das Hotel war gebucht, beide lachen und sehen sehr wohl aus. 

"Seit 14 Uhr sind wir zurück. Meine Erkrankung ist nur teilweise besser geworden, nach nunmehr 5 Tagen mit Penicillin ist die Blase okay, aber das blöde Grippegefühl ist noch da. Nachts hatte ich wieder etwas Fieber! Und die Stirnhöhle ist vermutlich auch betroffen. Meine Gesichtsmimik tut weh und wenn man die Augenbraue antippt, tut's auch weh."

Ein Satz für die Ewigkeit: 'Meine Gesichtsmimik tut mir weh.'

"Wenn es morgen früh besser ist, komme ich ins Büro. Das bedeutet auch Mega-Stress, es ist soviel zu tun, in so knapper Zeit. Ich muss jetzt eine Schlaftablette nehmen, sonst kann ich vor Nervosität nicht mal schlafen und dass ist nach dem ganzen Penicillin wirklich sehr wichtig."

In der Tat, schlafen ist immer sehr wichtig, ob mit oder ohne Penicillin. Ein paar Tage später eine erneute Hiobsbotschaft:

"Ich bin heute krankgeschrieben. Die Ärztin hat heute Hals und Nase behandelt und Abstriche gemacht."

Du liebe Güte, ich habe Angst, runter zu scrollen, bloß keine Bilder vom Abstrich. 

"Dienstag gibt es die Ergebnisse. Ich habe ein neues kortisonhaltiges Nasenspray bekommen und soll weiter gurgeln und so wenig wie möglich sprechen. Also halte ich mich drei Tage daran."

Aber Gottseidank kann sie noch sms schreiben.

9 Kommentare:

  1. Seit gestern ist mein SMS-Eingang verstopft. Quillt einfach über. Auch mein bestimmter Spam-Filter hilft nicht wirklich gegen die unerwünschten Bildanhänge. Verliere gerade allen Lebensmut. Kann kaum schlafen und hoffe doch so sehr auf ein wenig Ruhe. Ich denke, die Larmoyanz wandert aus den SMS in meinen ganzen Körper.

    Du solltest Madame mit gleicher Münze zurückzahlen. Wie wäre es mit einem hübschen Portrait eines aufgekratzten Mückenstichs und täglichem Communiqué dazu? Ist ja nicht auszuhalten, dieses Gejammer ;-)

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    1. Das würde sie nicht schrecken, ihr Mitgefühl wäre mir sicher :)

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  2. So ein gebuchter Urlaub muss ja enorm auf die Gesundheit schlagen...nur gut, dass sich die Kollegin dank der Krankschreibung ein paar Urlaubstage sichern konnte. Der naechste Beulenpestanfall kommt bestimmt...

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    1. Nein, nein, es handelte sich um eine arbeitgeberfreundliche Wochenenderkrankung.

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  3. Ausnahmslos jede Erkrankung oder Verletzung kann für Männer tödlich enden. Also bitte, dass weiß man doch. *grummel*

    Aber Frauen sterben ja auch gerne mal ganz theatralisch tausend Tode. Beispielsweise wenn sie sich einen Fingernagel abbrechen oder Haarspliss haben. *nörgel*

    Am besten behandelt man derartige Tragödien mit bedingungsloser Liebe und gegenseitigem Verständnis.

    Herzliche Grüße

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  4. Was 'ne Pussy.
    Hat wohl Testosteronüberschuss, die Gute.

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