Donnerstag, 26. Juli 2018

Annika glüht


In meiner verzweifelten Suche nach emissionsfreien Kühlsystemen habe ich eine Kombination gefunden, die geholfen hat. Eimer mit kaltem Wasser für die Haxen, Handy auf white noise Regen gestellt und irgendwie lässt sich das Gehirn beim schlafen tatsächlich davon veralbern - ich wachte in der Früh auf und wollte gleich Bäume ausreißen.

Im Laufe des Tages - verblendet von dem white-noise-Erfolg und den überaus angenehmen Temperaturen im Büro - dachte ich, was kostet die Welt? Na klar nehme ich den Wohnungsbesichtigungstermin um 17 Uhr wahr. Warum denn nicht? Einmal quer durch die Stadt, macht nix, Auto steht in der Tiefgarage und hat ja auch AC - alles easy für jemanden wie mich. Nur kurz hoch in den 6. Stock, Wohnung anschauen, ist ja ein Fahrstuhl dabei, wird super. Ich krieg die Wohnung bestimmt.

Sagen wir mal so: das letzte Mal, dass ich mir eine Wohnung angesehen habe, bekam ich noch Einzeltermine. Draußen standen ca. 30 Leute. Als ich aus dem Auto stieg dachte ich, Oha, is aber schon sehr warm. Obwohl wir im Schatten standen. Ziemlich lange, bis der Makler kam. 

Im Hausflur war es noch stickiger als draußen. Oben angekommen, standen wir alle im Hausflur, auf den Treppenstufen verteilt, weil die Wohnung noch bewohnt war, deshalb durften wir nur in Vierergrüppchen rein. Als ich dran war, war eigentlich schon alles gelaufen: mir zitterten und kribbelten die Beine und in der Wohnung war es noch heißer, denn durch das riesige Balkonfenster knallte die Sonne rein. Ich wurde beinah ohnmächtig. Mich noch in der stinkig und stickig kleinen Küche auf den schwitzenden, wachsbleichen Makler zu stürzen, um Unterlagen auszutauschen? No way. 

Ich taumelte nach draußen. In dieses kochendheiße Haus hätte ich sowieso nie einziehen können, jetzt wo die Erde glüht und auch nicht vorhat, wieder damit aufzuhöen. Da muss ich ins Auenland ziehen oder nach Island, da soll es immer kalt sein. 

Auf dem Heimweg 38 Grad außerhalb des Autos. Zuhause angekommen zwang ich mich auf den Balkon, für 30 Minuten bei 35 Grad im Schatten. Ganz stille sitzen. Nur nicht bewegen. Danach kamen mir die 26 Grad in meiner Wohnung erquickend vor. Für zwei Stunden. 

Dann kam die wirklich schlimme erste tropische Nacht, mit Betonung auf "erste". Hab ich im Radio gehört. Jetzt fängt die Scheiße erst richtig an, sagen die. Vor allem von Samstag auf Sonntag, jahaaa, da werden wir uns noch wundern.

Kapituliere. Werde mich morgen in ein Hotel einbuchen, das klimatisiert ist, solange bis die Planetenoberfläche wieder bewohnbar ist.  Ach nee, falsche Gehaltsgruppe. Ich bleibe im Büro.

3 Kommentare:

  1. Also ich arbeite seit Dienstag nur noch vom Schrebergarten aus, bloß mit dem Allerallernötigsten bekleidet. Eigentlich mit nicht viel mehr als meinem Macbook. Ab 16 Uhr gibt's lecker Pilsken. Schön hier.
    (Viel Glück bei der Wohnungssuche!)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich freue mich, dass du es schön findest, im Schrebergarten zu arbeiten. Ich bin Gottfroh, dass ich in einem klimatisierten Büro sitzen kann!

      Löschen
  2. Bei mir geht es noch. Liegt aber daran, dass Büro kühl ist, Auto im Schatten steht und eine dunkle EG Wohnung jetzt alle Vorzüge präsentiert.

    AntwortenLöschen