Samstag, 21. Juli 2018

Ich werde gentrifiziert

Neulich nachts wache ich um 4 Uhr morgens auf. Denke, was ist das für ein komisches Geräusch? So eine Art Sturm und Regen und Gerausche in der Flora und Fauna direkt vor meinem Fenster, aber in Wellen. An- und abschwellend.

Ich schau konzentriert in die Nacht, versuche das Geräusch einzuordnen, werde wach und wacher und frage mich, was in meinem Vorgarten passiert. Ich tapse ins Wohnzimmer auf den Balkon, weil ich um diese Zeit keine Kraft habe, die Außenjalousie hochzuziehen, denn die ist noch aus der Vorkriegszeit und affig schwer zu bewegen. 

Dann sehe ich, was los ist und heiliger Zorn erfasst mich. Hat der Vermieter einen automatischen Rasensprenger direkt vor dem Schlafzimmer postiert. Und zwar so, dass er die Hauswand ebenso wie den Rasen sprengt. 

Ein Schlag in mein Gesicht, nachdem er mir letzte Woche schon mitgeteilt hat, es wird entweder alles saniert oder das Haus wird verkauft, dann "Müssen Sie sowieso alle hier raus." Ich hab das nicht allzu ernst genommen, denn so schnell schießen die Preußen nicht. 

Ich renne raus und werde klatschnass bei dem Versuch, das Ding im laufenden Betrieb umzusetzen. Den Wasserhahn zu schließen ist nicht möglich, denn dazu braucht man einen Vierkantschlüssel, den ich leider nicht zur Hand habe. Außerdem hat er eine Zeitschaltuhr angedübelt und auf 4.00 Uhr terminiert, was mir einen Tobsuchtsanfall beschert.

In der nächsten Nacht dasselbe. Ich schau raus: er hat das Scheißding wieder vor meinem Schlafzimmer postiert, diesmal allerdings mit Camping-Heringen in der Erde justiert. 

Am nächsten Tag meinen Versicherungsvertreter angerufen und eine Mietrechtsschutzversicherung abgeschlossen. Nun schließt mich bitte alle in euer Abendgebet ein, dass er in den nächsten zwei Monaten (=Wartefrist, bis die Versicherung greift) keine Schriftstücke in meinem Briefkästen hinterlässt, die den Eindruck eines beginnenden Streitfalles hinterlassen könnten. 

Solange muss ich ihn stets anflöten und das nächtliche Geprassel an meinem Fenster ertragen. Und natürlich rühre ich dieses Rasendings auch nicht mehr an. Es gibt Nächte, in denen ich so tief schlafe, dass ich nicht geweckt werde. Und andere.

Dass ich seit neuestem auch keinen Wasserdruck mehr in der Dusche habe, ist sicher nur ein Zufall.

Zwei Monate...


10 Kommentare:

  1. Sie könnten notfalls auch dem Berliner Mieterschutzverein beitreten, dort gibt es m.W. keine Karenzzeit. Grüße, ich drücke die Daumen!
    dvw

    AntwortenLöschen
  2. Merde! Dokumentieren! Höfliche, schriftliche Bitte zur Abhilfe und Einhaltung der Nachtruhe an den Vermieter per Einschreiben (für das Protokoll auch Uhrzeiten notieren). Als Frau allein fühlt man sich oft doppelt hilflos, da das Klischee "Zicke" schnell bedient wird, jedoch nicht stimmt. ATEMÜBUNGEN! Sich nicht auf "Türrahmen-Diskussionen" einlassen und beirren lassen. Sie sind taff genug für distanzierte Höflichkeit! Festes Daumendrücken und hilfreiche Beruhigungs- Tropfen dazu! (bei uns, in anderer "Großstadt", spielt der Mieterverein eher den Vermietern zu).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nee, muss mit allem schriftlichen Kram warten, bis die zwei Monate um sind, sonst Gefahr, dass die Versicherung nicht zahlt. Falls es dann später noch schlimmer wird, datieren die womöglich den Beginn des Streitfalls auf das erste Schreiben.

      Löschen
  3. PS: Vielleicht ist ihm derzeit nur etwas zu hitzig und man sollte ihm Kühl-Akkus an die Waden binden. ;_). Die grundsätzliche Frage ist, ob langfristig (und schon vorsichtig-recherchierend) ein Wohnungs-Wechsel besser wäre, als latent einen Stress- Gartenzwerg, der große Schatten wirft, aushalten zu müssen? Das Herz-Infarkt- Risiko steigt auch bei Frauen...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh, das hört eine Hypochonderin natürlich gerne...

      Löschen
  4. Berliner Mietervereinigung (beinhaltet Rechtschutz). ! Monat Wartefrist. Kannste online abschließen. Bin da auch.
    Viel Glück!

    AntwortenLöschen