Donnerstag, 14. April 2016

Vabali, die Dritte

Jedes Mal, wenn ich da hinkomme, bin ich angepisst, dass ich mich nackich machen muss. Sauna, gut und schön, da muss das, aber weshalb im Pool? Jedes Mal enstpanne ich nach relativ kurzer Zeit und wenn ich abends wieder gehe, bin ich so relaxt, dass ich auch nackt über den Ernst-Reuter-Platz spazieren würde, falls gewünscht. 

Es war so warm, dass wir uns auf die Wiese legten und ich recht schnell in den Schatten musste. Ich legte mich auf so ein Bett, das einem Alkoven gleich mitten in der Landschaft steht, mit flatternden Stoffbahnen, die vom Dach herunterhingen, mein eigenes kleines Hoheitsgebiet. 

Ich bin aber auch aus einem anderen Grund geflüchtet. Es ist ja so: im Vabali schweige ich den lieben langen Tag lang, ich denke nicht mal besonders viel. Ich bin gekommen, um zu liegen. Eine von uns ist aber ein Plappermaul. Das ist ganz gut, wenn man mit ihr im Café sitzt und keine Lust hat zu reden. Aber nicht gut im Vabali. Da will ich meine Ruhe und andere auch. Ich schaute also von meinem King-Size-Bett über die Wiese und schwupps, schlief ich ein. Allet schick. 

Später kam eine von uns angewedelt mit vier kleinen Kärtchen, sie hatte für uns einen Platz ergattert im Dampfbad, am späteren Abend, mit Schlamm-Dingens können wir uns einreiben, macht ne tolle Haut und hinterher gibt es eine Zitronen-Creme und einen Tee, und nein, heiß sei es dort auch nicht. Man würde sogar frieren dort mit dem Schlamm auf der Haut.

Es war 15 Uhr, endlose Stunden voller Muße lagen vor uns. 

Ich ging schwimmen. Und dann rauchen. Zwei Männer setzten sich zu mir. Der eine, klein und ein bißchen wurstig, schwadronierte über einen Mega-Deal, den er abgeschlossen hatte, mit einem leicht hessischem Dialekt.

"Hab ja so abgelost am Montag, die Präsi hatte mir die neue Assistentin gebaut, Talent hat die nicht. Aber gestern hat mir dann die etwas bewährtere Assistentin geholfen, noch abends um sieben hat die sich bereit erklärt, den Schrott rauszuschmeißen, komm, habe ich gesagt, machen wir zusammen, und dann ist der Server abgestürzt, ich hab gekotzt, ich sag dir, wegen so einer Scheiße ist mir schon mal ein Deal geplatzt. Dass die so geizen beim Sale, was hatte ich für Kämpfe, hab denen gesagt, wenn ihr wollt, dass ich das verkaufe, dann muss die Testversion laufen, LAUFEN MUSS DIE, habe ich gesagt."

Seiner Stimme wollte er Härte und Durchsetzungskraft verleihen, raus kam nur weinerliches Zetern. Ich nehme ja an, die erste Assistentin wird sich gedacht haben Mach deinen Scheiß alleine und die zweite war dumm genug, seine Arbeit zu erledigen. 


Wann immer der andere einen Einwurf machte, unterbrach ihn der hessische Napoleon so unwirsch wie brachial und fand sofort zurück zu all den Kretins, von denen er umgeben ist, auf der Suche nach Claqueuren immer mal mit einem Seitenblick zu mir, den ich nicht erwiderte. Wer sich seine Präsi nicht alleine bauen kann und dann die Tippse beschuldigt, hat in meiner Welt sein Lebensrecht verwirkt. 

Ich ging wieder schwimmen. 40 Minuten lang, dann wurde mir so kalt, dass ich ausnahmsweise in die "nur" 55 Grad heiße Saune mitging. Wir kamen rein, da lag ein Mann in mittleren Jahren allein auf der obersten Stufe, hingestreckt, wie Gott ihn schuf... ein Detail irritierte mich (ich dachte erst, ich halluziniere): sein wirklich großer und steifer Schwanz.

Whow, dachte ich, wir haben's immer noch drauf. Whow, dachte ich, wie schafft er das bei dieser Hitze? Ein Wunder der männlichen Willenskraft. Ich verließ, obwohl belustigt, das Etablissement nach zwei Minuten. 55 Grad? Dann lieber eine Präsi bauen.

Als es Zeit wurde für das Schlammbad in der "kalten" Dampfsauna, öffnete ich kurz die Tür, eine affige Schwüle und Hitze schlug mir entgegen. Nee, sagte ich, das macht mal ohne mich und das war gutgetan, denn erstmal standen in der Schlange ein winzig kleiner Promi, der jeden freundlich grüßte, in Begleitung einer resoluten Frau Betreuerin, die er kindisch glucksend zum Kneipp Wassertreten überreden wollte, um die Wartezeit zu überbrücken, enervierend war das. Ich fand ihn im Fernsehen immer ganz integer. 

Und zweitens ein dicker, von oben bis unten behaarter Mann, der sein Handtuch derart knapp unter seinem Bauch gebunden hatte, dass es weniger belästigend gewirkt hätte, wenn er gleich ganz nackt vor uns gestanden hätte. 

Er taxierte jede von uns und wie mir später am Innenpool erzählt wurde, bat er erst die eine, seinen Rücken mit Schlamm einzureiben und dann die andere, ihn mit der Creme einzureiben. Beide waren so perpelx, dass sie es auch getan haben und meinten, ich hätte ihn wahrscheinlich in die ewigen Jagdgründe geschickt. Maybe yes, maybe no, denn auch ich neige zur perplexen Paralyse. Ich lachte sehr, als sie beschrieben, wie sie angewidert und so flüchtig wie möglich seine Bitte erfüllten und er noch Anweisungen gab, die Schultern aber auch.

Männer machen schon komische Sachen. Frauen aber auch. 


P.S. Dies ist auch ein Service Blog: unbedingt die Reis-Bowle essen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen