Samstag, 10. Dezember 2016

Periculum in mora

PROLOG

Ich weiß, sie sind immer da. Auch wenn ich sie nicht sehe. Ich mach mir nix vor. 

***
Komm nach Hause, setz mich auf's Sofa, mach die Beine lang. Plötzlich, eine Gedanke, ich bin nicht allein. Irgendwas ist hinter mir. Kann nicht sein, hinter mir ist nur die Wand. 

Hab das Tablet in der Hand, lese, wurschtel mit meinen Haaren, die mir ins Gesicht fallen. Ich dreh mir einen Hipster-Dutt, aber sie rutschen immer wieder über die Sofakissen, zwischen Lehne und Wand. Ich rutsche auch immer tiefer, werde müde und denke, es wird Zeit, ab ins Bett. 

Steh auf, geh zur Tür, dreh mich noch mal um, bevor ich das Licht lösche.


Da sehe ich sie.

Eine riesige, fette Spinne, ein Monsterexemplar, das genau dort, wo mein Kopf die ganze Zeit war, an der Wand sitzt. Seelenruhig. Dieses degenerierte Miststück, why the hell sitzt sie nicht in irgendeiner Ritze, wie es sich gehört?

Möchte gepflegt überschnappen, aber dazu fehlt mir die Zeit.

Meine größte Sorge: dass die Ausgeburt der Hölle hinter dem Sofa verschwindet, wo ich sie nie wieder finde. Dann muss ich ausziehen, noch heute Nacht. 

Ich kann jetzt keine Gefangenen machen und entgegen meiner üblichen Gepflogenheiten, das Tier mit einem Glas und einer Postkarte zu fangen und auf dem Balkon zu entsorgen, renne ich los zu meiner elektrischen Fliegenklatsche und grille das Riesenviech. 

Fall ins Bett und hab unruhige Träume.


EPILOG

Lag vielleicht auch an der besten Gänsebrust meines Lebens. Unbedingt empfehlenswert: Die Schnitzelei in Charlottenburg. Weltbester Service, affenartig schnell, professionell und zum verlieben charmant.

11 Kommentare:

  1. Der Feind meiner Feinde ist mein Freund.
    Von den europäischen Spinnenarten ist keine einzige dabei die irgendwas vom Menschen will, die jagen ausschliesslich anderes Ungeziefer.
    Bei mir dürfen Spinnen daher ungestört wohnen (ich weiss aber dass ich das niemals Frauen erzählen darf).

    Wenn Du das nächstemal einen Kerl besuchen gehst ... das könnte ich sein. hehe

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  2. Großartig. Ich kenne ja eine Frau, die hätte die 110 gewählt :o)

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    1. Hätte ich auch gerne gemacht, aber hier werden doch gerade die missbräuchlichen Anrufe geahndet.
      Im übrigen befürchte ich, dass die Tarantula hinter oder unter dem Sofa ihre Babys abgelegt hat, ich trau mich aber nicht zu schauen. Man ist einfach nirgendwo mehr sicher in diesem Land.

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    2. Einmal großzügig mit Napalm durch die Butze und dann eine nette Einrichtungsberaterin kontaktieren.

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    3. Eben höre ich, dass es ein Spinnenspray gibt.
      Außerdem war ich sehr tapfer, ich hab gesaugt, hinter und unter dem Sofa und auch sonst unter allen Heizungen und hinter allen Vorhängen. Mit der Taschenlampe. Ich habe Dinge gesehen... frag nicht.

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  3. Ich hab mir für das Auffinden der Spinnen eine Minikamera gekauft, die ich an den Fernseher anschließen konnte. Wenn ich dann die Kamera zB an ihrem Kabel hinter den Schrank baumeln ließ, konnte ich sehen, wie es da wuselte. Grauenhaft. Einmal musste ich ein Fitness-Gerät komplett mit Panzerband einwickeln, als ich entdeckte, dass sich in einem der Metallrohre ein Spinnennest befand. Das Gerät steht seitdem im Keller. Ich geb Dir bei Gelegenheit die Nummer vom argentinier. Der kommt sofort, wenn ich man ihn anruft und sagt, dass man eine Spinne in der Wohnung hat.

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    1. Ich dachte ja, dass du auf der sicheren Seite bist. Katzen jagen doch Spinnen, habe ich mal gehört.
      Aber dass du sogar eine Kamera hast, mit der du die Viecher ortest. Das würden meine Nerven nicht mitmachen. Ich will gar nicht wissen, wo die überall sind. Solange ich sie ruhig an der Wand kleben vorfinde und ich sie dann entsorgen kann, ist alles im grünen Bereich.
      aber seit Freitag stelle ich mir natürlich immer zuvor, wie es gewesen wäre, wenn sich dieses Drecksvieh auf meine Haare gesetzt hätte und mir dann langsam ins Gesicht gekrabbelt wäre. Ich wäre jetzt in Bonnies Ranch oder ich wäre vom SEK erschossen worden, weil ich so geschrien hätte, dass alle Nachbarn 110 gewählt hätten.

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    2. Ich weiß, dass ich jetzt in Berlin kollektiven Ekel-Kreischalarm auslöse, aber es ist wirklich passiert. Paris 1996, "Feinschmeckerrestaurant" auf der Ile de la cité (laut Feinschmeckermagazin ...). Es juckt während des Hauptgangs auf meinem Kopf, ich kratze mich und befördere mit dieser Bewegung eine fette Kakerlake direkt in meine Ente à l'orange. Sie wieselt über meinen Teller, Madame schreit zum Glück nicht, ich auch nicht, aber wir haben die Rechnung geordert ... heute würde ich noch nicht mal bezahlen. Aber zum ersten Mal mit der Liebsten in Paris usw.

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  4. Mensch seid ihr schon weit weg vom "normalen" Leben.
    Die Milch kommt übrigens aus dem Euter der Kühe, und die sind nicht lila. Die Kühe.
    Ich lebe ja in der Nähe eines weltweit bekannten Bauwerks.
    Ergo ist dort manchmal alles voll mit (wahlweise) Angelsachsen, Schlitzaugen oder Slaven. Afrikaner eher weniger, seltsam.......
    Und somit gibt es Berührungspunkte im Wald, wenn man mal unterwegs ist.
    Wenn die dann irgendwas sehen, Käfer, Salamander, Vögel, jesseas ist das immer eine Sensation.
    Man muss sich fragen, in welcher Welt leben diese Leute.
    Plastikwelt würde ich sagen.
    Blöde nur, das die Plastikwelt keine Pflanzen bestäubt.
    Und das man Plastik nicht fressen kann.

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  5. Das war bestimmt Putin, der hat dir die Spinne/n reingeleakt.

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